Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die II. Anmerckung. (e) liche Lebens-Art erwehlen, und einführenobachtensollen, wolten, wodurch sie ihren Kindern, Be- dienten und Unterthanen, mit einem wahr- hafftigen und unsträflichen Tugend-Wan- del vorleuchten, und sonderlich in der Seele ihrer Kinder bey Zeiten das Reich GOt- tes (welches nicht im Essen und Trincken, sondern in einem innerlichen Seelen-Frie- den, und einer unaussprechlichen Freude im Heiligen Geist bestehet) aufrichten, und sie also durch eine gute Zucht, Vermah- nung, und ihr eigenes Exempel dem HErrn Christo selbst zuführen, und dereinstens an jenem grossen Erscheinungs-Tage mit Freu- den sagen möchten: HErr! hier bin ich, und die Kinder, die du mir gegeben hast. Denn, sie sollen nicht allein ihre ei- gene, und ihrer Kinder zeitliche Wohlfahrt und ewige Seeligkeit zu befördern suchen; sondern sind auch verbunden, dem gering- sten Menschen keine Aergerniß zu geben. Und weil es ungewiß ist, wie die von an- dern, in der Ferne über sich genommene Auferziehung ablauffen werde: So thun Eltern, die vermögend sind und Verstand genung haben, am besten, wann sie ihre Kinder entweder so lange bey sich behalten, oder doch nicht allzuweit von ihnen aufer- ziehen, und nichts weder an tüchtigen Praece- ptoribus, noch an guter ununterbrochener Auf- sicht, noch an andern zulänglichen Mitteln, B 4
Die II. Anmerckung. (e) liche Lebens-Art erwehlen, und einfuͤhrenobachtenſollen, wolten, wodurch ſie ihren Kindern, Be- dienten und Unterthanen, mit einem wahr- hafftigen und unſtraͤflichen Tugend-Wan- del vorleuchten, und ſonderlich in der Seele ihrer Kinder bey Zeiten das Reich GOt- tes (welches nicht im Eſſen und Trincken, ſondern in einem innerlichen Seelen-Frie- den, und einer unausſprechlichen Freude im Heiligen Geiſt beſtehet) aufrichten, und ſie alſo durch eine gute Zucht, Vermah- nung, und ihr eigenes Exempel dem HErrn Chriſto ſelbſt zufuͤhren, und dereinſtens an jenem groſſen Erſcheinungs-Tage mit Freu- den ſagen moͤchten: HErr! hier bin ich, und die Kinder, die du mir gegeben haſt. Denn, ſie ſollen nicht allein ihre ei- gene, und ihrer Kinder zeitliche Wohlfahrt und ewige Seeligkeit zu befoͤrdern ſuchen; ſondern ſind auch verbunden, dem gering- ſten Menſchen keine Aergerniß zu geben. Und weil es ungewiß iſt, wie die von an- dern, in der Ferne uͤber ſich genommene Auferziehung ablauffen werde: So thun Eltern, die vermoͤgend ſind und Verſtand genung haben, am beſten, wann ſie ihre Kinder entweder ſo lange bey ſich behalten, oder doch nicht allzuweit von ihnen aufer- ziehen, und nichts weder an tuͤchtigen Præce- ptoribus, noch an guter ununteꝛbrochener Auf- ſicht, noch an andern zulaͤnglichen Mitteln, B 4
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Die II. Anmerckung. (e)
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liche Lebens-Art erwehlen, und einfuͤhren
wolten, wodurch ſie ihren Kindern, Be-
dienten und Unterthanen, mit einem wahr-
hafftigen und unſtraͤflichen Tugend-Wan-
del vorleuchten, und ſonderlich in der Seele
ihrer Kinder bey Zeiten das Reich GOt-
tes (welches nicht im Eſſen und Trincken,
ſondern in einem innerlichen Seelen-Frie-
den, und einer unausſprechlichen Freude
im Heiligen Geiſt beſtehet) aufrichten, und
ſie alſo durch eine gute Zucht, Vermah-
nung, und ihr eigenes Exempel dem HErrn
Chriſto ſelbſt zufuͤhren, und dereinſtens an
jenem groſſen Erſcheinungs-Tage mit Freu-
den ſagen moͤchten: HErr! hier bin ich,
und die Kinder, die du mir gegeben
haſt. Denn, ſie ſollen nicht allein ihre ei-
gene, und ihrer Kinder zeitliche Wohlfahrt
und ewige Seeligkeit zu befoͤrdern ſuchen;
ſondern ſind auch verbunden, dem gering-
ſten Menſchen keine Aergerniß zu geben.
Und weil es ungewiß iſt, wie die von an-
dern, in der Ferne uͤber ſich genommene
Auferziehung ablauffen werde: So thun
Eltern, die vermoͤgend ſind und Verſtand
genung haben, am beſten, wann ſie ihre
Kinder entweder ſo lange bey ſich behalten,
oder doch nicht allzuweit von ihnen aufer-
ziehen, und nichts weder an tuͤchtigen Præce-
ptoribus, noch an guter ununteꝛbrochener Auf-
ſicht, noch an andern zulaͤnglichen Mitteln,
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