Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.
War mir auf dieser mühevollen Fahrt. So meint' ich abzubüßen meine Schuld, Die Schuld, ach! die ich nicht bereuen kann. Herzog. Dort kömmt ein Jägersmann am Fels herum. Einsiedler. Der alte Eckart, dieses Schlosses Vogt. Dietwald. Wie ist er grau geworden und gebeugt! (Eckart tritt auf.) Herzog. Willkommen, treuer Eckart! Eckart. Seh' ich recht? So wird mir noch einmal in diesem Leben Die Freude, meinen lieben Herrn zu schaun! Herzog. Wie kennst du plötzlich, den du nie gesehn? Eckart. Ist's möglich? Seyd Ihr nicht mein junger Herr, Der Herzog Wolf? Herzog. Du sprichst von meinem Vater, Der vor drei Monden zu den Ahnen ging. Eckart. Um Gott! Davon gelangte nichts zu uns. Der Himmel schenk' ihm eine sanfte Ruh! Er sah doch ganz wie Ihr, der gute Herr,
War mir auf dieſer mühevollen Fahrt. So meint’ ich abzubüßen meine Schuld, Die Schuld, ach! die ich nicht bereuen kann. Herzog. Dort kömmt ein Jägersmann am Fels herum. Einſiedler. Der alte Eckart, dieſes Schloſſes Vogt. Dietwald. Wie iſt er grau geworden und gebeugt! (Eckart tritt auf.) Herzog. Willkommen, treuer Eckart! Eckart. Seh’ ich recht? So wird mir noch einmal in dieſem Leben Die Freude, meinen lieben Herrn zu ſchaun! Herzog. Wie kennſt du plötzlich, den du nie geſehn? Eckart. Iſt’s möglich? Seyd Ihr nicht mein junger Herr, Der Herzog Wolf? Herzog. Du ſprichſt von meinem Vater, Der vor drei Monden zu den Ahnen ging. Eckart. Um Gott! Davon gelangte nichts zu uns. Der Himmel ſchenk’ ihm eine ſanfte Ruh! Er ſah doch ganz wie Ihr, der gute Herr, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#HERZOGIN"> <p><pb facs="#f0138" n="132"/> War mir auf dieſer mühevollen Fahrt.<lb/> So meint’ ich abzubüßen meine Schuld,<lb/> Die Schuld, ach! die ich nicht bereuen kann.</p> </sp><lb/> <sp who="#HERZOG"> <speaker><hi rendition="#g">Herzog</hi>.</speaker><lb/> <p>Dort kömmt ein Jägersmann am Fels herum.</p> </sp><lb/> <sp who="#EINS"> <speaker><hi rendition="#g">Einſiedler</hi>.</speaker><lb/> <p>Der alte Eckart, dieſes Schloſſes Vogt.</p> </sp><lb/> <sp who="#DIE"> <speaker><hi rendition="#g">Dietwald</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie iſt er grau geworden und gebeugt!</p><lb/> <stage>(<hi rendition="#g">Eckart</hi> tritt auf.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#HERZOG"> <speaker><hi rendition="#g">Herzog</hi>.</speaker><lb/> <p>Willkommen, treuer Eckart!</p> </sp><lb/> <sp who="#ECK"> <speaker><hi rendition="#g">Eckart</hi>.</speaker><lb/> <p>Seh’ ich recht?<lb/> So wird mir noch einmal in dieſem Leben<lb/> Die Freude, meinen lieben Herrn zu ſchaun!</p> </sp><lb/> <sp who="#HERZOG"> <speaker><hi rendition="#g">Herzog</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie kennſt du plötzlich, den du nie geſehn?</p> </sp><lb/> <sp who="#ECK"> <speaker><hi rendition="#g">Eckart</hi>.</speaker><lb/> <p>Iſt’s möglich? Seyd Ihr nicht mein junger Herr,<lb/> Der Herzog Wolf?</p> </sp><lb/> <sp who="#HERZOG"> <speaker><hi rendition="#g">Herzog</hi>.</speaker><lb/> <p>Du ſprichſt von meinem Vater,<lb/> Der vor drei Monden zu den Ahnen ging.</p> </sp><lb/> <sp who="#ECK"> <speaker><hi rendition="#g">Eckart</hi>.</speaker><lb/> <p>Um Gott! Davon gelangte nichts zu uns.<lb/> Der Himmel ſchenk’ ihm eine ſanfte Ruh!<lb/> Er ſah doch ganz wie Ihr, der gute Herr,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132/0138]
War mir auf dieſer mühevollen Fahrt.
So meint’ ich abzubüßen meine Schuld,
Die Schuld, ach! die ich nicht bereuen kann.
Herzog.
Dort kömmt ein Jägersmann am Fels herum.
Einſiedler.
Der alte Eckart, dieſes Schloſſes Vogt.
Dietwald.
Wie iſt er grau geworden und gebeugt!
(Eckart tritt auf.)
Herzog.
Willkommen, treuer Eckart!
Eckart.
Seh’ ich recht?
So wird mir noch einmal in dieſem Leben
Die Freude, meinen lieben Herrn zu ſchaun!
Herzog.
Wie kennſt du plötzlich, den du nie geſehn?
Eckart.
Iſt’s möglich? Seyd Ihr nicht mein junger Herr,
Der Herzog Wolf?
Herzog.
Du ſprichſt von meinem Vater,
Der vor drei Monden zu den Ahnen ging.
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Um Gott! Davon gelangte nichts zu uns.
Der Himmel ſchenk’ ihm eine ſanfte Ruh!
Er ſah doch ganz wie Ihr, der gute Herr,
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Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/138>, abgerufen am 16.02.2025. |