Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
Facit nicht einigen zu groß, andern aber zu klein
vorkommen solte: Als habe davon nichts zuver-
läßiges melden können; will aber nicht allein überhaupt
rathen, das sich Eltern und mit ihnen ein ieder vernünff-
tiger, studirender und reisender Mensch nach der Be-
schaffenheit des Vermögens und des vorgesetzten Zwecks
vornehmlich richten mögen, sondern auch noch dieses er-
innern: daß diejenigen, welche nur zum Plaisir oder
aus bloßer Curiosität auf Universitäten und in die Län-
der gehen, meistentheils weit mehr als diejenigen zu
verzehren pflegen, welche einen löblichen Zweck haben,
und die tauglichen und zulänglichen Mittel, solchen zu er-
halten, anzuwenden wissen. Es kommt also hierinnen
auf eine vernünfftige Einrichtung und derselben unun-
terbrochene Fortsetzung hauptsächlich an. Diese über-
lasse nun, wie billich, eines ieden freyen Disposition, er-
biete mich aber anbey nicht allein denenjenigen Eltern, die
mich vor capable halten, und aus einem auf diese Ach-
tung gegründeten guten Vertrauen bey Versendung ih-
rer Kinder sich meines wenigen Raths bedienen wollen,
alle gefällige Dienste zu leisten, sondern auch andern
Personen, welche sich auf Universitäten und Reisen be-
geben, und dessentwegen mein ohnmaßgebliches Parere
verlangen möchten, auf mir vorher eröfnete genungsame
Umstände, mit einer treuen Anweisung, nach dem Ver-
mögen, das GOtt darreichen wird, so willig als schuldig
zuassistiren. Und hiermit will ich dir nochmals alles, was
du in folgenden Blättern anständiges lesen wirst, zu gü-
tiger Aufnahme, reiflicher Uberlegung und sorgfältiger
Anwendung, bestens, mich aber zu deiner Gewogenheit,
und dich der göttlichen Obhut aufrichtigst empfohlen
haben. Lebe wohl!

Vorrede.
Facit nicht einigen zu groß, andern aber zu klein
vorkommen ſolte: Als habe davon nichts zuver-
laͤßiges melden koͤnnen; will aber nicht allein uͤberhaupt
rathen, das ſich Eltern und mit ihnen ein ieder vernuͤnff-
tiger, ſtudirender und reiſender Menſch nach der Be-
ſchaffenheit des Veꝛmoͤgens und des vorgeſetzten Zwecks
vornehmlich richten moͤgen, ſondern auch noch dieſes er-
innern: daß diejenigen, welche nur zum Plaiſir oder
aus bloßer Curioſitaͤt auf Univerſitaͤten und in die Laͤn-
der gehen, meiſtentheils weit mehr als diejenigen zu
verzehren pflegen, welche einen loͤblichen Zweck haben,
und die tauglichen und zulaͤnglichen Mittel, ſolchen zu er-
halten, anzuwenden wiſſen. Es kommt alſo hierinnen
auf eine vernuͤnfftige Einrichtung und derſelben unun-
terbrochene Fortſetzung hauptſaͤchlich an. Dieſe uͤber-
laſſe nun, wie billich, eines ieden freyen Diſpoſition, er-
biete mich aber anbey nicht allein denenjenigẽ Eltern, die
mich vor capable halten, und aus einem auf dieſe Ach-
tung gegruͤndeten guten Vertrauen bey Verſendung ih-
rer Kinder ſich meines wenigen Raths bedienen wollen,
alle gefaͤllige Dienſte zu leiſten, ſondern auch andern
Perſonen, welche ſich auf Univerſitaͤten und Reiſen be-
geben, und deſſentwegen mein ohnmaßgebliches Parere
verlangen moͤchten, auf mir vorher eꝛoͤfnete genungſame
Umſtaͤnde, mit einer treuen Anweiſung, nach dem Ver-
moͤgen, das GOtt darreichen wird, ſo willig als ſchuldig
zuaſſiſtiren. Und hieꝛmit will ich dir nochmals alles, was
du in folgenden Blaͤttern anſtaͤndiges leſen wirſt, zu guͤ-
tiger Aufnahme, reiflicher Uberlegung und ſorgfaͤltiger
Anwendung, beſtens, mich aber zu deiner Gewogenheit,
und dich der goͤttlichen Obhut aufrichtigſt empfohlen
haben. Lebe wohl!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0022"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Facit</hi> nicht einigen zu groß, andern aber zu klein<lb/>
vorkommen &#x017F;olte: Als habe davon nichts zuver-<lb/>
la&#x0364;ßiges melden ko&#x0364;nnen; will aber nicht allein u&#x0364;berhaupt<lb/>
rathen, das &#x017F;ich Eltern und mit ihnen ein ieder vernu&#x0364;nff-<lb/>
tiger, &#x017F;tudirender und rei&#x017F;ender Men&#x017F;ch nach der Be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit des Ve&#xA75B;mo&#x0364;gens und des vorge&#x017F;etzten Zwecks<lb/>
vornehmlich richten mo&#x0364;gen, &#x017F;ondern auch noch die&#x017F;es er-<lb/>
innern: daß diejenigen, welche nur zum <hi rendition="#aq">Plai&#x017F;ir</hi> oder<lb/>
aus bloßer <hi rendition="#aq">Curio&#x017F;i</hi>ta&#x0364;t auf Univer&#x017F;ita&#x0364;ten und in die La&#x0364;n-<lb/>
der gehen, mei&#x017F;tentheils weit mehr als diejenigen zu<lb/>
verzehren pflegen, welche einen lo&#x0364;blichen Zweck haben,<lb/>
und die tauglichen und zula&#x0364;nglichen Mittel, &#x017F;olchen zu er-<lb/>
halten, anzuwenden wi&#x017F;&#x017F;en. Es kommt al&#x017F;o hierinnen<lb/>
auf eine vernu&#x0364;nfftige Einrichtung und der&#x017F;elben unun-<lb/>
terbrochene Fort&#x017F;etzung haupt&#x017F;a&#x0364;chlich an. Die&#x017F;e u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e nun, wie billich, eines ieden freyen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;po&#x017F;ition,</hi> er-<lb/>
biete mich aber anbey nicht allein denenjenige&#x0303; Eltern, die<lb/>
mich vor <hi rendition="#aq">capable</hi> halten, und aus einem auf die&#x017F;e Ach-<lb/>
tung gegru&#x0364;ndeten guten Vertrauen bey Ver&#x017F;endung ih-<lb/>
rer Kinder &#x017F;ich meines wenigen Raths bedienen wollen,<lb/>
alle gefa&#x0364;llige Dien&#x017F;te zu lei&#x017F;ten, &#x017F;ondern auch andern<lb/>
Per&#x017F;onen, welche &#x017F;ich auf Univer&#x017F;ita&#x0364;ten und Rei&#x017F;en be-<lb/>
geben, und de&#x017F;&#x017F;entwegen mein ohnmaßgebliches <hi rendition="#aq">Parere</hi><lb/>
verlangen mo&#x0364;chten, auf mir vorher e&#xA75B;o&#x0364;fnete genung&#x017F;ame<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nde, mit einer treuen Anwei&#x017F;ung, nach dem Ver-<lb/>
mo&#x0364;gen, das GOtt darreichen wird, &#x017F;o willig als &#x017F;chuldig<lb/>
zu<hi rendition="#aq">a&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ti</hi>ren. Und hie&#xA75B;mit will ich dir nochmals alles, was<lb/>
du in folgenden Bla&#x0364;ttern an&#x017F;ta&#x0364;ndiges le&#x017F;en wir&#x017F;t, zu gu&#x0364;-<lb/>
tiger Aufnahme, reiflicher Uberlegung und &#x017F;orgfa&#x0364;ltiger<lb/>
Anwendung, be&#x017F;tens, mich aber zu deiner Gewogenheit,<lb/>
und dich der go&#x0364;ttlichen Obhut aufrichtig&#x017F;t empfohlen<lb/>
haben. Lebe wohl!</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0022] Vorrede. Facit nicht einigen zu groß, andern aber zu klein vorkommen ſolte: Als habe davon nichts zuver- laͤßiges melden koͤnnen; will aber nicht allein uͤberhaupt rathen, das ſich Eltern und mit ihnen ein ieder vernuͤnff- tiger, ſtudirender und reiſender Menſch nach der Be- ſchaffenheit des Veꝛmoͤgens und des vorgeſetzten Zwecks vornehmlich richten moͤgen, ſondern auch noch dieſes er- innern: daß diejenigen, welche nur zum Plaiſir oder aus bloßer Curioſitaͤt auf Univerſitaͤten und in die Laͤn- der gehen, meiſtentheils weit mehr als diejenigen zu verzehren pflegen, welche einen loͤblichen Zweck haben, und die tauglichen und zulaͤnglichen Mittel, ſolchen zu er- halten, anzuwenden wiſſen. Es kommt alſo hierinnen auf eine vernuͤnfftige Einrichtung und derſelben unun- terbrochene Fortſetzung hauptſaͤchlich an. Dieſe uͤber- laſſe nun, wie billich, eines ieden freyen Diſpoſition, er- biete mich aber anbey nicht allein denenjenigẽ Eltern, die mich vor capable halten, und aus einem auf dieſe Ach- tung gegruͤndeten guten Vertrauen bey Verſendung ih- rer Kinder ſich meines wenigen Raths bedienen wollen, alle gefaͤllige Dienſte zu leiſten, ſondern auch andern Perſonen, welche ſich auf Univerſitaͤten und Reiſen be- geben, und deſſentwegen mein ohnmaßgebliches Parere verlangen moͤchten, auf mir vorher eꝛoͤfnete genungſame Umſtaͤnde, mit einer treuen Anweiſung, nach dem Ver- moͤgen, das GOtt darreichen wird, ſo willig als ſchuldig zuaſſiſtiren. Und hieꝛmit will ich dir nochmals alles, was du in folgenden Blaͤttern anſtaͤndiges leſen wirſt, zu guͤ- tiger Aufnahme, reiflicher Uberlegung und ſorgfaͤltiger Anwendung, beſtens, mich aber zu deiner Gewogenheit, und dich der goͤttlichen Obhut aufrichtigſt empfohlen haben. Lebe wohl!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/22
Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/22>, abgerufen am 21.11.2024.