Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Par man den Cavesson treflich gebrau-chen kan. Pariren, Auf dem Fecht-Boden ist, des Parma, Die Hauptstadt des Hertzog- Par Pabste zu Lehn getragen, und jähr-lich 16000 Scudi zum Zeichen der Ober-Herrschafft des Päbstlichen Stules nach Rom geliefert. Der Kayser aber und das Deutsche Reich haben beständig widerspro- chen, und behauptet, Parma sey ein Reichs-Lehn; deswegen auch die vom Kayser wegen Minder- jährigkeit des neuen Hertzogs an- gelegte Regierung 1732 obbesag- ten Tribut nicht nach Rom schick- te; wiewol der Fiscal der Päbst- lichen Cammer in Gegenwart al- ler Cammer-Prälaten und Häup- ter der Cardinal-Orden dem Pabste eine Protestation über- gab. Jn der Qvadruple-Al- liantz 1718 war die eventuale Suc- ceßion in diesen Landen für den Spanischen Jnfanten Don Car- los festgestellet, und 1724 von dem Kayser die Investitur-Acte dar- über ausgehändiget. Nach er- folgtem Falle ließ der Kayser die- sem Printzen zum besten Besitz neh- men von beyden Hertzogthümern, als vacanten Reichs-Lehen, ver- ordnete zu dessen Vormündern die verwittibte Hertzogin von Par- ma Dorotheam, als des Jnfan- ten Frau Groß-Mutter, und den Groß-Hertzog von Florentz Joh. Gastonem, und legte unter dem Titel eine Administration zu Par- ma eine Regierung Zeit währen- der Minderjährigkeit des Prin- tzens an, welcher auch 1732 selbst allda anlangte. Allein als der im folgenden Jahre entstandene Krieg durch die Präliminarien zu Wien 1735 geendiget worden, so ward das Parmesanische dem Kay- ser Carolo VI überlassen und 1736 übergeben. Die abgestorbenen Hertzoge von Parma hatten im Wappen 6 blaue Lilien im gülde- nen
[Spaltenumbruch] Par man den Caveſſon treflich gebrau-chen kan. Pariren, Auf dem Fecht-Boden iſt, des Parma, Die Hauptſtadt des Hertzog- Par Pabſte zu Lehn getragen, und jaͤhr-lich 16000 Scudi zum Zeichen der Ober-Herrſchafft des Paͤbſtlichen Stules nach Rom geliefert. Der Kayſer aber und das Deutſche Reich haben beſtaͤndig widerſpro- chen, und behauptet, Parma ſey ein Reichs-Lehn; deswegen auch die vom Kayſer wegen Minder- jaͤhrigkeit des neuen Hertzogs an- gelegte Regierung 1732 obbeſag- ten Tribut nicht nach Rom ſchick- te; wiewol der Fiſcal der Paͤbſt- lichen Cammer in Gegenwart al- ler Cammer-Praͤlaten und Haͤup- ter der Cardinal-Orden dem Pabſte eine Proteſtation uͤber- gab. Jn der Qvadruple-Al- liantz 1718 war die eventuale Suc- ceßion in dieſen Landen fuͤr den Spaniſchen Jnfanten Don Car- los feſtgeſtellet, und 1724 von dem Kayſer die Inveſtitur-Acte dar- uͤber ausgehaͤndiget. Nach er- folgtem Falle ließ der Kayſer die- ſem Printzen zum beſten Beſitz neh- men von beyden Hertzogthuͤmern, als vacanten Reichs-Lehen, ver- ordnete zu deſſen Vormuͤndern die verwittibte Hertzogin von Par- ma Dorotheam, als des Jnfan- ten Frau Groß-Mutter, und den Groß-Hertzog von Florentz Joh. Gaſtonem, und legte unter dem Titel eine Adminiſtration zu Par- ma eine Regierung Zeit waͤhren- der Minderjaͤhrigkeit des Prin- tzens an, welcher auch 1732 ſelbſt allda anlangte. Allein als der im folgenden Jahre entſtandene Krieg durch die Praͤliminarien zu Wien 1735 geendiget worden, ſo ward das Parmeſaniſche dem Kay- ſer Carolo VI uͤberlaſſen und 1736 uͤbergeben. Die abgeſtorbenen Hertzoge von Parma hatten im Wappen 6 blaue Lilien im guͤlde- nen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0874"/><cb n="1707"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Par</hi></hi></fw><lb/> man den <hi rendition="#aq">Caveſſon</hi> treflich gebrau-<lb/> chen kan.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Pariren,</hi> </head><lb/> <p>Auf dem Fecht-Boden iſt, des<lb/> Feindes Klinge, oder deſſen Stoß<lb/> von ſich abhalten. Es iſt dieſes<lb/> bey dem Fechten das noͤthigſte,<lb/> und koͤmmet ſehr offte vor; da-<lb/> her man ſowol von freyen Stuͤ-<lb/> cken, als auf den Nachſtoß, nicht<lb/> weniger bey vielen andern Gele-<lb/> genheiten das Pariren gebraucht.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Parma,</hi> </head><lb/> <p>Die Hauptſtadt des Hertzog-<lb/> thums gleiches Nahmens, am<lb/> Fluſſe <hi rendition="#aq">Parma,</hi> war die Reſidentz<lb/> der Hertzoge aus dem Hauſe <hi rendition="#aq">Far-<lb/> neſe;</hi> auch hat ſie eine 1599 geſtif-<lb/> tete. Univerſitaͤt, und das ſoge-<lb/> nannte <hi rendition="#aq">Collegium</hi> der Edlen, wel-<lb/> ches ein groſſes und ſchoͤnes Ge-<lb/> baͤude, darinne gemeiniglich 200<lb/> junge von Adel in allerhand Wiſ-<lb/> ſenſchafften und Ritterlichen <hi rendition="#aq">Ex-<lb/> ercitiis</hi> informiret werden. Der<lb/> Biſchoff gehoͤret unter den Ertz-<lb/> Biſchoff zu <hi rendition="#aq">Bologna.</hi> Die Stadt<lb/> iſt befeſtiget und hat eine Cira-<lb/> delle. Das <hi rendition="#aq">Parmegiano</hi> oder die<lb/> Landſchafft <hi rendition="#aq">Parma</hi> grentzet gegen<lb/> Norden und Weſten an das Mey-<lb/> laͤndiſche, und gegen Oſten an das<lb/> Modeneſiſche, gegen Suͤden aber<lb/> ſondert es das Apenniniſche Ge-<lb/> birge von dem Genueſiſchen und<lb/> Toſcaniſchen ab: Es beſtehet aus<lb/> den beyden Hertzogthuͤmern <hi rendition="#aq">Par-<lb/> ma</hi> und <hi rendition="#aq">Piacenza,</hi> dem <hi rendition="#aq">Stato di<lb/> Buſeto</hi> und dem <hi rendition="#aq">Val di Taro.</hi> Die<lb/> Hertzoge von <hi rendition="#aq">Parma</hi> waren aus<lb/> dem alten Jtalieniſchen Hauſe<lb/><hi rendition="#aq">Farneſe,</hi> ſind aber dem maͤnnli-<lb/> chen Stamme nach 1731 mit Her-<lb/> tzoge <hi rendition="#aq">Antonio Franciſco</hi> abgeſtor-<lb/> ben. Sie haben ihre Laͤnder vom<lb/><cb n="1708"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Par</hi></hi></fw><lb/> Pabſte zu Lehn getragen, und jaͤhr-<lb/> lich 16000 Scudi zum Zeichen der<lb/> Ober-Herrſchafft des Paͤbſtlichen<lb/> Stules nach Rom geliefert. Der<lb/> Kayſer aber und das Deutſche<lb/> Reich haben beſtaͤndig widerſpro-<lb/> chen, und behauptet, <hi rendition="#aq">Parma</hi> ſey<lb/> ein Reichs-Lehn; deswegen auch<lb/> die vom Kayſer wegen Minder-<lb/> jaͤhrigkeit des neuen Hertzogs an-<lb/> gelegte Regierung 1732 obbeſag-<lb/> ten Tribut nicht nach Rom ſchick-<lb/> te; wiewol der <hi rendition="#aq">Fiſcal</hi> der Paͤbſt-<lb/> lichen Cammer in Gegenwart al-<lb/> ler Cammer-Praͤlaten und Haͤup-<lb/> ter der Cardinal-Orden dem<lb/> Pabſte eine Proteſtation uͤber-<lb/> gab. Jn der Qvadruple-Al-<lb/> liantz 1718 war die eventuale Suc-<lb/> ceßion in dieſen Landen fuͤr den<lb/> Spaniſchen Jnfanten <hi rendition="#aq">Don Car-<lb/> los</hi> feſtgeſtellet, und 1724 von dem<lb/> Kayſer die <hi rendition="#aq">Inveſtitur-Acte</hi> dar-<lb/> uͤber ausgehaͤndiget. Nach er-<lb/> folgtem Falle ließ der Kayſer die-<lb/> ſem Printzen zum beſten Beſitz neh-<lb/> men von beyden Hertzogthuͤmern,<lb/> als vacanten Reichs-Lehen, ver-<lb/> ordnete zu deſſen Vormuͤndern<lb/> die verwittibte Hertzogin von <hi rendition="#aq">Par-<lb/> ma Dorotheam,</hi> als des Jnfan-<lb/> ten Frau Groß-Mutter, und den<lb/> Groß-Hertzog von Florentz <hi rendition="#aq">Joh.<lb/> Gaſtonem,</hi> und legte unter dem<lb/> Titel eine Adminiſtration zu <hi rendition="#aq">Par-<lb/> ma</hi> eine Regierung Zeit waͤhren-<lb/> der Minderjaͤhrigkeit des Prin-<lb/> tzens an, welcher auch 1732 ſelbſt<lb/> allda anlangte. Allein als der im<lb/> folgenden Jahre <hi rendition="#g">entſtandene</hi><lb/> Krieg durch die Praͤliminarien zu<lb/> Wien 1735 geendiget worden, ſo<lb/> ward das Parmeſaniſche dem Kay-<lb/> ſer <hi rendition="#aq">Carolo VI</hi> uͤberlaſſen und 1736<lb/> uͤbergeben. Die abgeſtorbenen<lb/> Hertzoge von <hi rendition="#aq">Parma</hi> hatten im<lb/> Wappen 6 blaue Lilien im guͤlde-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0874]
Par
Par
man den Caveſſon treflich gebrau-
chen kan.
Pariren,
Auf dem Fecht-Boden iſt, des
Feindes Klinge, oder deſſen Stoß
von ſich abhalten. Es iſt dieſes
bey dem Fechten das noͤthigſte,
und koͤmmet ſehr offte vor; da-
her man ſowol von freyen Stuͤ-
cken, als auf den Nachſtoß, nicht
weniger bey vielen andern Gele-
genheiten das Pariren gebraucht.
Parma,
Die Hauptſtadt des Hertzog-
thums gleiches Nahmens, am
Fluſſe Parma, war die Reſidentz
der Hertzoge aus dem Hauſe Far-
neſe; auch hat ſie eine 1599 geſtif-
tete. Univerſitaͤt, und das ſoge-
nannte Collegium der Edlen, wel-
ches ein groſſes und ſchoͤnes Ge-
baͤude, darinne gemeiniglich 200
junge von Adel in allerhand Wiſ-
ſenſchafften und Ritterlichen Ex-
ercitiis informiret werden. Der
Biſchoff gehoͤret unter den Ertz-
Biſchoff zu Bologna. Die Stadt
iſt befeſtiget und hat eine Cira-
delle. Das Parmegiano oder die
Landſchafft Parma grentzet gegen
Norden und Weſten an das Mey-
laͤndiſche, und gegen Oſten an das
Modeneſiſche, gegen Suͤden aber
ſondert es das Apenniniſche Ge-
birge von dem Genueſiſchen und
Toſcaniſchen ab: Es beſtehet aus
den beyden Hertzogthuͤmern Par-
ma und Piacenza, dem Stato di
Buſeto und dem Val di Taro. Die
Hertzoge von Parma waren aus
dem alten Jtalieniſchen Hauſe
Farneſe, ſind aber dem maͤnnli-
chen Stamme nach 1731 mit Her-
tzoge Antonio Franciſco abgeſtor-
ben. Sie haben ihre Laͤnder vom
Pabſte zu Lehn getragen, und jaͤhr-
lich 16000 Scudi zum Zeichen der
Ober-Herrſchafft des Paͤbſtlichen
Stules nach Rom geliefert. Der
Kayſer aber und das Deutſche
Reich haben beſtaͤndig widerſpro-
chen, und behauptet, Parma ſey
ein Reichs-Lehn; deswegen auch
die vom Kayſer wegen Minder-
jaͤhrigkeit des neuen Hertzogs an-
gelegte Regierung 1732 obbeſag-
ten Tribut nicht nach Rom ſchick-
te; wiewol der Fiſcal der Paͤbſt-
lichen Cammer in Gegenwart al-
ler Cammer-Praͤlaten und Haͤup-
ter der Cardinal-Orden dem
Pabſte eine Proteſtation uͤber-
gab. Jn der Qvadruple-Al-
liantz 1718 war die eventuale Suc-
ceßion in dieſen Landen fuͤr den
Spaniſchen Jnfanten Don Car-
los feſtgeſtellet, und 1724 von dem
Kayſer die Inveſtitur-Acte dar-
uͤber ausgehaͤndiget. Nach er-
folgtem Falle ließ der Kayſer die-
ſem Printzen zum beſten Beſitz neh-
men von beyden Hertzogthuͤmern,
als vacanten Reichs-Lehen, ver-
ordnete zu deſſen Vormuͤndern
die verwittibte Hertzogin von Par-
ma Dorotheam, als des Jnfan-
ten Frau Groß-Mutter, und den
Groß-Hertzog von Florentz Joh.
Gaſtonem, und legte unter dem
Titel eine Adminiſtration zu Par-
ma eine Regierung Zeit waͤhren-
der Minderjaͤhrigkeit des Prin-
tzens an, welcher auch 1732 ſelbſt
allda anlangte. Allein als der im
folgenden Jahre entſtandene
Krieg durch die Praͤliminarien zu
Wien 1735 geendiget worden, ſo
ward das Parmeſaniſche dem Kay-
ſer Carolo VI uͤberlaſſen und 1736
uͤbergeben. Die abgeſtorbenen
Hertzoge von Parma hatten im
Wappen 6 blaue Lilien im guͤlde-
nen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |