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[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

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Welt-Mann.
haben müssen/ und daß sie anders vor
nichts als vor unrechtmässige Einnehmun-
gen können gehalten werden. Also sehen
wir noch diese Stunde/ wie ein grosser
Herr/ ehe er seine Waffen in ein Land setzet/
die Gerechtigkeit seines Feldzugs zuvor der
gantzen Welt dar zuthun geschäfftig ist.

So viel haben wir rathsam gehalten zu-
reden von einer Tugend/ welche die Tu-
gend der meisten rechtschaffenen Leute seyn
muß/ und die/ weil sie mehr Glantz hat als
die andern/ ohne Zweiffel auch einen schö-
nen Ruhm gibt. Das wenige so ich vor sie
spreche/ darff niemanden frembd vorkom-
men; Dann gleichwie fast keine Herrschafft
ist/ die nicht einen Krieg habe/ oder haben
könne/ als hat man denen hohen Kriegs-
Häuptern mehr Ehre beylegen wollen/ als
der hohen Obrigkeit selbst/ sowol deßwegen
weil die Tapfferkeit denen Völckern gemei-
niglich überauß grossen Nutzen schafft/ in-
dem sie dieselben entweder vertheidiget oder
mit eroberten Plätzen bereichert; als auch/
weil man keine tapffere Thaten thun kan/
es sey dann daß man sich öffter und tieffer
in die Gefahr begebe/ als man bey andern
Tugenden nicht nöthig hat. Auff der an-

dern

Welt-Mann.
haben muͤſſen/ und daß ſie anders vor
nichts als vor unrechtmaͤſſige Einnehmun-
gen koͤnnen gehalten werden. Alſo ſehen
wir noch dieſe Stunde/ wie ein groſſer
Herr/ ehe er ſeine Waffen in ein Land ſetzet/
die Gerechtigkeit ſeines Feldzugs zuvor der
gantzen Welt dar zuthun geſchaͤfftig iſt.

So viel haben wir rathſam gehalten zu-
reden von einer Tugend/ welche die Tu-
gend der meiſten rechtſchaffenen Leute ſeyn
muß/ und die/ weil ſie mehr Glantz hat als
die andern/ ohne Zweiffel auch einen ſchoͤ-
nen Ruhm gibt. Das wenige ſo ich vor ſie
ſpreche/ darff niemanden frembd vorkom-
men; Dann gleichwie faſt keine Herrſchafft
iſt/ die nicht einen Krieg habe/ oder haben
koͤnne/ als hat man denen hohen Kriegs-
Haͤuptern mehr Ehre beylegen wollen/ als
der hohen Obrigkeit ſelbſt/ ſowol deßwegen
weil die Tapfferkeit denen Voͤlckern gemei-
niglich uͤberauß groſſen Nutzen ſchafft/ in-
dem ſie dieſelben entweder vertheidiget oder
mit eroberten Plaͤtzen bereichert; als auch/
weil man keine tapffere Thaten thun kan/
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in die Gefahr begebe/ als man bey andern
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[23/0039] Welt-Mann. haben muͤſſen/ und daß ſie anders vor nichts als vor unrechtmaͤſſige Einnehmun- gen koͤnnen gehalten werden. Alſo ſehen wir noch dieſe Stunde/ wie ein groſſer Herr/ ehe er ſeine Waffen in ein Land ſetzet/ die Gerechtigkeit ſeines Feldzugs zuvor der gantzen Welt dar zuthun geſchaͤfftig iſt. So viel haben wir rathſam gehalten zu- reden von einer Tugend/ welche die Tu- gend der meiſten rechtſchaffenen Leute ſeyn muß/ und die/ weil ſie mehr Glantz hat als die andern/ ohne Zweiffel auch einen ſchoͤ- nen Ruhm gibt. Das wenige ſo ich vor ſie ſpreche/ darff niemanden frembd vorkom- men; Dann gleichwie faſt keine Herrſchafft iſt/ die nicht einen Krieg habe/ oder haben koͤnne/ als hat man denen hohen Kriegs- Haͤuptern mehr Ehre beylegen wollen/ als der hohen Obrigkeit ſelbſt/ ſowol deßwegen weil die Tapfferkeit denen Voͤlckern gemei- niglich uͤberauß groſſen Nutzen ſchafft/ in- dem ſie dieſelben entweder vertheidiget oder mit eroberten Plaͤtzen bereichert; als auch/ weil man keine tapffere Thaten thun kan/ es ſey dann daß man ſich oͤffter und tieffer in die Gefahr begebe/ als man bey andern Tugenden nicht noͤthig hat. Auff der an- dern

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/39>, abgerufen am 27.04.2024.