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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Mou
Mouvement d' unchevalier,

Die Bewegung eines Cava-
liers muß sich vordersamst nach
des Pferdes Bewegung beqvemen,
und mit seinem Leibes-Gewicht
wissen nachzugeben, so gleichsam
die rechte Wagschale in sich hat,
daß, gleich wie die Wag-Stan-
gen eine gleiche Horizontal-Linie,
derselben Schalen und Zungen,
eine Perpendicular-Linie formi-
ren, also erscheinet dieselbe auch
an des Pferdes Leib, welcher eine
Horizontal-Linie dessen, und des
Reuters Schenckel eine abhan-
gende, der Leib aber eine gerade
Linie anzeigen.

Mouvement,

Hat in der Music verschiedene
Bedeutungen: 1) zeiget es einen
ieden Gang oder Bewegung von
einem Klang zu dem andern an,
es geschehe solcher Stufenweise
oder Sprungsweise. 2) Die Be-
schaffenheit des Tactes, ober lang-
sam oder geschwind sey. Dieses
Mouvement schreibt das Gehör,
nach Erfordern der Gemüths-
Bewegungen, in gewissen Regeln
vor, welche nicht allemal mit der
mathematischen Richtigkeit über-
ein kommen, sondern mehr auf
den guten Geschmack sehen. Die
Jtalianer zeigen diese Bewegung
gemeiniglich nur mit einigen Bey-
wörtern an, als affettuoso, con
discretione, col spirito &c.
wo-
durch aber mehr verstanden, als
geschrieben wird. Denn weil es
hier auf Empfindung und Regung
des Componisten, und auf die
gute Vollziehung oder den zärtli-
chen Ausdruck der Sänger und
Spieler ankömmt: so lässet es sich
schwerlich in Gebote und Verbote
einfassen. 3) Die Vergleichung
[Spaltenumbruch]

Mue
derjenigen Bewegung, so z. E.
eine Ober-Stimme gegen ihre
Unter-Stimme, und diese gegen
jene zugleich, das ist, zu gleicher
Zeit macht. Solche kan nun auf
dreyerley Art geschehen, davon
die erste ist und heisset

Mouvement contraire,

Wenn z. E. der Discant auf-
steiget, und der Baß zu gleicher
Zeit absteiget.

Mouvement oblique,

Jst, wenn eine von 2 Stimmen
sich fort beweget, und die andere
stille stehet.

Mouvement semblable ou droit,

Wenn zwo Stimmen sich mit
einander zugleich auf oder nieder
bewegen.

Mouvement,

Wird auch das anmuthige Be-
ben eines Klanges genennet, wel-
ches die Lautenisten, Violinisten
und Violdigambisten durch gelin-
de Bewegung der Finger zu ma-
chen pflegen.

Mouvement,

Heisset auch die an den Schnarr-
wercken in den Orgeln befindliche
Krücke, oder der starcke Drat,
durch dessen Niederziehen derglei-
chen Pfeiffen höher, und durch
das Aufziehen tieffer gestimmet
werden.

Muer, Mutare,

Wird in der Music gebraucht,
wenn einer seine Stimme verlie-
ret, und zu einer andern sich be-
geben muß.

Muer le Poilou changer le Corne,

Heist das Haar oder Horn ver-
ändern. Ein Pferd ändert die
Haare des Jahrs zweymal, nem-

lich
[Spaltenumbruch]
Mou
Mouvement d’ unchevalier,

Die Bewegung eines Cava-
liers muß ſich vorderſamſt nach
des Pferdes Bewegung beqvemen,
und mit ſeinem Leibes-Gewicht
wiſſen nachzugeben, ſo gleichſam
die rechte Wagſchale in ſich hat,
daß, gleich wie die Wag-Stan-
gen eine gleiche Horizontal-Linie,
derſelben Schalen und Zungen,
eine Perpendicular-Linie formi-
ren, alſo erſcheinet dieſelbe auch
an des Pferdes Leib, welcher eine
Horizontal-Linie deſſen, und des
Reuters Schenckel eine abhan-
gende, der Leib aber eine gerade
Linie anzeigen.

Mouvement,

Hat in der Muſic verſchiedene
Bedeutungen: 1) zeiget es einen
ieden Gang oder Bewegung von
einem Klang zu dem andern an,
es geſchehe ſolcher Stufenweiſe
oder Sprungsweiſe. 2) Die Be-
ſchaffenheit des Tactes, ober lang-
ſam oder geſchwind ſey. Dieſes
Mouvement ſchreibt das Gehoͤr,
nach Erfordern der Gemuͤths-
Bewegungen, in gewiſſen Regeln
vor, welche nicht allemal mit der
mathematiſchen Richtigkeit uͤber-
ein kommen, ſondern mehr auf
den guten Geſchmack ſehen. Die
Jtalianer zeigen dieſe Bewegung
gemeiniglich nur mit einigen Bey-
woͤrtern an, als affettuoſo, con
diſcretione, col ſpirito &c.
wo-
durch aber mehr verſtanden, als
geſchrieben wird. Denn weil es
hier auf Empfindung und Regung
des Componiſten, und auf die
gute Vollziehung oder den zaͤrtli-
chen Ausdruck der Saͤnger und
Spieler ankoͤmmt: ſo laͤſſet es ſich
ſchwerlich in Gebote und Verbote
einfaſſen. 3) Die Vergleichung
[Spaltenumbruch]

Mue
derjenigen Bewegung, ſo z. E.
eine Ober-Stimme gegen ihre
Unter-Stimme, und dieſe gegen
jene zugleich, das iſt, zu gleicher
Zeit macht. Solche kan nun auf
dreyerley Art geſchehen, davon
die erſte iſt und heiſſet

Mouvement contraire,

Wenn z. E. der Diſcant auf-
ſteiget, und der Baß zu gleicher
Zeit abſteiget.

Mouvement oblique,

Jſt, wenn eine von 2 Stimmen
ſich fort beweget, und die andere
ſtille ſtehet.

Mouvement ſemblable ou droit,

Wenn zwo Stimmen ſich mit
einander zugleich auf oder nieder
bewegen.

Mouvement,

Wird auch das anmuthige Be-
ben eines Klanges genennet, wel-
ches die Lauteniſten, Violiniſten
und Violdigambiſten durch gelin-
de Bewegung der Finger zu ma-
chen pflegen.

Mouvement,

Heiſſet auch die an den Schnarr-
wercken in den Orgeln befindliche
Kruͤcke, oder der ſtarcke Drat,
durch deſſen Niederziehen derglei-
chen Pfeiffen hoͤher, und durch
das Aufziehen tieffer geſtimmet
werden.

Muer, Mutare,

Wird in der Muſic gebraucht,
wenn einer ſeine Stimme verlie-
ret, und zu einer andern ſich be-
geben muß.

Muer le Poilou changer le Corne,

Heiſt das Haar oder Horn ver-
aͤndern. Ein Pferd aͤndert die
Haare des Jahrs zweymal, nem-

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[0784] Mou Mue Mouvement d’ unchevalier, Die Bewegung eines Cava- liers muß ſich vorderſamſt nach des Pferdes Bewegung beqvemen, und mit ſeinem Leibes-Gewicht wiſſen nachzugeben, ſo gleichſam die rechte Wagſchale in ſich hat, daß, gleich wie die Wag-Stan- gen eine gleiche Horizontal-Linie, derſelben Schalen und Zungen, eine Perpendicular-Linie formi- ren, alſo erſcheinet dieſelbe auch an des Pferdes Leib, welcher eine Horizontal-Linie deſſen, und des Reuters Schenckel eine abhan- gende, der Leib aber eine gerade Linie anzeigen. Mouvement, Hat in der Muſic verſchiedene Bedeutungen: 1) zeiget es einen ieden Gang oder Bewegung von einem Klang zu dem andern an, es geſchehe ſolcher Stufenweiſe oder Sprungsweiſe. 2) Die Be- ſchaffenheit des Tactes, ober lang- ſam oder geſchwind ſey. Dieſes Mouvement ſchreibt das Gehoͤr, nach Erfordern der Gemuͤths- Bewegungen, in gewiſſen Regeln vor, welche nicht allemal mit der mathematiſchen Richtigkeit uͤber- ein kommen, ſondern mehr auf den guten Geſchmack ſehen. Die Jtalianer zeigen dieſe Bewegung gemeiniglich nur mit einigen Bey- woͤrtern an, als affettuoſo, con diſcretione, col ſpirito &c. wo- durch aber mehr verſtanden, als geſchrieben wird. Denn weil es hier auf Empfindung und Regung des Componiſten, und auf die gute Vollziehung oder den zaͤrtli- chen Ausdruck der Saͤnger und Spieler ankoͤmmt: ſo laͤſſet es ſich ſchwerlich in Gebote und Verbote einfaſſen. 3) Die Vergleichung derjenigen Bewegung, ſo z. E. eine Ober-Stimme gegen ihre Unter-Stimme, und dieſe gegen jene zugleich, das iſt, zu gleicher Zeit macht. Solche kan nun auf dreyerley Art geſchehen, davon die erſte iſt und heiſſet Mouvement contraire, Wenn z. E. der Diſcant auf- ſteiget, und der Baß zu gleicher Zeit abſteiget. Mouvement oblique, Jſt, wenn eine von 2 Stimmen ſich fort beweget, und die andere ſtille ſtehet. Mouvement ſemblable ou droit, Wenn zwo Stimmen ſich mit einander zugleich auf oder nieder bewegen. Mouvement, Wird auch das anmuthige Be- ben eines Klanges genennet, wel- ches die Lauteniſten, Violiniſten und Violdigambiſten durch gelin- de Bewegung der Finger zu ma- chen pflegen. Mouvement, Heiſſet auch die an den Schnarr- wercken in den Orgeln befindliche Kruͤcke, oder der ſtarcke Drat, durch deſſen Niederziehen derglei- chen Pfeiffen hoͤher, und durch das Aufziehen tieffer geſtimmet werden. Muer, Mutare, Wird in der Muſic gebraucht, wenn einer ſeine Stimme verlie- ret, und zu einer andern ſich be- geben muß. Muer le Poilou changer le Corne, Heiſt das Haar oder Horn ver- aͤndern. Ein Pferd aͤndert die Haare des Jahrs zweymal, nem- lich

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/784>, abgerufen am 22.11.2024.