Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.So von seltsamen Gewalten Ward ich plötzlich übermannt, Daß ich fast vor eitel Liebe Auf die Schönste losgebrannt. Immer geh' ich nun den Fährten Dieses edeln Wildes nach Und vor seinem Lager steh' ich Jeden Abend auf der Wach'. Um es unverblümt zu sagen: Vor der Lieblichsten Altan Steh' ich pflichtlich jeden Abend, Blicke traurig still hinan. Doch von solcher stummen Klage Wird ihr gleich die Zeit zu lang, Lieder will sie süße Weisen, Flötentöne, Lautenklang. Ach! das ist ein künstlich Locken, Drin ich Waidmann nichts vermag, Nur den Kuckucksruf verstehend Und den schlichten Wachtelschlag. So von ſeltſamen Gewalten Ward ich plötzlich übermannt, Daß ich faſt vor eitel Liebe Auf die Schönſte losgebrannt. Immer geh’ ich nun den Fährten Dieſes edeln Wildes nach Und vor ſeinem Lager ſteh’ ich Jeden Abend auf der Wach’. Um es unverblümt zu ſagen: Vor der Lieblichſten Altan Steh’ ich pflichtlich jeden Abend, Blicke traurig ſtill hinan. Doch von ſolcher ſtummen Klage Wird ihr gleich die Zeit zu lang, Lieder will ſie ſüße Weiſen, Flötentöne, Lautenklang. Ach! das iſt ein künſtlich Locken, Drin ich Waidmann nichts vermag, Nur den Kuckucksruf verſtehend Und den ſchlichten Wachtelſchlag. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0261" n="255"/> <l>So von ſeltſamen Gewalten</l><lb/> <l>Ward ich plötzlich übermannt,</l><lb/> <l>Daß ich faſt vor eitel Liebe</l><lb/> <l>Auf die Schönſte losgebrannt.</l><lb/> <l>Immer geh’ ich nun den Fährten</l><lb/> <l>Dieſes edeln Wildes nach</l><lb/> <l>Und vor ſeinem Lager ſteh’ ich</l><lb/> <l>Jeden Abend auf der Wach’.</l><lb/> <l>Um es unverblümt zu ſagen:</l><lb/> <l>Vor der Lieblichſten Altan</l><lb/> <l>Steh’ ich pflichtlich jeden Abend,</l><lb/> <l>Blicke traurig ſtill hinan.</l><lb/> <l>Doch von ſolcher ſtummen Klage</l><lb/> <l>Wird ihr gleich die Zeit zu lang,</l><lb/> <l>Lieder will ſie ſüße Weiſen,</l><lb/> <l>Flötentöne, Lautenklang.</l><lb/> <l>Ach! das iſt ein künſtlich Locken,</l><lb/> <l>Drin ich Waidmann nichts vermag,</l><lb/> <l>Nur den Kuckucksruf verſtehend</l><lb/> <l>Und den ſchlichten Wachtelſchlag.</l> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [255/0261]
So von ſeltſamen Gewalten
Ward ich plötzlich übermannt,
Daß ich faſt vor eitel Liebe
Auf die Schönſte losgebrannt.
Immer geh’ ich nun den Fährten
Dieſes edeln Wildes nach
Und vor ſeinem Lager ſteh’ ich
Jeden Abend auf der Wach’.
Um es unverblümt zu ſagen:
Vor der Lieblichſten Altan
Steh’ ich pflichtlich jeden Abend,
Blicke traurig ſtill hinan.
Doch von ſolcher ſtummen Klage
Wird ihr gleich die Zeit zu lang,
Lieder will ſie ſüße Weiſen,
Flötentöne, Lautenklang.
Ach! das iſt ein künſtlich Locken,
Drin ich Waidmann nichts vermag,
Nur den Kuckucksruf verſtehend
Und den ſchlichten Wachtelſchlag.
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