Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Mün ist eine grosse regulaire Festung,nebst einer Citadelle, die Brille, oder S. Paulus-Berg genannt, welche Anno 1661 vom damaligen Bischoff erbauet worden. Sie liegt 18 Meilen von Cassel, ist an- ietzo die ordentliche Residentz des Bischoffs, und sonderlich wegen des wiedertäufferischen Königs, Johann von Leiden, berühmt worden, welcher An. 1533 grosse Unruhe darinnen anrichtete, dar- über die Stadt mit grossem Blut- vergiessen erobert, er aber hinge- richtet wurde. Jn dieser Stadt hat der Bischoff das Jus Albina- gii, vermöge dessen er aller Frem- den Erbschafft, so daselbst sterben und keine Kinder hinter sich las- sen, an sich ziehen kan, und auf dem Rathhause allhier ist Anno 1648 der weltbekannte Westphäli- sche Friede geschlossen worden. Von dieser Stadt hat den Nah- men das Stifft Münster, welches eines der mächtigsten Bischof- thümer in Deutschland, und des- sen Bischoff als ein vornehmer Reichs-Stand Sitz und Stim- me auf dem Reichs-Tage hat, und nebst dem Hertzoge von Jülich das Directorinm des Westphäli- schen Kreises führet. Das Mün- sterische Stiffts-Wappen ist ein dreyfach in die Länge und zwey- fach in die Qvere getheilter Schild mit einem Mittel-Schilde; davon die beyden mittelsten Qvartiere einen silbernen Balcken im rothen Felde haben, wegen des Stiffts Münster; das erste und sechste Qvartier ist von Silber und roth qver getheilet mit drey neben ein- ander stehenden schwartzen Vö- geln, wegen der Burggrafschaft Stromberg; das dritte und vier- te Qvartier ist ein rothes Feld mit [Spaltenumbruch] Mun 3 güldenen Müntzen, wegen derHerrschafft Borckelohe; und in dem Mittel-Schilde ist allemal das Geschlechts-Wappen des re- gierenden Bischoffs. Mund Fäule, Gurfis der Pferde, Jst eine Kranckheit, da einem re Ritter-Lexic. C c c
[Spaltenumbruch] Muͤn iſt eine groſſe regulaire Feſtung,nebſt einer Citadelle, die Brille, oder S. Paulus-Berg genannt, welche Anno 1661 vom damaligen Biſchoff erbauet worden. Sie liegt 18 Meilen von Caſſel, iſt an- ietzo die ordentliche Reſidentz des Biſchoffs, und ſonderlich wegen des wiedertaͤufferiſchen Koͤnigs, Johann von Leiden, beruͤhmt worden, welcher An. 1533 groſſe Unruhe darinnen anrichtete, dar- uͤber die Stadt mit groſſem Blut- vergieſſen erobert, er aber hinge- richtet wurde. Jn dieſer Stadt hat der Biſchoff das Jus Albina- gii, vermoͤge deſſen er aller Frem- den Erbſchafft, ſo daſelbſt ſterben und keine Kinder hinter ſich laſ- ſen, an ſich ziehen kan, und auf dem Rathhauſe allhier iſt Anno 1648 der weltbekannte Weſtphaͤli- ſche Friede geſchloſſen worden. Von dieſer Stadt hat den Nah- men das Stifft Muͤnſter, welches eines der maͤchtigſten Biſchof- thuͤmer in Deutſchland, und deſ- ſen Biſchoff als ein vornehmer Reichs-Stand Sitz und Stim- me auf dem Reichs-Tage hat, und nebſt dem Hertzoge von Juͤlich das Directorinm des Weſtphaͤli- ſchen Kreiſes fuͤhret. Das Muͤn- ſteriſche Stiffts-Wappen iſt ein dreyfach in die Laͤnge und zwey- fach in die Qvere getheilter Schild mit einem Mittel-Schilde; davon die beyden mittelſten Qvartiere einen ſilbernen Balcken im rothen Felde haben, wegen des Stiffts Muͤnſter; das erſte und ſechſte Qvartier iſt von Silber und roth qver getheilet mit drey neben ein- ander ſtehenden ſchwartzen Voͤ- geln, wegen der Burggrafſchaft Stromberg; das dritte und vier- te Qvartier iſt ein rothes Feld mit [Spaltenumbruch] Mun 3 guͤldenen Muͤntzen, wegen derHerrſchafft Borckelohe; und in dem Mittel-Schilde iſt allemal das Geſchlechts-Wappen des re- gierenden Biſchoffs. Mund Faͤule, Gurfis der Pferde, Jſt eine Kranckheit, da einem re Ritter-Lexic. C c c
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0789"/><cb n="1537"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Muͤn</hi></hi></fw><lb/> iſt eine groſſe <hi rendition="#aq">regulaire</hi> Feſtung,<lb/> nebſt einer Citadelle, die Brille,<lb/> oder <hi rendition="#aq">S.</hi> Paulus-Berg genannt,<lb/> welche Anno 1661 vom damaligen<lb/> Biſchoff erbauet worden. Sie<lb/> liegt 18 Meilen von Caſſel, iſt an-<lb/> ietzo die ordentliche Reſidentz des<lb/> Biſchoffs, und ſonderlich wegen<lb/> des wiedertaͤufferiſchen Koͤnigs,<lb/> Johann von Leiden, beruͤhmt<lb/> worden, welcher An. 1533 groſſe<lb/> Unruhe darinnen anrichtete, dar-<lb/> uͤber die Stadt mit groſſem Blut-<lb/> vergieſſen erobert, er aber hinge-<lb/> richtet wurde. Jn dieſer Stadt<lb/> hat der Biſchoff das <hi rendition="#aq">Jus Albina-<lb/> gii,</hi> vermoͤge deſſen er aller Frem-<lb/> den Erbſchafft, ſo daſelbſt ſterben<lb/> und keine Kinder hinter ſich laſ-<lb/> ſen, an ſich ziehen kan, und auf<lb/> dem Rathhauſe allhier iſt Anno<lb/> 1648 der weltbekannte Weſtphaͤli-<lb/> ſche Friede geſchloſſen worden.<lb/> Von dieſer Stadt hat den Nah-<lb/> men das Stifft Muͤnſter, welches<lb/> eines der maͤchtigſten Biſchof-<lb/> thuͤmer in Deutſchland, und deſ-<lb/> ſen Biſchoff als ein vornehmer<lb/> Reichs-Stand Sitz und Stim-<lb/> me auf dem Reichs-Tage hat, und<lb/> nebſt dem Hertzoge von Juͤlich<lb/> das <hi rendition="#aq">Directorinm</hi> des Weſtphaͤli-<lb/> ſchen Kreiſes fuͤhret. Das Muͤn-<lb/> ſteriſche Stiffts-Wappen iſt ein<lb/> dreyfach in die Laͤnge und zwey-<lb/> fach in die Qvere getheilter Schild<lb/> mit einem Mittel-Schilde; davon<lb/> die beyden mittelſten Qvartiere<lb/> einen ſilbernen Balcken im rothen<lb/> Felde haben, wegen des Stiffts<lb/> Muͤnſter; das erſte und ſechſte<lb/> Qvartier iſt von Silber und roth<lb/> qver getheilet mit drey neben ein-<lb/> ander ſtehenden ſchwartzen Voͤ-<lb/> geln, wegen der Burggrafſchaft<lb/> Stromberg; das dritte und vier-<lb/> te Qvartier iſt ein rothes Feld mit<lb/><cb n="1538"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Mun</hi></hi></fw><lb/> 3 guͤldenen Muͤntzen, wegen der<lb/> Herrſchafft Borckelohe; und in<lb/> dem Mittel-Schilde iſt allemal<lb/> das Geſchlechts-Wappen des re-<lb/> gierenden Biſchoffs.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Mund Faͤule, Gurfis der<lb/> Pferde,</hi> </head><lb/> <p>Jſt eine Kranckheit, da einem<lb/> Pferde nebſt hefftiger Entzuͤn-<lb/> dung des gantzen Mundes an dem<lb/> Zahn-Fleiſch Geſchwaͤre auffah-<lb/> ren, und in das Maul, Rachen,<lb/> Schlund und Gurgel Loͤcher fal-<lb/> len. Sie entſtehet von denen hi-<lb/> tzigen Daͤmpffen, welche aus der<lb/> Leber, und von groſſer Hitze der<lb/> galliſchen Feuchtigkeiten uͤber ſich<lb/> ſteigen; item wenn die Pferde des<lb/> neuen Heues zu viel freſſen. Jm<lb/> Anfang wird der gantze Mund<lb/> Feuerroth, das Pferd bekoͤmmt<lb/> einen hitzigen ſtinckenden Athem,<lb/> und laͤſſet einen hitzigen Schaum<lb/> von ſich fallen, bis endlich die Ge-<lb/> ſchwuͤre ſich zeigen, und, wenn<lb/> man das Uibel zu weit einreiſſen<lb/> laͤſſet, Loͤcher darauf erfolgen.<lb/> Wenn noch keine Geſchwuͤre vor-<lb/> handen, ſtellet man das Pferd in<lb/> den Noth-Stall, bindet es auf<lb/> und verwahret es wohl; hernach<lb/> bindet man ihm die Zunge mit ei-<lb/> ner Schnur oben an dem Rachen,<lb/> ſchauet nach dem Schaden, und<lb/> waͤſchet hernach die Zunge, den<lb/> Rachen und das gantze Maul wohl<lb/> mit nachfolgender <hi rendition="#aq">Mixtur</hi> aus.<lb/> Darzu wird Wegerich-Waſſer und<lb/> Lattich-Waſſer, iedes ein halbes<lb/> Noͤſſel, Bertram ein Loth, und<lb/> Eßig ein Noͤſſel genommen, und<lb/> wohl unter einander gemiſcht.<lb/> Wenn das Pferd eine halbe Stun-<lb/> de nach dem Auswaſchen geſtan-<lb/> den, blaͤſet man ihm nachfolgen-<lb/> des Pulver darauf: Nimm duͤr-<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Ritter-</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lexic.</hi></hi> C c c</fw><fw place="bottom" type="catch">re</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0789]
Muͤn
Mun
iſt eine groſſe regulaire Feſtung,
nebſt einer Citadelle, die Brille,
oder S. Paulus-Berg genannt,
welche Anno 1661 vom damaligen
Biſchoff erbauet worden. Sie
liegt 18 Meilen von Caſſel, iſt an-
ietzo die ordentliche Reſidentz des
Biſchoffs, und ſonderlich wegen
des wiedertaͤufferiſchen Koͤnigs,
Johann von Leiden, beruͤhmt
worden, welcher An. 1533 groſſe
Unruhe darinnen anrichtete, dar-
uͤber die Stadt mit groſſem Blut-
vergieſſen erobert, er aber hinge-
richtet wurde. Jn dieſer Stadt
hat der Biſchoff das Jus Albina-
gii, vermoͤge deſſen er aller Frem-
den Erbſchafft, ſo daſelbſt ſterben
und keine Kinder hinter ſich laſ-
ſen, an ſich ziehen kan, und auf
dem Rathhauſe allhier iſt Anno
1648 der weltbekannte Weſtphaͤli-
ſche Friede geſchloſſen worden.
Von dieſer Stadt hat den Nah-
men das Stifft Muͤnſter, welches
eines der maͤchtigſten Biſchof-
thuͤmer in Deutſchland, und deſ-
ſen Biſchoff als ein vornehmer
Reichs-Stand Sitz und Stim-
me auf dem Reichs-Tage hat, und
nebſt dem Hertzoge von Juͤlich
das Directorinm des Weſtphaͤli-
ſchen Kreiſes fuͤhret. Das Muͤn-
ſteriſche Stiffts-Wappen iſt ein
dreyfach in die Laͤnge und zwey-
fach in die Qvere getheilter Schild
mit einem Mittel-Schilde; davon
die beyden mittelſten Qvartiere
einen ſilbernen Balcken im rothen
Felde haben, wegen des Stiffts
Muͤnſter; das erſte und ſechſte
Qvartier iſt von Silber und roth
qver getheilet mit drey neben ein-
ander ſtehenden ſchwartzen Voͤ-
geln, wegen der Burggrafſchaft
Stromberg; das dritte und vier-
te Qvartier iſt ein rothes Feld mit
3 guͤldenen Muͤntzen, wegen der
Herrſchafft Borckelohe; und in
dem Mittel-Schilde iſt allemal
das Geſchlechts-Wappen des re-
gierenden Biſchoffs.
Mund Faͤule, Gurfis der
Pferde,
Jſt eine Kranckheit, da einem
Pferde nebſt hefftiger Entzuͤn-
dung des gantzen Mundes an dem
Zahn-Fleiſch Geſchwaͤre auffah-
ren, und in das Maul, Rachen,
Schlund und Gurgel Loͤcher fal-
len. Sie entſtehet von denen hi-
tzigen Daͤmpffen, welche aus der
Leber, und von groſſer Hitze der
galliſchen Feuchtigkeiten uͤber ſich
ſteigen; item wenn die Pferde des
neuen Heues zu viel freſſen. Jm
Anfang wird der gantze Mund
Feuerroth, das Pferd bekoͤmmt
einen hitzigen ſtinckenden Athem,
und laͤſſet einen hitzigen Schaum
von ſich fallen, bis endlich die Ge-
ſchwuͤre ſich zeigen, und, wenn
man das Uibel zu weit einreiſſen
laͤſſet, Loͤcher darauf erfolgen.
Wenn noch keine Geſchwuͤre vor-
handen, ſtellet man das Pferd in
den Noth-Stall, bindet es auf
und verwahret es wohl; hernach
bindet man ihm die Zunge mit ei-
ner Schnur oben an dem Rachen,
ſchauet nach dem Schaden, und
waͤſchet hernach die Zunge, den
Rachen und das gantze Maul wohl
mit nachfolgender Mixtur aus.
Darzu wird Wegerich-Waſſer und
Lattich-Waſſer, iedes ein halbes
Noͤſſel, Bertram ein Loth, und
Eßig ein Noͤſſel genommen, und
wohl unter einander gemiſcht.
Wenn das Pferd eine halbe Stun-
de nach dem Auswaſchen geſtan-
den, blaͤſet man ihm nachfolgen-
des Pulver darauf: Nimm duͤr-
re
Ritter-Lexic. C c c
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |