Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tulla, Johann Gottfried: Der Rhein von Basel bis Mannheim mit Begründung der Nothwendigkeit, diesen Strom zu regulieren. Leipzig, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Wichtigkeit der Behandlung des Rheins, wie jedes andern Flusses, steht im Verhältniß mit seiner zerstörenden und seiner schaffenden Kraft, mit der Ausdehnung des Spielraums derselben, und den Interessen der Uferbewohner, erstere zu schwächen oder unschädlich zu machen, und letztere zu vergrößern.

Der Rheinbau wurde bisher ohne eine Uebereinkunft der Ufer-Staaten, über ein System oder einen Operations-Plan geführt und beschränkte sich größtentheils auf Vertheidigungs-Werke. Auf jedem Ufer wurden diejenigen Bauten angelegt, welche man zur Abwendung der drohenden oder eingetretenen Gefahren für räthlich und nothwendig erachtete. Es wurde dem Rhein öfters verwehrt, einen kürzern und für das Ganze vortheilhaftern Lauf zu nehmen, oder ihm erlaubt, seinen Lauf zum Nachtheil des einen oder beiden Ufer zu ändern; es wurden die Dämme nicht selten nur nach dem örtlichen, und im Widerspruch mit dem allgemeinen Interesse, zuweilen auch gegen das örtliche selbst, angelegt, Gelände eingedeicht und den Ueberschwemmungen entzogen, welche ihnen ausgesetzt hätten bleiben sollen. Das Ueberströmen über Landzungen wurde verhindert und dadurch verursacht, daß die Hochgewässer zu sehr gespannt und die Eisgänge gefährlicher wurden. Die wirksamste und größtentheils wenigst kostspielige Art, die Angriffe des Rheins abzuwenden und Orte und Güter zu retten,

Die Wichtigkeit der Behandlung des Rheins, wie jedes andern Flusses, steht im Verhältniß mit seiner zerstörenden und seiner schaffenden Kraft, mit der Ausdehnung des Spielraums derselben, und den Interessen der Uferbewohner, erstere zu schwächen oder unschädlich zu machen, und letztere zu vergrößern.

Der Rheinbau wurde bisher ohne eine Uebereinkunft der Ufer-Staaten, über ein System oder einen Operations-Plan geführt und beschränkte sich größtentheils auf Vertheidigungs-Werke. Auf jedem Ufer wurden diejenigen Bauten angelegt, welche man zur Abwendung der drohenden oder eingetretenen Gefahren für räthlich und nothwendig erachtete. Es wurde dem Rhein öfters verwehrt, einen kürzern und für das Ganze vortheilhaftern Lauf zu nehmen, oder ihm erlaubt, seinen Lauf zum Nachtheil des einen oder beiden Ufer zu ändern; es wurden die Dämme nicht selten nur nach dem örtlichen, und im Widerspruch mit dem allgemeinen Interesse, zuweilen auch gegen das örtliche selbst, angelegt, Gelände eingedeicht und den Ueberschwemmungen entzogen, welche ihnen ausgesetzt hätten bleiben sollen. Das Ueberströmen über Landzungen wurde verhindert und dadurch verursacht, daß die Hochgewässer zu sehr gespannt und die Eisgänge gefährlicher wurden. Die wirksamste und größtentheils wenigst kostspielige Art, die Angriffe des Rheins abzuwenden und Orte und Güter zu retten,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0044" n="43"/>
        <p>Die Wichtigkeit der Behandlung des Rheins, wie jedes andern Flusses, steht im Verhältniß mit seiner zerstörenden und seiner schaffenden Kraft, mit der Ausdehnung des Spielraums derselben, und den Interessen der Uferbewohner, erstere zu schwächen oder unschädlich zu machen, und letztere zu vergrößern.</p>
        <p>Der Rheinbau wurde bisher ohne eine Uebereinkunft der Ufer-Staaten, über ein System oder einen Operations-Plan geführt und beschränkte sich größtentheils auf Vertheidigungs-Werke. Auf jedem Ufer wurden diejenigen Bauten angelegt, welche man zur Abwendung der drohenden oder eingetretenen Gefahren für räthlich und nothwendig erachtete. Es wurde dem Rhein öfters verwehrt, einen kürzern und für das Ganze vortheilhaftern Lauf zu nehmen, oder ihm erlaubt, seinen Lauf zum Nachtheil des einen oder beiden Ufer zu ändern; es wurden die Dämme nicht selten nur nach dem örtlichen, und im Widerspruch mit dem allgemeinen Interesse, zuweilen auch gegen das örtliche selbst, angelegt, Gelände eingedeicht und den Ueberschwemmungen entzogen, welche ihnen ausgesetzt hätten bleiben sollen. Das Ueberströmen über Landzungen wurde verhindert und dadurch verursacht, daß die Hochgewässer zu sehr gespannt und die Eisgänge gefährlicher wurden. Die wirksamste und größtentheils wenigst kostspielige Art, die Angriffe des Rheins abzuwenden und Orte und Güter zu retten,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0044] Die Wichtigkeit der Behandlung des Rheins, wie jedes andern Flusses, steht im Verhältniß mit seiner zerstörenden und seiner schaffenden Kraft, mit der Ausdehnung des Spielraums derselben, und den Interessen der Uferbewohner, erstere zu schwächen oder unschädlich zu machen, und letztere zu vergrößern. Der Rheinbau wurde bisher ohne eine Uebereinkunft der Ufer-Staaten, über ein System oder einen Operations-Plan geführt und beschränkte sich größtentheils auf Vertheidigungs-Werke. Auf jedem Ufer wurden diejenigen Bauten angelegt, welche man zur Abwendung der drohenden oder eingetretenen Gefahren für räthlich und nothwendig erachtete. Es wurde dem Rhein öfters verwehrt, einen kürzern und für das Ganze vortheilhaftern Lauf zu nehmen, oder ihm erlaubt, seinen Lauf zum Nachtheil des einen oder beiden Ufer zu ändern; es wurden die Dämme nicht selten nur nach dem örtlichen, und im Widerspruch mit dem allgemeinen Interesse, zuweilen auch gegen das örtliche selbst, angelegt, Gelände eingedeicht und den Ueberschwemmungen entzogen, welche ihnen ausgesetzt hätten bleiben sollen. Das Ueberströmen über Landzungen wurde verhindert und dadurch verursacht, daß die Hochgewässer zu sehr gespannt und die Eisgänge gefährlicher wurden. Die wirksamste und größtentheils wenigst kostspielige Art, die Angriffe des Rheins abzuwenden und Orte und Güter zu retten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ wurden als moderne Umlaute transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tulla_rhein_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tulla_rhein_1822/44
Zitationshilfe: Tulla, Johann Gottfried: Der Rhein von Basel bis Mannheim mit Begründung der Nothwendigkeit, diesen Strom zu regulieren. Leipzig, 1822, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tulla_rhein_1822/44>, abgerufen am 03.12.2024.