Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.(xx) Die XXX. Anmerckung. (xx) Fleuch die Undanckbarkeit noch ärger als diePest. Spiel nur zum Zeit-Vertreib, und soltest du verlieh- ren, So fluche darum nicht, weil es sehr übel läst, Wer wolte sich doch so um ein paar Groschen zieren. Sprich wenig; dencke viel; betrüge keinen nicht; Mach allzeit grosses Werck von dem, was man dir gie- bet. Des Schuldners schone doch dem Geld und Brod gebricht: Bezeige, daß dein Hertz der Armen Wohlfahrt liebet. Thu gutes iederman von deinem Uberfluß, Vornehmlich Dürfftigen, und zwar gantz unverdrossen, Ohn Absicht eitler Ehr, und gönne den Genuß Der Güter sonderlich des Glaubens Mit-Genossen. Beneide nicht das Glück, das GOtt dem Nechsten schenckt. Er hilffet, wem er will, wohl dem, der ihm vertrauet! Der diesen Regeln folgt, und stets ans Ende denckt, Hat die Zufriedenheit auf einen Felß gebauet. A
(xx) Die XXX. Anmerckung. (xx) Fleuch die Undanckbarkeit noch aͤrger als diePeſt. Spiel nur zum Zeit-Vertreib, und ſolteſt du verlieh- ren, So fluche darum nicht, weil es ſehr uͤbel laͤſt, Wer wolte ſich doch ſo um ein paar Groſchen zieren. Sprich wenig; dencke viel; betruͤge keinen nicht; Mach allzeit groſſes Werck von dem, was man dir gie- bet. Des Schuldners ſchone doch dem Geld und Brod gebricht: Bezeige, daß dein Hertz der Armen Wohlfahrt liebet. Thu gutes iederman von deinem Uberfluß, Vornehmlich Duͤrfftigen, und zwar gantz unverdroſſen, Ohn Abſicht eitler Ehr, und goͤnne den Genuß Der Guͤter ſonderlich des Glaubens Mit-Genoſſen. Beneide nicht das Gluͤck, das GOtt dem Nechſten ſchenckt. Er hilffet, wem er will, wohl dem, der ihm vertrauet! Der dieſen Regeln folgt, und ſtets ans Ende denckt, Hat die Zufriedenheit auf einen Felß gebauet. A
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Die XXX. Anmerckung. (xx)
⁽xx⁾
Fleuch die Undanckbarkeit noch aͤrger als die
Peſt.
Spiel nur zum Zeit-Vertreib, und ſolteſt du verlieh-
ren,
So fluche darum nicht, weil es ſehr uͤbel laͤſt,
Wer wolte ſich doch ſo um ein paar Groſchen zieren.
Sprich wenig; dencke viel; betruͤge keinen
nicht;
Mach allzeit groſſes Werck von dem, was man dir gie-
bet.
Des Schuldners ſchone doch dem Geld und Brod
gebricht:
Bezeige, daß dein Hertz der Armen Wohlfahrt liebet.
Thu gutes iederman von deinem Uberfluß,
Vornehmlich Duͤrfftigen, und zwar gantz unverdroſſen,
Ohn Abſicht eitler Ehr, und goͤnne den Genuß
Der Guͤter ſonderlich des Glaubens Mit-Genoſſen.
Beneide nicht das Gluͤck, das GOtt dem Nechſten
ſchenckt.
Er hilffet, wem er will, wohl dem, der ihm vertrauet!
Der dieſen Regeln folgt, und ſtets ans Ende
denckt,
Hat die Zufriedenheit auf einen Felß gebauet.
A
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