Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Welt-Mann.
ihr Absehen hatten/ damit man die Tapf-
ferkeit beehrete und sie mit anständigen
Vergeltungen versahe; da man hingegen
die Feigheit mit Straffe und mit allerley
Unehre belegete. Man lies darein mit ver-
fassen/ es wäre besser Leben verlohren als
Ehre/ und daß solche Leute/ so in der
Schlacht ihre Schuldigkeit verabsäumeten/
eine Schande ein zuschlucken hätten/ wel-
che ihnen weit übeler bekommen würde/ als
der Tod selbst. Wann sonsten diese Mem-
men unter ihre Verwandten und Freun-
den/ welche alle gläntzeten von Ruhm/ zu-
rück kommen/ wurden sie von ihnen auffs
ärgste verspottet und verachtet. Das ist
die schöne Regul/ die den Römern so viel
Triumpfe fast über den meisten Theil des
Erdbodems/ in die Hände gespielet hat.
Und wir sehen bey den Poeten und bey den
Geschichtschreibern/ daß manche Krieger/
ob sie schon in der That sehr tapffer waren/
bißweilen nöthig gehabt/ sich dergleichen
Gedancken zumachen/ umb mit weniger
Widerwillen einer harten Gefahr den
Kopff zubieten. Hector/ bey Homeren/
wil sich lieber mit Achillen in einen Zwey-
Kampff einlassen/ als sich nach Troja zu-

rücke

Welt-Mann.
ihr Abſehen hatten/ damit man die Tapf-
ferkeit beehrete und ſie mit anſtaͤndigen
Vergeltungen verſahe; da man hingegen
die Feigheit mit Straffe und mit allerley
Unehre belegete. Man lies darein mit ver-
faſſen/ es waͤre beſſer Leben verlohren als
Ehre/ und daß ſolche Leute/ ſo in der
Schlacht ihre Schuldigkeit verabſaͤumetẽ/
eine Schande ein zuſchlucken haͤtten/ wel-
che ihnen weit uͤbeler bekommen wuͤrde/ als
der Tod ſelbſt. Wann ſonſten dieſe Mem-
men unter ihre Verwandten und Freun-
den/ welche alle glaͤntzeten von Ruhm/ zu-
ruͤck kommen/ wurden ſie von ihnen auffs
aͤrgſte verſpottet und verachtet. Das iſt
die ſchoͤne Regul/ die den Roͤmern ſo viel
Triumpfe faſt uͤber den meiſten Theil des
Erdbodems/ in die Haͤnde geſpielet hat.
Und wir ſehen bey den Poeten und bey den
Geſchichtſchreibern/ daß manche Krieger/
ob ſie ſchon in der That ſehr tapffer waren/
bißweilen noͤthig gehabt/ ſich dergleichen
Gedancken zumachen/ umb mit weniger
Widerwillen einer harten Gefahr den
Kopff zubieten. Hector/ bey Homeren/
wil ſich lieber mit Achillen in einen Zwey-
Kampff einlaſſen/ als ſich nach Troja zu-

ruͤcke
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <p><pb facs="#f0033" n="17"/><fw place="top" type="header">Welt-Mann.</fw><lb/>
ihr Ab&#x017F;ehen hatten/ damit man die Tapf-<lb/>
ferkeit beehrete und &#x017F;ie mit an&#x017F;ta&#x0364;ndigen<lb/>
Vergeltungen ver&#x017F;ahe; da man hingegen<lb/>
die Feigheit mit Straffe und mit allerley<lb/>
Unehre belegete. Man lies darein mit ver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;en/ es wa&#x0364;re be&#x017F;&#x017F;er Leben verlohren als<lb/>
Ehre/ und daß &#x017F;olche Leute/ &#x017F;o in der<lb/>
Schlacht ihre Schuldigkeit verab&#x017F;a&#x0364;umete&#x0303;/<lb/>
eine Schande ein zu&#x017F;chlucken ha&#x0364;tten/ wel-<lb/>
che ihnen weit u&#x0364;beler bekommen wu&#x0364;rde/ als<lb/>
der Tod &#x017F;elb&#x017F;t. Wann &#x017F;on&#x017F;ten die&#x017F;e Mem-<lb/>
men unter ihre Verwandten und Freun-<lb/>
den/ welche alle gla&#x0364;ntzeten von Ruhm/ zu-<lb/>
ru&#x0364;ck kommen/ wurden &#x017F;ie von ihnen auffs<lb/>
a&#x0364;rg&#x017F;te ver&#x017F;pottet und verachtet. Das i&#x017F;t<lb/>
die &#x017F;cho&#x0364;ne Regul/ die den Ro&#x0364;mern &#x017F;o viel<lb/>
Triumpfe fa&#x017F;t u&#x0364;ber den mei&#x017F;ten Theil des<lb/>
Erdbodems/ in die Ha&#x0364;nde ge&#x017F;pielet hat.<lb/>
Und wir &#x017F;ehen bey den Poeten und bey den<lb/>
Ge&#x017F;chicht&#x017F;chreibern/ daß manche Krieger/<lb/>
ob &#x017F;ie &#x017F;chon in der That &#x017F;ehr tapffer waren/<lb/>
bißweilen no&#x0364;thig gehabt/ &#x017F;ich dergleichen<lb/>
Gedancken zumachen/ umb mit weniger<lb/>
Widerwillen einer harten Gefahr den<lb/>
Kopff zubieten. Hector/ bey Homeren/<lb/>
wil &#x017F;ich lieber mit Achillen in einen Zwey-<lb/>
Kampff einla&#x017F;&#x017F;en/ als &#x017F;ich nach Troja zu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ru&#x0364;cke</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0033] Welt-Mann. ihr Abſehen hatten/ damit man die Tapf- ferkeit beehrete und ſie mit anſtaͤndigen Vergeltungen verſahe; da man hingegen die Feigheit mit Straffe und mit allerley Unehre belegete. Man lies darein mit ver- faſſen/ es waͤre beſſer Leben verlohren als Ehre/ und daß ſolche Leute/ ſo in der Schlacht ihre Schuldigkeit verabſaͤumetẽ/ eine Schande ein zuſchlucken haͤtten/ wel- che ihnen weit uͤbeler bekommen wuͤrde/ als der Tod ſelbſt. Wann ſonſten dieſe Mem- men unter ihre Verwandten und Freun- den/ welche alle glaͤntzeten von Ruhm/ zu- ruͤck kommen/ wurden ſie von ihnen auffs aͤrgſte verſpottet und verachtet. Das iſt die ſchoͤne Regul/ die den Roͤmern ſo viel Triumpfe faſt uͤber den meiſten Theil des Erdbodems/ in die Haͤnde geſpielet hat. Und wir ſehen bey den Poeten und bey den Geſchichtſchreibern/ daß manche Krieger/ ob ſie ſchon in der That ſehr tapffer waren/ bißweilen noͤthig gehabt/ ſich dergleichen Gedancken zumachen/ umb mit weniger Widerwillen einer harten Gefahr den Kopff zubieten. Hector/ bey Homeren/ wil ſich lieber mit Achillen in einen Zwey- Kampff einlaſſen/ als ſich nach Troja zu- ruͤcke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/33
Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/33>, abgerufen am 28.04.2024.