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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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[Spaltenumbruch]

Mus
Strenge, Unmenschlichkeit und
Frechheit führen. Von dem End-
zwecke der Music noch etwas zu
gedencken, so ist solcher zuförderst
die Ehre Gottes, das Vergnügen
und Bewegung der Zuhörer.
Uibrigens ist sie ein annehmlicher
Theil der Gelehrsamkeit und eine
der Theologi am nechsten treten-
de Wissenschafft.

Mustheil, Hof-Speise,

Heissen diejenigen Eß-Waaren,
so eine Adeliche Wittwe nach ih-
res Mannes Tode, nach dem
dreyßigsten Tag von seinen Gü-
tern zur Helffte mit sich nimmt.
Hierzu gehöret allerley Geträncke,
an Wein, Meet, Bier, Cofent etc.
so bey Lebzeiten des Mannes in
den Keller gebracht worden. Al-
les Fleisch-Werck, als Mast-
Schweine, so zum wenigsten bin-
nen dem dreyßigsten geschlachtet
worden, ingleichen ander Fleisch,
geräuchert, gesaltzen oder ungesal-
tzen, als Schincken, Speck-Sei-
ten, Schmaltz, Würste und der-
gleichen. Alle Fische, so für die
Haushaltung in Kasten, Reussen,
Hältern oder Tonnen stehen, als
Karpffen, Hechte, Heringe und
dergleichen, sie mögen seyn gesal-
tzen oder ungesaltzen, die Fische
in denen Teichen davon ausge-
schlossen; allerhand Getreidig an
Korn, Weitzen, Hirsen, gemaltzte
Gerste, und zwar das Getreidig
gedroschen, oder in Pansen; nicht
weniger Flachs, Hanff, Lein, da-
fern er nach des Mannes Tode
annoch auf dem Felde stehet:
Denn wenn er gehauen oder ge-
schnitten, ob er gleich noch nicht
geröstet oder gehechelt, so gehöret
er zur Gerade: Ferner wird darzu
gerechnet Linsen, Bohnen, Erb-
[Spaltenumbruch]

Mut
sen, Mahn, Rübe-Saat, auch
betagte Korn-Pächte und Getrei-
dig-Zinsen, welches letztere zwar
von einigen noch in Zweiffel ge-
zogen werden will; Endlich gehö-
ret noch dazu, was sonst zur Haus-
haltung und Hof-Speise vorhan-
den an Butter, Graupen, Grütze,
Käse, Qvarck, Saltz etc. Doch
darff sich die Adeliche Wittwe die-
ser Hof-Speise nicht vor sich al-
lein anmassen, sondern sie muß
selbige von denen Erben fodern
und erwarten, auch solches Mus-
theil binnen Jahr und Tag fodern,
angesehen bey Unterlassung dessen
dergleichen Foderung nach Sach-
sen-Rechte verjähret wird.

Mutatio,

War 1) in der Solmisation die
Verwechselung der Sylben, da
z. E. in dem Clave G bald ut,
bald re, bald sol gesungen werden
muste. 2) Bedeutet es eines der
Accidentium, welche in Ordnung
der Klänge, die einen Gesang
oder Melodie ausmachen, vor-
kommen. Ein solches Accidens
geschiehet auf viererley Weise: 1)
durch Veränderung des Generis;
2) per systema,
da man, um ei-
nige Text-Worte auszudrucken,
einen Gesang aus einem sehr hohen
Klange in einen tieffen absteigen
lässet; 3) per modum sive to-
num,
da man aus einer Sing-Art
in eine andere gehet, und 4) per
melopoeiam,
wenn man die Ma-
nieren ändert.

Mutter Gottes, Ritter der,

Ein gewisser und also genann-
ter Ritter-Orden, welcher Anno
1233 gestifftet, und Anno 1262
von dem Pabst Urbano IV unter
des Heil. Dominici Regeln bestä-

tiget
C c c 5

[Spaltenumbruch]

Muſ
Strenge, Unmenſchlichkeit und
Frechheit fuͤhren. Von dem End-
zwecke der Muſic noch etwas zu
gedencken, ſo iſt ſolcher zufoͤrderſt
die Ehre Gottes, das Vergnuͤgen
und Bewegung der Zuhoͤrer.
Uibrigens iſt ſie ein annehmlicher
Theil der Gelehrſamkeit und eine
der Theologi am nechſten treten-
de Wiſſenſchafft.

Mustheil, Hof-Speiſe,

Heiſſen diejenigen Eß-Waaren,
ſo eine Adeliche Wittwe nach ih-
res Mannes Tode, nach dem
dreyßigſten Tag von ſeinen Guͤ-
tern zur Helffte mit ſich nimmt.
Hierzu gehoͤret allerley Getraͤncke,
an Wein, Meet, Bier, Cofent ꝛc.
ſo bey Lebzeiten des Mannes in
den Keller gebracht worden. Al-
les Fleiſch-Werck, als Maſt-
Schweine, ſo zum wenigſten bin-
nen dem dreyßigſten geſchlachtet
worden, ingleichen ander Fleiſch,
geraͤuchert, geſaltzen oder ungeſal-
tzen, als Schincken, Speck-Sei-
ten, Schmaltz, Wuͤrſte und der-
gleichen. Alle Fiſche, ſo fuͤr die
Haushaltung in Kaſten, Reuſſen,
Haͤltern oder Tonnen ſtehen, als
Karpffen, Hechte, Heringe und
dergleichen, ſie moͤgen ſeyn geſal-
tzen oder ungeſaltzen, die Fiſche
in denen Teichen davon ausge-
ſchloſſen; allerhand Getreidig an
Korn, Weitzen, Hirſen, gemaltzte
Gerſte, und zwar das Getreidig
gedroſchen, oder in Panſen; nicht
weniger Flachs, Hanff, Lein, da-
fern er nach des Mannes Tode
annoch auf dem Felde ſtehet:
Denn wenn er gehauen oder ge-
ſchnitten, ob er gleich noch nicht
geroͤſtet oder gehechelt, ſo gehoͤret
er zur Gerade: Ferner wird darzu
gerechnet Linſen, Bohnen, Erb-
[Spaltenumbruch]

Mut
ſen, Mahn, Ruͤbe-Saat, auch
betagte Korn-Paͤchte und Getrei-
dig-Zinſen, welches letztere zwar
von einigen noch in Zweiffel ge-
zogen werden will; Endlich gehoͤ-
ret noch dazu, was ſonſt zur Haus-
haltung und Hof-Speiſe vorhan-
den an Butter, Graupen, Gruͤtze,
Kaͤſe, Qvarck, Saltz ꝛc. Doch
darff ſich die Adeliche Wittwe die-
ſer Hof-Speiſe nicht vor ſich al-
lein anmaſſen, ſondern ſie muß
ſelbige von denen Erben fodern
und erwarten, auch ſolches Mus-
theil binnen Jahr und Tag fodern,
angeſehen bey Unterlaſſung deſſen
dergleichen Foderung nach Sach-
ſen-Rechte verjaͤhret wird.

Mutatio,

War 1) in der Solmiſation die
Verwechſelung der Sylben, da
z. E. in dem Clave G bald ut,
bald re, bald ſol geſungen werden
muſte. 2) Bedeutet es eines der
Accidentium, welche in Ordnung
der Klaͤnge, die einen Geſang
oder Melodie ausmachen, vor-
kommen. Ein ſolches Accidens
geſchiehet auf viererley Weiſe: 1)
durch Veraͤnderung des Generis;
2) per ſyſtema,
da man, um ei-
nige Text-Worte auszudrucken,
einen Geſang aus einem ſehr hohen
Klange in einen tieffen abſteigen
laͤſſet; 3) per modum ſive to-
num,
da man aus einer Sing-Art
in eine andere gehet, und 4) per
melopœiam,
wenn man die Ma-
nieren aͤndert.

Mutter Gottes, Ritter der,

Ein gewiſſer und alſo genann-
ter Ritter-Orden, welcher Anno
1233 geſtifftet, und Anno 1262
von dem Pabſt Urbano IV unter
des Heil. Dominici Regeln beſtaͤ-

tiget
C c c 5
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[0797] Muſ Mut Strenge, Unmenſchlichkeit und Frechheit fuͤhren. Von dem End- zwecke der Muſic noch etwas zu gedencken, ſo iſt ſolcher zufoͤrderſt die Ehre Gottes, das Vergnuͤgen und Bewegung der Zuhoͤrer. Uibrigens iſt ſie ein annehmlicher Theil der Gelehrſamkeit und eine der Theologi am nechſten treten- de Wiſſenſchafft. Mustheil, Hof-Speiſe, Heiſſen diejenigen Eß-Waaren, ſo eine Adeliche Wittwe nach ih- res Mannes Tode, nach dem dreyßigſten Tag von ſeinen Guͤ- tern zur Helffte mit ſich nimmt. Hierzu gehoͤret allerley Getraͤncke, an Wein, Meet, Bier, Cofent ꝛc. ſo bey Lebzeiten des Mannes in den Keller gebracht worden. Al- les Fleiſch-Werck, als Maſt- Schweine, ſo zum wenigſten bin- nen dem dreyßigſten geſchlachtet worden, ingleichen ander Fleiſch, geraͤuchert, geſaltzen oder ungeſal- tzen, als Schincken, Speck-Sei- ten, Schmaltz, Wuͤrſte und der- gleichen. Alle Fiſche, ſo fuͤr die Haushaltung in Kaſten, Reuſſen, Haͤltern oder Tonnen ſtehen, als Karpffen, Hechte, Heringe und dergleichen, ſie moͤgen ſeyn geſal- tzen oder ungeſaltzen, die Fiſche in denen Teichen davon ausge- ſchloſſen; allerhand Getreidig an Korn, Weitzen, Hirſen, gemaltzte Gerſte, und zwar das Getreidig gedroſchen, oder in Panſen; nicht weniger Flachs, Hanff, Lein, da- fern er nach des Mannes Tode annoch auf dem Felde ſtehet: Denn wenn er gehauen oder ge- ſchnitten, ob er gleich noch nicht geroͤſtet oder gehechelt, ſo gehoͤret er zur Gerade: Ferner wird darzu gerechnet Linſen, Bohnen, Erb- ſen, Mahn, Ruͤbe-Saat, auch betagte Korn-Paͤchte und Getrei- dig-Zinſen, welches letztere zwar von einigen noch in Zweiffel ge- zogen werden will; Endlich gehoͤ- ret noch dazu, was ſonſt zur Haus- haltung und Hof-Speiſe vorhan- den an Butter, Graupen, Gruͤtze, Kaͤſe, Qvarck, Saltz ꝛc. Doch darff ſich die Adeliche Wittwe die- ſer Hof-Speiſe nicht vor ſich al- lein anmaſſen, ſondern ſie muß ſelbige von denen Erben fodern und erwarten, auch ſolches Mus- theil binnen Jahr und Tag fodern, angeſehen bey Unterlaſſung deſſen dergleichen Foderung nach Sach- ſen-Rechte verjaͤhret wird. Mutatio, War 1) in der Solmiſation die Verwechſelung der Sylben, da z. E. in dem Clave G bald ut, bald re, bald ſol geſungen werden muſte. 2) Bedeutet es eines der Accidentium, welche in Ordnung der Klaͤnge, die einen Geſang oder Melodie ausmachen, vor- kommen. Ein ſolches Accidens geſchiehet auf viererley Weiſe: 1) durch Veraͤnderung des Generis; 2) per ſyſtema, da man, um ei- nige Text-Worte auszudrucken, einen Geſang aus einem ſehr hohen Klange in einen tieffen abſteigen laͤſſet; 3) per modum ſive to- num, da man aus einer Sing-Art in eine andere gehet, und 4) per melopœiam, wenn man die Ma- nieren aͤndert. Mutter Gottes, Ritter der, Ein gewiſſer und alſo genann- ter Ritter-Orden, welcher Anno 1233 geſtifftet, und Anno 1262 von dem Pabſt Urbano IV unter des Heil. Dominici Regeln beſtaͤ- tiget C c c 5

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/797>, abgerufen am 22.11.2024.