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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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hero ordentlich und vornemlich
an die Durch- und Zugänge oder
Schlufften, die man hier und
dar um den Forst oder Höltzer her-
um gemacht hat, aufgehänget
und gestellet wird. Diese Art
Garn oder Netze pfleget man auch
Pentieres volants, das ist fliegen-
de Häng[-] und Zieh-Garn zu nen-
nen, weil sie nemlich oben mit
Ringlein versehen sind, und längst
an einer Leine hin, wie ein Vor-
hang, auf- und zugezogen werden
müssen. Sie werden gemeinig-
lich aus länglich-gevierten Ma-
schen oder Schmasen gemacht, und
sollen nicht über funffzehen Ellen
breit, und zwantzig bis vier und
zwantzig Ellen hoch seyn. Man
muß sie aus zarten doch starcken
Faden bereiten, und an allen
Maschen der obersten Reihe mes-
singene Ringlein anhefften, um
das Netze desto geläuffiger zum
Auf- und Zuziehen zu machen.
Durch diese Ringlein ziehet man
alsdenn ein mittelmäßiges Seil,
oder eines halben Fingers dicke
Leine. Auf beyden Seiten muß
man auch kleine Schnürlein durch
die vördersten Maschen ziehen,
und zu beyden Enden anbinden,
damit man die Pentiere geschwind
auf- und zuziehen könne, welches
denn am allergeschwindesten ge-
schehen kan, wenn ein iedes
Schnürlein neun bis zwölff Zoll
länger, als die Höhe von gedach-
ter Pentiere ist, und weiter herab
hänget. Sie sind darinnen sehr
beqvem, daß eine einige Person
derselben viel richten und aufzie-
hen kan, und nicht dabey immer
Stand halten darff, massen ob-
gedachte Vögel von selbsten sich
darinnen fangen und verwi-
ckeln.

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Per
Perdrix,

Rebhun, Wild- oder Feldhun,
ist ein sehr bekandter Vogel, so
zur Schnabel-Weide gehöret.
dem auch die Jäger sehr nachstre-
ben. Von Natur sind alle Reb-
hüner so geil und unkeusch, daß
man sie als ein Vorbild der Ve-
nerischen Unkeuschheit vorzustellen
pflegt, wie dann von dem Weib-
lein gesagt wird, daß sie, wenn
sie gegen ein Männlein stehen,
und von diesem nur der Wind an
sie gehet, trächtig werden sollen,
leben 15 bis 16 Jahr, bevorab die
Weiblein, welches wider das Vo-
gel-Geschlecht läufft, da alle
Männlein älter werden als die
Weiblein. Sie haben sonsten ein
herrliches, wohlschmeckendes, nied-
liches, temperirtes Fleisch, so leicht
zu verdauen ist, und einen löbli-
chen chylum und gutes Geblüt,
auch den Weibern viel Milch ma-
chet, absonderlich für diejenigen
dienlich, so im Venus-Kriege sich
befinden, oder erst von einer
Kranckheit genesen, oder sonst
grobe Speisen nicht vertragen
können.

Perfecter Reuter,

Die Vollkommenheit eines gu-
ten und schönen Reuters bestehet
darinnen, daß er 1) vier Duca-
ten unter währendem Tummeln
verberge, als 2 unter den Fuß-
solen auf den Steigbügeln, und
2 unter den Knien, ohne einen
davon zu verlieren; 4) Ein Pferd
darch ein weites Kegelspiel zu gal-
lopi
ren, ohne einen Kegel umzu-
werfen; 3) Ein Pferd auf einem
seidenen Faden zu reiten; 4) un-
ter währendem Tummeln ein Glas
Wein auszutrincken, Toback zu

schnupf-
J i i 4

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hero ordentlich und vornemlich
an die Durch- und Zugaͤnge oder
Schlufften, die man hier und
dar um den Forſt oder Hoͤltzer her-
um gemacht hat, aufgehaͤnget
und geſtellet wird. Dieſe Art
Garn oder Netze pfleget man auch
Pentieres volants, das iſt fliegen-
de Haͤng[-] und Zieh-Garn zu nen-
nen, weil ſie nemlich oben mit
Ringlein verſehen ſind, und laͤngſt
an einer Leine hin, wie ein Vor-
hang, auf- und zugezogen werden
muͤſſen. Sie werden gemeinig-
lich aus laͤnglich-gevierten Ma-
ſchen oder Schmaſen gemacht, und
ſollen nicht uͤber funffzehen Ellen
breit, und zwantzig bis vier und
zwantzig Ellen hoch ſeyn. Man
muß ſie aus zarten doch ſtarcken
Faden bereiten, und an allen
Maſchen der oberſten Reihe meſ-
ſingene Ringlein anhefften, um
das Netze deſto gelaͤuffiger zum
Auf- und Zuziehen zu machen.
Durch dieſe Ringlein ziehet man
alsdenn ein mittelmaͤßiges Seil,
oder eines halben Fingers dicke
Leine. Auf beyden Seiten muß
man auch kleine Schnuͤrlein durch
die voͤrderſten Maſchen ziehen,
und zu beyden Enden anbinden,
damit man die Pentiere geſchwind
auf- und zuziehen koͤnne, welches
denn am allergeſchwindeſten ge-
ſchehen kan, wenn ein iedes
Schnuͤrlein neun bis zwoͤlff Zoll
laͤnger, als die Hoͤhe von gedach-
ter Pentiere iſt, und weiter herab
haͤnget. Sie ſind darinnen ſehr
beqvem, daß eine einige Perſon
derſelben viel richten und aufzie-
hen kan, und nicht dabey immer
Stand halten darff, maſſen ob-
gedachte Voͤgel von ſelbſten ſich
darinnen fangen und verwi-
ckeln.

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Per
Perdrix,

Rebhun, Wild- oder Feldhun,
iſt ein ſehr bekandter Vogel, ſo
zur Schnabel-Weide gehoͤret.
dem auch die Jaͤger ſehr nachſtre-
ben. Von Natur ſind alle Reb-
huͤner ſo geil und unkeuſch, daß
man ſie als ein Vorbild der Ve-
neriſchen Unkeuſchheit vorzuſtellen
pflegt, wie dann von dem Weib-
lein geſagt wird, daß ſie, wenn
ſie gegen ein Maͤnnlein ſtehen,
und von dieſem nur der Wind an
ſie gehet, traͤchtig werden ſollen,
leben 15 bis 16 Jahr, bevorab die
Weiblein, welches wider das Vo-
gel-Geſchlecht laͤufft, da alle
Maͤnnlein aͤlter werden als die
Weiblein. Sie haben ſonſten ein
herrliches, wohlſchmeckendes, nied-
liches, temperirtes Fleiſch, ſo leicht
zu verdauen iſt, und einen loͤbli-
chen chylum und gutes Gebluͤt,
auch den Weibern viel Milch ma-
chet, abſonderlich fuͤr diejenigen
dienlich, ſo im Venus-Kriege ſich
befinden, oder erſt von einer
Kranckheit geneſen, oder ſonſt
grobe Speiſen nicht vertragen
koͤnnen.

Perfecter Reuter,

Die Vollkommenheit eines gu-
ten und ſchoͤnen Reuters beſtehet
darinnen, daß er 1) vier Duca-
ten unter waͤhrendem Tummeln
verberge, als 2 unter den Fuß-
ſolen auf den Steigbuͤgeln, und
2 unter den Knien, ohne einen
davon zu verlieren; 4) Ein Pferd
darch ein weites Kegelſpiel zu gal-
lopi
ren, ohne einen Kegel umzu-
werfen; 3) Ein Pferd auf einem
ſeidenen Faden zu reiten; 4) un-
ter waͤhrendem Tummeln ein Glas
Wein auszutrincken, Toback zu

ſchnupf-
J i i 4
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[0891] Pen Per hero ordentlich und vornemlich an die Durch- und Zugaͤnge oder Schlufften, die man hier und dar um den Forſt oder Hoͤltzer her- um gemacht hat, aufgehaͤnget und geſtellet wird. Dieſe Art Garn oder Netze pfleget man auch Pentieres volants, das iſt fliegen- de Haͤng- und Zieh-Garn zu nen- nen, weil ſie nemlich oben mit Ringlein verſehen ſind, und laͤngſt an einer Leine hin, wie ein Vor- hang, auf- und zugezogen werden muͤſſen. Sie werden gemeinig- lich aus laͤnglich-gevierten Ma- ſchen oder Schmaſen gemacht, und ſollen nicht uͤber funffzehen Ellen breit, und zwantzig bis vier und zwantzig Ellen hoch ſeyn. Man muß ſie aus zarten doch ſtarcken Faden bereiten, und an allen Maſchen der oberſten Reihe meſ- ſingene Ringlein anhefften, um das Netze deſto gelaͤuffiger zum Auf- und Zuziehen zu machen. Durch dieſe Ringlein ziehet man alsdenn ein mittelmaͤßiges Seil, oder eines halben Fingers dicke Leine. Auf beyden Seiten muß man auch kleine Schnuͤrlein durch die voͤrderſten Maſchen ziehen, und zu beyden Enden anbinden, damit man die Pentiere geſchwind auf- und zuziehen koͤnne, welches denn am allergeſchwindeſten ge- ſchehen kan, wenn ein iedes Schnuͤrlein neun bis zwoͤlff Zoll laͤnger, als die Hoͤhe von gedach- ter Pentiere iſt, und weiter herab haͤnget. Sie ſind darinnen ſehr beqvem, daß eine einige Perſon derſelben viel richten und aufzie- hen kan, und nicht dabey immer Stand halten darff, maſſen ob- gedachte Voͤgel von ſelbſten ſich darinnen fangen und verwi- ckeln. Perdrix, Rebhun, Wild- oder Feldhun, iſt ein ſehr bekandter Vogel, ſo zur Schnabel-Weide gehoͤret. dem auch die Jaͤger ſehr nachſtre- ben. Von Natur ſind alle Reb- huͤner ſo geil und unkeuſch, daß man ſie als ein Vorbild der Ve- neriſchen Unkeuſchheit vorzuſtellen pflegt, wie dann von dem Weib- lein geſagt wird, daß ſie, wenn ſie gegen ein Maͤnnlein ſtehen, und von dieſem nur der Wind an ſie gehet, traͤchtig werden ſollen, leben 15 bis 16 Jahr, bevorab die Weiblein, welches wider das Vo- gel-Geſchlecht laͤufft, da alle Maͤnnlein aͤlter werden als die Weiblein. Sie haben ſonſten ein herrliches, wohlſchmeckendes, nied- liches, temperirtes Fleiſch, ſo leicht zu verdauen iſt, und einen loͤbli- chen chylum und gutes Gebluͤt, auch den Weibern viel Milch ma- chet, abſonderlich fuͤr diejenigen dienlich, ſo im Venus-Kriege ſich befinden, oder erſt von einer Kranckheit geneſen, oder ſonſt grobe Speiſen nicht vertragen koͤnnen. Perfecter Reuter, Die Vollkommenheit eines gu- ten und ſchoͤnen Reuters beſtehet darinnen, daß er 1) vier Duca- ten unter waͤhrendem Tummeln verberge, als 2 unter den Fuß- ſolen auf den Steigbuͤgeln, und 2 unter den Knien, ohne einen davon zu verlieren; 4) Ein Pferd darch ein weites Kegelſpiel zu gal- lopiren, ohne einen Kegel umzu- werfen; 3) Ein Pferd auf einem ſeidenen Faden zu reiten; 4) un- ter waͤhrendem Tummeln ein Glas Wein auszutrincken, Toback zu ſchnupf- J i i 4

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/891>, abgerufen am 22.11.2024.