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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Jta
ten von Europa genennet. Sei-
ne Jnwohner haben etwas ge-
mischtes von dem Frantzösischen
Feuer und der Spanischen Be-
dachtsamkeit; das erste ist bey ih-
nen nicht ohne Maß, und das
letztere nicht ohne Hitze. Die
Schauspiele, Music, Mahlerey
und Architectur werden bey ihnen
mit grossem Ruhm und Nutzen
getrieben.

Jtalienische Pferde,

Unter denselben haben die Nea-
politanischen den Vorzug, weil
die Art an sich selber schön und
edel, und weil sie meistens an ge-
birgigen Orten fallen und erzogen
werden, und demnach sehr dau-
erhafft sind. Es giebt ihrer drey-
erley Arten: 1) Die Corsieri sind
hohe, starcke, sowol zum Zug vor
Carossen, als für Cüraßier zum
reiten dienliche Pferde. 2) Die
Genetti del Regno sind mittel-
mäßiger Grösse, aber trefflich gu-
te Pferde; sie kommen zwar den
Spanischen Genetten von welcher
Art sie sind, an Statur und Humor
ziemlich nah, pflegen aber noch
stärcker und dauerhaffter als die-
selben zu seyn. 3) Da due selle,
sind gleichfalls starcke und mittel-
mäßig-grosse Pferde, welche aber
nicht aus den Königlich-Neapo-
litanischen Gestüten kommen, son-
dern von andern Fürsten, Grafen
und Herren in Abruzzo gezogen,
und mit eines ieden Herrn Brand-
zeichen bemercket worden. Die-
jenigen, welche den Brand auf
der rechten Seite haben, sind aus
Apulien, welche ihn aber auf der
lincken Seite führen, sind aus
Calabrien bürtig. Ausser diesen
werden unter den übrigen Jtalie-
nischen Pferden die Bolognesi-
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Jug
schen, Mantuanischen und Flo-
rentinischen für die besten gehal-
ten.

Ithomaea,

War bey den Messeniern ein
Fest, welches sie dem Jovi Itho-
matae
zu Ehren feyerten, und da-
bey ein Certamen musicum an-
stelleten.

Ithymbus,

Ein dem B[a]ccho zu Ehren an-
gestelleter Tantz, auch das Tantz-
Lied und der Sänger desselben.

Jube,

Wird die Höhe oder das Erha-
bene des Chors vor dem übrigen
Theile der Kirche genennet.

Jugement d' un Cavalier,

Verstand und Urtheil eines
Ritters, so der Reut-Kunst ob-
lieget. Diese Kunst erfodert ein
scharffes, gerechtes, zutreffendes,
geschwindes Judicium, vermittelst
dessen in einer gar kurtzen Zeit in
dieser Wissenschafft mehr, als in
langer Zeit durch blosse, sinnlose
Leibes-Uibung zu fassen ist, aus
welchen ohne Zweifel und noth-
wendig ein eignes, fleißiges, in-
ständiges Nachsinnen entstehet,
welches verständigen, unverdrosse-
nen, emsigen Liebhabern vielerley
Geheimnisse von sich selber entde-
cket, die ihnen kein anderer so bald
und leicht, so gründlich und be-
greifflich zeigen könte, ob er das-
selbe gleich gerne thun wolte,
woran es doch offtmahls man-
gelt.

Jugement d' un cheval,

Verstand und Urtheil eines
Pferds. Daß auch die noblen
Pferde ein Jugement wahrhafftig

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Jta
ten von Europa genennet. Sei-
ne Jnwohner haben etwas ge-
miſchtes von dem Frantzoͤſiſchen
Feuer und der Spaniſchen Be-
dachtſamkeit; das erſte iſt bey ih-
nen nicht ohne Maß, und das
letztere nicht ohne Hitze. Die
Schauſpiele, Muſic, Mahlerey
und Architectur werden bey ihnen
mit groſſem Ruhm und Nutzen
getrieben.

Jtalieniſche Pferde,

Unter denſelben haben die Nea-
politaniſchen den Vorzug, weil
die Art an ſich ſelber ſchoͤn und
edel, und weil ſie meiſtens an ge-
birgigen Orten fallen und erzogen
werden, und demnach ſehr dau-
erhafft ſind. Es giebt ihrer drey-
erley Arten: 1) Die Corſieri ſind
hohe, ſtarcke, ſowol zum Zug vor
Caroſſen, als fuͤr Cuͤraßier zum
reiten dienliche Pferde. 2) Die
Genetti del Regno ſind mittel-
maͤßiger Groͤſſe, aber trefflich gu-
te Pferde; ſie kommen zwar den
Spaniſchen Genetten von welcher
Art ſie ſind, an Statur und Humor
ziemlich nah, pflegen aber noch
ſtaͤrcker und dauerhaffter als die-
ſelben zu ſeyn. 3) Da due ſelle,
ſind gleichfalls ſtarcke und mittel-
maͤßig-groſſe Pferde, welche aber
nicht aus den Koͤniglich-Neapo-
litaniſchen Geſtuͤten kommen, ſon-
dern von andern Fuͤrſten, Grafen
und Herren in Abruzzo gezogen,
und mit eines ieden Herrn Brand-
zeichen bemercket worden. Die-
jenigen, welche den Brand auf
der rechten Seite haben, ſind aus
Apulien, welche ihn aber auf der
lincken Seite fuͤhren, ſind aus
Calabrien buͤrtig. Auſſer dieſen
werden unter den uͤbrigen Jtalie-
niſchen Pferden die Bologneſi-
[Spaltenumbruch]

Jug
ſchen, Mantuaniſchen und Flo-
rentiniſchen fuͤr die beſten gehal-
ten.

Ithomæa,

War bey den Meſſeniern ein
Feſt, welches ſie dem Jovi Itho-
matæ
zu Ehren feyerten, und da-
bey ein Certamen muſicum an-
ſtelleten.

Ithymbus,

Ein dem B[a]ccho zu Ehren an-
geſtelleter Tantz, auch das Tantz-
Lied und der Saͤnger deſſelben.

Jube,

Wird die Hoͤhe oder das Erha-
bene des Chors vor dem uͤbrigen
Theile der Kirche genennet.

Jugement d’ un Cavalier,

Verſtand und Urtheil eines
Ritters, ſo der Reut-Kunſt ob-
lieget. Dieſe Kunſt erfodert ein
ſcharffes, gerechtes, zutreffendes,
geſchwindes Judicium, vermittelſt
deſſen in einer gar kurtzen Zeit in
dieſer Wiſſenſchafft mehr, als in
langer Zeit durch bloſſe, ſinnloſe
Leibes-Uibung zu faſſen iſt, aus
welchen ohne Zweifel und noth-
wendig ein eignes, fleißiges, in-
ſtaͤndiges Nachſinnen entſtehet,
welches verſtaͤndigen, unverdroſſe-
nen, emſigen Liebhabern vielerley
Geheimniſſe von ſich ſelber entde-
cket, die ihnen kein anderer ſo bald
und leicht, ſo gruͤndlich und be-
greifflich zeigen koͤnte, ob er daſ-
ſelbe gleich gerne thun wolte,
woran es doch offtmahls man-
gelt.

Jugement d’ un cheval,

Verſtand und Urtheil eines
Pferds. Daß auch die noblen
Pferde ein Jugement wahrhafftig

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[0615] Jta Jug ten von Europa genennet. Sei- ne Jnwohner haben etwas ge- miſchtes von dem Frantzoͤſiſchen Feuer und der Spaniſchen Be- dachtſamkeit; das erſte iſt bey ih- nen nicht ohne Maß, und das letztere nicht ohne Hitze. Die Schauſpiele, Muſic, Mahlerey und Architectur werden bey ihnen mit groſſem Ruhm und Nutzen getrieben. Jtalieniſche Pferde, Unter denſelben haben die Nea- politaniſchen den Vorzug, weil die Art an ſich ſelber ſchoͤn und edel, und weil ſie meiſtens an ge- birgigen Orten fallen und erzogen werden, und demnach ſehr dau- erhafft ſind. Es giebt ihrer drey- erley Arten: 1) Die Corſieri ſind hohe, ſtarcke, ſowol zum Zug vor Caroſſen, als fuͤr Cuͤraßier zum reiten dienliche Pferde. 2) Die Genetti del Regno ſind mittel- maͤßiger Groͤſſe, aber trefflich gu- te Pferde; ſie kommen zwar den Spaniſchen Genetten von welcher Art ſie ſind, an Statur und Humor ziemlich nah, pflegen aber noch ſtaͤrcker und dauerhaffter als die- ſelben zu ſeyn. 3) Da due ſelle, ſind gleichfalls ſtarcke und mittel- maͤßig-groſſe Pferde, welche aber nicht aus den Koͤniglich-Neapo- litaniſchen Geſtuͤten kommen, ſon- dern von andern Fuͤrſten, Grafen und Herren in Abruzzo gezogen, und mit eines ieden Herrn Brand- zeichen bemercket worden. Die- jenigen, welche den Brand auf der rechten Seite haben, ſind aus Apulien, welche ihn aber auf der lincken Seite fuͤhren, ſind aus Calabrien buͤrtig. Auſſer dieſen werden unter den uͤbrigen Jtalie- niſchen Pferden die Bologneſi- ſchen, Mantuaniſchen und Flo- rentiniſchen fuͤr die beſten gehal- ten. Ithomæa, War bey den Meſſeniern ein Feſt, welches ſie dem Jovi Itho- matæ zu Ehren feyerten, und da- bey ein Certamen muſicum an- ſtelleten. Ithymbus, Ein dem Baccho zu Ehren an- geſtelleter Tantz, auch das Tantz- Lied und der Saͤnger deſſelben. Jube, Wird die Hoͤhe oder das Erha- bene des Chors vor dem uͤbrigen Theile der Kirche genennet. Jugement d’ un Cavalier, Verſtand und Urtheil eines Ritters, ſo der Reut-Kunſt ob- lieget. Dieſe Kunſt erfodert ein ſcharffes, gerechtes, zutreffendes, geſchwindes Judicium, vermittelſt deſſen in einer gar kurtzen Zeit in dieſer Wiſſenſchafft mehr, als in langer Zeit durch bloſſe, ſinnloſe Leibes-Uibung zu faſſen iſt, aus welchen ohne Zweifel und noth- wendig ein eignes, fleißiges, in- ſtaͤndiges Nachſinnen entſtehet, welches verſtaͤndigen, unverdroſſe- nen, emſigen Liebhabern vielerley Geheimniſſe von ſich ſelber entde- cket, die ihnen kein anderer ſo bald und leicht, ſo gruͤndlich und be- greifflich zeigen koͤnte, ob er daſ- ſelbe gleich gerne thun wolte, woran es doch offtmahls man- gelt. Jugement d’ un cheval, Verſtand und Urtheil eines Pferds. Daß auch die noblen Pferde ein Jugement wahrhafftig an P p 2

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/615>, abgerufen am 22.11.2024.