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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Las
ein Flageolet oder eine Wald-Flö-
te bedeutet, die zu Erfindung ei-
ner Orgel-Stimme, welche sehr
hoch gehet, Anlaß gegeben hat.

Lascivete excessive des chevaux
entiers,

Uibermäßige, hefftige Geilheit
der gantzen Pferde, diese ist nun
sehr schädlich, (daferne derglei-
chen Hengste nicht sollen zur Ge-
neration
gebraucht werden), daß
ihnen solche Geile öffters in die
Schenckel schlägt, daß sie wie
rähe, und zu menschlichem Ge-
brauch undienlich sind. Uiber diß
steigt die Geilheit auch gerne über
sich in den Kopf, daß einige blind,
andere Kollerer, ja gar Hirnwü-
tig werden. Dergleichen Pferden
giebt man wöchentlich 2 mal zwey
gute Messerspitzen gestossenen
Kampfer, oder auch Bley-Asche
unter das Futter, welches ihnen
die allzugrosse übermäßige Geil-
heit benimmt.

Laß-Reiser,

Sind im Laub-Holtze diejeni-
gen jungen Stamme, welche bey
allen und ieden Gehauen, da das
Schlag-Holtz abgetrieben wird,
das erste mal stehen bleiben, und
den Anfang zum Ober-Holtze ma-
chen. Vermöge der Holtz-Ord-
nung in Franckreich und anderer
Orten, sollen auf iedem Acker sech-
zehen junge Laß-Reiser, so man
wieder zu Ober-Holtze ziehen soll,
gelassen werden, und zwar an
Ahornen, Aspen, Bircken, Bu-
chen, Castanien, Eschen-Bäumen,
Jlmen Eichen etc. was nemlich an
iedem Ort am besten zu nutzen schei-
net; als wo man Schiff- oder
Wasser-Bau und Eichel-Mast
hat, werden junge Eichen zu Laß-
Reisern gelassen. Wo man aber
[Spaltenumbruch]

Lav
hierauf kein sonderliches Absehen
zu machen hat, so ist vorträglicher
von andern obbeniemten Bäu-
men, als Aspen, Bircken etc. wel-
che stehen zu lassen, denn sie wach-
sen viel schneller und geschwinder,
und in einem Jahr mehr, als die
Eichen in zwey oder drey daher,
nehmen mit den Aesten nicht so
viel Raum ein, und verdemmen
deswegen weder das Unter-Holtz
und die Gräserey, noch sich selb-
sten, sondern können näher und
dichter beysammen stehen als die
Eichen. Bey uns läst man ins-
gemein auf einem Acker zwey und
dreyßig junge Eichen zu Laß-Rei-
sern stehen, damit man, weil sie
wegen ihrer Jugend und Zartheit
leicht ausgehen, und von Wind
und Schnee verderbet werden,
was zuzubüssen, und bey Abgang
der andern die Zahl ersetzen könne.
Man pflegt die schönsten, gerade-
und bestgewachsenen Stämmlein
auszulesen, welche nicht allzu ge-
nau, sondern so viel möglich, hübsch
gleich mit den andern Haupt- und
angehenden Bäumen auch Vor-
ständern untermengt stehen, und
vor dem Holtz-Schlag von dem
Haus-Vater oder Forst Bedien-
ten mit Stroh-Bändern gezeich-
net werden sollen, damit sie nicht
mit dem andern Schlag-Holtz
von den Holtz-Schlägern nieder
gehauen werden mögen. Jn
Ober-Deutschland führen die Laß-
Reiser den Nahmen Bann-Rai-
tel.

Latitudo soni,

Die Stärcke eines Klanges,
wird mit den Worten forte, pia-
no, piu piano, frequentato, solo,
capella, tutti &c.
angedeutet.

Lavant,

Oder S. Andreä, eine Stadt

an
Ritter-Lexic. S s

[Spaltenumbruch]

Laſ
ein Flageolet oder eine Wald-Floͤ-
te bedeutet, die zu Erfindung ei-
ner Orgel-Stimme, welche ſehr
hoch gehet, Anlaß gegeben hat.

Laſciveté exceſſive des chevaux
entiers,

Uibermaͤßige, hefftige Geilheit
der gantzen Pferde, dieſe iſt nun
ſehr ſchaͤdlich, (daferne derglei-
chen Hengſte nicht ſollen zur Ge-
neration
gebraucht werden), daß
ihnen ſolche Geile oͤffters in die
Schenckel ſchlaͤgt, daß ſie wie
raͤhe, und zu menſchlichem Ge-
brauch undienlich ſind. Uiber diß
ſteigt die Geilheit auch gerne uͤber
ſich in den Kopf, daß einige blind,
andere Kollerer, ja gar Hirnwuͤ-
tig werden. Dergleichen Pferden
giebt man woͤchentlich 2 mal zwey
gute Meſſerſpitzen geſtoſſenen
Kampfer, oder auch Bley-Aſche
unter das Futter, welches ihnen
die allzugroſſe uͤbermaͤßige Geil-
heit benimmt.

Laß-Reiſer,

Sind im Laub-Holtze diejeni-
gen jungen Stamme, welche bey
allen und ieden Gehauen, da das
Schlag-Holtz abgetrieben wird,
das erſte mal ſtehen bleiben, und
den Anfang zum Ober-Holtze ma-
chen. Vermoͤge der Holtz-Ord-
nung in Franckreich und anderer
Orten, ſollen auf iedem Acker ſech-
zehen junge Laß-Reiſer, ſo man
wieder zu Ober-Holtze ziehen ſoll,
gelaſſen werden, und zwar an
Ahornen, Aſpen, Bircken, Bu-
chen, Caſtanien, Eſchen-Baͤumen,
Jlmen Eichen ꝛc. was nemlich an
iedem Ort am beſten zu nutzen ſchei-
net; als wo man Schiff- oder
Waſſer-Bau und Eichel-Maſt
hat, werden junge Eichen zu Laß-
Reiſern gelaſſen. Wo man aber
[Spaltenumbruch]

Lav
hierauf kein ſonderliches Abſehen
zu machen hat, ſo iſt vortraͤglicher
von andern obbeniemten Baͤu-
men, als Aſpen, Bircken ꝛc. wel-
che ſtehen zu laſſen, denn ſie wach-
ſen viel ſchneller und geſchwinder,
und in einem Jahr mehr, als die
Eichen in zwey oder drey daher,
nehmen mit den Aeſten nicht ſo
viel Raum ein, und verdemmen
deswegen weder das Unter-Holtz
und die Graͤſerey, noch ſich ſelb-
ſten, ſondern koͤnnen naͤher und
dichter beyſammen ſtehen als die
Eichen. Bey uns laͤſt man ins-
gemein auf einem Acker zwey und
dreyßig junge Eichen zu Laß-Rei-
ſern ſtehen, damit man, weil ſie
wegen ihrer Jugend und Zartheit
leicht ausgehen, und von Wind
und Schnee verderbet werden,
was zuzubuͤſſen, und bey Abgang
der andern die Zahl erſetzen koͤnne.
Man pflegt die ſchoͤnſten, gerade-
und beſtgewachſenen Staͤmmlein
auszuleſen, welche nicht allzu ge-
nau, ſondern ſo viel moͤglich, huͤbſch
gleich mit den andern Haupt- und
angehenden Baͤumen auch Vor-
ſtaͤndern untermengt ſtehen, und
vor dem Holtz-Schlag von dem
Haus-Vater oder Forſt Bedien-
ten mit Stroh-Baͤndern gezeich-
net werden ſollen, damit ſie nicht
mit dem andern Schlag-Holtz
von den Holtz-Schlaͤgern nieder
gehauen werden moͤgen. Jn
Ober-Deutſchland fuͤhren die Laß-
Reiſer den Nahmen Bann-Rai-
tel.

Latitudo ſoni,

Die Staͤrcke eines Klanges,
wird mit den Worten forte, pia-
no, piu piano, frequentato, ſolo,
capella, tutti &c.
angedeutet.

Lavant,

Oder S. Andreaͤ, eine Stadt

an
Ritter-Lexic. S ſ
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[0661] Laſ Lav ein Flageolet oder eine Wald-Floͤ- te bedeutet, die zu Erfindung ei- ner Orgel-Stimme, welche ſehr hoch gehet, Anlaß gegeben hat. Laſciveté exceſſive des chevaux entiers, Uibermaͤßige, hefftige Geilheit der gantzen Pferde, dieſe iſt nun ſehr ſchaͤdlich, (daferne derglei- chen Hengſte nicht ſollen zur Ge- neration gebraucht werden), daß ihnen ſolche Geile oͤffters in die Schenckel ſchlaͤgt, daß ſie wie raͤhe, und zu menſchlichem Ge- brauch undienlich ſind. Uiber diß ſteigt die Geilheit auch gerne uͤber ſich in den Kopf, daß einige blind, andere Kollerer, ja gar Hirnwuͤ- tig werden. Dergleichen Pferden giebt man woͤchentlich 2 mal zwey gute Meſſerſpitzen geſtoſſenen Kampfer, oder auch Bley-Aſche unter das Futter, welches ihnen die allzugroſſe uͤbermaͤßige Geil- heit benimmt. Laß-Reiſer, Sind im Laub-Holtze diejeni- gen jungen Stamme, welche bey allen und ieden Gehauen, da das Schlag-Holtz abgetrieben wird, das erſte mal ſtehen bleiben, und den Anfang zum Ober-Holtze ma- chen. Vermoͤge der Holtz-Ord- nung in Franckreich und anderer Orten, ſollen auf iedem Acker ſech- zehen junge Laß-Reiſer, ſo man wieder zu Ober-Holtze ziehen ſoll, gelaſſen werden, und zwar an Ahornen, Aſpen, Bircken, Bu- chen, Caſtanien, Eſchen-Baͤumen, Jlmen Eichen ꝛc. was nemlich an iedem Ort am beſten zu nutzen ſchei- net; als wo man Schiff- oder Waſſer-Bau und Eichel-Maſt hat, werden junge Eichen zu Laß- Reiſern gelaſſen. Wo man aber hierauf kein ſonderliches Abſehen zu machen hat, ſo iſt vortraͤglicher von andern obbeniemten Baͤu- men, als Aſpen, Bircken ꝛc. wel- che ſtehen zu laſſen, denn ſie wach- ſen viel ſchneller und geſchwinder, und in einem Jahr mehr, als die Eichen in zwey oder drey daher, nehmen mit den Aeſten nicht ſo viel Raum ein, und verdemmen deswegen weder das Unter-Holtz und die Graͤſerey, noch ſich ſelb- ſten, ſondern koͤnnen naͤher und dichter beyſammen ſtehen als die Eichen. Bey uns laͤſt man ins- gemein auf einem Acker zwey und dreyßig junge Eichen zu Laß-Rei- ſern ſtehen, damit man, weil ſie wegen ihrer Jugend und Zartheit leicht ausgehen, und von Wind und Schnee verderbet werden, was zuzubuͤſſen, und bey Abgang der andern die Zahl erſetzen koͤnne. Man pflegt die ſchoͤnſten, gerade- und beſtgewachſenen Staͤmmlein auszuleſen, welche nicht allzu ge- nau, ſondern ſo viel moͤglich, huͤbſch gleich mit den andern Haupt- und angehenden Baͤumen auch Vor- ſtaͤndern untermengt ſtehen, und vor dem Holtz-Schlag von dem Haus-Vater oder Forſt Bedien- ten mit Stroh-Baͤndern gezeich- net werden ſollen, damit ſie nicht mit dem andern Schlag-Holtz von den Holtz-Schlaͤgern nieder gehauen werden moͤgen. Jn Ober-Deutſchland fuͤhren die Laß- Reiſer den Nahmen Bann-Rai- tel. Latitudo ſoni, Die Staͤrcke eines Klanges, wird mit den Worten forte, pia- no, piu piano, frequentato, ſolo, capella, tutti &c. angedeutet. Lavant, Oder S. Andreaͤ, eine Stadt an Ritter-Lexic. S ſ

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/661>, abgerufen am 22.11.2024.