Die Stelle, wo ich auf verschlungnen Wegen Begegnete dem wunderschönen Kinde, Das, leicht vorübereilend mit dem Winde, Mir spendete des holden Blickes Segen:
Wohl möcht' ich jene Stelle liebend hegen, Dort Zeichen graben in des Baumes Rinde, Mich schmücken mit der Blumen Angebinde, Zu Träumen mich in kühle Schatten legen.
Doch so verwirrte mich des Blickes Helle, Und so geblendet blieb ich von dem Bilde, Daß lang ich wie ein Trunkner mußte wanken;
Und nun mit allem Streben der Gedanken, So wie mit allem Suchen im Gefilde, Nicht mehr erforschen kann die theure Stelle.
Die theure Stelle.
Die Stelle, wo ich auf verſchlungnen Wegen Begegnete dem wunderſchönen Kinde, Das, leicht vorübereilend mit dem Winde, Mir ſpendete des holden Blickes Segen:
Wohl möcht’ ich jene Stelle liebend hegen, Dort Zeichen graben in des Baumes Rinde, Mich ſchmücken mit der Blumen Angebinde, Zu Träumen mich in kühle Schatten legen.
Doch ſo verwirrte mich des Blickes Helle, Und ſo geblendet blieb ich von dem Bilde, Daß lang ich wie ein Trunkner mußte wanken;
Und nun mit allem Streben der Gedanken, So wie mit allem Suchen im Gefilde, Nicht mehr erforſchen kann die theure Stelle.
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Die theure Stelle.
Die Stelle, wo ich auf verſchlungnen Wegen
Begegnete dem wunderſchönen Kinde,
Das, leicht vorübereilend mit dem Winde,
Mir ſpendete des holden Blickes Segen:
Wohl möcht’ ich jene Stelle liebend hegen,
Dort Zeichen graben in des Baumes Rinde,
Mich ſchmücken mit der Blumen Angebinde,
Zu Träumen mich in kühle Schatten legen.
Doch ſo verwirrte mich des Blickes Helle,
Und ſo geblendet blieb ich von dem Bilde,
Daß lang ich wie ein Trunkner mußte wanken;
Und nun mit allem Streben der Gedanken,
So wie mit allem Suchen im Gefilde,
Nicht mehr erforſchen kann die theure Stelle.
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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/115>, abgerufen am 16.07.2024.
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