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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Nür
dagegen, ob sie gleich fressen, ie-
doch nicht zu-sondern abnehmen,
nach solchen muß man sich mit
Vermehrung des Futters halten,
auch hingegen denen, die gar zu
fett werden wollen, nachdem es
deren Gesundheit und Zustand er-
fodert, es vermindern.

Nürnberg, Norimberga,

Ansehnliche und berühmte freye
Reichs-Stadt in Francken an der
Pegnitz, zwischen den Marckgraf-
thümern Bayreuth und Anspach
gelegen. Den Nahmen hat sie ver-
muthlich von den alten Norischen
Völckern, wiewol andere sie bald
Neronsburg, von dem Kayser
Nerone, (der aber niemals so
weit gekommen) bald Nariscen-
burg, von den alten Nariscis, so
daherum gesessen, bald aber Nah-
rungsberg genennet wissen wol-
len. Anfänglich ist der Ort ein
offenes Dorff gewesen, woselbst
Kayser Carl der Grosse eine Ca-
pelle gehabt, davon die Merck-
male noch vorhanden seyn. Nach
diesem haben sie die Norici besse-
rer Sicherheit halber mit Mau-
ren und Wällen versehen, welche
Stadt nun wohl befestiget, groß
und wohl gebauet ist, auch grosse
Handlung treibet, und von vie-
len künstlichen Handwerckern, de-
ren Arbeit man sehr weit verfüh-
ret, bewohnet wird. Auf einem
Berge in der Stadt liegt das
Schloß, die Kayserliche Burg
genannt. Die Pegnitz fliesset
durch die Stadt, und theilet sie in
zwey Theile, welche aber durch
11 steinerne und 7 höltzerne Brü-
cken und Stege wieder an einan-
der gehänget werden. Sie liegt
9 Meilen von Bamberg, 15 von
Würtzburg, 8 von Amberg, 12
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Nür
von Donauwerth, und 28 von
Franckfurt am Mayn. Der
Rath bestehet aus 42 Personen,
worunter 34 Stellen mit Adeli-
chen oder Patriciis, die übrigen 8
aber von gewissen ehrbaren Hand-
werckern besetzet werden, und ist
also die Regierungs-Form eine ge-
mäßigte Aristocratie. Dieser
Rath und die Bürgerschafft ist
Lutherisch, iedoch haben die Ca-
tholischen auch eine Kirche in dem
sogenannten Deutschen Hause.
Jm Jahr 1424 hat Kayser Sigis-
mundus
dieser Stadt die Reichs-
Insignia, nemlich die Kayserliche
Krone, Scepter, Reichs-Apffel
und den Rock etc. so bey den Kay-
serl. Crönungen gebraucht wer-
den, nebst vielen andern Heilig-
thümern zur beständigen Verwah-
rung anvertrauet. Das Nürn-
berger Gebiet, welches zwischen
der Ober-Pfaltz und den Marck-
grafthümern Culmbach und An-
spach lieget, und darüber ein Land-
Pfleger-Amt gesetzet, ist weitläuf-
tig, und muß diese Reichs-Stadt
an Römer-Monaten fast eben so
viel, als ein Churfürst, oder als
der Ertz-Bischoff von Saltzburg
geben. Das Stadt-Regiment
ist sehr klüglich, und fast wie der
Republic Venedig, auf eine tem-
perirte Aristocratie eingerichtet.
Die 34 Adeliche Raths-Personen
werden in verschiedene Collegia
vertheilet, als in 26 Bürgermei-
ster und 8 alte Genannte, aus de-
nen ersten werden wiederum 13
die Aeltern, und 13 die Jüngern
Bürgermeister oder Schöppen ge-
nannt. Unter denselben ist kein
Unterscheid, ausser daß aus den
13 Aeltern ihrer sieben als ein Aus-
schuß die Herren Altere oder Sie-
ben-Herren genennet werden.

Die-
E e e 5

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Nuͤr
dagegen, ob ſie gleich freſſen, ie-
doch nicht zu-ſondern abnehmen,
nach ſolchen muß man ſich mit
Vermehrung des Futters halten,
auch hingegen denen, die gar zu
fett werden wollen, nachdem es
deren Geſundheit und Zuſtand er-
fodert, es vermindern.

Nuͤrnberg, Norimberga,

Anſehnliche und beruͤhmte freye
Reichs-Stadt in Francken an der
Pegnitz, zwiſchen den Marckgraf-
thuͤmern Bayreuth und Anſpach
gelegen. Den Nahmen hat ſie ver-
muthlich von den alten Noriſchen
Voͤlckern, wiewol andere ſie bald
Neronsburg, von dem Kayſer
Nerone, (der aber niemals ſo
weit gekommen) bald Nariſcen-
burg, von den alten Nariſcis, ſo
daherum geſeſſen, bald aber Nah-
rungsberg genennet wiſſen wol-
len. Anfaͤnglich iſt der Ort ein
offenes Dorff geweſen, woſelbſt
Kayſer Carl der Groſſe eine Ca-
pelle gehabt, davon die Merck-
male noch vorhanden ſeyn. Nach
dieſem haben ſie die Norici beſſe-
rer Sicherheit halber mit Mau-
ren und Waͤllen verſehen, welche
Stadt nun wohl befeſtiget, groß
und wohl gebauet iſt, auch groſſe
Handlung treibet, und von vie-
len kuͤnſtlichen Handwerckern, de-
ren Arbeit man ſehr weit verfuͤh-
ret, bewohnet wird. Auf einem
Berge in der Stadt liegt das
Schloß, die Kayſerliche Burg
genannt. Die Pegnitz flieſſet
durch die Stadt, und theilet ſie in
zwey Theile, welche aber durch
11 ſteinerne und 7 hoͤltzerne Bruͤ-
cken und Stege wieder an einan-
der gehaͤnget werden. Sie liegt
9 Meilen von Bamberg, 15 von
Wuͤrtzburg, 8 von Amberg, 12
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Nuͤr
von Donauwerth, und 28 von
Franckfurt am Mayn. Der
Rath beſtehet aus 42 Perſonen,
worunter 34 Stellen mit Adeli-
chen oder Patriciis, die uͤbrigen 8
aber von gewiſſen ehrbaren Hand-
werckern beſetzet werden, und iſt
alſo die Regierungs-Form eine ge-
maͤßigte Ariſtocratie. Dieſer
Rath und die Buͤrgerſchafft iſt
Lutheriſch, iedoch haben die Ca-
tholiſchen auch eine Kirche in dem
ſogenannten Deutſchen Hauſe.
Jm Jahr 1424 hat Kayſer Sigis-
mundus
dieſer Stadt die Reichs-
Inſignia, nemlich die Kayſerliche
Krone, Scepter, Reichs-Apffel
und den Rock ꝛc. ſo bey den Kay-
ſerl. Croͤnungen gebraucht wer-
den, nebſt vielen andern Heilig-
thuͤmern zur beſtaͤndigen Verwah-
rung anvertrauet. Das Nuͤrn-
berger Gebiet, welches zwiſchen
der Ober-Pfaltz und den Marck-
grafthuͤmern Culmbach und An-
ſpach lieget, und daruͤber ein Land-
Pfleger-Amt geſetzet, iſt weitlaͤuf-
tig, und muß dieſe Reichs-Stadt
an Roͤmer-Monaten faſt eben ſo
viel, als ein Churfuͤrſt, oder als
der Ertz-Biſchoff von Saltzburg
geben. Das Stadt-Regiment
iſt ſehr kluͤglich, und faſt wie der
Republic Venedig, auf eine tem-
perirte Ariſtocratie eingerichtet.
Die 34 Adeliche Raths-Perſonen
werden in verſchiedene Collegia
vertheilet, als in 26 Buͤrgermei-
ſter und 8 alte Genannte, aus de-
nen erſten werden wiederum 13
die Aeltern, und 13 die Juͤngern
Buͤrgermeiſter oder Schoͤppen ge-
nannt. Unter denſelben iſt kein
Unterſcheid, auſſer daß aus den
13 Aeltern ihrer ſieben als ein Aus-
ſchuß die Herren Altere oder Sie-
ben-Herren genennet werden.

Die-
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[0829] Nuͤr Nuͤr dagegen, ob ſie gleich freſſen, ie- doch nicht zu-ſondern abnehmen, nach ſolchen muß man ſich mit Vermehrung des Futters halten, auch hingegen denen, die gar zu fett werden wollen, nachdem es deren Geſundheit und Zuſtand er- fodert, es vermindern. Nuͤrnberg, Norimberga, Anſehnliche und beruͤhmte freye Reichs-Stadt in Francken an der Pegnitz, zwiſchen den Marckgraf- thuͤmern Bayreuth und Anſpach gelegen. Den Nahmen hat ſie ver- muthlich von den alten Noriſchen Voͤlckern, wiewol andere ſie bald Neronsburg, von dem Kayſer Nerone, (der aber niemals ſo weit gekommen) bald Nariſcen- burg, von den alten Nariſcis, ſo daherum geſeſſen, bald aber Nah- rungsberg genennet wiſſen wol- len. Anfaͤnglich iſt der Ort ein offenes Dorff geweſen, woſelbſt Kayſer Carl der Groſſe eine Ca- pelle gehabt, davon die Merck- male noch vorhanden ſeyn. Nach dieſem haben ſie die Norici beſſe- rer Sicherheit halber mit Mau- ren und Waͤllen verſehen, welche Stadt nun wohl befeſtiget, groß und wohl gebauet iſt, auch groſſe Handlung treibet, und von vie- len kuͤnſtlichen Handwerckern, de- ren Arbeit man ſehr weit verfuͤh- ret, bewohnet wird. Auf einem Berge in der Stadt liegt das Schloß, die Kayſerliche Burg genannt. Die Pegnitz flieſſet durch die Stadt, und theilet ſie in zwey Theile, welche aber durch 11 ſteinerne und 7 hoͤltzerne Bruͤ- cken und Stege wieder an einan- der gehaͤnget werden. Sie liegt 9 Meilen von Bamberg, 15 von Wuͤrtzburg, 8 von Amberg, 12 von Donauwerth, und 28 von Franckfurt am Mayn. Der Rath beſtehet aus 42 Perſonen, worunter 34 Stellen mit Adeli- chen oder Patriciis, die uͤbrigen 8 aber von gewiſſen ehrbaren Hand- werckern beſetzet werden, und iſt alſo die Regierungs-Form eine ge- maͤßigte Ariſtocratie. Dieſer Rath und die Buͤrgerſchafft iſt Lutheriſch, iedoch haben die Ca- tholiſchen auch eine Kirche in dem ſogenannten Deutſchen Hauſe. Jm Jahr 1424 hat Kayſer Sigis- mundus dieſer Stadt die Reichs- Inſignia, nemlich die Kayſerliche Krone, Scepter, Reichs-Apffel und den Rock ꝛc. ſo bey den Kay- ſerl. Croͤnungen gebraucht wer- den, nebſt vielen andern Heilig- thuͤmern zur beſtaͤndigen Verwah- rung anvertrauet. Das Nuͤrn- berger Gebiet, welches zwiſchen der Ober-Pfaltz und den Marck- grafthuͤmern Culmbach und An- ſpach lieget, und daruͤber ein Land- Pfleger-Amt geſetzet, iſt weitlaͤuf- tig, und muß dieſe Reichs-Stadt an Roͤmer-Monaten faſt eben ſo viel, als ein Churfuͤrſt, oder als der Ertz-Biſchoff von Saltzburg geben. Das Stadt-Regiment iſt ſehr kluͤglich, und faſt wie der Republic Venedig, auf eine tem- perirte Ariſtocratie eingerichtet. Die 34 Adeliche Raths-Perſonen werden in verſchiedene Collegia vertheilet, als in 26 Buͤrgermei- ſter und 8 alte Genannte, aus de- nen erſten werden wiederum 13 die Aeltern, und 13 die Juͤngern Buͤrgermeiſter oder Schoͤppen ge- nannt. Unter denſelben iſt kein Unterſcheid, auſſer daß aus den 13 Aeltern ihrer ſieben als ein Aus- ſchuß die Herren Altere oder Sie- ben-Herren genennet werden. Die- E e e 5

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/829>, abgerufen am 22.11.2024.