Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

L. Das II. Diaetische Consilium
als Steck-Schlag-Flüsse, hitzige Fie-
ber etc. zuziehen.

VI. Bey
denen Ge-
müths-Re-
gungen son-
derlich.

Was die Animi Pathemata be-
trifft, so sind solche überhaupt rech-
te Hencker unsers Cörpers, und darun-
ter die schädlichsten, 1) Zorn, 2) Kum-
mer, 3) Schreck, und 4) Liebe.

1) Der
Zorn,

Was der Zorn vor ein schrecklicher
Affect, lässet sich aus eines erzürnten
Angesicht und Bewegung gar leichte
schlüssen; in Betrachtung selbiger nicht
allein seine gantze Gestalt verändert;
sondern es erzittern ihm auch alle Glie-
der, und erduldet ein solcher Mensch,
würckliche und hefftige Convulsiones;
dadurch die Vasa offt so corrumpiret
werden, daß man nicht selten rechten
Gescht für dem Munde observiret.
Nun können durch dergleichen gewalt-
same Bewegungen, nicht allein epile-
ptici insultus,
sondern auch gefährliche
Stagnationes, in denen Lebens-Thei-
len entstehen, woraus nachgehends
Schwind-Wasser-auch die Gelbesucht
zu kommen pflegen; Davon leider!
gar viele Exempel am Tage.

2) der
Kummer,

Der Kummer oder allzugrosse Sor-

ge,

L. Das II. Diætiſche Conſilium
als Steck-Schlag-Fluͤſſe, hitzige Fie-
ber ꝛc. zuziehen.

VI. Bey
denen Ge-
muͤths-Re-
gungẽ ſon-
derlich.

Was die Animi Pathemata be-
trifft, ſo ſind ſolche uͤberhaupt rech-
te Hencker unſers Coͤrpers, und darun-
ter die ſchaͤdlichſten, 1) Zorn, 2) Kum-
mer, 3) Schreck, und 4) Liebe.

1) Der
Zorn,

Was der Zorn vor ein ſchrecklicher
Affect, laͤſſet ſich aus eines erzuͤrnten
Angeſicht und Bewegung gar leichte
ſchluͤſſen; in Betrachtung ſelbiger nicht
allein ſeine gantze Geſtalt veraͤndert;
ſondern es erzittern ihm auch alle Glie-
der, und erduldet ein ſolcher Menſch,
wuͤrckliche und hefftige Convulſiones;
dadurch die Vaſa offt ſo corrumpiret
werden, daß man nicht ſelten rechten
Geſcht fuͤr dem Munde obſerviret.
Nun koͤnnen durch dergleichen gewalt-
ſame Bewegungen, nicht allein epile-
ptici inſultus,
ſondern auch gefaͤhrliche
Stagnationes, in denen Lebens-Thei-
len entſtehen, woraus nachgehends
Schwind-Waſſer-auch die Gelbeſucht
zu kommen pflegen; Davon leider!
gar viele Exempel am Tage.

2) der
Kummer,

Der Kummer oder allzugroſſe Sor-

ge,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0356" n="334"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">L.</hi> Das <hi rendition="#aq">II. Diæti</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ilium</hi></hi></fw><lb/>
als Steck-Schlag-Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, hitzige Fie-<lb/>
ber &#xA75B;c. zuziehen.</p><lb/>
        <note place="left"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Bey<lb/>
denen Ge-<lb/>
mu&#x0364;ths-Re-<lb/>
gunge&#x0303; &#x017F;on-<lb/>
derlich.</note>
        <p>Was die <hi rendition="#aq">Animi Pathemata</hi> be-<lb/>
trifft, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;olche u&#x0364;berhaupt rech-<lb/>
te Hencker un&#x017F;ers Co&#x0364;rpers, und darun-<lb/>
ter die &#x017F;cha&#x0364;dlich&#x017F;ten, 1) Zorn, 2) Kum-<lb/>
mer, 3) Schreck, und 4) Liebe.</p><lb/>
        <note place="left">1) Der<lb/>
Zorn,</note>
        <p>Was der Zorn vor ein &#x017F;chrecklicher<lb/><hi rendition="#aq">Affect,</hi> la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich aus eines erzu&#x0364;rnten<lb/>
Ange&#x017F;icht und Bewegung gar leichte<lb/>
&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; in Betrachtung &#x017F;elbiger nicht<lb/>
allein &#x017F;eine gantze Ge&#x017F;talt vera&#x0364;ndert;<lb/>
&#x017F;ondern es erzittern ihm auch alle Glie-<lb/>
der, und erduldet ein &#x017F;olcher Men&#x017F;ch,<lb/>
wu&#x0364;rckliche und hefftige <hi rendition="#aq">Convul&#x017F;iones;</hi><lb/>
dadurch die <hi rendition="#aq">Va&#x017F;a</hi> offt &#x017F;o <hi rendition="#aq">corrumpi</hi>ret<lb/>
werden, daß man nicht &#x017F;elten rechten<lb/>
Ge&#x017F;cht fu&#x0364;r dem Munde <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervi</hi>ret.<lb/>
Nun ko&#x0364;nnen durch dergleichen gewalt-<lb/>
&#x017F;ame Bewegungen, nicht allein <hi rendition="#aq">epile-<lb/>
ptici in&#x017F;ultus,</hi> &#x017F;ondern auch gefa&#x0364;hrliche<lb/><hi rendition="#aq">Stagnationes,</hi> in denen Lebens-Thei-<lb/>
len ent&#x017F;tehen, woraus nachgehends<lb/>
Schwind-Wa&#x017F;&#x017F;er-auch die Gelbe&#x017F;ucht<lb/>
zu kommen pflegen; Davon leider!<lb/>
gar viele Exempel am Tage.</p><lb/>
        <note place="left">2) der<lb/>
Kummer,</note>
        <p>Der Kummer oder allzugro&#x017F;&#x017F;e Sor-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0356] L. Das II. Diætiſche Conſilium als Steck-Schlag-Fluͤſſe, hitzige Fie- ber ꝛc. zuziehen. Was die Animi Pathemata be- trifft, ſo ſind ſolche uͤberhaupt rech- te Hencker unſers Coͤrpers, und darun- ter die ſchaͤdlichſten, 1) Zorn, 2) Kum- mer, 3) Schreck, und 4) Liebe. Was der Zorn vor ein ſchrecklicher Affect, laͤſſet ſich aus eines erzuͤrnten Angeſicht und Bewegung gar leichte ſchluͤſſen; in Betrachtung ſelbiger nicht allein ſeine gantze Geſtalt veraͤndert; ſondern es erzittern ihm auch alle Glie- der, und erduldet ein ſolcher Menſch, wuͤrckliche und hefftige Convulſiones; dadurch die Vaſa offt ſo corrumpiret werden, daß man nicht ſelten rechten Geſcht fuͤr dem Munde obſerviret. Nun koͤnnen durch dergleichen gewalt- ſame Bewegungen, nicht allein epile- ptici inſultus, ſondern auch gefaͤhrliche Stagnationes, in denen Lebens-Thei- len entſtehen, woraus nachgehends Schwind-Waſſer-auch die Gelbeſucht zu kommen pflegen; Davon leider! gar viele Exempel am Tage. Der Kummer oder allzugroſſe Sor- ge,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/356
Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/356>, abgerufen am 21.11.2024.