Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
(xx)
Die XXX. Anmerckung. (xx)
Nur die Verschwiegenheit trägt des Vertrauens-
Frucht;
Ein Wasch-Maul wird verfolgt gleich einem Ubel-
thäter.
Gib willig was du schenckst; und leih mit Unter-
scheid;
Zahl was du schuldig bist, laß dich nicht erst verkla-
gen:
So hältest du Credit und lebst ohn allen Streit,
Und wird ein iederman viel schönes von dir sagen.
Hat dir iemand genutzt und einen Dienst gethan,
Vergilt es alsobald, und das mit vollen Händen;
Es steht die Filtzigkeit nur schlechten Geistern an;
Die Großmuth ist allein beliebt in allen Ständen.
Jn Kleidern halte dich so gut als dirs gebührt:
Recht reinlich, ohne Pracht, und übe deine Sinnen
Jn dem was Mode ist, und was der Kauffmann
führt,
An Gold- und Silber-Tuch, und auserleßnem Lin-
nen.
Bey deinen Dienern merck, was man im Sprich-
wort sagt:
Wer einen Diener hat, verlässet sich auf einen;
Wer zwey hat, kriegt die Helfft, wenn er nach einem
fragt;
Und wer drey Diener hat, weiß offtermahls gar kei-
nen.
Nimm Theil am Ungelück, wenns andern übel
geht;
Hilff ihnen, wenn du kanst, als deinen besten Freun-
den,
Die
(xx)
Die XXX. Anmerckung. (xx)
Nur die Verſchwiegenheit traͤgt des Vertrauens-
Frucht;
Ein Waſch-Maul wird verfolgt gleich einem Ubel-
thaͤter.
Gib willig was du ſchenckſt; und leih mit Unter-
ſcheid;
Zahl was du ſchuldig biſt, laß dich nicht erſt verkla-
gen:
So haͤlteſt du Credit und lebſt ohn allen Streit,
Und wird ein iederman viel ſchoͤnes von dir ſagen.
Hat dir iemand genutzt und einen Dienſt gethan,
Vergilt es alſobald, und das mit vollen Haͤnden;
Es ſteht die Filtzigkeit nur ſchlechten Geiſtern an;
Die Großmuth iſt allein beliebt in allen Staͤnden.
Jn Kleidern halte dich ſo gut als dirs gebuͤhrt:
Recht reinlich, ohne Pracht, und uͤbe deine Sinnen
Jn dem was Mode iſt, und was der Kauffmann
fuͤhrt,
An Gold- und Silber-Tuch, und auserleßnem Lin-
nen.
Bey deinen Dienern merck, was man im Sprich-
wort ſagt:
Wer einen Diener hat, verlaͤſſet ſich auf einen;
Wer zwey hat, kriegt die Helfft, wenn er nach einem
fragt;
Und wer drey Diener hat, weiß offtermahls gar kei-
nen.
Nimm Theil am Ungeluͤck, wenns andern uͤbel
geht;
Hilff ihnen, wenn du kanſt, als deinen beſten Freun-
den,
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <note xml:id="nxx" prev="#zxx" place="end" n="(xx)">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0252" n="230"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">XXX.</hi> Anmerckung. (<hi rendition="#aq">xx</hi>)</hi> </fw><lb/>
            <l>Nur die Ver&#x017F;chwiegenheit tra&#x0364;gt des Vertrauens-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Frucht;</hi> </l><lb/>
            <l>Ein Wa&#x017F;ch-Maul wird verfolgt gleich einem Ubel-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">tha&#x0364;ter.</hi> </l><lb/>
            <l>Gib willig was du &#x017F;chenck&#x017F;t; und leih mit Unter-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cheid;</hi> </l><lb/>
            <l>Zahl was du &#x017F;chuldig bi&#x017F;t, laß dich nicht er&#x017F;t verkla-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">gen:</hi> </l><lb/>
            <l>So ha&#x0364;lte&#x017F;t du <hi rendition="#aq">Credit</hi> und leb&#x017F;t ohn allen Streit,</l><lb/>
            <l>Und wird ein iederman viel &#x017F;cho&#x0364;nes von dir &#x017F;agen.</l><lb/>
            <l>Hat dir iemand genutzt und einen Dien&#x017F;t gethan,</l><lb/>
            <l>Vergilt es al&#x017F;obald, und das mit vollen Ha&#x0364;nden;</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;teht die Filtzigkeit nur &#x017F;chlechten Gei&#x017F;tern an;</l><lb/>
            <l>Die Großmuth i&#x017F;t allein beliebt in allen Sta&#x0364;nden.</l><lb/>
            <l>Jn Kleidern halte dich &#x017F;o gut als dirs gebu&#x0364;hrt:</l><lb/>
            <l>Recht reinlich, ohne Pracht, und u&#x0364;be deine Sinnen</l><lb/>
            <l>Jn dem was <hi rendition="#aq">Mode</hi> i&#x017F;t, und was der Kauffmann</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">fu&#x0364;hrt,</hi> </l><lb/>
            <l>An Gold- und Silber-Tuch, und auserleßnem Lin-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nen.</hi> </l><lb/>
            <l>Bey deinen Dienern merck, was man im Sprich-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">wort &#x017F;agt:</hi> </l><lb/>
            <l>Wer einen Diener hat, verla&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich auf einen;</l><lb/>
            <l>Wer zwey hat, kriegt die Helfft, wenn er nach einem</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">fragt;</hi> </l><lb/>
            <l>Und wer drey Diener hat, weiß offtermahls gar kei-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nen.</hi> </l><lb/>
            <l>Nimm Theil am Ungelu&#x0364;ck, wenns andern u&#x0364;bel</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">geht;</hi> </l><lb/>
            <l>Hilff ihnen, wenn du kan&#x017F;t, als deinen be&#x017F;ten Freun-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">den,</hi> </l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </lg>
        </note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0252] Die XXX. Anmerckung. (xx) ⁽xx⁾ Nur die Verſchwiegenheit traͤgt des Vertrauens- Frucht; Ein Waſch-Maul wird verfolgt gleich einem Ubel- thaͤter. Gib willig was du ſchenckſt; und leih mit Unter- ſcheid; Zahl was du ſchuldig biſt, laß dich nicht erſt verkla- gen: So haͤlteſt du Credit und lebſt ohn allen Streit, Und wird ein iederman viel ſchoͤnes von dir ſagen. Hat dir iemand genutzt und einen Dienſt gethan, Vergilt es alſobald, und das mit vollen Haͤnden; Es ſteht die Filtzigkeit nur ſchlechten Geiſtern an; Die Großmuth iſt allein beliebt in allen Staͤnden. Jn Kleidern halte dich ſo gut als dirs gebuͤhrt: Recht reinlich, ohne Pracht, und uͤbe deine Sinnen Jn dem was Mode iſt, und was der Kauffmann fuͤhrt, An Gold- und Silber-Tuch, und auserleßnem Lin- nen. Bey deinen Dienern merck, was man im Sprich- wort ſagt: Wer einen Diener hat, verlaͤſſet ſich auf einen; Wer zwey hat, kriegt die Helfft, wenn er nach einem fragt; Und wer drey Diener hat, weiß offtermahls gar kei- nen. Nimm Theil am Ungeluͤck, wenns andern uͤbel geht; Hilff ihnen, wenn du kanſt, als deinen beſten Freun- den, Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/252
Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/252>, abgerufen am 22.11.2024.