Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.
2. Was zwinget dich, Melinde,So grausam gegen mir zu seyn? Verdopple doch nicht meine Pein, Weil ich ohndem genug empfinde; Du strafest mich ja gar zu sehr. Verdienet denn ein treues Lieben Bey dir schon kein Erbarmniß mehr, Wo hastu, Schönste, denn die Feinde hingeschrieben? 3. Was wilst du ferner haben?Begehrst du noch mein Blut zu Lohn? Denn meine Seele hast du schon, So nimm es; Dir will ichs vergraben. Wird hiedurch deine Lust gestillt, So will ich mich noch sterbend freuen, Und also mach ichs, wie du wilt; Doch wo du menschlich bist, so wird mein Tod dich reuen. So könte ich selbige folgender Gestalt auf etwas geist- 1. Jch rede nur mit Steinen,Dein Vater-Ohre hört mich nicht, Und deiner Augen helles Licht, Will mir nur ewig finster scheinen. Kan denn mein nasses Thränen-Meer Nicht deines Zornes Glut abwaschen? So siehe, wie ich mich verzehr! Dein Hasses-voller Blitz verbrennet mich zu Aschen. 2. Was
2. Was zwinget dich, Melinde,So grauſam gegen mir zu ſeyn? Verdopple doch nicht meine Pein, Weil ich ohndem genug empfinde; Du ſtrafeſt mich ja gar zu ſehr. Verdienet denn ein treues Lieben Bey dir ſchon kein Erbarmniß mehr, Wo haſtu, Schoͤnſte, denn die Feinde hingeſchrieben? 3. Was wilſt du ferner haben?Begehrſt du noch mein Blut zu Lohn? Denn meine Seele haſt du ſchon, So nimm es; Dir will ichs vergraben. Wird hiedurch deine Luſt geſtillt, So will ich mich noch ſterbend freuen, Und alſo mach ichs, wie du wilt; Doch wo du menſchlich biſt, ſo wird mein Tod dich reuen. So koͤnte ich ſelbige folgender Geſtalt auf etwas geiſt- 1. Jch rede nur mit Steinen,Dein Vater-Ohre hoͤrt mich nicht, Und deiner Augen helles Licht, Will mir nur ewig finſter ſcheinen. Kan denn mein naſſes Thraͤnen-Meer Nicht deines Zornes Glut abwaſchen? So ſiehe, wie ich mich verzehr! Dein Haſſes-voller Blitz verbrennet mich zu Aſchen. 2. Was
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Das IV. Capitul
Kan denn mein naſſes Thraͤnen-Meer
Nicht deines Zornes Blut abwaſchen?
So ſiehe, wie ich mich verzehr!
Dein heiſſer Augen-Blitz verbrennet mich zu Aſchen.
2.
Was zwinget dich, Melinde,
So grauſam gegen mir zu ſeyn?
Verdopple doch nicht meine Pein,
Weil ich ohndem genug empfinde;
Du ſtrafeſt mich ja gar zu ſehr.
Verdienet denn ein treues Lieben
Bey dir ſchon kein Erbarmniß mehr,
Wo haſtu, Schoͤnſte, denn die Feinde hingeſchrieben?
3.
Was wilſt du ferner haben?
Begehrſt du noch mein Blut zu Lohn?
Denn meine Seele haſt du ſchon,
So nimm es; Dir will ichs vergraben.
Wird hiedurch deine Luſt geſtillt,
So will ich mich noch ſterbend freuen,
Und alſo mach ichs, wie du wilt;
Doch wo du menſchlich biſt, ſo wird mein Tod dich reuen.
So koͤnte ich ſelbige folgender Geſtalt auf etwas geiſt-
liches richten:
1.
Jch rede nur mit Steinen,
Dein Vater-Ohre hoͤrt mich nicht,
Und deiner Augen helles Licht,
Will mir nur ewig finſter ſcheinen.
Kan denn mein naſſes Thraͤnen-Meer
Nicht deines Zornes Glut abwaſchen?
So ſiehe, wie ich mich verzehr!
Dein Haſſes-voller Blitz verbrennet mich zu Aſchen.
2. Was
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