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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Rel
heben, und in eine gute Postur brin-
gen, wenn es denselben zu nie-
drig trägt; man muß ihme, (wann
er mit dem Nasenbande in die
Höhe gearbeitet ist) Stangen mit
einem Uiberwurff geben, die es in
der erhabenen Stellung erhalten.

Religiöses Tantzen,

Daß sowol Juden als Heyden
bey ihrem Gottesdienste sich des
Tantzens bedienet, ist eine bekann-
te Sache. Denn was die ersten
anlanget, so sang z. E. Mirjam
mit dem sämmtlichen Jsraelitischen
Frauenzimmer unter Paucken-
klang, am Reigen, oder tantzende,
dem HErrn einen Lobgesang, daß
er Pharao mit seinem Heer im
rothen Meer ersäufft, und Jsrael
mächtig errettet hatte. David
tantzte freudig vor der Lade des
Bundes her. Dergleichen heili-
ge Täntze waren auch bey ihren
Neu-Monden, Lauber-Hütten-
und andern Festen gewöhnlich,
da man mit Gesang, Trompeten,
allerhand Saiten-Spiel und Rei-
gen so lange anhielt, als das
Brand- und Danck-Opffer währ-
te. Von den Heyden melden die
Scribenten, daß sie bey ihren
Opfern und Aufzügen getantzet.
Die Baals-Pfaffen hinckten um
den Altar herum, 1 Reg. 18, 26.
Auf der Jnsel Delos konte kein
Fest gefeyret, kein Tempel-Ge-
pränge oder Einweihung gehal-
ten werden, es muste dabey ge-
tantzt seyn. Ja Coelius Rhodi-
ginus
sagt: Die Heyden konten
keinen Götzendienst verrichten,
dabey sie nicht ihre Music, Spiel-
werck und Tantz gehabt hätten.
Orpheus und Mulaeus verordne-
ten bey ihrem angestelleten Gö-
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Rel
tzendienst allemal einen Tantz mit.
Fast einem ieden ihrer Götter wa-
ren besondere Täntze gewidmet.
Die Priester des Martis hiessen
Salii, Saliatores oder Saltatores.
Die Corybantes und Cutetes führ-
ten das heilige Tantzen zu Ehren
der Göttin Rhea ein. Von den
Syracusern schreibet Apulejus:
Dem Gepränge der holdseligen
Dianae folgten einige schöne Frau-
en in weissen Kleidern, so die Er-
de mit bunten Blumen, welche
sie aus ihren Busen hervor zogen,
bestreueten. Hernach kam eine
grosse Anzahl Leute, die Fackeln
und Wachs-Lichter trugen. Dar-
auf hörte man eine sehr liebliche
Music von Pfeiffen und Trom-
peten. Diesem folgte eine ange-
nehme Compagnie Chor-Knaben,
alle weiß gekleidet, so allerhand
Lieder sungen und zugleich tantze-
ten. Es wurden aber derglei-
chen Täntze meistens also gehal-
ten: Sie fingen von der lincken
Seite des Altars an, und tantze-
ten nach der rechten Hand zu, wo-
durch sie den Himmels-Lauf von
Aufgang gegen Niedergang nach-
machen wolten. Alsdenn kehrten
sie wieder um, und tantzten von
der rechten nach der lincken Hand
zu, um den Lauf der Planeten
anzudeuten. Von dergleichen Tän-
tzen sollen die vornehmen Geistli-
chen den Nahmen Praesules, als
gleichsam Vortäntzer führen, weil
sie, wie Scaliger meldet, Gott vor
den übrigen Clericis mit Singen
lobeten, und ihre Lieder mit Tan-
tzen und Springen anfingen. Von
den ersten Christen meldet die Kir-
chen-Historie, daß die Christen
zu Antiochia öfters Fest und
Freuden-Tage angestellet, und da-

bey

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Rel
heben, und in eine gute Poſtur brin-
gen, wenn es denſelben zu nie-
drig traͤgt; man muß ihme, (wann
er mit dem Naſenbande in die
Hoͤhe gearbeitet iſt) Stangen mit
einem Uiberwurff geben, die es in
der erhabenen Stellung erhalten.

Religioͤſes Tantzen,

Daß ſowol Juden als Heyden
bey ihrem Gottesdienſte ſich des
Tantzens bedienet, iſt eine bekann-
te Sache. Denn was die erſten
anlanget, ſo ſang z. E. Mirjam
mit dem ſaͤm̃tlichen Jſraelitiſchen
Frauenzimmer unter Paucken-
klang, am Reigen, oder tantzende,
dem HErrn einen Lobgeſang, daß
er Pharao mit ſeinem Heer im
rothen Meer erſaͤufft, und Jſrael
maͤchtig errettet hatte. David
tantzte freudig vor der Lade des
Bundes her. Dergleichen heili-
ge Taͤntze waren auch bey ihren
Neu-Monden, Lauber-Huͤtten-
und andern Feſten gewoͤhnlich,
da man mit Geſang, Trompeten,
allerhand Saiten-Spiel und Rei-
gen ſo lange anhielt, als das
Brand- und Danck-Opffer waͤhr-
te. Von den Heyden melden die
Scribenten, daß ſie bey ihren
Opfern und Aufzuͤgen getantzet.
Die Baals-Pfaffen hinckten um
den Altar herum, 1 Reg. 18, 26.
Auf der Jnſel Delos konte kein
Feſt gefeyret, kein Tempel-Ge-
praͤnge oder Einweihung gehal-
ten werden, es muſte dabey ge-
tantzt ſeyn. Ja Cœlius Rhodi-
ginus
ſagt: Die Heyden konten
keinen Goͤtzendienſt verrichten,
dabey ſie nicht ihre Muſic, Spiel-
werck und Tantz gehabt haͤtten.
Orpheus und Mulæus verordne-
ten bey ihrem angeſtelleten Goͤ-
[Spaltenumbruch]

Rel
tzendienſt allemal einen Tantz mit.
Faſt einem ieden ihrer Goͤtter wa-
ren beſondere Taͤntze gewidmet.
Die Prieſter des Martis hieſſen
Salii, Saliatores oder Saltatores.
Die Corybantes und Cutetes fuͤhr-
ten das heilige Tantzen zu Ehren
der Goͤttin Rhea ein. Von den
Syracuſern ſchreibet Apulejus:
Dem Gepraͤnge der holdſeligen
Dianæ folgten einige ſchoͤne Frau-
en in weiſſen Kleidern, ſo die Er-
de mit bunten Blumen, welche
ſie aus ihren Buſen hervor zogen,
beſtreueten. Hernach kam eine
groſſe Anzahl Leute, die Fackeln
und Wachs-Lichter trugen. Dar-
auf hoͤrte man eine ſehr liebliche
Muſic von Pfeiffen und Trom-
peten. Dieſem folgte eine ange-
nehme Compagnie Chor-Knaben,
alle weiß gekleidet, ſo allerhand
Lieder ſungen und zugleich tantze-
ten. Es wurden aber derglei-
chen Taͤntze meiſtens alſo gehal-
ten: Sie fingen von der lincken
Seite des Altars an, und tantze-
ten nach der rechten Hand zu, wo-
durch ſie den Himmels-Lauf von
Aufgang gegen Niedergang nach-
machen wolten. Alsdenn kehrten
ſie wieder um, und tantzten von
der rechten nach der lincken Hand
zu, um den Lauf der Planeten
anzudeuten. Von dergleichen Taͤn-
tzen ſollen die vornehmen Geiſtli-
chen den Nahmen Præſules, als
gleichſam Vortaͤntzer fuͤhren, weil
ſie, wie Scaliger meldet, Gott vor
den uͤbrigen Clericis mit Singen
lobeten, und ihre Lieder mit Tan-
tzen und Springen anfingen. Von
den erſten Chriſten meldet die Kir-
chen-Hiſtorie, daß die Chriſten
zu Antiochia oͤfters Feſt und
Freuden-Tage angeſtellet, und da-

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[0980] Rel Rel heben, und in eine gute Poſtur brin- gen, wenn es denſelben zu nie- drig traͤgt; man muß ihme, (wann er mit dem Naſenbande in die Hoͤhe gearbeitet iſt) Stangen mit einem Uiberwurff geben, die es in der erhabenen Stellung erhalten. Religioͤſes Tantzen, Daß ſowol Juden als Heyden bey ihrem Gottesdienſte ſich des Tantzens bedienet, iſt eine bekann- te Sache. Denn was die erſten anlanget, ſo ſang z. E. Mirjam mit dem ſaͤm̃tlichen Jſraelitiſchen Frauenzimmer unter Paucken- klang, am Reigen, oder tantzende, dem HErrn einen Lobgeſang, daß er Pharao mit ſeinem Heer im rothen Meer erſaͤufft, und Jſrael maͤchtig errettet hatte. David tantzte freudig vor der Lade des Bundes her. Dergleichen heili- ge Taͤntze waren auch bey ihren Neu-Monden, Lauber-Huͤtten- und andern Feſten gewoͤhnlich, da man mit Geſang, Trompeten, allerhand Saiten-Spiel und Rei- gen ſo lange anhielt, als das Brand- und Danck-Opffer waͤhr- te. Von den Heyden melden die Scribenten, daß ſie bey ihren Opfern und Aufzuͤgen getantzet. Die Baals-Pfaffen hinckten um den Altar herum, 1 Reg. 18, 26. Auf der Jnſel Delos konte kein Feſt gefeyret, kein Tempel-Ge- praͤnge oder Einweihung gehal- ten werden, es muſte dabey ge- tantzt ſeyn. Ja Cœlius Rhodi- ginus ſagt: Die Heyden konten keinen Goͤtzendienſt verrichten, dabey ſie nicht ihre Muſic, Spiel- werck und Tantz gehabt haͤtten. Orpheus und Mulæus verordne- ten bey ihrem angeſtelleten Goͤ- tzendienſt allemal einen Tantz mit. Faſt einem ieden ihrer Goͤtter wa- ren beſondere Taͤntze gewidmet. Die Prieſter des Martis hieſſen Salii, Saliatores oder Saltatores. Die Corybantes und Cutetes fuͤhr- ten das heilige Tantzen zu Ehren der Goͤttin Rhea ein. Von den Syracuſern ſchreibet Apulejus: Dem Gepraͤnge der holdſeligen Dianæ folgten einige ſchoͤne Frau- en in weiſſen Kleidern, ſo die Er- de mit bunten Blumen, welche ſie aus ihren Buſen hervor zogen, beſtreueten. Hernach kam eine groſſe Anzahl Leute, die Fackeln und Wachs-Lichter trugen. Dar- auf hoͤrte man eine ſehr liebliche Muſic von Pfeiffen und Trom- peten. Dieſem folgte eine ange- nehme Compagnie Chor-Knaben, alle weiß gekleidet, ſo allerhand Lieder ſungen und zugleich tantze- ten. Es wurden aber derglei- chen Taͤntze meiſtens alſo gehal- ten: Sie fingen von der lincken Seite des Altars an, und tantze- ten nach der rechten Hand zu, wo- durch ſie den Himmels-Lauf von Aufgang gegen Niedergang nach- machen wolten. Alsdenn kehrten ſie wieder um, und tantzten von der rechten nach der lincken Hand zu, um den Lauf der Planeten anzudeuten. Von dergleichen Taͤn- tzen ſollen die vornehmen Geiſtli- chen den Nahmen Præſules, als gleichſam Vortaͤntzer fuͤhren, weil ſie, wie Scaliger meldet, Gott vor den uͤbrigen Clericis mit Singen lobeten, und ihre Lieder mit Tan- tzen und Springen anfingen. Von den erſten Chriſten meldet die Kir- chen-Hiſtorie, daß die Chriſten zu Antiochia oͤfters Feſt und Freuden-Tage angeſtellet, und da- bey

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/980>, abgerufen am 22.11.2024.