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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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von den Generibus der Verse.
Ein Jäger heulet nicht, wenn ihm ein Wild entreißt,
Ob er gleich aus Verdruß den Mund zusammen beist;
Er denckt: Der Wald ist groß, man kan mehr Wild bekommen,
Hat schon das vorige die Flucht in acht genommen,
Jedennoch freu't er sich, wenn er ein Wild erlegt,
Man sieht, wie ers mit Lust in seinem Hause hegt;
Ein Freyer ist vergnügt, wenn er das Jawort höret,
Weil diese Seelen-Lust der Leib von aussen lehret.
II. Kan man nach Art der Elegien die männlichen und
weiblichen Reime mit einander abwechseln lassen,
und zwar Anfangs so, daß die erste und dritte Zeile
weibliche, die andere und vierdte aber männliche
Reime habe. vid. Musen-Cabinet p. 105. & 551.
600. 763. 823. 904. 1133. 1215. 1291. 1317. 1320. 1329.
1337. Auf den Tod des Graevii Professoris zu Ut-
recht, so 1703. gestorben:
Auf! Fama, rüste dich, vergiß der andern Sachen,
Streich durch die gantze Welt, sag etwas neues an;
Auf! denn du must das Leid geschwinde kundbar machen,
Weil man dergleichen Schmertz nicht wohl verbergen kan.
Sprich nur: Der jenige hat jetzo aufgehöret,
Den ihr verwundert habt; Er legt die Feder weg;
Der jenige liegt todt, den ihr vor vielen ehret,
Er läßt die Laster-Bahn, und geht den Tugend-Steg.
Der andern Worte gab, kan nicht ein Wörtgen sprechen,
Die Zunge liegt erstarrt, als ein gefangnes Glied,
Nicht eines Menschen Hand, kunt ihm das Hertze brechen,
Der Muth war immer frisch, dis daß er gar verschied.
Der grosse Graevius will uns nicht ferner kennen,
Der zum gemeinen Nutz manch Buch zu lesen gab;
Man höret jetzo nichts, als seinen Namen nennen,
Das macht, er ändert sich, er stirbt und sucht das Grab.
Es komme iedes Land, wo seine Schrifften leben,
Und klage den Verlust, den es nunmehr verspürt,
Jch sage, jedes Haus der Welt soll sich erheben,
Und in der Trauer gehn, weils Graevium verliert.

IV. Her-
von den Generibus der Verſe.
Ein Jaͤger heulet nicht, wenn ihm ein Wild entreißt,
Ob er gleich aus Verdruß den Mund zuſammen beiſt;
Er denckt: Der Wald iſt groß, man kan mehr Wild bekommen,
Hat ſchon das vorige die Flucht in acht genommen,
Jedennoch freu’t er ſich, wenn er ein Wild erlegt,
Man ſieht, wie ers mit Luſt in ſeinem Hauſe hegt;
Ein Freyer iſt vergnuͤgt, wenn er das Jawort hoͤret,
Weil dieſe Seelen-Luſt der Leib von auſſen lehret.
II. Kan man nach Art der Elegien die maͤnnlichen und
weiblichen Reime mit einander abwechſeln laſſen,
und zwar Anfangs ſo, daß die erſte und dritte Zeile
weibliche, die andere und vierdte aber maͤnnliche
Reime habe. vid. Muſen-Cabinet p. 105. & 551.
600. 763. 823. 904. 1133. 1215. 1291. 1317. 1320. 1329.
1337. Auf den Tod des Grævii Profeſſoris zu Ut-
recht, ſo 1703. geſtorben:
Auf! Fama, ruͤſte dich, vergiß der andern Sachen,
Streich durch die gantze Welt, ſag etwas neues an;
Auf! denn du muſt das Leid geſchwinde kundbar machen,
Weil man dergleichen Schmertz nicht wohl verbergen kan.
Sprich nur: Der jenige hat jetzo aufgehoͤret,
Den ihr verwundert habt; Er legt die Feder weg;
Der jenige liegt todt, den ihr vor vielen ehret,
Er laͤßt die Laſter-Bahn, und geht den Tugend-Steg.
Der andern Worte gab, kan nicht ein Woͤrtgen ſprechen,
Die Zunge liegt erſtarrt, als ein gefangnes Glied,
Nicht eines Menſchen Hand, kunt ihm das Hertze brechen,
Der Muth war immer friſch, dis daß er gar verſchied.
Der groſſe Grævius will uns nicht ferner kennen,
Der zum gemeinen Nutz manch Buch zu leſen gab;
Man hoͤret jetzo nichts, als ſeinen Namen nennen,
Das macht, er aͤndert ſich, er ſtirbt und ſucht das Grab.
Es komme iedes Land, wo ſeine Schrifften leben,
Und klage den Verluſt, den es nunmehr verſpuͤrt,
Jch ſage, jedes Haus der Welt ſoll ſich erheben,
Und in der Trauer gehn, weils Grævium verliert.

IV. Her-
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[45/0049] von den Generibus der Verſe. Ein Jaͤger heulet nicht, wenn ihm ein Wild entreißt, Ob er gleich aus Verdruß den Mund zuſammen beiſt; Er denckt: Der Wald iſt groß, man kan mehr Wild bekommen, Hat ſchon das vorige die Flucht in acht genommen, Jedennoch freu’t er ſich, wenn er ein Wild erlegt, Man ſieht, wie ers mit Luſt in ſeinem Hauſe hegt; Ein Freyer iſt vergnuͤgt, wenn er das Jawort hoͤret, Weil dieſe Seelen-Luſt der Leib von auſſen lehret. II. Kan man nach Art der Elegien die maͤnnlichen und weiblichen Reime mit einander abwechſeln laſſen, und zwar Anfangs ſo, daß die erſte und dritte Zeile weibliche, die andere und vierdte aber maͤnnliche Reime habe. vid. Muſen-Cabinet p. 105. & 551. 600. 763. 823. 904. 1133. 1215. 1291. 1317. 1320. 1329. 1337. Auf den Tod des Grævii Profeſſoris zu Ut- recht, ſo 1703. geſtorben: Auf! Fama, ruͤſte dich, vergiß der andern Sachen, Streich durch die gantze Welt, ſag etwas neues an; Auf! denn du muſt das Leid geſchwinde kundbar machen, Weil man dergleichen Schmertz nicht wohl verbergen kan. Sprich nur: Der jenige hat jetzo aufgehoͤret, Den ihr verwundert habt; Er legt die Feder weg; Der jenige liegt todt, den ihr vor vielen ehret, Er laͤßt die Laſter-Bahn, und geht den Tugend-Steg. Der andern Worte gab, kan nicht ein Woͤrtgen ſprechen, Die Zunge liegt erſtarrt, als ein gefangnes Glied, Nicht eines Menſchen Hand, kunt ihm das Hertze brechen, Der Muth war immer friſch, dis daß er gar verſchied. Der groſſe Grævius will uns nicht ferner kennen, Der zum gemeinen Nutz manch Buch zu leſen gab; Man hoͤret jetzo nichts, als ſeinen Namen nennen, Das macht, er aͤndert ſich, er ſtirbt und ſucht das Grab. Es komme iedes Land, wo ſeine Schrifften leben, Und klage den Verluſt, den es nunmehr verſpuͤrt, Jch ſage, jedes Haus der Welt ſoll ſich erheben, Und in der Trauer gehn, weils Grævium verliert. IV. Her-

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/49>, abgerufen am 21.11.2024.