Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.von der Elocution. Also würde diß garstig klingen: Seht doch die schöne Hülle Womit das Mädgen stutzt, Sie hält gar gerne stille, Wenn sie die Sclavin butzt. Besser würde dieses zu hören seyn: Seht doch das schöne Kleid, Worinn die Jungfer geht. Sie ist gar sehr erfreu't, Wenns Mädgen bey ihr steht. Dieses klinget gar übel: Der Herr Aufseher hat der Schulen viel gedienet, Hingegen klinget dieses gar gut: Der Herr Inspector hat der Schulen viel gedienet, Denn seine Sorgfalt macht, daß sie vor andern grünet. III. Man soll stets die penetrantesten Worte brau- chen. Dieses ist penetranter: Mein Hertz im Leibe brennt, wenn ich an GOtt gedencke. Als folgendes: Jch bin gar sehr erfreut, wenn ich an GOtt gedencke. Und meine Zuversicht in seine Liebe sencke. IV. Man muß sich vor unnöthigen und übelklingen- den Flickwörtern hüten, dergleichen Wohl, Jetzt etc. sind. Also lautet auch dieses gar übel: Jch thue mich bedancken, Besser: Jch werde mich bedancken, Vor solche Liebes-Schrancken. V. Man muß nicht allzuviel einsylbige Wörter lassen zusammen kommen. Also würde dieser Vers nicht wohl lauten: Du J 2
von der Elocution. Alſo wuͤrde diß garſtig klingen: Seht doch die ſchoͤne Huͤlle Womit das Maͤdgen ſtutzt, Sie haͤlt gar gerne ſtille, Wenn ſie die Sclavin butzt. Beſſer wuͤrde dieſes zu hoͤren ſeyn: Seht doch das ſchoͤne Kleid, Worinn die Jungfer geht. Sie iſt gar ſehr erfreu’t, Wenns Maͤdgen bey ihr ſteht. Dieſes klinget gar uͤbel: Der Herr Aufſeher hat der Schulen viel gedienet, Hingegen klinget dieſes gar gut: Der Herr Inſpector hat der Schulen viel gedienet, Denn ſeine Sorgfalt macht, daß ſie vor andern gruͤnet. III. Man ſoll ſtets die penetranteſten Worte brau- chen. Dieſes iſt penetranter: Mein Hertz im Leibe brennt, wenn ich an GOtt gedencke. Als folgendes: Jch bin gar ſehr erfreut, wenn ich an GOtt gedencke. Und meine Zuverſicht in ſeine Liebe ſencke. IV. Man muß ſich vor unnoͤthigen und uͤbelklingen- den Flickwoͤrtern huͤten, dergleichen Wohl, Jetzt ꝛc. ſind. Alſo lautet auch dieſes gar uͤbel: Jch thue mich bedancken, Beſſer: Jch werde mich bedancken, Vor ſolche Liebes-Schrancken. V. Man muß nicht allzuviel einſylbige Woͤrter laſſen zuſammen kommen. Alſo wuͤrde dieſer Vers nicht wohl lauten: Du J 2
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von der Elocution.
Alſo wuͤrde diß garſtig klingen:
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Sie haͤlt gar gerne ſtille,
Wenn ſie die Sclavin butzt.
Beſſer wuͤrde dieſes zu hoͤren ſeyn:
Seht doch das ſchoͤne Kleid,
Worinn die Jungfer geht.
Sie iſt gar ſehr erfreu’t,
Wenns Maͤdgen bey ihr ſteht.
Dieſes klinget gar uͤbel:
Der Herr Aufſeher hat der Schulen viel gedienet,
Hingegen klinget dieſes gar gut:
Der Herr Inſpector hat der Schulen viel gedienet,
Denn ſeine Sorgfalt macht, daß ſie vor andern gruͤnet.
III. Man ſoll ſtets die penetranteſten Worte brau-
chen.
Dieſes iſt penetranter:
Mein Hertz im Leibe brennt, wenn ich an GOtt gedencke.
Als folgendes:
Jch bin gar ſehr erfreut, wenn ich an GOtt gedencke.
Und meine Zuverſicht in ſeine Liebe ſencke.
IV. Man muß ſich vor unnoͤthigen und uͤbelklingen-
den Flickwoͤrtern huͤten, dergleichen Wohl,
Jetzt ꝛc. ſind. Alſo lautet auch dieſes gar uͤbel:
Jch thue mich bedancken,
Beſſer:
Jch werde mich bedancken,
Vor ſolche Liebes-Schrancken.
V. Man muß nicht allzuviel einſylbige Woͤrter laſſen
zuſammen kommen. Alſo wuͤrde dieſer Vers
nicht wohl lauten:
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