Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Geo mal die ordentlichen Zeitungengründlich verstehen. Geometria, Meß-Kunst, Feld-Meß-Kunst, Geräusche, Nennet man das Hertz, die Lun- Gerecht, Heißt so viel als verständig, Gereichen, Heißt, wenn der Weidemann Gereut Lerche, Jst ein kleiner Vogel, welcher Ger eine Lerche, am Kopff und Rü-cken aber Aschenfarb, doch etwas mit grauen Federn vermischet, der Schwantz hingegen ist einfärbig, wie der Schwantz an den Lerchen. Der Schnabel ist gäntzlich, wie ein Bachsteltzen-Schnabel, doch nicht so schwartz, sondern an der Farbe, wie ein Lerchen-Schna- bel. Die Leibes-Gestalt ist hoch- beinigt, wie der andern Bachstel- tzen, also daß dieser Vogel mehr eine Gereut-Bachsteltze als Ge- reut-Lerche genennet werden kan. Den Vornahmen Gereut haben sie daher, weil sie zu der Zeit, da sie die Brut antreten, und den gantzen Sommer über, an bergig- ten Gegenden, und meistens, wo Holtz ausgereutet wird, sich auf- zuhalten pflegen. Jhre Eyer le- gen sie an oder unter alte Stöcke und Baum-Wurtzeln, in Wach- older-Büschlein, oder auch nur ins blosse Gras, und brüten sol- che im Junio oder Julio aus, an- gesehen sie ihre Brut erst um Ja- cobi endigen. Wenn man wäh- render solcher Zeit nahe bey ihrem Nest kommt, so verrathen sie sich selbst mit vielem Geschrey, dabey sie immerdar die Würme, so sie den Jungen bringen wollen, im Schnabel behalten. Jhr Strich gehet gleich mit Jacobi an, und währet bis Bartholomäi, sie werden aber niemals mit grossen Schaaren gesehen, sondern pfle- gen sich auch an den Orten, wo sie in grosser Menge brüten, so stille davon zu machen, daß man nicht weiß, wo sie hingekommen. Der Widerstrich dieses Vogels ist im April, da man denn in der Mitten dieses Monats einen lu- stigen Fang mit ihnen anstellen kan: Denn er erwehlt sich gewisse Bäume
[Spaltenumbruch] Geo mal die ordentlichen Zeitungengruͤndlich verſtehen. Geometria, Meß-Kunſt, Feld-Meß-Kunſt, Geraͤuſche, Nennet man das Hertz, die Lun- Gerecht, Heißt ſo viel als verſtaͤndig, Gereichen, Heißt, wenn der Weidemann Gereut Lerche, Jſt ein kleiner Vogel, welcher Ger eine Lerche, am Kopff und Ruͤ-cken aber Aſchenfarb, doch etwas mit grauen Federn vermiſchet, der Schwantz hingegen iſt einfaͤrbig, wie der Schwantz an den Lerchen. Der Schnabel iſt gaͤntzlich, wie ein Bachſteltzen-Schnabel, doch nicht ſo ſchwartz, ſondern an der Farbe, wie ein Lerchen-Schna- bel. Die Leibes-Geſtalt iſt hoch- beinigt, wie der andern Bachſtel- tzen, alſo daß dieſer Vogel mehr eine Gereut-Bachſteltze als Ge- reut-Lerche genennet werden kan. Den Vornahmen Gereut haben ſie daher, weil ſie zu der Zeit, da ſie die Brut antreten, und den gantzen Sommer uͤber, an bergig- ten Gegenden, und meiſtens, wo Holtz ausgereutet wird, ſich auf- zuhalten pflegen. Jhre Eyer le- gen ſie an oder unter alte Stoͤcke und Baum-Wurtzeln, in Wach- older-Buͤſchlein, oder auch nur ins bloſſe Gras, und bruͤten ſol- che im Junio oder Julio aus, an- geſehen ſie ihre Brut erſt um Ja- cobi endigen. Wenn man waͤh- render ſolcher Zeit nahe bey ihrem Neſt kommt, ſo verrathen ſie ſich ſelbſt mit vielem Geſchrey, dabey ſie immerdar die Wuͤrme, ſo ſie den Jungen bringen wollen, im Schnabel behalten. Jhr Strich gehet gleich mit Jacobi an, und waͤhret bis Bartholomaͤi, ſie werden aber niemals mit groſſen Schaaren geſehen, ſondern pfle- gen ſich auch an den Orten, wo ſie in groſſer Menge bruͤten, ſo ſtille davon zu machen, daß man nicht weiß, wo ſie hingekommen. Der Widerſtrich dieſes Vogels iſt im April, da man denn in der Mitten dieſes Monats einen lu- ſtigen Fang mit ihnen anſtellen kan: Denn er erwehlt ſich gewiſſe Baͤume
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Geo
Ger
mal die ordentlichen Zeitungen
gruͤndlich verſtehen.
Geometria,
Meß-Kunſt, Feld-Meß-Kunſt,
iſt eine Mathematiſche Wiſſen-
ſchafft, welche lehret, wie man
einen groſſen oder kleinen Coͤrper
nach ſeiner Laͤnge, Breite und Hoͤ-
he abmeſſen ſoll. Die Theoreti-
ſche Geometrie unterſuchet die
Wiſſenſchafften durch allerhand
ſinnreiche Vernunfft-Schluͤſſe.
Die Practiſche aber vollfuͤhret ſel-
bige auf dem Pappier, Holtz, Me-
tall, oder ſonderlich auf der Erde
und im Felde. Will ein Cavalier
in der Kriegs-Bau-Kunſt ſich um-
ſehen, ſo iſt es unmoͤglich, daß
er darinne was gruͤndliches leiſten
kan, woferne er ſich nicht vorher
in der Geometrie feſte geſetzet hat.
Auch in Civil-Sachen hat dieſel-
be ihren groſſen Nutzen.
Geraͤuſche,
Nennet man das Hertz, die Lun-
ge und Leber, oder das Eingeweide
von den wilden Thieren.
Gerecht,
Heißt ſo viel als verſtaͤndig,
geuͤbt, erfahren, kundig. ſ. Forſt-
gerecht, it. Hirſch-gerecht, it.
Holtz-gerecht, it. Jagd-gerecht.
Gereichen,
Heißt, wenn der Weidemann
den Habicht nachfliegen laͤßt.
Gereut Lerche,
Jſt ein kleiner Vogel, welcher
zwar an der Farbe einer Lerche,
an der Bewegung ſeines Schwan-
tzes, und in andern Stuͤcken aber
einer Bachſteltze, ſehr gleich
kommt: Denn an der Bruſt iſt
er duͤpfflicht oder ſprencklicht, wie
eine Lerche, am Kopff und Ruͤ-
cken aber Aſchenfarb, doch etwas
mit grauen Federn vermiſchet, der
Schwantz hingegen iſt einfaͤrbig,
wie der Schwantz an den Lerchen.
Der Schnabel iſt gaͤntzlich, wie
ein Bachſteltzen-Schnabel, doch
nicht ſo ſchwartz, ſondern an der
Farbe, wie ein Lerchen-Schna-
bel. Die Leibes-Geſtalt iſt hoch-
beinigt, wie der andern Bachſtel-
tzen, alſo daß dieſer Vogel mehr
eine Gereut-Bachſteltze als Ge-
reut-Lerche genennet werden kan.
Den Vornahmen Gereut haben
ſie daher, weil ſie zu der Zeit, da
ſie die Brut antreten, und den
gantzen Sommer uͤber, an bergig-
ten Gegenden, und meiſtens, wo
Holtz ausgereutet wird, ſich auf-
zuhalten pflegen. Jhre Eyer le-
gen ſie an oder unter alte Stoͤcke
und Baum-Wurtzeln, in Wach-
older-Buͤſchlein, oder auch nur
ins bloſſe Gras, und bruͤten ſol-
che im Junio oder Julio aus, an-
geſehen ſie ihre Brut erſt um Ja-
cobi endigen. Wenn man waͤh-
render ſolcher Zeit nahe bey ihrem
Neſt kommt, ſo verrathen ſie ſich
ſelbſt mit vielem Geſchrey, dabey
ſie immerdar die Wuͤrme, ſo ſie
den Jungen bringen wollen, im
Schnabel behalten. Jhr Strich
gehet gleich mit Jacobi an, und
waͤhret bis Bartholomaͤi, ſie
werden aber niemals mit groſſen
Schaaren geſehen, ſondern pfle-
gen ſich auch an den Orten, wo
ſie in groſſer Menge bruͤten, ſo
ſtille davon zu machen, daß man
nicht weiß, wo ſie hingekommen.
Der Widerſtrich dieſes Vogels iſt
im April, da man denn in der
Mitten dieſes Monats einen lu-
ſtigen Fang mit ihnen anſtellen
kan: Denn er erwehlt ſich gewiſſe
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