Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Haa gerade seyn, mithin weder zu vieleinwerts, wo sie leichtlich die Zun- gen, noch zu viel auswerts, wo [s]ie gewöhnlich des Pferdes Lippen verletzen, stehen sollen; so muß nan denenjenigen, die dergleichen Fhler an sich haben, ebenfals mit der Feile helffen lassen. Son- sten sollen nicht alle Stuten, son- den nur diejenigen Haacken-Zäh- ne bekommen, die sehr hitziger Natur sind, welche aber wenig Fülen bringen, folglich zur Zucht nicht so tauglich, als die andern, hingegen für desto arbeitsamer und d[a]uerhafftiger zu halten sind. Haarschlächtig, Heisse ein Pferd, wenn es an Hab Walpurgis vierzehen Tage aufden grünen Weitzen oder Gersten gehen, wenn sie schossen wollen, und lasse es allezeit mit warmen Decken wohl zudecken, nach Aus- gang der vierzehen Tage lasse man ihme die Lungen-Ader schlagen, und noch vierzehen Tage auf den Weitzen oder Gersten gehen. Wo- fern dieses nicht helfen will, ist es am besten, daß man des Gauls mit Manier los zu werden trachte. Haar-Seil, Jst ein von Baum-Wollen oder Habicht, Jst ein Raub-Vogel, dessen es Er H h 4
[Spaltenumbruch] Haa gerade ſeyn, mithin weder zu vieleinwerts, wo ſie leichtlich die Zun- gen, noch zu viel auswerts, wo [ſ]ie gewoͤhnlich des Pferdes Lippen verletzen, ſtehen ſollen; ſo muß nan denenjenigen, die dergleichen Fhler an ſich haben, ebenfals mit der Feile helffen laſſen. Son- ſten ſollen nicht alle Stuten, ſon- den nur diejenigen Haacken-Zaͤh- ne bekommen, die ſehr hitziger Natur ſind, welche aber wenig Fuͤlen bringen, folglich zur Zucht nicht ſo tauglich, als die andern, hingegen fuͤr deſto arbeitſamer und d[a]uerhafftiger zu halten ſind. Haarſchlaͤchtig, Heiſſe ein Pferd, wenn es an Hab Walpurgis vierzehen Tage aufden gruͤnen Weitzen oder Gerſten gehen, wenn ſie ſchoſſen wollen, und laſſe es allezeit mit warmen Decken wohl zudecken, nach Aus- gang der vierzehen Tage laſſe man ihme die Lungen-Ader ſchlagen, und noch vierzehen Tage auf den Weitzen oder Gerſten gehen. Wo- fern dieſes nicht helfen will, iſt es am beſten, daß man des Gauls mit Manier los zu werden trachte. Haar-Seil, Jſt ein von Baum-Wollen oder Habicht, Jſt ein Raub-Vogel, deſſen es Er H h 4
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Haa
Hab
gerade ſeyn, mithin weder zu viel
einwerts, wo ſie leichtlich die Zun-
gen, noch zu viel auswerts, wo
ſie gewoͤhnlich des Pferdes Lippen
verletzen, ſtehen ſollen; ſo muß
nan denenjenigen, die dergleichen
Fhler an ſich haben, ebenfals mit
der Feile helffen laſſen. Son-
ſten ſollen nicht alle Stuten, ſon-
den nur diejenigen Haacken-Zaͤh-
ne bekommen, die ſehr hitziger
Natur ſind, welche aber wenig
Fuͤlen bringen, folglich zur Zucht
nicht ſo tauglich, als die andern,
hingegen fuͤr deſto arbeitſamer
und dauerhafftiger zu halten ſind.
Haarſchlaͤchtig,
Heiſſe ein Pferd, wenn es an
der Lunge mangelhafft iſt, und
den Ather offt ſchnell auf einan-
der holet, und aus- und einzie-
het, auch dabey die Seiten ſtarck
beweget. Es ruͤhret ſolcher Man-
gel vom ungeſchwungenen, unrei-
nen und ſtaubigten Futter her,
oder wenn der Haber, das Heu
oder Stroh feucht eingebracht,
beſchlemmet, oder ſonſt an einem
feuchten Orte gelegen iſt, und her-
nachmals alſo muͤchtzend, und
ungereinigt verfuͤttert wird. Die-
ſes Uibel zu vertreiben, nehme
man Sade-Baum ein halb Pfund,
Eichen- und Birnaum-Miſtel,
Lungen-Kraut, das an den Eichen
waͤchſet, iedes ein Pund, gelbe
Lilien-Wurtzel zwey Pund, hacke
alles zuſammen klein koche es
in einem neuen Wein wenn es
laulicht worden, preſſe man es
durch ein Tuch, gieſſe es dem Pferd
in den Hals, hebe ihm den Kopff
dazu auf, daß es in den Leib hin-
ab komme, und reite es, bis es
warm wird; will dieſes Mittel
nicht helffen, ſo laſſe man es um
Walpurgis vierzehen Tage auf
den gruͤnen Weitzen oder Gerſten
gehen, wenn ſie ſchoſſen wollen,
und laſſe es allezeit mit warmen
Decken wohl zudecken, nach Aus-
gang der vierzehen Tage laſſe man
ihme die Lungen-Ader ſchlagen,
und noch vierzehen Tage auf den
Weitzen oder Gerſten gehen. Wo-
fern dieſes nicht helfen will, iſt es
am beſten, daß man des Gauls
mit Manier los zu werden trachte.
Haar-Seil,
Jſt ein von Baum-Wollen oder
Haaren gedrehetes kleines Strick-
lein, welches die Roß-Aertzte den
Pferden, ſo die Floß-Gallen,
oder den Wurm an der Bruſt
haben, vermittelſt einer groſſen
eiſernen Nadel durch den ſchad-
hafften Ort ziehen, und zum oͤf-
tern, iedoch fein ſittſam, auf und
nieder, oder hin und wieder ruͤ-
cken, damit die boͤſe Feuchtigkeit
heraus lauffe, und dem Uibel da-
durch geſteuret werde. V. Seta-
ceum.
Habicht,
Jſt ein Raub-Vogel, deſſen es
ſowol der Groͤſſe als Farben und
andern Eigenſchafften nach, hin
und wieder mancherley Arten gie-
bet; von denen bey uns bekann-
ten werden die kleinen fuͤr Maͤnn-
lein, die groſſen aber fuͤr die Weib-
lein gehalten, welche, weil ſie groͤſ-
ſer und ſtaͤrcker, auch deſto nuͤtzli-
cher zum Baitzen ſind. Es hat
der Habicht ſchoͤne bunte Federn,
einen groſſen Coͤrper, helle Augen,
breite Bruſt und Schultern, un-
gemein lange Flug-Federn, die
ihm dienlich ſind, dem Raube auf
das ſchnellſte nachzuſetzen, hohe
flache Beine und lange Klauen.
Er
H h 4
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