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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Pol
Klugheit, wie sich einer in seinem
Stande klüglich und weislich ver-
halten, und zu demjenigen Zweck,
welcher seinem Stande gemäß,
glücklich gelangen soll; theils in
der Staats-Klugheit, welche ei-
nem grossen Minister oder Fürsten
lehret, wie er seinen Staat glück-
lich gouverniren soll, damit die
Wohlfahrt des gantzen Landes be-
fördert werde. V. Lex. Phil. Jn
beyderley Gebrauche ist die Politic
eine Wissenschafft, welche vor
allen andern ein Cavalier ausü-
ben, und sie aus dem Grunde,
nicht theoretisch, sondern practisch
verstehen soll.

Politicus,

Einer der das gemeine Regi-
ment wohl bestellen und erhalten
kan; Jtem, einer der sich in alle
Leute und Händel finden und schi-
cken, oder viel mehr nach Bewand-
niß der Umstände und Conjun-
cturen der Zeiten, der Herrschafft
und dem Lande zum Besten, eine
gute Resolution zu fassen und zu
urtheilen weiß. Sonsten wird
auch dieses Wort abusive und im
Mißverstand genommen für einen
solchen, der zu seinem Vortheil
andere subtil und verstellter Weise
hintergehen, betrügen, den Man-
tel nach dem Winde hängen, und
wie ein Wetterhahn sich drehen
und verändern kan, nachdem er
Vortheil oder Schaden davon
zu gewarten. Vulgo ein Welt-
Mann, Hof-Mann, Staats-
oder kluger Mann.

Polonoise,

Der Pohlnische Tantz im gera-
den und ungeraden Tact-Maasse.
Der Anfang einer Polonoise, im
genauen Verstande genommen,
[Spaltenumbruch]

Pol
hat darinne gantz was eigenes,
daß sie weder mit dem halben
Schlage im Aufheben des Tactes
wie die Gavotte, noch auch mit
dem letzten Viertel der Zeitmaasse
eintritt wie die Bourree, sondern
gerade zu ohne allen Umschweif in
beyden Arten mit dem Nieder-
schlage getrost anhebt. Die Tantz-
Weise der Pohlen ist zwar nicht
unbekannt, die wenigsten aber
dürfften bemercket haben, daß ihr
Rhythmus in gerader Mensur
hauptsächlich der Spondaeus ist,
mit welchem so gar geschlossen
wird, daß sonst bey keiner Melo-
die in der Welt geschiehet, zumal
in unisono continnato. Bey un-
gerader Zeitmaasse verändert sich
der Spondaeus in einen Jambum,
so daß bey der ersten Art zwo glei-
che lange Noten oder halbe Schlä-
ge in einem Tone, bey der andern
aber eine kurtze und eine lange,
nemlich ein Viertel und ein hal-
ber Schlag auch in einem Tone
das Regiment führen. Jedoch
findet man diese Rhythmos auch
mit einander untermischet. Man
solte nicht meinen, was diese Me-
lodien-Gattung für sonderbaren
Nutzen hat, wenn sie in singender
Stimme, nicht zwar in ihrer ei-
gentlichen Gestalt, sondern nur
auf die Pohlnische Art und ihren
Fuß, angebracht wird. Jhr wah-
res Abzeichen, oder Character
und Affect beruhet in einer beson-
dern Offenhertzigkeit und einem
gar zu freyen Wesen. Bey Lust-
barkeiten und Täntzen läßt sich
die rechte Natur und Eigenschaft
eines Volckes nicht so leicht, als
bey andern Gelegenheiten ver-
bergen.

Poltron,
L l l 3

[Spaltenumbruch]

Pol
Klugheit, wie ſich einer in ſeinem
Stande kluͤglich und weislich ver-
halten, und zu demjenigen Zweck,
welcher ſeinem Stande gemaͤß,
gluͤcklich gelangen ſoll; theils in
der Staats-Klugheit, welche ei-
nem groſſen Miniſter oder Fuͤrſten
lehret, wie er ſeinen Staat gluͤck-
lich gouverniren ſoll, damit die
Wohlfahrt des gantzen Landes be-
foͤrdert werde. V. Lex. Phil. Jn
beyderley Gebrauche iſt die Politic
eine Wiſſenſchafft, welche vor
allen andern ein Cavalier ausuͤ-
ben, und ſie aus dem Grunde,
nicht theoretiſch, ſondern practiſch
verſtehen ſoll.

Politicus,

Einer der das gemeine Regi-
ment wohl beſtellen und erhalten
kan; Jtem, einer der ſich in alle
Leute und Haͤndel finden und ſchi-
cken, oder viel mehr nach Bewand-
niß der Umſtaͤnde und Conjun-
cturen der Zeiten, der Herrſchafft
und dem Lande zum Beſten, eine
gute Reſolution zu faſſen und zu
urtheilen weiß. Sonſten wird
auch dieſes Wort abuſive und im
Mißverſtand genommen fuͤr einen
ſolchen, der zu ſeinem Vortheil
andere ſubtil und verſtellter Weiſe
hintergehen, betruͤgen, den Man-
tel nach dem Winde haͤngen, und
wie ein Wetterhahn ſich drehen
und veraͤndern kan, nachdem er
Vortheil oder Schaden davon
zu gewarten. Vulgo ein Welt-
Mann, Hof-Mann, Staats-
oder kluger Mann.

Polonoiſe,

Der Pohlniſche Tantz im gera-
den und ungeraden Tact-Maaſſe.
Der Anfang einer Polonoiſe, im
genauen Verſtande genommen,
[Spaltenumbruch]

Pol
hat darinne gantz was eigenes,
daß ſie weder mit dem halben
Schlage im Aufheben des Tactes
wie die Gavotte, noch auch mit
dem letzten Viertel der Zeitmaaſſe
eintritt wie die Bourrée, ſondern
gerade zu ohne allen Umſchweif in
beyden Arten mit dem Nieder-
ſchlage getroſt anhebt. Die Tantz-
Weiſe der Pohlen iſt zwar nicht
unbekannt, die wenigſten aber
duͤrfften bemercket haben, daß ihr
Rhythmus in gerader Menſur
hauptſaͤchlich der Spondæus iſt,
mit welchem ſo gar geſchloſſen
wird, daß ſonſt bey keiner Melo-
die in der Welt geſchiehet, zumal
in uniſono continnato. Bey un-
gerader Zeitmaaſſe veraͤndert ſich
der Spondæus in einen Jambum,
ſo daß bey der erſten Art zwo glei-
che lange Noten oder halbe Schlaͤ-
ge in einem Tone, bey der andern
aber eine kurtze und eine lange,
nemlich ein Viertel und ein hal-
ber Schlag auch in einem Tone
das Regiment fuͤhren. Jedoch
findet man dieſe Rhythmos auch
mit einander untermiſchet. Man
ſolte nicht meinen, was dieſe Me-
lodien-Gattung fuͤr ſonderbaren
Nutzen hat, wenn ſie in ſingender
Stimme, nicht zwar in ihrer ei-
gentlichen Geſtalt, ſondern nur
auf die Pohlniſche Art und ihren
Fuß, angebracht wird. Jhr wah-
res Abzeichen, oder Character
und Affect beruhet in einer beſon-
dern Offenhertzigkeit und einem
gar zu freyen Weſen. Bey Luſt-
barkeiten und Taͤntzen laͤßt ſich
die rechte Natur und Eigenſchaft
eines Volckes nicht ſo leicht, als
bey andern Gelegenheiten ver-
bergen.

Poltron,
L l l 3
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[0921] Pol Pol Klugheit, wie ſich einer in ſeinem Stande kluͤglich und weislich ver- halten, und zu demjenigen Zweck, welcher ſeinem Stande gemaͤß, gluͤcklich gelangen ſoll; theils in der Staats-Klugheit, welche ei- nem groſſen Miniſter oder Fuͤrſten lehret, wie er ſeinen Staat gluͤck- lich gouverniren ſoll, damit die Wohlfahrt des gantzen Landes be- foͤrdert werde. V. Lex. Phil. Jn beyderley Gebrauche iſt die Politic eine Wiſſenſchafft, welche vor allen andern ein Cavalier ausuͤ- ben, und ſie aus dem Grunde, nicht theoretiſch, ſondern practiſch verſtehen ſoll. Politicus, Einer der das gemeine Regi- ment wohl beſtellen und erhalten kan; Jtem, einer der ſich in alle Leute und Haͤndel finden und ſchi- cken, oder viel mehr nach Bewand- niß der Umſtaͤnde und Conjun- cturen der Zeiten, der Herrſchafft und dem Lande zum Beſten, eine gute Reſolution zu faſſen und zu urtheilen weiß. Sonſten wird auch dieſes Wort abuſive und im Mißverſtand genommen fuͤr einen ſolchen, der zu ſeinem Vortheil andere ſubtil und verſtellter Weiſe hintergehen, betruͤgen, den Man- tel nach dem Winde haͤngen, und wie ein Wetterhahn ſich drehen und veraͤndern kan, nachdem er Vortheil oder Schaden davon zu gewarten. Vulgo ein Welt- Mann, Hof-Mann, Staats- oder kluger Mann. Polonoiſe, Der Pohlniſche Tantz im gera- den und ungeraden Tact-Maaſſe. Der Anfang einer Polonoiſe, im genauen Verſtande genommen, hat darinne gantz was eigenes, daß ſie weder mit dem halben Schlage im Aufheben des Tactes wie die Gavotte, noch auch mit dem letzten Viertel der Zeitmaaſſe eintritt wie die Bourrée, ſondern gerade zu ohne allen Umſchweif in beyden Arten mit dem Nieder- ſchlage getroſt anhebt. Die Tantz- Weiſe der Pohlen iſt zwar nicht unbekannt, die wenigſten aber duͤrfften bemercket haben, daß ihr Rhythmus in gerader Menſur hauptſaͤchlich der Spondæus iſt, mit welchem ſo gar geſchloſſen wird, daß ſonſt bey keiner Melo- die in der Welt geſchiehet, zumal in uniſono continnato. Bey un- gerader Zeitmaaſſe veraͤndert ſich der Spondæus in einen Jambum, ſo daß bey der erſten Art zwo glei- che lange Noten oder halbe Schlaͤ- ge in einem Tone, bey der andern aber eine kurtze und eine lange, nemlich ein Viertel und ein hal- ber Schlag auch in einem Tone das Regiment fuͤhren. Jedoch findet man dieſe Rhythmos auch mit einander untermiſchet. Man ſolte nicht meinen, was dieſe Me- lodien-Gattung fuͤr ſonderbaren Nutzen hat, wenn ſie in ſingender Stimme, nicht zwar in ihrer ei- gentlichen Geſtalt, ſondern nur auf die Pohlniſche Art und ihren Fuß, angebracht wird. Jhr wah- res Abzeichen, oder Character und Affect beruhet in einer beſon- dern Offenhertzigkeit und einem gar zu freyen Weſen. Bey Luſt- barkeiten und Taͤntzen laͤßt ſich die rechte Natur und Eigenſchaft eines Volckes nicht ſo leicht, als bey andern Gelegenheiten ver- bergen. Poltron, L l l 3

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/921>, abgerufen am 22.11.2024.