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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Ler
und man damit fertig ist, wird
an eine iede Leine ein Pferd oder
Ochse vermittelst eines Ort-
Scheites angespannet; derjenige,
so auf dem Pferde sitzet, oder den
Ochsen regieret, ziehet sodenn mit
der Leine, welche von der dabey
stehenden Person abgewunden
wird, allmählig fort, und die da-
zu gestellte Jungen schleppen in
gewisser Distantz von einander die
Leine nach, sowol dem Pferd oder
Ochsen den Zug zu erleichtern, als
auch der Leine, wenn dieselbe et-
wan wo hängen bleiben solte,
nachzuhelffen. Sind die Leinen
auf beyden Seiten völlig abge-
wunden, so wird den Personen,
die bey dem Zug-Vieh sind, ein
Zeichen gegeben, oben im Bogen
zusammen zu rücken, wenn solches
geschehen, spannt man die Pfer-
de oder Ochsen ab, hänget beyde
Leinen zusammen, und fänget bey
den Netzen an, dieselben wieder
aufzuwinden, die rings herum an
der Leine ausgetheilte Jungen ge-
hen erstlich Fuß vor Fuß fort, da-
mit die Lerchen nur sachte aufste-
hen, und auf dreyßig mehr oder
weniger Schritte sich wieder nie-
dersetzen, und also treibet man
sie offt gemächlich auf, bis sie
ohngefehr viertzig bis funfzig
Schritt vor den Netzen sich gela-
gert haben, denn läßt man die
Treiber stärcker gehen, und end-
lich gar auf sie los lauffen, so
schiessen sie, von Furcht und der
hereinbrechenden Nacht geblendet,
mit Hauffen in die Garne, daß
man, wo es einen guten Strich
hat, etliche hundert auf einmal
fänget. Weil hiebey das meiste
daran gelegen ist, daß man die
Treibe-Zeit recht treffe, indem die
Lerchen, wenn das Treiben zu frü-
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Ler
he oder zu spate geschiehet, entwe-
der sich zurücke begeben, oder in
die Höhe fliegen, folglich alle an-
gewandte Mühe und Unkosten
umsonst und verlohren sind; So
ist es gut, wenn man bey diesem
Fang, und indem man mit den
Leinen eintreibet, eine Person da-
bey hat, die es verstehet, und den
Treibern entweder mit einem
Hörnlein, oder auch mit einem
Lauten Pfeifflein zu rechter Zeit
ein Merckzeichen zum Stilleste-
hen giebt, damit die Lerche sich se-
tzen, und sich nicht zu hoch oder
wol gar über die Garn schwingen,
sondern noch vor denselben nieder-
fallen möge, um hernach, wenn sie
nahe genug dabey, desto eilfer-
tiger in gedachte Garne gejaget zu
werden. Sie verwickeln sich so
hart, daß sie übel auszulösen sind,
das vornehmste ist, die Füsse recht
auszuledigen, da denn der Leib
schon hernach gehet. Bisweilen
kommen auch Wachteln, Schnep-
fen und Rebhüner hinein, wovon
die beyden letztern einen grossen
Riß in das Garn zu machen,
und, wo man nicht bald darzu
kommt, sich gar los zu reissen
pflegen. Dieses Weidwerck will
ein stilles und heiteres Wetter ha-
ben; denn wenn es windig ist,
muß auch diese Uibung vergeblich
seyn, weil die subtilen Gärnlein
von den Winden gar zu leichtlich
aufgehoben werden, daß die Ler-
chen unten durchfliegen, und also
nicht gefangen werden können.
Wenn Frauenzimmer, oder et-
wan sonst ansehnliche Zuschauer
vorhanden, können sie wol bey-
derseits etliche zwantzig bis dreys-
sig Schritte von den Netzen ste-
hen oder sitzen bleiben: Denn also
sehen sie nicht nur, wie die Ler-

chen

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Ler
und man damit fertig iſt, wird
an eine iede Leine ein Pferd oder
Ochſe vermittelſt eines Ort-
Scheites angeſpannet; derjenige,
ſo auf dem Pferde ſitzet, oder den
Ochſen regieret, ziehet ſodenn mit
der Leine, welche von der dabey
ſtehenden Perſon abgewunden
wird, allmaͤhlig fort, und die da-
zu geſtellte Jungen ſchleppen in
gewiſſer Diſtantz von einander die
Leine nach, ſowol dem Pferd oder
Ochſen den Zug zu erleichtern, als
auch der Leine, wenn dieſelbe et-
wan wo haͤngen bleiben ſolte,
nachzuhelffen. Sind die Leinen
auf beyden Seiten voͤllig abge-
wunden, ſo wird den Perſonen,
die bey dem Zug-Vieh ſind, ein
Zeichen gegeben, oben im Bogen
zuſammen zu ruͤcken, wenn ſolches
geſchehen, ſpannt man die Pfer-
de oder Ochſen ab, haͤnget beyde
Leinen zuſammen, und faͤnget bey
den Netzen an, dieſelben wieder
aufzuwinden, die rings herum an
der Leine ausgetheilte Jungen ge-
hen erſtlich Fuß vor Fuß fort, da-
mit die Lerchen nur ſachte aufſte-
hen, und auf dreyßig mehr oder
weniger Schritte ſich wieder nie-
derſetzen, und alſo treibet man
ſie offt gemaͤchlich auf, bis ſie
ohngefehr viertzig bis funfzig
Schritt vor den Netzen ſich gela-
gert haben, denn laͤßt man die
Treiber ſtaͤrcker gehen, und end-
lich gar auf ſie los lauffen, ſo
ſchieſſen ſie, von Furcht und der
hereinbrechenden Nacht geblendet,
mit Hauffen in die Garne, daß
man, wo es einen guten Strich
hat, etliche hundert auf einmal
faͤnget. Weil hiebey das meiſte
daran gelegen iſt, daß man die
Treibe-Zeit recht treffe, indem die
Lerchen, wenn das Treiben zu fruͤ-
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Ler
he oder zu ſpate geſchiehet, entwe-
der ſich zuruͤcke begeben, oder in
die Hoͤhe fliegen, folglich alle an-
gewandte Muͤhe und Unkoſten
umſonſt und verlohren ſind; So
iſt es gut, wenn man bey dieſem
Fang, und indem man mit den
Leinen eintreibet, eine Perſon da-
bey hat, die es verſtehet, und den
Treibern entweder mit einem
Hoͤrnlein, oder auch mit einem
Lauten Pfeifflein zu rechter Zeit
ein Merckzeichen zum Stilleſte-
hen giebt, damit die Lerche ſich ſe-
tzen, und ſich nicht zu hoch oder
wol gar uͤber die Garn ſchwingen,
ſondern noch vor denſelben nieder-
fallen moͤge, um hernach, wenn ſie
nahe genug dabey, deſto eilfer-
tiger in gedachte Garne gejaget zu
werden. Sie verwickeln ſich ſo
hart, daß ſie uͤbel auszuloͤſen ſind,
das vornehmſte iſt, die Fuͤſſe recht
auszuledigen, da denn der Leib
ſchon hernach gehet. Bisweilen
kommen auch Wachteln, Schnep-
fen und Rebhuͤner hinein, wovon
die beyden letztern einen groſſen
Riß in das Garn zu machen,
und, wo man nicht bald darzu
kommt, ſich gar los zu reiſſen
pflegen. Dieſes Weidwerck will
ein ſtilles und heiteres Wetter ha-
ben; denn wenn es windig iſt,
muß auch dieſe Uibung vergeblich
ſeyn, weil die ſubtilen Gaͤrnlein
von den Winden gar zu leichtlich
aufgehoben werden, daß die Ler-
chen unten durchfliegen, und alſo
nicht gefangen werden koͤnnen.
Wenn Frauenzimmer, oder et-
wan ſonſt anſehnliche Zuſchauer
vorhanden, koͤnnen ſie wol bey-
derſeits etliche zwantzig bis dreyſ-
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hen oder ſitzen bleiben: Denn alſo
ſehen ſie nicht nur, wie die Ler-

chen
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[0688] Ler Ler und man damit fertig iſt, wird an eine iede Leine ein Pferd oder Ochſe vermittelſt eines Ort- Scheites angeſpannet; derjenige, ſo auf dem Pferde ſitzet, oder den Ochſen regieret, ziehet ſodenn mit der Leine, welche von der dabey ſtehenden Perſon abgewunden wird, allmaͤhlig fort, und die da- zu geſtellte Jungen ſchleppen in gewiſſer Diſtantz von einander die Leine nach, ſowol dem Pferd oder Ochſen den Zug zu erleichtern, als auch der Leine, wenn dieſelbe et- wan wo haͤngen bleiben ſolte, nachzuhelffen. Sind die Leinen auf beyden Seiten voͤllig abge- wunden, ſo wird den Perſonen, die bey dem Zug-Vieh ſind, ein Zeichen gegeben, oben im Bogen zuſammen zu ruͤcken, wenn ſolches geſchehen, ſpannt man die Pfer- de oder Ochſen ab, haͤnget beyde Leinen zuſammen, und faͤnget bey den Netzen an, dieſelben wieder aufzuwinden, die rings herum an der Leine ausgetheilte Jungen ge- hen erſtlich Fuß vor Fuß fort, da- mit die Lerchen nur ſachte aufſte- hen, und auf dreyßig mehr oder weniger Schritte ſich wieder nie- derſetzen, und alſo treibet man ſie offt gemaͤchlich auf, bis ſie ohngefehr viertzig bis funfzig Schritt vor den Netzen ſich gela- gert haben, denn laͤßt man die Treiber ſtaͤrcker gehen, und end- lich gar auf ſie los lauffen, ſo ſchieſſen ſie, von Furcht und der hereinbrechenden Nacht geblendet, mit Hauffen in die Garne, daß man, wo es einen guten Strich hat, etliche hundert auf einmal faͤnget. Weil hiebey das meiſte daran gelegen iſt, daß man die Treibe-Zeit recht treffe, indem die Lerchen, wenn das Treiben zu fruͤ- he oder zu ſpate geſchiehet, entwe- der ſich zuruͤcke begeben, oder in die Hoͤhe fliegen, folglich alle an- gewandte Muͤhe und Unkoſten umſonſt und verlohren ſind; So iſt es gut, wenn man bey dieſem Fang, und indem man mit den Leinen eintreibet, eine Perſon da- bey hat, die es verſtehet, und den Treibern entweder mit einem Hoͤrnlein, oder auch mit einem Lauten Pfeifflein zu rechter Zeit ein Merckzeichen zum Stilleſte- hen giebt, damit die Lerche ſich ſe- tzen, und ſich nicht zu hoch oder wol gar uͤber die Garn ſchwingen, ſondern noch vor denſelben nieder- fallen moͤge, um hernach, wenn ſie nahe genug dabey, deſto eilfer- tiger in gedachte Garne gejaget zu werden. Sie verwickeln ſich ſo hart, daß ſie uͤbel auszuloͤſen ſind, das vornehmſte iſt, die Fuͤſſe recht auszuledigen, da denn der Leib ſchon hernach gehet. Bisweilen kommen auch Wachteln, Schnep- fen und Rebhuͤner hinein, wovon die beyden letztern einen groſſen Riß in das Garn zu machen, und, wo man nicht bald darzu kommt, ſich gar los zu reiſſen pflegen. Dieſes Weidwerck will ein ſtilles und heiteres Wetter ha- ben; denn wenn es windig iſt, muß auch dieſe Uibung vergeblich ſeyn, weil die ſubtilen Gaͤrnlein von den Winden gar zu leichtlich aufgehoben werden, daß die Ler- chen unten durchfliegen, und alſo nicht gefangen werden koͤnnen. Wenn Frauenzimmer, oder et- wan ſonſt anſehnliche Zuſchauer vorhanden, koͤnnen ſie wol bey- derſeits etliche zwantzig bis dreyſ- ſig Schritte von den Netzen ſte- hen oder ſitzen bleiben: Denn alſo ſehen ſie nicht nur, wie die Ler- chen

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/688>, abgerufen am 22.11.2024.