Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite
Das IV. Capitul
thesin, und ist der Satz Thesis, der Gegen-
satz
Hypothesis, und der Nachsatz Formula
Finalis.
Denn an das Wort Gegensatz
darf sich niemand stossen, und meynen, als müs-
se es seinem Namen nach eben ein Contrarium
seyn. Keines weges; denn es kan darein bald
eine AEtiologie, bald ein Simile, Exemplum,
und andere Amplification gestecket werden.
III. Das Genus der Verse in diesen Oden. Hier er-
fordert der Satz und Gegensatz einerley Ge-
nus,
es mag nun solches Jambisch, Trochaisch,
Dactylisch, oder Anapaestisch, oder auch ein
Madrigal seyn. Der Nachsatz hingegen
will ein gantz ander Genus haben, als in dem
Satz und Gegensatz gebrauchet worden.
Wiewohl dieses letztere gar selten beobachtet
wird, doch pfleget die Länge der Zeilen in dem
Nachsatz anders zu seyn, als in dem Satz und
Gegensatz.
IV. Die mancherley Arten dieser Oden. Es giebt
bey denen Pindarischen Oden vornehmlich
dreyerley Gattungen, denn
1. Kan darinnen nur ein Satz, ein Gegensatz und
ein Nachsatz gebrauchet werden, siehe das
Musen-Cabinet p. 1343.
2. Kan man zwey auch wohl mehr Sätze, und eben
so viel Gegensätze und Nachsätze auf einan-
der folgen lassen.
3. Kan man zwey und mehr Sätze und Gegen-
sätze,
aber nur einen Nachsatz machen.
Mehr
Das IV. Capitul
theſin, und iſt der Satz Theſis, der Gegen-
ſatz
Hypotheſis, und der Nachſatz Formula
Finalis.
Denn an das Wort Gegenſatz
darf ſich niemand ſtoſſen, und meynen, als muͤſ-
ſe es ſeinem Namen nach eben ein Contrarium
ſeyn. Keines weges; denn es kan darein bald
eine Ætiologie, bald ein Simile, Exemplum,
und andere Amplification geſtecket werden.
III. Das Genus der Verſe in dieſen Oden. Hier er-
fordert der Satz und Gegenſatz einerley Ge-
nus,
es mag nun ſolches Jambiſch, Trochaiſch,
Dactyliſch, oder Anapæſtiſch, oder auch ein
Madrigal ſeyn. Der Nachſatz hingegen
will ein gantz ander Genus haben, als in dem
Satz und Gegenſatz gebrauchet worden.
Wiewohl dieſes letztere gar ſelten beobachtet
wird, doch pfleget die Laͤnge der Zeilen in dem
Nachſatz anders zu ſeyn, als in dem Satz und
Gegenſatz.
IV. Die mancherley Arten dieſer Oden. Es giebt
bey denen Pindariſchen Oden vornehmlich
dreyerley Gattungen, denn
1. Kan darinnen nur ein Satz, ein Gegenſatz und
ein Nachſatz gebrauchet werden, ſiehe das
Muſen-Cabinet p. 1343.
2. Kan man zwey auch wohl mehr Saͤtze, und eben
ſo viel Gegenſaͤtze und Nachſaͤtze auf einan-
der folgen laſſen.
3. Kan man zwey und mehr Saͤtze und Gegen-
ſaͤtze,
aber nur einen Nachſatz machen.
Mehr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item>
              <list>
                <item><pb facs="#f0070" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">IV.</hi> Capitul</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">the&#x017F;in,</hi> und i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">Satz</hi> <hi rendition="#aq">The&#x017F;is,</hi> der <hi rendition="#fr">Gegen-<lb/>
&#x017F;atz</hi> <hi rendition="#aq">Hypothe&#x017F;is,</hi> und der <hi rendition="#fr">Nach&#x017F;atz</hi> <hi rendition="#aq">Formula<lb/>
Finalis.</hi> Denn an das Wort <hi rendition="#fr">Gegen&#x017F;atz</hi><lb/>
darf &#x017F;ich niemand &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, und meynen, als mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e es &#x017F;einem Namen nach eben ein <hi rendition="#aq">Contrarium</hi><lb/>
&#x017F;eyn. Keines weges; denn es kan darein bald<lb/>
eine <hi rendition="#aq">Ætiologie,</hi> bald ein <hi rendition="#aq">Simile, Exemplum,</hi><lb/>
und andere <hi rendition="#aq">Amplification</hi> ge&#x017F;tecket werden.</item>
              </list>
            </item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">III.</hi> Das <hi rendition="#aq">Genus</hi> der Ver&#x017F;e in die&#x017F;en Oden. Hier er-<lb/>
fordert der <hi rendition="#fr">Satz</hi> und <hi rendition="#fr">Gegen&#x017F;atz</hi> einerley <hi rendition="#aq">Ge-<lb/>
nus,</hi> es mag nun &#x017F;olches <hi rendition="#aq">Jambi</hi>&#x017F;ch, <hi rendition="#aq">Trochai</hi>&#x017F;ch,<lb/><hi rendition="#aq">Dactyli</hi>&#x017F;ch, oder <hi rendition="#aq">Anapæ&#x017F;ti</hi>&#x017F;ch, oder auch ein<lb/>
Madrigal &#x017F;eyn. Der <hi rendition="#fr">Nach&#x017F;atz</hi> hingegen<lb/>
will ein gantz ander <hi rendition="#aq">Genus</hi> haben, als in dem<lb/><hi rendition="#fr">Satz</hi> und <hi rendition="#fr">Gegen&#x017F;atz</hi> gebrauchet worden.<lb/>
Wiewohl die&#x017F;es letztere gar &#x017F;elten beobachtet<lb/>
wird, doch pfleget die La&#x0364;nge der Zeilen in dem<lb/><hi rendition="#fr">Nach&#x017F;atz</hi> anders zu &#x017F;eyn, als in dem <hi rendition="#fr">Satz</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Gegen&#x017F;atz.</hi></item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">IV.</hi> Die mancherley <hi rendition="#fr">Arten</hi> die&#x017F;er Oden. Es giebt<lb/>
bey denen Pindari&#x017F;chen Oden vornehmlich<lb/>
dreyerley Gattungen, denn<lb/><list><item>1. Kan darinnen nur ein <hi rendition="#fr">Satz,</hi> ein <hi rendition="#fr">Gegen&#x017F;atz</hi> und<lb/>
ein <hi rendition="#fr">Nach&#x017F;atz</hi> gebrauchet werden, &#x017F;iehe das<lb/>
Mu&#x017F;en-Cabinet <hi rendition="#aq">p.</hi> 1343.</item><lb/><item>2. Kan man zwey auch wohl mehr <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;tze,</hi> und eben<lb/>
&#x017F;o viel <hi rendition="#fr">Gegen&#x017F;a&#x0364;tze</hi> und <hi rendition="#fr">Nach&#x017F;a&#x0364;tze</hi> auf einan-<lb/>
der folgen la&#x017F;&#x017F;en.</item><lb/><item>3. Kan man zwey und mehr <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;tze</hi> und <hi rendition="#fr">Gegen-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tze,</hi> aber nur einen <hi rendition="#fr">Nach&#x017F;atz</hi> machen.</item></list></item>
          </list><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Mehr</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0070] Das IV. Capitul theſin, und iſt der Satz Theſis, der Gegen- ſatz Hypotheſis, und der Nachſatz Formula Finalis. Denn an das Wort Gegenſatz darf ſich niemand ſtoſſen, und meynen, als muͤſ- ſe es ſeinem Namen nach eben ein Contrarium ſeyn. Keines weges; denn es kan darein bald eine Ætiologie, bald ein Simile, Exemplum, und andere Amplification geſtecket werden. III. Das Genus der Verſe in dieſen Oden. Hier er- fordert der Satz und Gegenſatz einerley Ge- nus, es mag nun ſolches Jambiſch, Trochaiſch, Dactyliſch, oder Anapæſtiſch, oder auch ein Madrigal ſeyn. Der Nachſatz hingegen will ein gantz ander Genus haben, als in dem Satz und Gegenſatz gebrauchet worden. Wiewohl dieſes letztere gar ſelten beobachtet wird, doch pfleget die Laͤnge der Zeilen in dem Nachſatz anders zu ſeyn, als in dem Satz und Gegenſatz. IV. Die mancherley Arten dieſer Oden. Es giebt bey denen Pindariſchen Oden vornehmlich dreyerley Gattungen, denn 1. Kan darinnen nur ein Satz, ein Gegenſatz und ein Nachſatz gebrauchet werden, ſiehe das Muſen-Cabinet p. 1343. 2. Kan man zwey auch wohl mehr Saͤtze, und eben ſo viel Gegenſaͤtze und Nachſaͤtze auf einan- der folgen laſſen. 3. Kan man zwey und mehr Saͤtze und Gegen- ſaͤtze, aber nur einen Nachſatz machen. Mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/70
Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/70>, abgerufen am 23.11.2024.