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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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[Spaltenumbruch]

Baum geschehen: Denn dieses
hartzigte Fett hindert, daß der
Baum seine Nahrung vor sich und
seine Zweige nicht mehr aus der
Erde ziehen kan, dahero muß er,
weil gleichsam alle Gänge seines
Lebens versperret sind, in seinem
Fett ersticken. Aus dieser Wur-
tzel, ingleichen aus denen Aesten
wird das Kien-Oel, so man an
stat des Terpentins brauchet, und
das bekandte Theer gemachet.
Es wächset dieses Holtz, zumah-
len an denen Winter-Lagen, ge-
schwinde in die Höhe, und ist das
Alter dieser Bäume sowol von den
Jahren auf dem abgeschnittenen
Stocke, als auch an denen iedes
Jahr austreibenden, und hernach-
mals an dem Schafft gar merck-
lich ästigen Qvirlein gar leicht ab-
zunehmen. Dieses Holtz darff in
der Jugend durchaus nicht ge-
schneidelt werden, weil sonst der
Safft aus denen Hieben heraus
tritt, und hergegen oben im Gipffel
zurücke bleibet, da es alsdenn
nichts als einen knotichten und
mit Hartz belauffenen unartigen
Stamm giebet. So bald die
brauchbarsten Stämme aus den
Föhrenen Gehöltzen ausgezogen
sind, muß man das übrige unar-
tige und ungeschlachte Holtz sofort
in Scheite schlagen, und sobald,
als möglich, auf die Seite schaf-
fen lassen, damit der junge Anflug
Lufft und Raum bekommen möge.
Das Wildpret gehet diesem Hol-
tze, ohngeachtet seiner starcken
Bitterkeit, sehr nach, zumal aber
Winters-Zeit, da es den etwa
Manns hohen jungen Wuchs zwi-
schen seinen Qvirlen mit den Zäh-
nen so schädlich abschälet, und scha-
bet, daß das Holtz zu nicht gerin-
gem Schaden des Eigenthümers,
[Spaltenumbruch]
weil das Wildpret mehrentheils
das beste und glatteste beschädiget,
verdorret und zu schanden wird.
Die Stämme, so man zu Röhren
brauchen will, soll man nicht so-
wol am mastigen Orten und an der
Winter-Seite, als vielmehr an
der Sommer-Seite hauen lassen,
weil jenes, seines fetten Wuchses
wegen, wenig Kern und viel weis-
sen Spint oder Splint hat, wel-
cher wenig Jahren in der Erden
dauret, so pfleget auch dergleichen
Holtz, wegen des vielen Hartzes,
nicht aufzuqvellen, noch die Röh-
ren zusammen zu halten, dahero
sie, zumal wo das Wasser steigen
und die Röhren einen grossen
Druck haben oder Zwang ausste-
hen sollen, von dem Wind, so in
den Röhren ist, leichtlich und wie
Glas zersprenget, und aus den
Jahren von einander getrieben
werden; dieses aber, so an der
Sommer-Seite und mager er-
wachsen, ziehet das Wasser besser
an sich, wird dahero gantz dichte,
lässet keinen Wind durch, und
börstet folglich auch nicht so leicht-
lich als das fette, weil es auch viel
kleinjähriger, und weit stärcker
von Kern, so dauret es noch eins
so lange in der Erde als jenes.
Die Pfosten, Breter und andere
Sachen, so aus Kiefern gemacht
werden, sonderlich wenn sie wohl
hartzig sind, werden denen von
Tannen und Fichten gemachten,
sowol wegen angenehmen Geruchs
als der Dauerhafftigkeit halber
vorgezogen. Sonderlich aber die-
net auch dieser Baum, wenn er
zur Gnüge ausgewachsen, und ei-
nen rechten und vollkommenen
Schafft und Stamm hat, zu
Mast-Bäumen, weil er ein festes,
und in einander verwimmertes

Holtz

[Spaltenumbruch]

Foͤ
Baum geſchehen: Denn dieſes
hartzigte Fett hindert, daß der
Baum ſeine Nahrung vor ſich und
ſeine Zweige nicht mehr aus der
Erde ziehen kan, dahero muß er,
weil gleichſam alle Gaͤnge ſeines
Lebens verſperret ſind, in ſeinem
Fett erſticken. Aus dieſer Wur-
tzel, ingleichen aus denen Aeſten
wird das Kien-Oel, ſo man an
ſtat des Terpentins brauchet, und
das bekandte Theer gemachet.
Es waͤchſet dieſes Holtz, zumah-
len an denen Winter-Lagen, ge-
ſchwinde in die Hoͤhe, und iſt das
Alter dieſer Baͤume ſowol von den
Jahren auf dem abgeſchnittenen
Stocke, als auch an denen iedes
Jahr austreibenden, und hernach-
mals an dem Schafft gar merck-
lich aͤſtigen Qvirlein gar leicht ab-
zunehmen. Dieſes Holtz darff in
der Jugend durchaus nicht ge-
ſchneidelt werden, weil ſonſt der
Safft aus denen Hieben heraus
tritt, und hergegen oben im Gipffel
zuruͤcke bleibet, da es alsdenn
nichts als einen knotichten und
mit Hartz belauffenen unartigen
Stamm giebet. So bald die
brauchbarſten Staͤmme aus den
Foͤhrenen Gehoͤltzen ausgezogen
ſind, muß man das uͤbrige unar-
tige und ungeſchlachte Holtz ſofort
in Scheite ſchlagen, und ſobald,
als moͤglich, auf die Seite ſchaf-
fen laſſen, damit der junge Anflug
Lufft und Raum bekommen moͤge.
Das Wildpret gehet dieſem Hol-
tze, ohngeachtet ſeiner ſtarcken
Bitterkeit, ſehr nach, zumal aber
Winters-Zeit, da es den etwa
Manns hohen jungen Wuchs zwi-
ſchen ſeinen Qvirlen mit den Zaͤh-
nen ſo ſchaͤdlich abſchaͤlet, und ſcha-
bet, daß das Holtz zu nicht gerin-
gem Schaden des Eigenthuͤmers,
[Spaltenumbruch]
Foͤ
weil das Wildpret mehrentheils
das beſte und glatteſte beſchaͤdiget,
verdorret und zu ſchanden wird.
Die Staͤmme, ſo man zu Roͤhren
brauchen will, ſoll man nicht ſo-
wol am maſtigen Orten und an der
Winter-Seite, als vielmehr an
der Sommer-Seite hauen laſſen,
weil jenes, ſeines fetten Wuchſes
wegen, wenig Kern und viel weiſ-
ſen Spint oder Splint hat, wel-
cher wenig Jahren in der Erden
dauret, ſo pfleget auch dergleichen
Holtz, wegen des vielen Hartzes,
nicht aufzuqvellen, noch die Roͤh-
ren zuſammen zu halten, dahero
ſie, zumal wo das Waſſer ſteigen
und die Roͤhren einen groſſen
Druck haben oder Zwang ausſte-
hen ſollen, von dem Wind, ſo in
den Roͤhren iſt, leichtlich und wie
Glas zerſprenget, und aus den
Jahren von einander getrieben
werden; dieſes aber, ſo an der
Sommer-Seite und mager er-
wachſen, ziehet das Waſſer beſſer
an ſich, wird dahero gantz dichte,
laͤſſet keinen Wind durch, und
boͤrſtet folglich auch nicht ſo leicht-
lich als das fette, weil es auch viel
kleinjaͤhriger, und weit ſtaͤrcker
von Kern, ſo dauret es noch eins
ſo lange in der Erde als jenes.
Die Pfoſten, Breter und andere
Sachen, ſo aus Kiefern gemacht
werden, ſonderlich wenn ſie wohl
hartzig ſind, werden denen von
Tannen und Fichten gemachten,
ſowol wegen angenehmen Geruchs
als der Dauerhafftigkeit halber
vorgezogen. Sonderlich aber die-
net auch dieſer Baum, wenn er
zur Gnuͤge ausgewachſen, und ei-
nen rechten und vollkommenen
Schafft und Stamm hat, zu
Maſt-Baͤumen, weil er ein feſtes,
und in einander verwimmertes

Holtz
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[0426] Foͤ Foͤ Baum geſchehen: Denn dieſes hartzigte Fett hindert, daß der Baum ſeine Nahrung vor ſich und ſeine Zweige nicht mehr aus der Erde ziehen kan, dahero muß er, weil gleichſam alle Gaͤnge ſeines Lebens verſperret ſind, in ſeinem Fett erſticken. Aus dieſer Wur- tzel, ingleichen aus denen Aeſten wird das Kien-Oel, ſo man an ſtat des Terpentins brauchet, und das bekandte Theer gemachet. Es waͤchſet dieſes Holtz, zumah- len an denen Winter-Lagen, ge- ſchwinde in die Hoͤhe, und iſt das Alter dieſer Baͤume ſowol von den Jahren auf dem abgeſchnittenen Stocke, als auch an denen iedes Jahr austreibenden, und hernach- mals an dem Schafft gar merck- lich aͤſtigen Qvirlein gar leicht ab- zunehmen. Dieſes Holtz darff in der Jugend durchaus nicht ge- ſchneidelt werden, weil ſonſt der Safft aus denen Hieben heraus tritt, und hergegen oben im Gipffel zuruͤcke bleibet, da es alsdenn nichts als einen knotichten und mit Hartz belauffenen unartigen Stamm giebet. So bald die brauchbarſten Staͤmme aus den Foͤhrenen Gehoͤltzen ausgezogen ſind, muß man das uͤbrige unar- tige und ungeſchlachte Holtz ſofort in Scheite ſchlagen, und ſobald, als moͤglich, auf die Seite ſchaf- fen laſſen, damit der junge Anflug Lufft und Raum bekommen moͤge. Das Wildpret gehet dieſem Hol- tze, ohngeachtet ſeiner ſtarcken Bitterkeit, ſehr nach, zumal aber Winters-Zeit, da es den etwa Manns hohen jungen Wuchs zwi- ſchen ſeinen Qvirlen mit den Zaͤh- nen ſo ſchaͤdlich abſchaͤlet, und ſcha- bet, daß das Holtz zu nicht gerin- gem Schaden des Eigenthuͤmers, weil das Wildpret mehrentheils das beſte und glatteſte beſchaͤdiget, verdorret und zu ſchanden wird. Die Staͤmme, ſo man zu Roͤhren brauchen will, ſoll man nicht ſo- wol am maſtigen Orten und an der Winter-Seite, als vielmehr an der Sommer-Seite hauen laſſen, weil jenes, ſeines fetten Wuchſes wegen, wenig Kern und viel weiſ- ſen Spint oder Splint hat, wel- cher wenig Jahren in der Erden dauret, ſo pfleget auch dergleichen Holtz, wegen des vielen Hartzes, nicht aufzuqvellen, noch die Roͤh- ren zuſammen zu halten, dahero ſie, zumal wo das Waſſer ſteigen und die Roͤhren einen groſſen Druck haben oder Zwang ausſte- hen ſollen, von dem Wind, ſo in den Roͤhren iſt, leichtlich und wie Glas zerſprenget, und aus den Jahren von einander getrieben werden; dieſes aber, ſo an der Sommer-Seite und mager er- wachſen, ziehet das Waſſer beſſer an ſich, wird dahero gantz dichte, laͤſſet keinen Wind durch, und boͤrſtet folglich auch nicht ſo leicht- lich als das fette, weil es auch viel kleinjaͤhriger, und weit ſtaͤrcker von Kern, ſo dauret es noch eins ſo lange in der Erde als jenes. Die Pfoſten, Breter und andere Sachen, ſo aus Kiefern gemacht werden, ſonderlich wenn ſie wohl hartzig ſind, werden denen von Tannen und Fichten gemachten, ſowol wegen angenehmen Geruchs als der Dauerhafftigkeit halber vorgezogen. Sonderlich aber die- net auch dieſer Baum, wenn er zur Gnuͤge ausgewachſen, und ei- nen rechten und vollkommenen Schafft und Stamm hat, zu Maſt-Baͤumen, weil er ein feſtes, und in einander verwimmertes Holtz

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/426>, abgerufen am 22.11.2024.