Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Die Siegesbotschaft. Es war so trübe, dumpf und schwer, Die schlimme Sage schlich umher, Sie krächzte, wie zur Dämmerzeit Ein schwarzer Unglücksvogel schreit. Die schlimme Sage schlich im Land Mit schnöder Schattenbilder Tand, Sie zeigte Zwietracht und Verrath, Zernichtung aller edeln Saat. Des Bösen Freunde trotzen schon, Sie lachen hämisch, sprechen Hohn, Die Guten stehen ernst und still Und harren, was da werden will. Da schwingt sich's über'm Rhein empor Und bricht den düstern Wolkenflor: Ist's stolzer Adler Sonnenflug? Ist's tönereicher Schwäne Zug? Es rauscht und singt im goldnen Licht: Der Herr verläßt die Seinen nicht, Er macht so Heil'ges nicht zum Spott. Viktoria! Mit uns ist Gott! Uhlands Gedichte. 6
Die Siegesbotſchaft. Es war ſo trübe, dumpf und ſchwer, Die ſchlimme Sage ſchlich umher, Sie krächzte, wie zur Dämmerzeit Ein ſchwarzer Unglücksvogel ſchreit. Die ſchlimme Sage ſchlich im Land Mit ſchnöder Schattenbilder Tand, Sie zeigte Zwietracht und Verrath, Zernichtung aller edeln Saat. Des Böſen Freunde trotzen ſchon, Sie lachen hämiſch, ſprechen Hohn, Die Guten ſtehen ernſt und ſtill Und harren, was da werden will. Da ſchwingt ſich’s über’m Rhein empor Und bricht den düſtern Wolkenflor: Iſt’s ſtolzer Adler Sonnenflug? Iſt’s tönereicher Schwäne Zug? Es rauſcht und ſingt im goldnen Licht: Der Herr verläßt die Seinen nicht, Er macht ſo Heil’ges nicht zum Spott. Viktoria! Mit uns iſt Gott! Uhlands Gedichte. 6
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0087" n="81"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Die Siegesbotſchaft</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Es war ſo trübe, dumpf und ſchwer,</l><lb/> <l>Die ſchlimme Sage ſchlich umher,</l><lb/> <l>Sie krächzte, wie zur Dämmerzeit</l><lb/> <l>Ein ſchwarzer Unglücksvogel ſchreit.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die ſchlimme Sage ſchlich im Land</l><lb/> <l>Mit ſchnöder Schattenbilder Tand,</l><lb/> <l>Sie zeigte Zwietracht und Verrath,</l><lb/> <l>Zernichtung aller edeln Saat.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Des Böſen Freunde trotzen ſchon,</l><lb/> <l>Sie lachen hämiſch, ſprechen Hohn,</l><lb/> <l>Die Guten ſtehen ernſt und ſtill</l><lb/> <l>Und harren, was da werden will.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Da ſchwingt ſich’s über’m Rhein empor</l><lb/> <l>Und bricht den düſtern Wolkenflor:</l><lb/> <l>Iſt’s ſtolzer Adler Sonnenflug?</l><lb/> <l>Iſt’s tönereicher Schwäne Zug?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Es rauſcht und ſingt im goldnen Licht:</l><lb/> <l>Der Herr verläßt die Seinen nicht,</l><lb/> <l>Er macht ſo Heil’ges nicht zum Spott.</l><lb/> <l>Viktoria! Mit uns iſt Gott!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <fw place="bottom" type="sig">Uhlands Gedichte. 6</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [81/0087]
Die Siegesbotſchaft.
Es war ſo trübe, dumpf und ſchwer,
Die ſchlimme Sage ſchlich umher,
Sie krächzte, wie zur Dämmerzeit
Ein ſchwarzer Unglücksvogel ſchreit.
Die ſchlimme Sage ſchlich im Land
Mit ſchnöder Schattenbilder Tand,
Sie zeigte Zwietracht und Verrath,
Zernichtung aller edeln Saat.
Des Böſen Freunde trotzen ſchon,
Sie lachen hämiſch, ſprechen Hohn,
Die Guten ſtehen ernſt und ſtill
Und harren, was da werden will.
Da ſchwingt ſich’s über’m Rhein empor
Und bricht den düſtern Wolkenflor:
Iſt’s ſtolzer Adler Sonnenflug?
Iſt’s tönereicher Schwäne Zug?
Es rauſcht und ſingt im goldnen Licht:
Der Herr verläßt die Seinen nicht,
Er macht ſo Heil’ges nicht zum Spott.
Viktoria! Mit uns iſt Gott!
Uhlands Gedichte. 6
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |