In Wälder floh mit seinem Grame Ein Ritter, den verschmäht die Dame. Ihm kommt auf ungebahnten Wegen Ein traut umfangen Paar entgegen.
Er kann ihr Kosen ganz verstehen, Da sie auf sich nur hören, sehen: Sie sind sich kaum zurückgegeben Zu neuer Liebe, neuem Leben.
Muß Alles seinen Schmerz erfrischen! Er fliehet zu den dunklern Büschen. Da steht in schwarzer Tannen Mitte, Verlassen, eine Bruderhütte.
Hier liegt die Eremitenhülle, Dort hängt die Harfe, traurig stille; Gewiß! den er gesehn im Glücke, Der ließ sein Trauren hier zurücke.
Er eilt, die Kutte anzulegen, Er prüft das Spiel mit dumpfen Schlägen: "Wie lange werd' ich, fern der Süßen, Auf dieser Harfe spielen müssen?"
Die Harfe.
In Wälder floh mit ſeinem Grame Ein Ritter, den verſchmäht die Dame. Ihm kommt auf ungebahnten Wegen Ein traut umfangen Paar entgegen.
Er kann ihr Koſen ganz verſtehen, Da ſie auf ſich nur hören, ſehen: Sie ſind ſich kaum zurückgegeben Zu neuer Liebe, neuem Leben.
Muß Alles ſeinen Schmerz erfriſchen! Er fliehet zu den dunklern Büſchen. Da ſteht in ſchwarzer Tannen Mitte, Verlaſſen, eine Bruderhütte.
Hier liegt die Eremitenhülle, Dort hängt die Harfe, traurig ſtille; Gewiß! den er geſehn im Glücke, Der ließ ſein Trauren hier zurücke.
Er eilt, die Kutte anzulegen, Er prüft das Spiel mit dumpfen Schlägen: „Wie lange werd’ ich, fern der Süßen, Auf dieſer Harfe ſpielen müſſen?“
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Die Harfe.
In Wälder floh mit ſeinem Grame
Ein Ritter, den verſchmäht die Dame.
Ihm kommt auf ungebahnten Wegen
Ein traut umfangen Paar entgegen.
Er kann ihr Koſen ganz verſtehen,
Da ſie auf ſich nur hören, ſehen:
Sie ſind ſich kaum zurückgegeben
Zu neuer Liebe, neuem Leben.
Muß Alles ſeinen Schmerz erfriſchen!
Er fliehet zu den dunklern Büſchen.
Da ſteht in ſchwarzer Tannen Mitte,
Verlaſſen, eine Bruderhütte.
Hier liegt die Eremitenhülle,
Dort hängt die Harfe, traurig ſtille;
Gewiß! den er geſehn im Glücke,
Der ließ ſein Trauren hier zurücke.
Er eilt, die Kutte anzulegen,
Er prüft das Spiel mit dumpfen Schlägen:
„Wie lange werd’ ich, fern der Süßen,
Auf dieſer Harfe ſpielen müſſen?“
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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/218>, abgerufen am 19.07.2024.
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