Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Kra Arten der Kraniche. Die 1) habenRaben-schwartze Flügel; die 2) sind weiß und schwartz mit gold- gelben Flecken an ihren Federn; die 3) sehen in den meisten Stü- cken den unsern gleich; die 4) sind zwar klein, haben aber überaus schöne schwartze und rothe Federn, und die 5) sind aschenfarbig mit grossen rothen und schwartzen Spiegeln. Longolius und Gesne- rus gedencken auch einer Art, wel- che gantz weiß sind. Unsere Kra- niche sind zwar keine Wasser-Vö- gel, halten sich aber doch gerne nahe bey dem Wasser auf, sonst lassen sie sich auch gerne in gros- sen, breiten, flachen Feldern nie- der, wo sie sich wohl und genug- sam umsehen, und vor besorgli- chen Nachstellungen sowol der Menschen als wilden Thiere hü- ten können. Sie stellen dahero, wo sie sich im Felde setzen, ihre Nacht-Ruhe zu halten, ihre Schildwachten aus, die nur auf einem Fusse stehen, damit sie nicht einschlaffen. Sie fliegen wie die wilden Gänse Hauffenweise, in zweyen gleich einem scharffen oder spitzigen Winckel zusammen stos- senden Reihen, meistens nach dem Wind, desto schleuniger fort- zukommen. Auf der Reise hal- ten sie unter einander gute Freund- schafft, sonsten aber, wenn ein Paar uneins werden, streiten sie so hefftig, daß sie gar leicht dar- über erschlichen, und gefangen werden können. Sie bringen nicht mehr als zwey Eyer, zwi- schen welche sie in ihrem Neste iedesmal einen Stein zu legen pflegen. Wenn diese Vögel im Früh-Jahr zeitig kommen, soll es einen schönen Herbst; wenn sie hoch und stillschweigend fliegen, [Spaltenumbruch] Kra schönes Wetter; wenn sie aberniedrig und ohne Ordnung daher ziehen, auch im Fluge schreyen, Regen und Ungewitter bedeuten. Wo sie ihre gewöhnliche Ruhe- Stellen haben, macht man tieffe aber enge Gruben, wirfft Getreid, oder was sie sonst gerne fressen, hinein, leget eine starcke Schleif- fe oder Schlinge von Roß-Haa- ren über die Grube, und bindet solche an einen Stock fest an; wenn nun der Kranich mit seinem Hals hinunter reichet, wird er von der Schleiffe ergriffen und also ge- fangen. Andere stecken lange pa- pierne Düten in die Gruben, wer- fen unten Erbsen hinein, und be- schmieren sie oben mit Vogel- Leim; will nun der Kranich, den Fraß heraus zu langen, mit dem Kopff in die Düte fahren, bleibet ihm solche an dem Kopffe kleben, daß er, davon geblendet, leicht- lich kan mit Händen ergriffen wer- den. Wer sie mit einem Rohr beschleichen und schiessen will, muß Acht haben, daß der Wind von dem Vogel gegen ihm gehe: Denn wo der Wind von ihm auf den Kranich gehet, so wittert ers gleich, und flieget davon, ehe man zum Schuß kommen kan. Krannewets-Vogel, s. Kram- mets-Vogel. Krebs, Eine Kranckheit der Pferde, und
[Spaltenumbruch] Kra Arten der Kraniche. Die 1) habenRaben-ſchwartze Fluͤgel; die 2) ſind weiß und ſchwartz mit gold- gelben Flecken an ihren Federn; die 3) ſehen in den meiſten Stuͤ- cken den unſern gleich; die 4) ſind zwar klein, haben aber uͤberaus ſchoͤne ſchwartze und rothe Federn, und die 5) ſind aſchenfarbig mit groſſen rothen und ſchwartzen Spiegeln. Longolius und Geſne- rus gedencken auch einer Art, wel- che gantz weiß ſind. Unſere Kra- niche ſind zwar keine Waſſer-Voͤ- gel, halten ſich aber doch gerne nahe bey dem Waſſer auf, ſonſt laſſen ſie ſich auch gerne in groſ- ſen, breiten, flachen Feldern nie- der, wo ſie ſich wohl und genug- ſam umſehen, und vor beſorgli- chen Nachſtellungen ſowol der Menſchen als wilden Thiere huͤ- ten koͤnnen. Sie ſtellen dahero, wo ſie ſich im Felde ſetzen, ihre Nacht-Ruhe zu halten, ihre Schildwachten aus, die nur auf einem Fuſſe ſtehen, damit ſie nicht einſchlaffen. Sie fliegen wie die wilden Gaͤnſe Hauffenweiſe, in zweyen gleich einem ſcharffen oder ſpitzigen Winckel zuſammen ſtoſ- ſenden Reihen, meiſtens nach dem Wind, deſto ſchleuniger fort- zukommen. Auf der Reiſe hal- ten ſie unter einander gute Freund- ſchafft, ſonſten aber, wenn ein Paar uneins werden, ſtreiten ſie ſo hefftig, daß ſie gar leicht dar- uͤber erſchlichen, und gefangen werden koͤnnen. Sie bringen nicht mehr als zwey Eyer, zwi- ſchen welche ſie in ihrem Neſte iedesmal einen Stein zu legen pflegen. Wenn dieſe Voͤgel im Fruͤh-Jahr zeitig kommen, ſoll es einen ſchoͤnen Herbſt; wenn ſie hoch und ſtillſchweigend fliegen, [Spaltenumbruch] Kra ſchoͤnes Wetter; wenn ſie aberniedrig und ohne Ordnung daher ziehen, auch im Fluge ſchreyen, Regen und Ungewitter bedeuten. Wo ſie ihre gewoͤhnliche Ruhe- Stellen haben, macht man tieffe aber enge Gruben, wirfft Getreid, oder was ſie ſonſt gerne freſſen, hinein, leget eine ſtarcke Schleif- fe oder Schlinge von Roß-Haa- ren uͤber die Grube, und bindet ſolche an einen Stock feſt an; wenn nun der Kranich mit ſeinem Hals hinunter reichet, wird er von der Schleiffe ergriffen und alſo ge- fangen. Andere ſtecken lange pa- pierne Duͤten in die Gruben, wer- fen unten Erbſen hinein, und be- ſchmieren ſie oben mit Vogel- Leim; will nun der Kranich, den Fraß heraus zu langen, mit dem Kopff in die Duͤte fahren, bleibet ihm ſolche an dem Kopffe kleben, daß er, davon geblendet, leicht- lich kan mit Haͤnden ergriffen wer- den. Wer ſie mit einem Rohr beſchleichen und ſchieſſen will, muß Acht haben, daß der Wind von dem Vogel gegen ihm gehe: Denn wo der Wind von ihm auf den Kranich gehet, ſo wittert ers gleich, und flieget davon, ehe man zum Schuß kommen kan. Krannewets-Vogel, ſ. Kram- mets-Vogel. Krebs, Eine Kranckheit der Pferde, und
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Kra
Kra
Arten der Kraniche. Die 1) haben
Raben-ſchwartze Fluͤgel; die 2)
ſind weiß und ſchwartz mit gold-
gelben Flecken an ihren Federn;
die 3) ſehen in den meiſten Stuͤ-
cken den unſern gleich; die 4) ſind
zwar klein, haben aber uͤberaus
ſchoͤne ſchwartze und rothe Federn,
und die 5) ſind aſchenfarbig mit
groſſen rothen und ſchwartzen
Spiegeln. Longolius und Geſne-
rus gedencken auch einer Art, wel-
che gantz weiß ſind. Unſere Kra-
niche ſind zwar keine Waſſer-Voͤ-
gel, halten ſich aber doch gerne
nahe bey dem Waſſer auf, ſonſt
laſſen ſie ſich auch gerne in groſ-
ſen, breiten, flachen Feldern nie-
der, wo ſie ſich wohl und genug-
ſam umſehen, und vor beſorgli-
chen Nachſtellungen ſowol der
Menſchen als wilden Thiere huͤ-
ten koͤnnen. Sie ſtellen dahero,
wo ſie ſich im Felde ſetzen, ihre
Nacht-Ruhe zu halten, ihre
Schildwachten aus, die nur auf
einem Fuſſe ſtehen, damit ſie nicht
einſchlaffen. Sie fliegen wie die
wilden Gaͤnſe Hauffenweiſe, in
zweyen gleich einem ſcharffen oder
ſpitzigen Winckel zuſammen ſtoſ-
ſenden Reihen, meiſtens nach
dem Wind, deſto ſchleuniger fort-
zukommen. Auf der Reiſe hal-
ten ſie unter einander gute Freund-
ſchafft, ſonſten aber, wenn ein
Paar uneins werden, ſtreiten ſie
ſo hefftig, daß ſie gar leicht dar-
uͤber erſchlichen, und gefangen
werden koͤnnen. Sie bringen
nicht mehr als zwey Eyer, zwi-
ſchen welche ſie in ihrem Neſte
iedesmal einen Stein zu legen
pflegen. Wenn dieſe Voͤgel im
Fruͤh-Jahr zeitig kommen, ſoll es
einen ſchoͤnen Herbſt; wenn ſie
hoch und ſtillſchweigend fliegen,
ſchoͤnes Wetter; wenn ſie aber
niedrig und ohne Ordnung daher
ziehen, auch im Fluge ſchreyen,
Regen und Ungewitter bedeuten.
Wo ſie ihre gewoͤhnliche Ruhe-
Stellen haben, macht man tieffe
aber enge Gruben, wirfft Getreid,
oder was ſie ſonſt gerne freſſen,
hinein, leget eine ſtarcke Schleif-
fe oder Schlinge von Roß-Haa-
ren uͤber die Grube, und bindet
ſolche an einen Stock feſt an;
wenn nun der Kranich mit ſeinem
Hals hinunter reichet, wird er von
der Schleiffe ergriffen und alſo ge-
fangen. Andere ſtecken lange pa-
pierne Duͤten in die Gruben, wer-
fen unten Erbſen hinein, und be-
ſchmieren ſie oben mit Vogel-
Leim; will nun der Kranich, den
Fraß heraus zu langen, mit dem
Kopff in die Duͤte fahren, bleibet
ihm ſolche an dem Kopffe kleben,
daß er, davon geblendet, leicht-
lich kan mit Haͤnden ergriffen wer-
den. Wer ſie mit einem Rohr
beſchleichen und ſchieſſen will, muß
Acht haben, daß der Wind von
dem Vogel gegen ihm gehe: Denn
wo der Wind von ihm auf den
Kranich gehet, ſo wittert ers gleich,
und flieget davon, ehe man zum
Schuß kommen kan.
Krannewets-Vogel, ſ. Kram-
mets-Vogel.
Krebs,
Eine Kranckheit der Pferde,
welche ihnen Haut und Fleiſch
wegfriſſet, und um den Ort, wo
er ſitzet, das Fleiſch blau und dun-
ckelfaͤrbig macht. Dawider pul-
veriſire man wohlgedoͤrrten Hanf-
Saamen, und ſtreue denſelben
zweymal des Tages uͤber den Scha-
den, welchen man trocken halten
und
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