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Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

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von Tschirnhauß Instruction.
be; sondern mich dißfals auf seine Industrie
verlasse; Jedoch muß sich mein Sohn dahinWelche
Studia man
tractiren;

bearbeiten, daß er der lateinischen Sprache so
weit mächtig werde, daß er einen Autorem
perfect
verstehen, und sich der teutschen Spra-
che also wohl gebrauchen könne, daß er auch
eine Satz-Schrifft, Supplic und dergleichen,
formiren, und ein gutes Concept machen ler-
ne. Das Hauptwerck aber soll hernach seyn,
bald ad Praxin Juris zu schreiten, sich in Theo-
ria
und unnützen alten obsoleten Materien
nicht lange aufzuhalten, sondern den Pro-
ceß
wohl verstehen zu lernen, und sich in Phy-
sicis Curiosis &c.
wohl zu üben. Dabey
ich die mitgegebene Instruction meines Herrn
Bruders, so alles besser anzeiget, nach Incli-
nation recommendi
re.

XVIII. Nechst dem fleißigen Studiren kanWelche
Sprachen
treiben;

man auch die Frantzösische und Jtaliänische
Sprache in etwas begreiffen lernen, damit
man ziemlich parliren, und ein Buch wohl ver-
stehen könne, wenn man in solche Länder kommt.

XIX. Die Exercitia betreffend, so soll das
Reiten das erste Jahr, wie auch das FechtenWelche Ex-
ercitia
er-
lernen;

nachbleiben: Nachmittags aber kan man
eine Stunde zum Tantzen erwehlen, damit
der Leib hernacher zu andern Exercitiis dispo-
st
er werde. Das andere Jahr mag man
den Anfang mit Reiten machen, und damit
continuiren; Das dritte Jahr aber allererst
mit Fechten, und dieses darum, weil diese
zwey Exercitia besser in Franckreich und an-

dern
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von Tſchirnhauß Inſtruction.
be; ſondern mich dißfals auf ſeine Induſtrie
verlaſſe; Jedoch muß ſich mein Sohn dahinWelche
Studia man
tractiren;

bearbeiten, daß er der lateiniſchen Sprache ſo
weit maͤchtig werde, daß er einen Autorem
perfect
veꝛſtehen, und ſich der teutſchen Spꝛa-
che alſo wohl gebrauchen koͤnne, daß er auch
eine Satz-Schrifft, Supplic und dergleichen,
formiren, und ein gutes Concept machen ler-
ne. Das Hauptwerck aber ſoll hernach ſeyn,
bald ad Praxin Juris zu ſchreiten, ſich in Theo-
ria
und unnuͤtzen alten obſoleten Materien
nicht lange aufzuhalten, ſondern den Pro-
ceß
wohl verſtehen zu lernen, und ſich in Phy-
ſicis Curioſis &c.
wohl zu uͤben. Dabey
ich die mitgegebene Inſtruction meines Herrn
Bruders, ſo alles beſſer anzeiget, nach Incli-
nation recommendi
re.

XVIII. Nechſt dem fleißigen Studiren kanWelche
Sprachen
treiben;

man auch die Frantzoͤſiſche und Jtaliaͤniſche
Sprache in etwas begreiffen lernen, damit
man ziemlich parliren, und ein Buch wohl veꝛ-
ſtehen koͤnne, wenn man in ſolche Laͤndeꝛ kom̃t.

XIX. Die Exercitia betreffend, ſo ſoll das
Reiten das erſte Jahr, wie auch das FechtenWelche Ex-
ercitia
er-
lernen;

nachbleiben: Nachmittags aber kan man
eine Stunde zum Tantzen erwehlen, damit
der Leib hernacher zu andern Exercitiis diſpo-
ſt
er werde. Das andere Jahr mag man
den Anfang mit Reiten machen, und damit
continuiren; Das dritte Jahr aber allererſt
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[257/0279] von Tſchirnhauß Inſtruction. be; ſondern mich dißfals auf ſeine Induſtrie verlaſſe; Jedoch muß ſich mein Sohn dahin bearbeiten, daß er der lateiniſchen Sprache ſo weit maͤchtig werde, daß er einen Autorem perfect veꝛſtehen, und ſich der teutſchen Spꝛa- che alſo wohl gebrauchen koͤnne, daß er auch eine Satz-Schrifft, Supplic und dergleichen, formiren, und ein gutes Concept machen ler- ne. Das Hauptwerck aber ſoll hernach ſeyn, bald ad Praxin Juris zu ſchreiten, ſich in Theo- ria und unnuͤtzen alten obſoleten Materien nicht lange aufzuhalten, ſondern den Pro- ceß wohl verſtehen zu lernen, und ſich in Phy- ſicis Curioſis &c. wohl zu uͤben. Dabey ich die mitgegebene Inſtruction meines Herrn Bruders, ſo alles beſſer anzeiget, nach Incli- nation recommendire. Welche Studia man tractiren; XVIII. Nechſt dem fleißigen Studiren kan man auch die Frantzoͤſiſche und Jtaliaͤniſche Sprache in etwas begreiffen lernen, damit man ziemlich parliren, und ein Buch wohl veꝛ- ſtehen koͤnne, wenn man in ſolche Laͤndeꝛ kom̃t. Welche Sprachen treiben; XIX. Die Exercitia betreffend, ſo ſoll das Reiten das erſte Jahr, wie auch das Fechten nachbleiben: Nachmittags aber kan man eine Stunde zum Tantzen erwehlen, damit der Leib hernacher zu andern Exercitiis diſpo- ſter werde. Das andere Jahr mag man den Anfang mit Reiten machen, und damit continuiren; Das dritte Jahr aber allererſt mit Fechten, und dieſes darum, weil dieſe zwey Exercitia beſſer in Franckreich und an- dern Welche Ex- ercitia er- lernen; R

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Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/279>, abgerufen am 22.11.2024.