Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Vorwort. Lieder sind wir, unser Vater Schickt uns in die offne Welt, Auf dem kritischen Theater Hat er uns zur Schau gestellt. Nennt es denn kein frech Erkühnen, Leiht uns ein geneigtes Ohr, Wenn wir gern vor euch Versammelten Ein empfehlend Vorwort stammelten! Sprach doch auf den griech'schen Bühnen Einst sogar der Frösche Chor. Anfangs sind wir fast zu kläglich, Strömen endlos Thränen aus, Leben dünkt uns zu alltäglich, Sterben muß uns Mann und Maus. Doch man will von Jugend sagen, Die von Leben überschwillt; Auch die Rebe weint, die blühende, Draus der Wein, der purpurglühende, In des reifen Herbstes Tagen, Kraft und Freude gebend, quillt. Vorwort. Lieder ſind wir, unſer Vater Schickt uns in die offne Welt, Auf dem kritiſchen Theater Hat er uns zur Schau geſtellt. Nennt es denn kein frech Erkühnen, Leiht uns ein geneigtes Ohr, Wenn wir gern vor euch Verſammelten Ein empfehlend Vorwort ſtammelten! Sprach doch auf den griech’ſchen Bühnen Einſt ſogar der Fröſche Chor. Anfangs ſind wir faſt zu kläglich, Strömen endlos Thränen aus, Leben dünkt uns zu alltäglich, Sterben muß uns Mann und Maus. Doch man will von Jugend ſagen, Die von Leben überſchwillt; Auch die Rebe weint, die blühende, Draus der Wein, der purpurglühende, In des reifen Herbſtes Tagen, Kraft und Freude gebend, quillt. <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0009" n="[3]"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Vorwort</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Lieder ſind wir, unſer Vater</l><lb/> <l>Schickt uns in die offne Welt,</l><lb/> <l>Auf dem kritiſchen Theater</l><lb/> <l>Hat er uns zur Schau geſtellt.</l><lb/> <l>Nennt es denn kein frech Erkühnen,</l><lb/> <l>Leiht uns ein geneigtes Ohr,</l><lb/> <l>Wenn wir gern vor euch Verſammelten</l><lb/> <l>Ein empfehlend Vorwort ſtammelten!</l><lb/> <l>Sprach doch auf den griech’ſchen Bühnen</l><lb/> <l>Einſt ſogar der Fröſche Chor.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Anfangs ſind wir faſt zu kläglich,</l><lb/> <l>Strömen endlos Thränen aus,</l><lb/> <l>Leben dünkt uns zu alltäglich,</l><lb/> <l>Sterben muß uns Mann und Maus.</l><lb/> <l>Doch man will von Jugend ſagen,</l><lb/> <l>Die von Leben überſchwillt;</l><lb/> <l>Auch die Rebe weint, die blühende,</l><lb/> <l>Draus der Wein, der purpurglühende,</l><lb/> <l>In des reifen Herbſtes Tagen,</l><lb/> <l>Kraft und Freude gebend, quillt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </front> </text> </TEI> [[3]/0009]
Vorwort.
Lieder ſind wir, unſer Vater
Schickt uns in die offne Welt,
Auf dem kritiſchen Theater
Hat er uns zur Schau geſtellt.
Nennt es denn kein frech Erkühnen,
Leiht uns ein geneigtes Ohr,
Wenn wir gern vor euch Verſammelten
Ein empfehlend Vorwort ſtammelten!
Sprach doch auf den griech’ſchen Bühnen
Einſt ſogar der Fröſche Chor.
Anfangs ſind wir faſt zu kläglich,
Strömen endlos Thränen aus,
Leben dünkt uns zu alltäglich,
Sterben muß uns Mann und Maus.
Doch man will von Jugend ſagen,
Die von Leben überſchwillt;
Auch die Rebe weint, die blühende,
Draus der Wein, der purpurglühende,
In des reifen Herbſtes Tagen,
Kraft und Freude gebend, quillt.
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