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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Gro
Sechzentheilen, deren erstes und
drittes in einerley Tone, das
zweyte und vierte aber in ver-
schiedenen Tonen sich befinden.
Steiget die vierte Note in die
Höhe, so ist es ein Groppo ascen-
dente;
steiget sie aber abwerts, so
ist es ein Groppo descendente.
Diese Diminution wird öffters
auf der penultima einer Cadenz,
um das Trillo zu endigen, ge-
braucht. s. Bross. Diction. Weil
nun diesem Auctori ein Gircolo
mezzo p.
20, und ein Groppo p.
43 einerley ist; halte ohnmaßgeb-
lich dafür: daß diese letztere Figur
alsdenn erst den Nahmen einer
Kugel oder Waltze meritiret, wenn
vorgemeldte vier Noten zweymal
angebracht worden. Aber Prin-
tzens Meinung, (wenn 2 Circoli
mezzi
also zusammen und an ein-
ander gehänget werden, daß, so
sie über einander gesetzet werden
sollten, sie einen vollkommenen
Circkel darstellen würden) ist des
Brossards seiner vorzuziehen. So
weit Herr Walther. Allein Herr
Mattheson in seinem Capellmei-
ster fol. 115 sq. verdeutscht das
Wort Groppo ein Knauf in Trau-
ben-Gestalt, und kan nicht be-
greiffen, daß es im Jtalienischen
eine Waltze oder Kugel bedeuten
könne, ob es gleich verschiedene
in ihren Büchern so auslegen.
Er leitet es von Grappo, eine
Traube, die im Frantzösischen und
Engelländischen Grape heißt, her;
und bezeichnet alles dasjenige so-
wol im eigentlichen als figürlichen
Verstande, was wir im Nieder-
Sächsischen und Engelländischen
(als Altdeutschen) ein Kluster
nennen, welche z. E. viel kleine
Beeren, oder andere Dinge, die
dicht zusammen gefügt sind oder
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Gro
sich häuffen: wie hier, bey dieser
Manier, die an einander geschlos-
sene Schreib-Noten thun. Jn
der Mahlerey nennet man eine
Verbindung oder Zusammenkunft
vielerley Cörper nahe an einander
Groupe. Man brachte diese
Trauben-Zierath gemeiniglich bey
den Schlüssen der Melodie an:
Man darf sich aber an den Ort
nicht eben binden, sondern die
Groppen können theils ausseror-
dentlich, als ein bloß zufälliger
Zierath, theils förmlich oder we-
sentlich gar wohl mit in die Me-
lodie gebracht, und gantze Läuffe
daraus gebildet werden, welche
keinen geringen Wohllaut mit sich
führen, falls die auszudruckende
Leidenschafft dergleichen Drehun-
gen und Wendungen verstattet.

Groß-Britannien,

Hiedurch werden die im Jahr
1707 unter der Königin Anna ver-
einigten beyden Königreiche En-
gelland und Schottland verstan-
den. Dieses Wappen bestehet
unter der Regierung des ietzigen
Königes und Churfürsten zu Han-
nover, in 4 Qvartieren: Jm ersten
sind drey güldene Leoparden im
rothen Felde wegen Engelland,
und der rothe Löwe mit doppel-
tem rothen Bande eingefaßt, im
güldenen Felde wegen Schott-
land; im andern drey güldene
Lilien im blauen Felde wegen der
Prätension auf Franckreich; im
dritten die güldene Harffe im ro-
then Felde, wegen Jrrland; und
im vierten Felde zur Rechten die
2 Braunschweigischen güldenen
Leoparden, zur Lincken der blaue
Lüneburgische Löwe mit rothen
Hertzen umstreuet, unten das
weisse Nieder-Sächsische Roß,

und

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Gro
Sechzentheilen, deren erſtes und
drittes in einerley Tone, das
zweyte und vierte aber in ver-
ſchiedenen Tonen ſich befinden.
Steiget die vierte Note in die
Hoͤhe, ſo iſt es ein Groppo aſcen-
dente;
ſteiget ſie aber abwerts, ſo
iſt es ein Groppo deſcendente.
Dieſe Diminution wird oͤffters
auf der penultima einer Cadenz,
um das Trillo zu endigen, ge-
braucht. ſ. Broſſ. Diction. Weil
nun dieſem Auctori ein Gircolo
mezzo p.
20, und ein Groppo p.
43 einerley iſt; halte ohnmaßgeb-
lich dafuͤr: daß dieſe letztere Figur
alsdenn erſt den Nahmen einer
Kugel oder Waltze meritiret, wenn
vorgemeldte vier Noten zweymal
angebracht worden. Aber Prin-
tzens Meinung, (wenn 2 Circoli
mezzi
alſo zuſammen und an ein-
ander gehaͤnget werden, daß, ſo
ſie uͤber einander geſetzet werden
ſollten, ſie einen vollkommenen
Circkel darſtellen wuͤrden) iſt des
Broſſards ſeiner vorzuziehen. So
weit Herr Walther. Allein Herr
Mattheſon in ſeinem Capellmei-
ſter fol. 115 ſq. verdeutſcht das
Wort Groppo ein Knauf in Trau-
ben-Geſtalt, und kan nicht be-
greiffen, daß es im Jtalieniſchen
eine Waltze oder Kugel bedeuten
koͤnne, ob es gleich verſchiedene
in ihren Buͤchern ſo auslegen.
Er leitet es von Grappo, eine
Traube, die im Frantzoͤſiſchen und
Engellaͤndiſchen Grape heißt, her;
und bezeichnet alles dasjenige ſo-
wol im eigentlichen als figuͤrlichen
Verſtande, was wir im Nieder-
Saͤchſiſchen und Engellaͤndiſchen
(als Altdeutſchen) ein Kluſter
nennen, welche z. E. viel kleine
Beeren, oder andere Dinge, die
dicht zuſammen gefuͤgt ſind oder
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Gro
ſich haͤuffen: wie hier, bey dieſer
Manier, die an einander geſchloſ-
ſene Schreib-Noten thun. Jn
der Mahlerey nennet man eine
Verbindung oder Zuſammenkunft
vielerley Coͤrper nahe an einander
Groupe. Man brachte dieſe
Trauben-Zierath gemeiniglich bey
den Schluͤſſen der Melodie an:
Man darf ſich aber an den Ort
nicht eben binden, ſondern die
Groppen koͤnnen theils auſſeror-
dentlich, als ein bloß zufaͤlliger
Zierath, theils foͤrmlich oder we-
ſentlich gar wohl mit in die Me-
lodie gebracht, und gantze Laͤuffe
daraus gebildet werden, welche
keinen geringen Wohllaut mit ſich
fuͤhren, falls die auszudruckende
Leidenſchafft dergleichen Drehun-
gen und Wendungen verſtattet.

Groß-Britannien,

Hiedurch werden die im Jahr
1707 unter der Koͤnigin Anna ver-
einigten beyden Koͤnigreiche En-
gelland und Schottland verſtan-
den. Dieſes Wappen beſtehet
unter der Regierung des ietzigen
Koͤniges und Churfuͤrſten zu Han-
nover, in 4 Qvartieren: Jm erſten
ſind drey guͤldene Leoparden im
rothen Felde wegen Engelland,
und der rothe Loͤwe mit doppel-
tem rothen Bande eingefaßt, im
guͤldenen Felde wegen Schott-
land; im andern drey guͤldene
Lilien im blauen Felde wegen der
Praͤtenſion auf Franckreich; im
dritten die guͤldene Harffe im ro-
then Felde, wegen Jrrland; und
im vierten Felde zur Rechten die
2 Braunſchweigiſchen guͤldenen
Leoparden, zur Lincken der blaue
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weiſſe Nieder-Saͤchſiſche Roß,

und
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[0502] Gro Gro Sechzentheilen, deren erſtes und drittes in einerley Tone, das zweyte und vierte aber in ver- ſchiedenen Tonen ſich befinden. Steiget die vierte Note in die Hoͤhe, ſo iſt es ein Groppo aſcen- dente; ſteiget ſie aber abwerts, ſo iſt es ein Groppo deſcendente. Dieſe Diminution wird oͤffters auf der penultima einer Cadenz, um das Trillo zu endigen, ge- braucht. ſ. Broſſ. Diction. Weil nun dieſem Auctori ein Gircolo mezzo p. 20, und ein Groppo p. 43 einerley iſt; halte ohnmaßgeb- lich dafuͤr: daß dieſe letztere Figur alsdenn erſt den Nahmen einer Kugel oder Waltze meritiret, wenn vorgemeldte vier Noten zweymal angebracht worden. Aber Prin- tzens Meinung, (wenn 2 Circoli mezzi alſo zuſammen und an ein- ander gehaͤnget werden, daß, ſo ſie uͤber einander geſetzet werden ſollten, ſie einen vollkommenen Circkel darſtellen wuͤrden) iſt des Broſſards ſeiner vorzuziehen. So weit Herr Walther. Allein Herr Mattheſon in ſeinem Capellmei- ſter fol. 115 ſq. verdeutſcht das Wort Groppo ein Knauf in Trau- ben-Geſtalt, und kan nicht be- greiffen, daß es im Jtalieniſchen eine Waltze oder Kugel bedeuten koͤnne, ob es gleich verſchiedene in ihren Buͤchern ſo auslegen. Er leitet es von Grappo, eine Traube, die im Frantzoͤſiſchen und Engellaͤndiſchen Grape heißt, her; und bezeichnet alles dasjenige ſo- wol im eigentlichen als figuͤrlichen Verſtande, was wir im Nieder- Saͤchſiſchen und Engellaͤndiſchen (als Altdeutſchen) ein Kluſter nennen, welche z. E. viel kleine Beeren, oder andere Dinge, die dicht zuſammen gefuͤgt ſind oder ſich haͤuffen: wie hier, bey dieſer Manier, die an einander geſchloſ- ſene Schreib-Noten thun. Jn der Mahlerey nennet man eine Verbindung oder Zuſammenkunft vielerley Coͤrper nahe an einander Groupe. Man brachte dieſe Trauben-Zierath gemeiniglich bey den Schluͤſſen der Melodie an: Man darf ſich aber an den Ort nicht eben binden, ſondern die Groppen koͤnnen theils auſſeror- dentlich, als ein bloß zufaͤlliger Zierath, theils foͤrmlich oder we- ſentlich gar wohl mit in die Me- lodie gebracht, und gantze Laͤuffe daraus gebildet werden, welche keinen geringen Wohllaut mit ſich fuͤhren, falls die auszudruckende Leidenſchafft dergleichen Drehun- gen und Wendungen verſtattet. Groß-Britannien, Hiedurch werden die im Jahr 1707 unter der Koͤnigin Anna ver- einigten beyden Koͤnigreiche En- gelland und Schottland verſtan- den. Dieſes Wappen beſtehet unter der Regierung des ietzigen Koͤniges und Churfuͤrſten zu Han- nover, in 4 Qvartieren: Jm erſten ſind drey guͤldene Leoparden im rothen Felde wegen Engelland, und der rothe Loͤwe mit doppel- tem rothen Bande eingefaßt, im guͤldenen Felde wegen Schott- land; im andern drey guͤldene Lilien im blauen Felde wegen der Praͤtenſion auf Franckreich; im dritten die guͤldene Harffe im ro- then Felde, wegen Jrrland; und im vierten Felde zur Rechten die 2 Braunſchweigiſchen guͤldenen Leoparden, zur Lincken der blaue Luͤneburgiſche Loͤwe mit rothen Hertzen umſtreuet, unten das weiſſe Nieder-Saͤchſiſche Roß, und

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/502>, abgerufen am 22.11.2024.