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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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[Spaltenumbruch]

Ler
unvergleichlich, wer sie aber län-
ger fortbringen will, der muß
mehr Mühe daran wenden, und
zu Zeiten Semmel in süsse Milch
geweicht, und mit dürren Ameis-
Eyern besprengt, vorgeben; zu-
weilen auch weissen Mohn-Saa-
men und gedörrtes Rinder-Hertz,
welches mit einem Reib-Eisen
gerieben wird, mit der andern
Speise verwechseln; sobald man
aber den April erreichet, lässet
man das andere Futter hinweg,
und giebt den singenden Heide-
Lerchen nichts als frische Ameis-
Eyer, bey denen man sich ihrer
Gesundheit, so lang man solche
bekommen kan, gewiß zu versi-
chern hat. Es dienet auch zu ih-
rer Erhaltung, wenn sie entwe-
der in dem Vogel-Haus, oder in
der Stube lauffend, in einem
Kästlein Sand bekommen, wel-
ches iedoch so tief seyn muß, daß
die Heide-Lerche sich in dem Sand
gleichsam vergraben kan; zur
Zeit, wenn die Heuschrecken sind,
werden ihnen auch dieselbe gefan-
gen, und die grossen zerschnitten,
die kleinen aber lebendig vorge-
worffen, als welche zur gäntzli-
chen Erneuerung ihrer Gesund-
heit dienen. Jhren Fang betref-
fend, geschiehet solcher, wie bey
der Korn-Lerche, kurtz nach ihrer
Ankunfft mit dem Nacht-Netze
auf nahe bey Schwartz-Holtz ge-
legenen Feldern; oder, wenn man
eine lockende Heide-Lerche hat, mit
einer Schlag-Wand, welche man
nur im Felde aufschlägt, die Lock-
Lerche mitten in den Herd hinein
setzet, und sich die in den nächsten
Feldern, oder Wacholder-Bü-
schen liegende Heide-Lerchen durch
iemand auftreiben lässet, massen
selbige auf die Lock gar willig ein-
[Spaltenumbruch]
Ler
fallen. Jn den folgenden drey
Monaten, paaren sie sich, und
verrichten ihre Brut. Jm Julio
findet man sie schon zu fünff, sechs
bis sieben, nemlich mit ihren Jun-
gen, so sie gebrütet, bersammen
liegen, da man sie denn, vermit-
telst des Lerchen-Fälckleins mit
dem Tirasse fangen kan, welches
im nächstfolgenden Monat, da sie
in der Maus liegen, noch besser
angehet, massen man alsdenn
nicht einmal einen lebendigen Fal-
cken brauchet, sondern sich zu dem
Fange, nur eines von Holtz ge-
schnitzten Fälckleins bedienet, wel-
chen man an einer Schnur mit-
telst einer Stangen schwinget.
Da sie zuvor währender Brut sich
etwas weit vom Holtze hinweg
begeben, und manche Paar mit-
ten im Feld, an Hügeln, die mit
Wacholder-Stauden bewachsen,
sich aufhalten, treten sie im Au-
gusto näher zum Wald, und sind
daselbst, wenn man Acht giebet,
wo sie zu Nachts in Stoppeln
liegen bleiben, schon wiederum
mit dem Nacht-Garn zu fangen,
mit welchem sie, sonderlich im
Frühling, sich bedecken lassen,
wenn gleich heller Mond-Schein
ist, da hingegen die Korn-Lerche
nicht hält, es sey denn stock-fin-
ster. Zur Zeit, wenn sie im Herb-
ste streichen, sind sie in den Ge-
genden, wo man die Krammets-
Vögel fänget, auf sonderlich hier-
zu bereiteten Rück-Herden sehr
häuffig zu bekommen.

Lerchen-Falck,

Jst ein kleiner doch edler Falck,
welcher ein abgesagter Feind der
Lerchen, und von denselben derge-
stalt gefürchtet wird, daß sie, wenn
sie seiner ansichtig werden, sich an

den

[Spaltenumbruch]

Ler
unvergleichlich, wer ſie aber laͤn-
ger fortbringen will, der muß
mehr Muͤhe daran wenden, und
zu Zeiten Semmel in ſuͤſſe Milch
geweicht, und mit duͤrren Ameis-
Eyern beſprengt, vorgeben; zu-
weilen auch weiſſen Mohn-Saa-
men und gedoͤrrtes Rinder-Hertz,
welches mit einem Reib-Eiſen
gerieben wird, mit der andern
Speiſe verwechſeln; ſobald man
aber den April erreichet, laͤſſet
man das andere Futter hinweg,
und giebt den ſingenden Heide-
Lerchen nichts als friſche Ameis-
Eyer, bey denen man ſich ihrer
Geſundheit, ſo lang man ſolche
bekommen kan, gewiß zu verſi-
chern hat. Es dienet auch zu ih-
rer Erhaltung, wenn ſie entwe-
der in dem Vogel-Haus, oder in
der Stube lauffend, in einem
Kaͤſtlein Sand bekommen, wel-
ches iedoch ſo tief ſeyn muß, daß
die Heide-Lerche ſich in dem Sand
gleichſam vergraben kan; zur
Zeit, wenn die Heuſchrecken ſind,
werden ihnen auch dieſelbe gefan-
gen, und die groſſen zerſchnitten,
die kleinen aber lebendig vorge-
worffen, als welche zur gaͤntzli-
chen Erneuerung ihrer Geſund-
heit dienen. Jhren Fang betref-
fend, geſchiehet ſolcher, wie bey
der Korn-Lerche, kurtz nach ihrer
Ankunfft mit dem Nacht-Netze
auf nahe bey Schwartz-Holtz ge-
legenen Feldern; oder, wenn man
eine lockende Heide-Lerche hat, mit
einer Schlag-Wand, welche man
nur im Felde aufſchlaͤgt, die Lock-
Lerche mitten in den Herd hinein
ſetzet, und ſich die in den naͤchſten
Feldern, oder Wacholder-Buͤ-
ſchen liegende Heide-Lerchen durch
iemand auftreiben laͤſſet, maſſen
ſelbige auf die Lock gar willig ein-
[Spaltenumbruch]
Ler
fallen. Jn den folgenden drey
Monaten, paaren ſie ſich, und
verrichten ihre Brut. Jm Julio
findet man ſie ſchon zu fuͤnff, ſechs
bis ſieben, nemlich mit ihren Jun-
gen, ſo ſie gebruͤtet, berſammen
liegen, da man ſie denn, vermit-
telſt des Lerchen-Faͤlckleins mit
dem Tiraſſe fangen kan, welches
im naͤchſtfolgenden Monat, da ſie
in der Maus liegen, noch beſſer
angehet, maſſen man alsdenn
nicht einmal einen lebendigen Fal-
cken brauchet, ſondern ſich zu dem
Fange, nur eines von Holtz ge-
ſchnitzten Faͤlckleins bedienet, wel-
chen man an einer Schnur mit-
telſt einer Stangen ſchwinget.
Da ſie zuvor waͤhrender Brut ſich
etwas weit vom Holtze hinweg
begeben, und manche Paar mit-
ten im Feld, an Huͤgeln, die mit
Wacholder-Stauden bewachſen,
ſich aufhalten, treten ſie im Au-
guſto naͤher zum Wald, und ſind
daſelbſt, wenn man Acht giebet,
wo ſie zu Nachts in Stoppeln
liegen bleiben, ſchon wiederum
mit dem Nacht-Garn zu fangen,
mit welchem ſie, ſonderlich im
Fruͤhling, ſich bedecken laſſen,
wenn gleich heller Mond-Schein
iſt, da hingegen die Korn-Lerche
nicht haͤlt, es ſey denn ſtock-fin-
ſter. Zur Zeit, wenn ſie im Herb-
ſte ſtreichen, ſind ſie in den Ge-
genden, wo man die Krammets-
Voͤgel faͤnget, auf ſonderlich hier-
zu bereiteten Ruͤck-Herden ſehr
haͤuffig zu bekommen.

Lerchen-Falck,

Jſt ein kleiner doch edler Falck,
welcher ein abgeſagter Feind der
Lerchen, und von denſelben derge-
ſtalt gefuͤrchtet wird, daß ſie, wenn
ſie ſeiner anſichtig werden, ſich an

den
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[0684] Ler Ler unvergleichlich, wer ſie aber laͤn- ger fortbringen will, der muß mehr Muͤhe daran wenden, und zu Zeiten Semmel in ſuͤſſe Milch geweicht, und mit duͤrren Ameis- Eyern beſprengt, vorgeben; zu- weilen auch weiſſen Mohn-Saa- men und gedoͤrrtes Rinder-Hertz, welches mit einem Reib-Eiſen gerieben wird, mit der andern Speiſe verwechſeln; ſobald man aber den April erreichet, laͤſſet man das andere Futter hinweg, und giebt den ſingenden Heide- Lerchen nichts als friſche Ameis- Eyer, bey denen man ſich ihrer Geſundheit, ſo lang man ſolche bekommen kan, gewiß zu verſi- chern hat. Es dienet auch zu ih- rer Erhaltung, wenn ſie entwe- der in dem Vogel-Haus, oder in der Stube lauffend, in einem Kaͤſtlein Sand bekommen, wel- ches iedoch ſo tief ſeyn muß, daß die Heide-Lerche ſich in dem Sand gleichſam vergraben kan; zur Zeit, wenn die Heuſchrecken ſind, werden ihnen auch dieſelbe gefan- gen, und die groſſen zerſchnitten, die kleinen aber lebendig vorge- worffen, als welche zur gaͤntzli- chen Erneuerung ihrer Geſund- heit dienen. Jhren Fang betref- fend, geſchiehet ſolcher, wie bey der Korn-Lerche, kurtz nach ihrer Ankunfft mit dem Nacht-Netze auf nahe bey Schwartz-Holtz ge- legenen Feldern; oder, wenn man eine lockende Heide-Lerche hat, mit einer Schlag-Wand, welche man nur im Felde aufſchlaͤgt, die Lock- Lerche mitten in den Herd hinein ſetzet, und ſich die in den naͤchſten Feldern, oder Wacholder-Buͤ- ſchen liegende Heide-Lerchen durch iemand auftreiben laͤſſet, maſſen ſelbige auf die Lock gar willig ein- fallen. Jn den folgenden drey Monaten, paaren ſie ſich, und verrichten ihre Brut. Jm Julio findet man ſie ſchon zu fuͤnff, ſechs bis ſieben, nemlich mit ihren Jun- gen, ſo ſie gebruͤtet, berſammen liegen, da man ſie denn, vermit- telſt des Lerchen-Faͤlckleins mit dem Tiraſſe fangen kan, welches im naͤchſtfolgenden Monat, da ſie in der Maus liegen, noch beſſer angehet, maſſen man alsdenn nicht einmal einen lebendigen Fal- cken brauchet, ſondern ſich zu dem Fange, nur eines von Holtz ge- ſchnitzten Faͤlckleins bedienet, wel- chen man an einer Schnur mit- telſt einer Stangen ſchwinget. Da ſie zuvor waͤhrender Brut ſich etwas weit vom Holtze hinweg begeben, und manche Paar mit- ten im Feld, an Huͤgeln, die mit Wacholder-Stauden bewachſen, ſich aufhalten, treten ſie im Au- guſto naͤher zum Wald, und ſind daſelbſt, wenn man Acht giebet, wo ſie zu Nachts in Stoppeln liegen bleiben, ſchon wiederum mit dem Nacht-Garn zu fangen, mit welchem ſie, ſonderlich im Fruͤhling, ſich bedecken laſſen, wenn gleich heller Mond-Schein iſt, da hingegen die Korn-Lerche nicht haͤlt, es ſey denn ſtock-fin- ſter. Zur Zeit, wenn ſie im Herb- ſte ſtreichen, ſind ſie in den Ge- genden, wo man die Krammets- Voͤgel faͤnget, auf ſonderlich hier- zu bereiteten Ruͤck-Herden ſehr haͤuffig zu bekommen. Lerchen-Falck, Jſt ein kleiner doch edler Falck, welcher ein abgeſagter Feind der Lerchen, und von denſelben derge- ſtalt gefuͤrchtet wird, daß ſie, wenn ſie ſeiner anſichtig werden, ſich an den

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/684>, abgerufen am 22.11.2024.