Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Get von einem Ey, mache ein Pflasterdaraus, und binde es auf; oder nehme gestossenen Alaun, Vitriol, Zucker, und frische Butter un- ter einander, thue es in einen ver- glasurten Topff, lasse es auf ei- nem gelinden Kohl-Feuerlein ein wenig sieden, und wieder kalt wer- den, so wird es hart, von solchem Pulver schabet man ein wenig in den Tritt, das trocknet die Wun- den, und heilet geschwinde. An- dere waschen dem Roß den Scha- den mit warmem Bier gar wohl aus, hitzen alsdenn einen Ziegel, nehmen neues Wachs und bren- nen es damit ein; verbinden her- nach den Schaden, und vermachen ihn aufs beste mit Tuch oder Le- der, daß kein Wasser dazu kan; es heilet bald und ohne alles Ei- ter. Wo aber bereits Eiter dar- inne, und darzu sehr verhartet ist, so binde man, ehe noch was ge- braucht wird, Horn-Salbe dar- auf, bis es weicht. Wenn schon faul Fleisch in dem Tritt wäre, muß solches mit scharffen Was- sern heraus geätzet, hierauf von Bleyweiß und Eyerklar ein Teig- lein gemacht, und dem Rosse mit Werck eingeleget werden; das Aetz-Wasser kan man von klein ge- riebenem Alaun, Grünspan, und Vitriol unter Honig und Eßig vermischt, machen. Sonsten ist vor einen alten Tritt das grüne Siegel-Wachs sehr gut, wenn ein Pflaster daraus gemacht, und dem Roß über den Schaden ge- leget wird; oder man zerstösset das Kraut Hünerdarm, druckt den Safft durch ein Tuch heraus, thut ein wenig Saltz darunter, und bestreichet den Schaden da- mit, es heilet in wenig Tagen; oder man schneidet ihm den Tritt [Spaltenumbruch] Gew auf, und tröpflet warmes Un-schlitt darein, sowol auch Schmeer, Schwefel, gestossene Myrrhen, Honig, Baum-Oel und Speck, von iedem ein wenig, doch eines so viel, als des andern; es wird balde heilen. Gewächs, Heist alles dasjenige, was an chen- Ritter-Lexic. G g
[Spaltenumbruch] Get von einem Ey, mache ein Pflaſterdaraus, und binde es auf; oder nehme geſtoſſenen Alaun, Vitriol, Zucker, und friſche Butter un- ter einander, thue es in einen ver- glaſurten Topff, laſſe es auf ei- nem gelinden Kohl-Feuerlein ein wenig ſieden, und wieder kalt wer- den, ſo wird es hart, von ſolchem Pulver ſchabet man ein wenig in den Tritt, das trocknet die Wun- den, und heilet geſchwinde. An- dere waſchen dem Roß den Scha- den mit warmem Bier gar wohl aus, hitzen alsdenn einen Ziegel, nehmen neues Wachs und bren- nen es damit ein; verbinden her- nach den Schaden, und vermachen ihn aufs beſte mit Tuch oder Le- der, daß kein Waſſer dazu kan; es heilet bald und ohne alles Ei- ter. Wo aber bereits Eiter dar- inne, und darzu ſehr verhartet iſt, ſo binde man, ehe noch was ge- braucht wird, Horn-Salbe dar- auf, bis es weicht. Wenn ſchon faul Fleiſch in dem Tritt waͤre, muß ſolches mit ſcharffen Waſ- ſern heraus geaͤtzet, hierauf von Bleyweiß und Eyerklar ein Teig- lein gemacht, und dem Roſſe mit Werck eingeleget werden; das Aetz-Waſſer kan man von klein ge- riebenem Alaun, Gruͤnſpan, und Vitriol unter Honig und Eßig vermiſcht, machen. Sonſten iſt vor einen alten Tritt das gruͤne Siegel-Wachs ſehr gut, wenn ein Pflaſter daraus gemacht, und dem Roß uͤber den Schaden ge- leget wird; oder man zerſtoͤſſet das Kraut Huͤnerdarm, druckt den Safft durch ein Tuch heraus, thut ein wenig Saltz darunter, und beſtreichet den Schaden da- mit, es heilet in wenig Tagen; oder man ſchneidet ihm den Tritt [Spaltenumbruch] Gew auf, und troͤpflet warmes Un-ſchlitt darein, ſowol auch Schmeer, Schwefel, geſtoſſene Myrrhen, Honig, Baum-Oel und Speck, von iedem ein wenig, doch eines ſo viel, als des andern; es wird balde heilen. Gewaͤchs, Heiſt alles dasjenige, was an chen- Ritter-Lexic. G g
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Get
Gew
von einem Ey, mache ein Pflaſter
daraus, und binde es auf; oder
nehme geſtoſſenen Alaun, Vitriol,
Zucker, und friſche Butter un-
ter einander, thue es in einen ver-
glaſurten Topff, laſſe es auf ei-
nem gelinden Kohl-Feuerlein ein
wenig ſieden, und wieder kalt wer-
den, ſo wird es hart, von ſolchem
Pulver ſchabet man ein wenig in
den Tritt, das trocknet die Wun-
den, und heilet geſchwinde. An-
dere waſchen dem Roß den Scha-
den mit warmem Bier gar wohl
aus, hitzen alsdenn einen Ziegel,
nehmen neues Wachs und bren-
nen es damit ein; verbinden her-
nach den Schaden, und vermachen
ihn aufs beſte mit Tuch oder Le-
der, daß kein Waſſer dazu kan;
es heilet bald und ohne alles Ei-
ter. Wo aber bereits Eiter dar-
inne, und darzu ſehr verhartet iſt,
ſo binde man, ehe noch was ge-
braucht wird, Horn-Salbe dar-
auf, bis es weicht. Wenn ſchon
faul Fleiſch in dem Tritt waͤre,
muß ſolches mit ſcharffen Waſ-
ſern heraus geaͤtzet, hierauf von
Bleyweiß und Eyerklar ein Teig-
lein gemacht, und dem Roſſe mit
Werck eingeleget werden; das
Aetz-Waſſer kan man von klein ge-
riebenem Alaun, Gruͤnſpan, und
Vitriol unter Honig und Eßig
vermiſcht, machen. Sonſten iſt
vor einen alten Tritt das gruͤne
Siegel-Wachs ſehr gut, wenn
ein Pflaſter daraus gemacht, und
dem Roß uͤber den Schaden ge-
leget wird; oder man zerſtoͤſſet
das Kraut Huͤnerdarm, druckt den
Safft durch ein Tuch heraus,
thut ein wenig Saltz darunter,
und beſtreichet den Schaden da-
mit, es heilet in wenig Tagen;
oder man ſchneidet ihm den Tritt
auf, und troͤpflet warmes Un-
ſchlitt darein, ſowol auch Schmeer,
Schwefel, geſtoſſene Myrrhen,
Honig, Baum-Oel und Speck,
von iedem ein wenig, doch eines
ſo viel, als des andern; es wird
balde heilen.
Gewaͤchs,
Heiſt alles dasjenige, was an
dem Leibe eines Menſchen oder
Thiers, wider die natuͤrliche Bil-
dung deſſelben, an irgend einem
aͤuſſerlichen Theile, durch einen
gewiſſen Zufall hervor waͤchſet.
Die Pferde ſind ſonderlich, und
zwar an ihren Schenckeln und
Fuͤſſen, den Gewaͤchſen unterwor-
fen: Denn ſie ſind geplagt mit
Gallen, Uiberbeinen, Maucken,
Strupffen, Leiſt, Spat ꝛc. Hier
ſoll eine allgemeine Cur und Præ-
ſervativ zu allen dergleichen Ge-
waͤchſen, angefuͤhret werden, nem-
lich: Wenn ein Pferd ein Ge-
waͤchs am Bein oder Schenckel
hat, ſo reiſſe man ihm die Haut
im abnehmenden Mond mit einer
Luchs-Klauen auf, nehme Gruͤn-
ſpan, Brantewein, Mehl und Ho-
nig, miſche es durch einander,
ſtreiche es auf ein Tuͤchlein als
ein Pflaſter, (deren man drey
daraus machen muß) binde es
uͤber den Riß, wenn eines tro-
cken wird, ſo binde man das an-
dere daruͤber, bis man Beſſerung
befindet. Will man aber ein ie-
des Pferd, das von dreyen Jah-
ren und darunter iſt, denn aͤlter
darf es nicht ſeyn, bewahren, daß
es ſein Lebenlang kein Gewaͤchs
an den Fuͤſſen, es ſey von Gal-
len, Spat, Maucken, Uiberbein
oder andern bekomme: So neh-
me man ein Viertel-Pfund geſtoſ-
ſene Glas-Gallen, fuͤnff Loth Dra-
chen-
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