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[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

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Der vollkommene
gaben/ eine anmuthige Kurtzweil darauß.
Einer von seinen damals gegenwärtigen
Officirern Namens Giscon, nachdem er
ihn gar genau das Gesichte betrachtet/ re-
dete ihn an und sagte: Was meint der
Herr General/ ists nicht mehr dann allzu-
wahr/ was man euch hinterbracht vom
Feinde? Ha/ antwortet Hannibal gantz
freudig/ ich dachte auff gantz was anders.
Jch dachte/ daß unter der grossen Zahl der
Römer/ so wir da vor uns sehen/ gleichwohl
nicht eineinziger ist/ der Giscon heist/ wie ihr.
Mit diesen Worten machte er die Carta-
ginenser lachen/ und vertrieb ihnen zugleich
alle Furcht. Sie konten sich vor dem her-
anmarschirendem Feinde nicht förchten/
weil sie ihn schlagen solten unter dem Com-
mando
eines unverzagten Generals/ der bey
desselben Anzuge Schertz trieb.

Nichts destoweniger müssen wir beken-
nen/ daß es offt Noth thut/ nachdrückliche
Reden zuführen/ umb den Soldaten ein
Hertz zuzusprechen. Wann sie zuvoren die
Truppen/ mit welchen sie treffen sollen/ ge-
schlagen/ kan man sie der Ehren/ die sie
schon einmal darvon getragen/ erinnern/

und

Der vollkommene
gaben/ eine anmuthige Kurtzweil darauß.
Einer von ſeinen damals gegenwaͤrtigen
Officirern Namens Giſcon, nachdem er
ihn gar genau das Geſichte betrachtet/ re-
dete ihn an und ſagte: Was meint der
Herr General/ iſts nicht mehr dann allzu-
wahr/ was man euch hinterbracht vom
Feinde? Ha/ antwortet Hannibal gantz
freudig/ ich dachte auff gantz was anders.
Jch dachte/ daß unter der groſſen Zahl der
Roͤmer/ ſo wir da vor uns ſehen/ gleichwohl
nicht eineinziger iſt/ der Giſcon heiſt/ wie ihr.
Mit dieſen Worten machte er die Carta-
ginenſer lachen/ und vertrieb ihnen zugleich
alle Furcht. Sie konten ſich vor dem her-
anmarſchirendem Feinde nicht foͤrchten/
weil ſie ihn ſchlagen ſolten unter dem Com-
mando
eines unverzagten Generals/ der bey
deſſelben Anzuge Schertz trieb.

Nichts deſtoweniger muͤſſen wir beken-
nen/ daß es offt Noth thut/ nachdruͤckliche
Reden zufuͤhren/ umb den Soldaten ein
Hertz zuzuſprechen. Wann ſie zuvoren die
Truppen/ mit welchen ſie treffen ſollen/ ge-
ſchlagen/ kan man ſie der Ehren/ die ſie
ſchon einmal darvon getragen/ erinnern/

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[164/0180] Der vollkommene gaben/ eine anmuthige Kurtzweil darauß. Einer von ſeinen damals gegenwaͤrtigen Officirern Namens Giſcon, nachdem er ihn gar genau das Geſichte betrachtet/ re- dete ihn an und ſagte: Was meint der Herr General/ iſts nicht mehr dann allzu- wahr/ was man euch hinterbracht vom Feinde? Ha/ antwortet Hannibal gantz freudig/ ich dachte auff gantz was anders. Jch dachte/ daß unter der groſſen Zahl der Roͤmer/ ſo wir da vor uns ſehen/ gleichwohl nicht eineinziger iſt/ der Giſcon heiſt/ wie ihr. Mit dieſen Worten machte er die Carta- ginenſer lachen/ und vertrieb ihnen zugleich alle Furcht. Sie konten ſich vor dem her- anmarſchirendem Feinde nicht foͤrchten/ weil ſie ihn ſchlagen ſolten unter dem Com- mando eines unverzagten Generals/ der bey deſſelben Anzuge Schertz trieb. Nichts deſtoweniger muͤſſen wir beken- nen/ daß es offt Noth thut/ nachdruͤckliche Reden zufuͤhren/ umb den Soldaten ein Hertz zuzuſprechen. Wann ſie zuvoren die Truppen/ mit welchen ſie treffen ſollen/ ge- ſchlagen/ kan man ſie der Ehren/ die ſie ſchon einmal darvon getragen/ erinnern/ und

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/180>, abgerufen am 11.05.2024.