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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Jge
Raub und zur Speise dienen muß.
Der Jgel sind vornehmlich zweyer-
ley Geschlechte, nemlich die Säu-
Jgel, welche einen Rüssel wie ein
Schwein haben, und die Hunds-
Jgel, welche ein Maul wie ein
Hund haben. Man theilet sie
auch in die wilden und einheimi-
schen Jgel. Jene halten sich ger-
ne in Wildnissen und Wäldern;
diese aber mehr in Häusern und
um die Häuser auf; den erstge-
dachten ist noch beyzufügen der
Meer-Jgel oder das Stachel-
Schwein, davon unter diesen
Worten ferner nachzulesen. Es
gleicht dem Dachs in vielen Stü-
cken, denn er suchet des Nachts seine
Nahrung wie der Dachs in Obst,
Gewürme und dergleichen, doch
wie der Dachs grössere Gewürme,
als Kröten, Frösche, Molche etc.
suchet, also thuts der Jgel in klei-
nem geflügelten Ungeziefer und
Gewürme, als Käfer, und was
sich im Grase zu halten und zu
kriechen pfleget, wie solches ihre
Gänge der Gegend, wo sie sich
gerne zu halten pflegen, nebst ih-
rer Losung zur Gnüge anzeigen,
indem die ordentlichen Fuß-Pfade
durchs Gras sie bald verrathen;
so ist auch die Gestalt des Jgels
dem Dachse sehr gleich, immassen
er die Fährte im Fortlauffen eben
so formiret, als auch den Tag
eben also, wie der Dachs, scheuet;
doch wird dem Jgel zugeschrieben,
daß er des Nachts seine Nahrung
nach Proportion seiner Grösse und
Ohnmacht am weitesten suche,
denn er bey anbrechen dem Morgen
Sommers-Zeit aus denen weite-
testen Feldern zu Holtze oder He-
cke eilend dem Weidemann manch-
mahl im Anstellen ankömmt und
ihn betrüget. Er verbirget sich
[Spaltenumbruch]
Jge
allezeit gerne, und zwar im Som-
mer und Herbst in die dicken He-
cken und Zäune, Winters-Zeit
aber in hohle Bäume; seine Nah-
rung bestehet in Aepffeln, Bir-
nen, Weintrauben und derglei-
chen Früchten, nach welchen er
auf die Bäume klettert und sel-
bige abschüttelt, hernach sich in
den herabgefallenen Früchten her-
um wältzet, daß dieselbe an sei-
nen spitzigen Stacheln stecken blei-
ben, und gehet also damit nach
seiner Höhle zu, wiewol er nicht
so viel einträgt, daß es durch den
gantzen Winter dauren sollte, son-
dern er zehret, wenn sein Vor-
rath zu Ende, vom Leibe sowol als
der Dachs; in seiner Höhle macht
er allezeit zwey Löcher, eines ge-
gen Mittag, und das andere ge-
gen Mitterncht, damit er, wenn
der Wind von Mittag herkömmt,
das Loch gegen Mittag, und wenn
der Wind von Mitternacht wehet,
auch das Loch gegen Mitternacht
vermachen, und doch durch das
andere Lufft haben möge. Jn den
Weinbergen thut er grossen Scha-
den an den Weintrauben, die er
seinen Jungen zuträget. Er frißt
auch Mäuse, wenn er sie haben
kan, weshalber er mit unter die
Raub-Thiere gerechnet, auch in
den Häusern sonderlich auf denen
Korn-Böden stat einer Katze ge-
halten wird. Wenn das Weib-
lein ihre Hecke-Zeit vermercket,
träget sie in einen dicken Zaun oder
anders Gesträuch einen Ballen
zermalmetes dürres Gras oder
Schmeelen eines Kopffs Grösse
zusammen, und setzet darein vier,
sechs bis acht Junge, welche sie
mit ihrer Milch auferziehet, denn
sie ihr Gesäuge unterm Leibe hat,
als ein Dachs. Wenn man einen

Jgel
O o 4

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Jge
Raub und zur Speiſe dienen muß.
Der Jgel ſind vornehmlich zweyer-
ley Geſchlechte, nemlich die Saͤu-
Jgel, welche einen Ruͤſſel wie ein
Schwein haben, und die Hunds-
Jgel, welche ein Maul wie ein
Hund haben. Man theilet ſie
auch in die wilden und einheimi-
ſchen Jgel. Jene halten ſich ger-
ne in Wildniſſen und Waͤldern;
dieſe aber mehr in Haͤuſern und
um die Haͤuſer auf; den erſtge-
dachten iſt noch beyzufuͤgen der
Meer-Jgel oder das Stachel-
Schwein, davon unter dieſen
Worten ferner nachzuleſen. Es
gleicht dem Dachs in vielen Stuͤ-
cken, denn er ſuchet des Nachts ſeine
Nahrung wie der Dachs in Obſt,
Gewuͤrme und dergleichen, doch
wie der Dachs groͤſſere Gewuͤrme,
als Kroͤten, Froͤſche, Molche ꝛc.
ſuchet, alſo thuts der Jgel in klei-
nem gefluͤgelten Ungeziefer und
Gewuͤrme, als Kaͤfer, und was
ſich im Graſe zu halten und zu
kriechen pfleget, wie ſolches ihre
Gaͤnge der Gegend, wo ſie ſich
gerne zu halten pflegen, nebſt ih-
rer Loſung zur Gnuͤge anzeigen,
indem die ordentlichen Fuß-Pfade
durchs Gras ſie bald verrathen;
ſo iſt auch die Geſtalt des Jgels
dem Dachſe ſehr gleich, immaſſen
er die Faͤhrte im Fortlauffen eben
ſo formiret, als auch den Tag
eben alſo, wie der Dachs, ſcheuet;
doch wird dem Jgel zugeſchrieben,
daß er des Nachts ſeine Nahrung
nach Proportion ſeiner Groͤſſe und
Ohnmacht am weiteſten ſuche,
denn er bey anbrechen dem Morgen
Sommers-Zeit aus denen weite-
teſten Feldern zu Holtze oder He-
cke eilend dem Weidemann manch-
mahl im Anſtellen ankoͤmmt und
ihn betruͤget. Er verbirget ſich
[Spaltenumbruch]
Jge
allezeit gerne, und zwar im Som-
mer und Herbſt in die dicken He-
cken und Zaͤune, Winters-Zeit
aber in hohle Baͤume; ſeine Nah-
rung beſtehet in Aepffeln, Bir-
nen, Weintrauben und derglei-
chen Fruͤchten, nach welchen er
auf die Baͤume klettert und ſel-
bige abſchuͤttelt, hernach ſich in
den herabgefallenen Fruͤchten her-
um waͤltzet, daß dieſelbe an ſei-
nen ſpitzigen Stacheln ſtecken blei-
ben, und gehet alſo damit nach
ſeiner Hoͤhle zu, wiewol er nicht
ſo viel eintraͤgt, daß es durch den
gantzen Winter dauren ſollte, ſon-
dern er zehret, wenn ſein Vor-
rath zu Ende, vom Leibe ſowol als
der Dachs; in ſeiner Hoͤhle macht
er allezeit zwey Loͤcher, eines ge-
gen Mittag, und das andere ge-
gen Mitterncht, damit er, wenn
der Wind von Mittag herkoͤmmt,
das Loch gegen Mittag, und wenn
der Wind von Mitternacht wehet,
auch das Loch gegen Mitternacht
vermachen, und doch durch das
andere Lufft haben moͤge. Jn den
Weinbergen thut er groſſen Scha-
den an den Weintrauben, die er
ſeinen Jungen zutraͤget. Er frißt
auch Maͤuſe, wenn er ſie haben
kan, weshalber er mit unter die
Raub-Thiere gerechnet, auch in
den Haͤuſern ſonderlich auf denen
Korn-Boͤden ſtat einer Katze ge-
halten wird. Wenn das Weib-
lein ihre Hecke-Zeit vermercket,
traͤget ſie in einen dicken Zaun oder
anders Geſtraͤuch einen Ballen
zermalmetes duͤrres Gras oder
Schmeelen eines Kopffs Groͤſſe
zuſammen, und ſetzet darein vier,
ſechs bis acht Junge, welche ſie
mit ihrer Milch auferziehet, denn
ſie ihr Geſaͤuge unterm Leibe hat,
als ein Dachs. Wenn man einen

Jgel
O o 4
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[0603] Jge Jge Raub und zur Speiſe dienen muß. Der Jgel ſind vornehmlich zweyer- ley Geſchlechte, nemlich die Saͤu- Jgel, welche einen Ruͤſſel wie ein Schwein haben, und die Hunds- Jgel, welche ein Maul wie ein Hund haben. Man theilet ſie auch in die wilden und einheimi- ſchen Jgel. Jene halten ſich ger- ne in Wildniſſen und Waͤldern; dieſe aber mehr in Haͤuſern und um die Haͤuſer auf; den erſtge- dachten iſt noch beyzufuͤgen der Meer-Jgel oder das Stachel- Schwein, davon unter dieſen Worten ferner nachzuleſen. Es gleicht dem Dachs in vielen Stuͤ- cken, denn er ſuchet des Nachts ſeine Nahrung wie der Dachs in Obſt, Gewuͤrme und dergleichen, doch wie der Dachs groͤſſere Gewuͤrme, als Kroͤten, Froͤſche, Molche ꝛc. ſuchet, alſo thuts der Jgel in klei- nem gefluͤgelten Ungeziefer und Gewuͤrme, als Kaͤfer, und was ſich im Graſe zu halten und zu kriechen pfleget, wie ſolches ihre Gaͤnge der Gegend, wo ſie ſich gerne zu halten pflegen, nebſt ih- rer Loſung zur Gnuͤge anzeigen, indem die ordentlichen Fuß-Pfade durchs Gras ſie bald verrathen; ſo iſt auch die Geſtalt des Jgels dem Dachſe ſehr gleich, immaſſen er die Faͤhrte im Fortlauffen eben ſo formiret, als auch den Tag eben alſo, wie der Dachs, ſcheuet; doch wird dem Jgel zugeſchrieben, daß er des Nachts ſeine Nahrung nach Proportion ſeiner Groͤſſe und Ohnmacht am weiteſten ſuche, denn er bey anbrechen dem Morgen Sommers-Zeit aus denen weite- teſten Feldern zu Holtze oder He- cke eilend dem Weidemann manch- mahl im Anſtellen ankoͤmmt und ihn betruͤget. Er verbirget ſich allezeit gerne, und zwar im Som- mer und Herbſt in die dicken He- cken und Zaͤune, Winters-Zeit aber in hohle Baͤume; ſeine Nah- rung beſtehet in Aepffeln, Bir- nen, Weintrauben und derglei- chen Fruͤchten, nach welchen er auf die Baͤume klettert und ſel- bige abſchuͤttelt, hernach ſich in den herabgefallenen Fruͤchten her- um waͤltzet, daß dieſelbe an ſei- nen ſpitzigen Stacheln ſtecken blei- ben, und gehet alſo damit nach ſeiner Hoͤhle zu, wiewol er nicht ſo viel eintraͤgt, daß es durch den gantzen Winter dauren ſollte, ſon- dern er zehret, wenn ſein Vor- rath zu Ende, vom Leibe ſowol als der Dachs; in ſeiner Hoͤhle macht er allezeit zwey Loͤcher, eines ge- gen Mittag, und das andere ge- gen Mitterncht, damit er, wenn der Wind von Mittag herkoͤmmt, das Loch gegen Mittag, und wenn der Wind von Mitternacht wehet, auch das Loch gegen Mitternacht vermachen, und doch durch das andere Lufft haben moͤge. Jn den Weinbergen thut er groſſen Scha- den an den Weintrauben, die er ſeinen Jungen zutraͤget. Er frißt auch Maͤuſe, wenn er ſie haben kan, weshalber er mit unter die Raub-Thiere gerechnet, auch in den Haͤuſern ſonderlich auf denen Korn-Boͤden ſtat einer Katze ge- halten wird. Wenn das Weib- lein ihre Hecke-Zeit vermercket, traͤget ſie in einen dicken Zaun oder anders Geſtraͤuch einen Ballen zermalmetes duͤrres Gras oder Schmeelen eines Kopffs Groͤſſe zuſammen, und ſetzet darein vier, ſechs bis acht Junge, welche ſie mit ihrer Milch auferziehet, denn ſie ihr Geſaͤuge unterm Leibe hat, als ein Dachs. Wenn man einen Jgel O o 4

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/603>, abgerufen am 22.11.2024.