Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Vorrede. in wahrer Hertzens-Demuth davor preisen, undaufrichtig wünschen, daß ich auch künfftighin, in diesen Stücken, dir gleich werden möge. Bist du in der Klugheit deine oder anderer Studia und Reisen wohl zu reguliren, noch nicht so weit als ich gekommen: So suche aus diesem Büchlein, die dir gefälligen und dienlichen Maximen aufs beste zu Nutze zu machen, weil sie dir hauptsäch- lich gewiedmet sind. Bist du aber übel gesinnet, und stehen dir dieselben nicht an: So bleibe im- merhin bey deinen Meynungen, biß du durch ei- gene Erfahrung, von ihrer Richtigkeit oder Falsch- heit besser überführet wirst. Denn ich will dir weder die Anmerckungen, noch die Erläuterun- gen, noch die Beylagen aufdringen; vielweniger mich dessentwegen in einen Streit einlassen. Wer Lust zu zancken hat, der wisse, daß ich solche nicht habe; sondern daß ich vielmehr wünsche, daß du, und ein ieder mit dir, seine Freyheit zu sentiren, zu seinem und des Nechsten Gott-gefälligen Nu- tzen vernünfftig und ungestöhrt brauchen möge. Jch werde mich auch im geringsten nicht movi- ren, wenn dir auch gleich meine wohlgemeinte Ar- beit mißfallen solte. Kleine Häuser sind so wohl als grosse Paläste des Tadlers Urtheil unter- worffen, und ich würde mit Recht zu tadeln seyn, wenn ich mir flattiren wolte, daß, was in dieser Schrifft enthalten ist, durchgehends allen anste- hen
Vorrede. in wahrer Hertzens-Demuth davor preiſen, undaufrichtig wuͤnſchen, daß ich auch kuͤnfftighin, in dieſen Stuͤcken, dir gleich werden moͤge. Biſt du in der Klugheit deine oder anderer Studia und Reiſen wohl zu reguliren, noch nicht ſo weit als ich gekommen: So ſuche aus dieſem Buͤchlein, die dir gefaͤlligen und dienlichen Maximen aufs beſte zu Nutze zu machen, weil ſie dir hauptſaͤch- lich gewiedmet ſind. Biſt du aber uͤbel geſinnet, und ſtehen dir dieſelben nicht an: So bleibe im- merhin bey deinen Meynungen, biß du durch ei- gene Erfahrung, von ihrer Richtigkeit oder Falſch- heit beſſer uͤberfuͤhret wirſt. Denn ich will dir weder die Anmerckungen, noch die Erlaͤuterun- gen, noch die Beylagen aufdringen; vielweniger mich deſſentwegen in einen Streit einlaſſen. Wer Luſt zu zancken hat, der wiſſe, daß ich ſolche nicht habe; ſondern daß ich vielmehr wuͤnſche, daß du, und ein ieder mit dir, ſeine Freyheit zu ſentiren, zu ſeinem und des Nechſten Gott-gefaͤlligen Nu- tzen vernuͤnfftig und ungeſtoͤhrt brauchen moͤge. Jch werde mich auch im geringſten nicht movi- ren, wenn dir auch gleich meine wohlgemeinte Ar- beit mißfallen ſolte. Kleine Haͤuſer ſind ſo wohl als groſſe Palaͤſte des Tadlers Urtheil unter- worffen, und ich wuͤrde mit Recht zu tadeln ſeyn, wenn ich mir flattiren wolte, daß, was in dieſer Schrifft enthalten iſt, durchgehends allen anſte- hen
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Vorrede.
in wahrer Hertzens-Demuth davor preiſen, und
aufrichtig wuͤnſchen, daß ich auch kuͤnfftighin,
in dieſen Stuͤcken, dir gleich werden moͤge. Biſt
du in der Klugheit deine oder anderer Studia und
Reiſen wohl zu reguliren, noch nicht ſo weit als
ich gekommen: So ſuche aus dieſem Buͤchlein,
die dir gefaͤlligen und dienlichen Maximen aufs
beſte zu Nutze zu machen, weil ſie dir hauptſaͤch-
lich gewiedmet ſind. Biſt du aber uͤbel geſinnet,
und ſtehen dir dieſelben nicht an: So bleibe im-
merhin bey deinen Meynungen, biß du durch ei-
gene Erfahrung, von ihrer Richtigkeit oder Falſch-
heit beſſer uͤberfuͤhret wirſt. Denn ich will dir
weder die Anmerckungen, noch die Erlaͤuterun-
gen, noch die Beylagen aufdringen; vielweniger
mich deſſentwegen in einen Streit einlaſſen. Wer
Luſt zu zancken hat, der wiſſe, daß ich ſolche nicht
habe; ſondern daß ich vielmehr wuͤnſche, daß du,
und ein ieder mit dir, ſeine Freyheit zu ſentiren,
zu ſeinem und des Nechſten Gott-gefaͤlligen Nu-
tzen vernuͤnfftig und ungeſtoͤhrt brauchen moͤge.
Jch werde mich auch im geringſten nicht movi-
ren, wenn dir auch gleich meine wohlgemeinte Ar-
beit mißfallen ſolte. Kleine Haͤuſer ſind ſo wohl
als groſſe Palaͤſte des Tadlers Urtheil unter-
worffen, und ich wuͤrde mit Recht zu tadeln ſeyn,
wenn ich mir flattiren wolte, daß, was in dieſer
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