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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Hel
den sich aber verschiedene Figuren,
so richtet sich die Farbe der De-
cken zur rechten Seite nach der
Haupt-Figur und ihres Feldes,
zur lincken aber nach der übrigen.
Was der Ursprung der Helm-
Decken betrifft, davon hat man
sonderlich zwo Meinungen. Ei-
nige sagen, die Decken wären vier-
eckigte Stücken Tuch gewesen,
welche im Kriege und in den Tur-
nieren oben an dem Helme über
der Stirne fest gemacht worden,
theils damit die von Metall ge-
machte Helme bey heissem Son-
nenschein nicht erhitzet würden,
theils damit die mit Gold und
Edelgesteinen ausgezierte Helme
bey garstigem Wetter bedecket, und
also reine behalten würden. Daß
sie aber so zerschnitten erschienen,
davon sey die Ursache, weil sie in
Schlachten und Turnieren zer-
hauen und zerstochen worden;
welche zerfetzte Decken man sodenn
mit allem Fleiß, als Zeichen der
Tapferkeit, beybehalten, wie die
im Kriege zerrissene und zerschos-
sene Fahne hochgehalten werden.
Andere im Gegentheil geben vor,
es wären Liebes-Bänder, welche
von den Damen ihren Eheherren
oder Liebhabern, mit der Farbe
ihrer Livrey gezieret, gegeben wor-
den, um sie daran in den Tur-
nieren zu erkennen, weil sonst die
Ritter in ihren Harnischen von
weiten nicht leicht zu unterschei-
den gewesen. Diese Bänder hät-
ten sie oben über den Helm ange-
macht; woraus sodenn die Helm-
Decken ihren Ursprung genom-
men.

Helm-Zierathen, Helm-Zei-
chen, Helm-Kleinode,

Sind alles, was an einem Helm
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Hem
zu sehen ist, wie es auch Nahmen
haben mag, als Cronen, Wülste,
Hüte, Küssen, Thiere, gantz oder
nur Theile davon; mit einem
Worte, alles was auf einem Helm
uns in die Augen fället, es mag
seyn und aussehen, was und wie
es wolle. Nur ist noch zu mer-
cken, daß oft die Wappen-Figur
auf den Helm gesetzet werde, oft
auch was anders, doch so, daß
man, so viel möglich, auch die
Figur aus dem Wappen auf ge-
wisse Art beygefüget, oder doch
zum wenigsten die Farbe der Fi-
gur und Feldes beybehalten.

Hemi,

Ein Griechisches Wort, welches
in der Music bedeutet 1) nicht gar
die Helffte eines Gantzen; 2) et-
was über die Helfte desselben;
und 3) halb; es wird aber selten
allein gefunden, sondern ist meh-
rentheils einem andern Worte
vorgesetzt.

Hemidiapente,

Die unvollkommene Qvint,
z. E. e - b; h - f.

Hemisphaerium,

Soll der Tact bey den Grie-
chen seyn genennet worden.

Hemitonium,

Halber Ton, ist entweder der
grosse oder kleine. Jhr beydersei-
tiger Verhalt ist übertheilig, und
sie sind diesenfalls, obgleich sehr
hart zusammen schlagende Jnter-
valle, ihrer Abmessung nach, nicht
viel unedler, als die vornehmsten
Geschlechter der Qvinten und Ter-
zen, die so schön klingen. Aber die
Scepter-Würde des Circkels giebt
nur den Schein, nicht das Wesen
dieses Klang-Adels.

Hemi-

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Hel
den ſich aber verſchiedene Figuren,
ſo richtet ſich die Farbe der De-
cken zur rechten Seite nach der
Haupt-Figur und ihres Feldes,
zur lincken aber nach der uͤbrigen.
Was der Urſprung der Helm-
Decken betrifft, davon hat man
ſonderlich zwo Meinungen. Ei-
nige ſagen, die Decken waͤren vier-
eckigte Stuͤcken Tuch geweſen,
welche im Kriege und in den Tur-
nieren oben an dem Helme uͤber
der Stirne feſt gemacht worden,
theils damit die von Metall ge-
machte Helme bey heiſſem Son-
nenſchein nicht erhitzet wuͤrden,
theils damit die mit Gold und
Edelgeſteinen ausgezierte Helme
bey garſtigem Wetter bedecket, und
alſo reine behalten wuͤrden. Daß
ſie aber ſo zerſchnitten erſchienen,
davon ſey die Urſache, weil ſie in
Schlachten und Turnieren zer-
hauen und zerſtochen worden;
welche zerfetzte Decken man ſodenn
mit allem Fleiß, als Zeichen der
Tapferkeit, beybehalten, wie die
im Kriege zerriſſene und zerſchoſ-
ſene Fahne hochgehalten werden.
Andere im Gegentheil geben vor,
es waͤren Liebes-Baͤnder, welche
von den Damen ihren Eheherren
oder Liebhabern, mit der Farbe
ihrer Livrey gezieret, gegeben wor-
den, um ſie daran in den Tur-
nieren zu erkennen, weil ſonſt die
Ritter in ihren Harniſchen von
weiten nicht leicht zu unterſchei-
den geweſen. Dieſe Baͤnder haͤt-
ten ſie oben uͤber den Helm ange-
macht; woraus ſodenn die Helm-
Decken ihren Urſprung genom-
men.

Helm-Zierathen, Helm-Zei-
chen, Helm-Kleinode,

Sind alles, was an einem Helm
[Spaltenumbruch]

Hem
zu ſehen iſt, wie es auch Nahmen
haben mag, als Cronen, Wuͤlſte,
Huͤte, Kuͤſſen, Thiere, gantz oder
nur Theile davon; mit einem
Worte, alles was auf einem Helm
uns in die Augen faͤllet, es mag
ſeyn und ausſehen, was und wie
es wolle. Nur iſt noch zu mer-
cken, daß oft die Wappen-Figur
auf den Helm geſetzet werde, oft
auch was anders, doch ſo, daß
man, ſo viel moͤglich, auch die
Figur aus dem Wappen auf ge-
wiſſe Art beygefuͤget, oder doch
zum wenigſten die Farbe der Fi-
gur und Feldes beybehalten.

Hemi,

Ein Griechiſches Wort, welches
in der Muſic bedeutet 1) nicht gar
die Helffte eines Gantzen; 2) et-
was uͤber die Helfte deſſelben;
und 3) halb; es wird aber ſelten
allein gefunden, ſondern iſt meh-
rentheils einem andern Worte
vorgeſetzt.

Hemidiapente,

Die unvollkommene Qvint,
z. E. e ‒ b; h ‒ f.

Hemiſphærium,

Soll der Tact bey den Grie-
chen ſeyn genennet worden.

Hemitonium,

Halber Ton, iſt entweder der
groſſe oder kleine. Jhr beyderſei-
tiger Verhalt iſt uͤbertheilig, und
ſie ſind dieſenfalls, obgleich ſehr
hart zuſammen ſchlagende Jnter-
valle, ihrer Abmeſſung nach, nicht
viel unedler, als die vornehmſten
Geſchlechter der Qvinten und Ter-
zen, die ſo ſchoͤn klingen. Aber die
Scepter-Wuͤrde des Circkels giebt
nur den Schein, nicht das Weſen
dieſes Klang-Adels.

Hemi-
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[0545] Hel Hem den ſich aber verſchiedene Figuren, ſo richtet ſich die Farbe der De- cken zur rechten Seite nach der Haupt-Figur und ihres Feldes, zur lincken aber nach der uͤbrigen. Was der Urſprung der Helm- Decken betrifft, davon hat man ſonderlich zwo Meinungen. Ei- nige ſagen, die Decken waͤren vier- eckigte Stuͤcken Tuch geweſen, welche im Kriege und in den Tur- nieren oben an dem Helme uͤber der Stirne feſt gemacht worden, theils damit die von Metall ge- machte Helme bey heiſſem Son- nenſchein nicht erhitzet wuͤrden, theils damit die mit Gold und Edelgeſteinen ausgezierte Helme bey garſtigem Wetter bedecket, und alſo reine behalten wuͤrden. Daß ſie aber ſo zerſchnitten erſchienen, davon ſey die Urſache, weil ſie in Schlachten und Turnieren zer- hauen und zerſtochen worden; welche zerfetzte Decken man ſodenn mit allem Fleiß, als Zeichen der Tapferkeit, beybehalten, wie die im Kriege zerriſſene und zerſchoſ- ſene Fahne hochgehalten werden. Andere im Gegentheil geben vor, es waͤren Liebes-Baͤnder, welche von den Damen ihren Eheherren oder Liebhabern, mit der Farbe ihrer Livrey gezieret, gegeben wor- den, um ſie daran in den Tur- nieren zu erkennen, weil ſonſt die Ritter in ihren Harniſchen von weiten nicht leicht zu unterſchei- den geweſen. Dieſe Baͤnder haͤt- ten ſie oben uͤber den Helm ange- macht; woraus ſodenn die Helm- Decken ihren Urſprung genom- men. Helm-Zierathen, Helm-Zei- chen, Helm-Kleinode, Sind alles, was an einem Helm zu ſehen iſt, wie es auch Nahmen haben mag, als Cronen, Wuͤlſte, Huͤte, Kuͤſſen, Thiere, gantz oder nur Theile davon; mit einem Worte, alles was auf einem Helm uns in die Augen faͤllet, es mag ſeyn und ausſehen, was und wie es wolle. Nur iſt noch zu mer- cken, daß oft die Wappen-Figur auf den Helm geſetzet werde, oft auch was anders, doch ſo, daß man, ſo viel moͤglich, auch die Figur aus dem Wappen auf ge- wiſſe Art beygefuͤget, oder doch zum wenigſten die Farbe der Fi- gur und Feldes beybehalten. Hemi, Ein Griechiſches Wort, welches in der Muſic bedeutet 1) nicht gar die Helffte eines Gantzen; 2) et- was uͤber die Helfte deſſelben; und 3) halb; es wird aber ſelten allein gefunden, ſondern iſt meh- rentheils einem andern Worte vorgeſetzt. Hemidiapente, Die unvollkommene Qvint, z. E. e ‒ b; h ‒ f. Hemiſphærium, Soll der Tact bey den Grie- chen ſeyn genennet worden. Hemitonium, Halber Ton, iſt entweder der groſſe oder kleine. Jhr beyderſei- tiger Verhalt iſt uͤbertheilig, und ſie ſind dieſenfalls, obgleich ſehr hart zuſammen ſchlagende Jnter- valle, ihrer Abmeſſung nach, nicht viel unedler, als die vornehmſten Geſchlechter der Qvinten und Ter- zen, die ſo ſchoͤn klingen. Aber die Scepter-Wuͤrde des Circkels giebt nur den Schein, nicht das Weſen dieſes Klang-Adels. Hemi-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/545>, abgerufen am 22.11.2024.