Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Fri allen Uibungen, nur allein zumlangen Lauffen nicht, ob es wol geschwind genug lauffen kan. Man muß es aber nicht in die Weite zu zwingen begehren; denn es hat so viel Athem nicht, als das Bar- barische Pferd; Jedoch wenn ein schwerer und wohl gewaffneter Reuter sich auf einen Barber setz- te, und ein anderer von eben sol- chem Gewichte auf einen Frieß- länder; so ist es gewiß, daß des letztern Stärcke den Barber der- gestalt übertreffen würde, daß ich glaubte, es sollte der Frießländer so wohl und lange lauffen, als der Barber. Fringoter, Singen und zwitschern als ein Frischen, Heisset bey den wilden Sauen Frischling, Wird ein junges wildes Fröttel, Frettel, Jst ein kleines vierfüßiges wil- Fro Füßlein; wiewol es auch Fröttelngiebt, so bunt und scheckicht, von oben röthlich oder Leberfärbig, un- ten am Bauch aber gantz weißlicht sind. Jhr gewöhnlicher Auffent- halt ist in denen größten Wild- nissen und Einöden, ihre Nahrung aber bestehet in Wildpret von Ca- ninichen, auch in Fischen, Vögeln und Honig, als welchem letztern sie insonderheit sehr nachstellen. Das Weiblein gehet gantzer vier- tzig Tage trächtig, und setzet öffters fünff, sechs, sieben bis acht Jun- ge auf einmal; diese sind dreyßig Tage blind, und wenn sie etwan sechs oder sieben Wochen ihr Ge- sichte gehabt, kan man sie schon zur Hatz der wilden Caninichen gebrauchen, worbey man ihnen ei- ne Schelle an den Hals, den Ca- ninichen eine mehrere Furcht ein- zujagen, zuweilen aber auch ein kleines Maul-Körblein von Leder anzuhängen pfleget, damit sie zwar wol die Caninichen stossen, aber nicht beissen können, wenn sie die- selbigen aus ihren Schlupf-Löchern heraus treiben müssen. Die Fröt- teln pflegen, so offt sie erzörnet und erhitzet sind, einen starcken Bisam-Geruch, wie die Marder von sich zu geben. Front, le front du cheval, Die Pferdes-Stirn hat ihren Fron- D d 2
[Spaltenumbruch] Fri allen Uibungen, nur allein zumlangen Lauffen nicht, ob es wol geſchwind genug lauffen kan. Man muß es aber nicht in die Weite zu zwingen begehren; denn es hat ſo viel Athem nicht, als das Bar- bariſche Pferd; Jedoch wenn ein ſchwerer und wohl gewaffneter Reuter ſich auf einen Barber ſetz- te, und ein anderer von eben ſol- chem Gewichte auf einen Frieß- laͤnder; ſo iſt es gewiß, daß des letztern Staͤrcke den Barber der- geſtalt uͤbertreffen wuͤrde, daß ich glaubte, es ſollte der Frießlaͤnder ſo wohl und lange lauffen, als der Barber. Fringoter, Singen und zwitſchern als ein Friſchen, Heiſſet bey den wilden Sauen Friſchling, Wird ein junges wildes Froͤttel, Frettel, Jſt ein kleines vierfuͤßiges wil- Fro Fuͤßlein; wiewol es auch Froͤttelngiebt, ſo bunt und ſcheckicht, von oben roͤthlich oder Leberfaͤrbig, un- ten am Bauch aber gantz weißlicht ſind. Jhr gewoͤhnlicher Auffent- halt iſt in denen groͤßten Wild- niſſen und Einoͤden, ihre Nahrung aber beſtehet in Wildpret von Ca- ninichen, auch in Fiſchen, Voͤgeln und Honig, als welchem letztern ſie inſonderheit ſehr nachſtellen. Das Weiblein gehet gantzer vier- tzig Tage traͤchtig, und ſetzet oͤffters fuͤnff, ſechs, ſieben bis acht Jun- ge auf einmal; dieſe ſind dreyßig Tage blind, und wenn ſie etwan ſechs oder ſieben Wochen ihr Ge- ſichte gehabt, kan man ſie ſchon zur Hatz der wilden Caninichen gebrauchen, worbey man ihnen ei- ne Schelle an den Hals, den Ca- ninichen eine mehrere Furcht ein- zujagen, zuweilen aber auch ein kleines Maul-Koͤrblein von Leder anzuhaͤngen pfleget, damit ſie zwar wol die Caninichen ſtoſſen, aber nicht beiſſen koͤnnen, wenn ſie die- ſelbigen aus ihren Schlupf-Loͤchern heraus treiben muͤſſen. Die Froͤt- teln pflegen, ſo offt ſie erzoͤrnet und erhitzet ſind, einen ſtarcken Biſam-Geruch, wie die Marder von ſich zu geben. Front, le front du cheval, Die Pferdes-Stirn hat ihren Fron- D d 2
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Fri
Fro
allen Uibungen, nur allein zum
langen Lauffen nicht, ob es wol
geſchwind genug lauffen kan. Man
muß es aber nicht in die Weite zu
zwingen begehren; denn es hat ſo
viel Athem nicht, als das Bar-
bariſche Pferd; Jedoch wenn ein
ſchwerer und wohl gewaffneter
Reuter ſich auf einen Barber ſetz-
te, und ein anderer von eben ſol-
chem Gewichte auf einen Frieß-
laͤnder; ſo iſt es gewiß, daß des
letztern Staͤrcke den Barber der-
geſtalt uͤbertreffen wuͤrde, daß ich
glaubte, es ſollte der Frießlaͤnder
ſo wohl und lange lauffen, als der
Barber.
Fringoter,
Singen und zwitſchern als ein
Vogel, mit der Stimme abbre-
chen.
Friſchen,
Heiſſet bey den wilden Sauen
ſo viel als bey den zahmen Schwei-
nen das Werffen oder Ferckeln.
Friſchling,
Wird ein junges wildes
Schwein im erſten Jahre genen-
net; im andern Jahre heiſſet es ein
jaͤhriger Friſchling.
Froͤttel, Frettel,
Jſt ein kleines vierfuͤßiges wil-
des Thier, von dem Geſchlecht der
Wieſel, daher es auch im Lateini-
ſchen von einigen Muſtela ſilve-
ſtris vel ruſtica genennet wird.
Dieſes Thierlein, welches ſich zahm
machen, und auf die Caninichen-
Jagd wohl abrichten laͤßt, iſt et-
was groͤſſer, als ein Eichhoͤrnlein,
ſchlanck und laͤnglicht vom Leibe,
weißgelbichter Farbe, hat ſchoͤne
rothe Augen, und gar niedrige
Fuͤßlein; wiewol es auch Froͤtteln
giebt, ſo bunt und ſcheckicht, von
oben roͤthlich oder Leberfaͤrbig, un-
ten am Bauch aber gantz weißlicht
ſind. Jhr gewoͤhnlicher Auffent-
halt iſt in denen groͤßten Wild-
niſſen und Einoͤden, ihre Nahrung
aber beſtehet in Wildpret von Ca-
ninichen, auch in Fiſchen, Voͤgeln
und Honig, als welchem letztern
ſie inſonderheit ſehr nachſtellen.
Das Weiblein gehet gantzer vier-
tzig Tage traͤchtig, und ſetzet oͤffters
fuͤnff, ſechs, ſieben bis acht Jun-
ge auf einmal; dieſe ſind dreyßig
Tage blind, und wenn ſie etwan
ſechs oder ſieben Wochen ihr Ge-
ſichte gehabt, kan man ſie ſchon
zur Hatz der wilden Caninichen
gebrauchen, worbey man ihnen ei-
ne Schelle an den Hals, den Ca-
ninichen eine mehrere Furcht ein-
zujagen, zuweilen aber auch ein
kleines Maul-Koͤrblein von Leder
anzuhaͤngen pfleget, damit ſie zwar
wol die Caninichen ſtoſſen, aber
nicht beiſſen koͤnnen, wenn ſie die-
ſelbigen aus ihren Schlupf-Loͤchern
heraus treiben muͤſſen. Die Froͤt-
teln pflegen, ſo offt ſie erzoͤrnet
und erhitzet ſind, einen ſtarcken
Biſam-Geruch, wie die Marder
von ſich zu geben.
Front, le front du cheval,
Die Pferdes-Stirn hat ihren
Ort, nechſt unter dem Vorder-
Haupt, zwiſchen den Augen, er-
ſtreckt ſich oben von dem Bein der
Hirnſchale bis zu den obern Kinn-
backen bedeckt mit ihrem Obertheil
das Hirn, und mit dem untern
die ſchwammigte Beine, ſamt dem
Jnſtrument des Geruchs, ſo in
dieſem Thier auf das allerkuͤnſt-
lichſte zubereitet und gemacht iſt.
V. Pferd-Anatomie I Tom. p. 54.
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