Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Theelied. Ihr Saiten, tönet sanft und leise, Vom leichten Finger kaum geregt! Ihr tönet zu des Zärtsten Preise, Des Zärtsten, was die Erde hegt. In Indiens mythischem Gebiete, Wo Frühling ewig sich erneut, O Thee, du selber eine Mythe, Verlebst du deine Blüthezeit. Nur zarte Bienenlippen schlürfen Aus deinen Kelchen Honig ein, Nur bunte Wundervögel dürfen Die Sänger deines Ruhmes seyn. Wann Liebende zum stillen Feste In deine duft'gen Schatten fliehn, Dann rührest leise du die Aeste Und streuest Blüthen auf sie hin. So wächsest du am Heimathstrande, Vom reinsten Sonnenlicht genährt. Noch hier in diesem fernen Lande Ist uns dein zarter Sinn bewährt. Theelied. Ihr Saiten, tönet ſanft und leiſe, Vom leichten Finger kaum geregt! Ihr tönet zu des Zärtſten Preiſe, Des Zärtſten, was die Erde hegt. In Indiens mythiſchem Gebiete, Wo Frühling ewig ſich erneut, O Thee, du ſelber eine Mythe, Verlebſt du deine Blüthezeit. Nur zarte Bienenlippen ſchlürfen Aus deinen Kelchen Honig ein, Nur bunte Wundervögel dürfen Die Sänger deines Ruhmes ſeyn. Wann Liebende zum ſtillen Feſte In deine duft’gen Schatten fliehn, Dann rühreſt leiſe du die Aeſte Und ſtreueſt Blüthen auf ſie hin. So wächſeſt du am Heimathſtrande, Vom reinſten Sonnenlicht genährt. Noch hier in dieſem fernen Lande Iſt uns dein zarter Sinn bewährt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0076" n="70"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Theelied</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ihr Saiten, tönet ſanft und leiſe,</l><lb/> <l>Vom leichten Finger kaum geregt!</l><lb/> <l>Ihr tönet zu des Zärtſten Preiſe,</l><lb/> <l>Des Zärtſten, was die Erde hegt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In Indiens mythiſchem Gebiete,</l><lb/> <l>Wo Frühling ewig ſich erneut,</l><lb/> <l>O Thee, du ſelber eine Mythe,</l><lb/> <l>Verlebſt du deine Blüthezeit.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nur zarte Bienenlippen ſchlürfen</l><lb/> <l>Aus deinen Kelchen Honig ein,</l><lb/> <l>Nur bunte Wundervögel dürfen</l><lb/> <l>Die Sänger deines Ruhmes ſeyn.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wann Liebende zum ſtillen Feſte</l><lb/> <l>In deine duft’gen Schatten fliehn,</l><lb/> <l>Dann rühreſt leiſe du die Aeſte</l><lb/> <l>Und ſtreueſt Blüthen auf ſie hin.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>So wächſeſt du am Heimathſtrande,</l><lb/> <l>Vom reinſten Sonnenlicht genährt.</l><lb/> <l>Noch hier in dieſem fernen Lande</l><lb/> <l>Iſt uns dein zarter Sinn bewährt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0076]
Theelied.
Ihr Saiten, tönet ſanft und leiſe,
Vom leichten Finger kaum geregt!
Ihr tönet zu des Zärtſten Preiſe,
Des Zärtſten, was die Erde hegt.
In Indiens mythiſchem Gebiete,
Wo Frühling ewig ſich erneut,
O Thee, du ſelber eine Mythe,
Verlebſt du deine Blüthezeit.
Nur zarte Bienenlippen ſchlürfen
Aus deinen Kelchen Honig ein,
Nur bunte Wundervögel dürfen
Die Sänger deines Ruhmes ſeyn.
Wann Liebende zum ſtillen Feſte
In deine duft’gen Schatten fliehn,
Dann rühreſt leiſe du die Aeſte
Und ſtreueſt Blüthen auf ſie hin.
So wächſeſt du am Heimathſtrande,
Vom reinſten Sonnenlicht genährt.
Noch hier in dieſem fernen Lande
Iſt uns dein zarter Sinn bewährt.
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