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[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

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Der vollkommene
dieser Regul keinen Einspruch thun/ da
man saget/ wir besitzen den Reichthum bloß
zu dem Ende/ daß wir uns dessen bedienen
können/ und daß wir das Hertz niemal so
gar daran hängen sollen/ daß wir solten
Verdruß haben/ wann wir ihn verlieren
mögten.

Was wir von dem Reichthum gesagt
haben/ kan man auch von Ehren und
Würden verstehen.

Betreffende den Schmertz deß Leibes/
solten wohl viel Leute mit Montagne befin-
den/ daß er weit unerträglicher sey/ als die
Armuth. Und mag die stoltze Meinung der
Stoicorum in ihrem Werth und in ihrem
[U]nwerth verbleiben/ betrachtet doch der
[m]eiste Theil der Welt denselben dermassen
[a]ls ein grosses Ubel/ daß man leicht den je-
[ni]gen verzeihet/ die/ umb sich vor demselben
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]s sichere zubringen/ nichts vergessen von
[a]llem/ so sie rechtmässiger Weise und ohne
[verlorenes Material - Zeichen fehlt]re Verkleinerung werckstellig machen
[kö]nnen. So ist es dann gewiß was selt-
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]ames/ daß so wenig Leute dieser Ursachen
[h]alber ihre Lebens-Art wohl einrichten/
[u]nd daß es im Gegentheil eine unzehliche
[M]enge der jenigen giebt/ die alle Augen-

blick

Der vollkommene
dieſer Regul keinen Einſpruch thun/ da
man ſaget/ wir beſitzen den Reichthum bloß
zu dem Ende/ daß wir uns deſſen bedienen
koͤnnen/ und daß wir das Hertz niemal ſo
gar daran haͤngen ſollen/ daß wir ſolten
Verdruß haben/ wann wir ihn verlieren
moͤgten.

Was wir von dem Reichthum geſagt
haben/ kan man auch von Ehren und
Wuͤrden verſtehen.

Betreffende den Schmertz deß Leibes/
ſolten wohl viel Leute mit Montagne befin-
den/ daß er weit unertraͤglicher ſey/ als die
Armuth. Und mag die ſtoltze Meinung der
Stoicorum in ihrem Werth und in ihrem
[U]nwerth verbleiben/ betrachtet doch der
[m]eiſte Theil der Welt denſelben dermaſſen
[a]ls ein groſſes Ubel/ daß man leicht den je-
[ni]gen verzeihet/ die/ umb ſich vor demſelben
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]s ſichere zubringen/ nichts vergeſſen von
[a]llem/ ſo ſie rechtmaͤſſiger Weiſe und ohne
[verlorenes Material – Zeichen fehlt]re Verkleinerung werckſtellig machen
[kö]nnen. So iſt es dann gewiß was ſelt-
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]ames/ daß ſo wenig Leute dieſer Urſachen
[h]alber ihre Lebens-Art wohl einrichten/
[u]nd daß es im Gegentheil eine unzehliche
[M]enge der jenigen giebt/ die alle Augen-

blick
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[58/0074] Der vollkommene dieſer Regul keinen Einſpruch thun/ da man ſaget/ wir beſitzen den Reichthum bloß zu dem Ende/ daß wir uns deſſen bedienen koͤnnen/ und daß wir das Hertz niemal ſo gar daran haͤngen ſollen/ daß wir ſolten Verdruß haben/ wann wir ihn verlieren moͤgten. Was wir von dem Reichthum geſagt haben/ kan man auch von Ehren und Wuͤrden verſtehen. Betreffende den Schmertz deß Leibes/ ſolten wohl viel Leute mit Montagne befin- den/ daß er weit unertraͤglicher ſey/ als die Armuth. Und mag die ſtoltze Meinung der Stoicorum in ihrem Werth und in ihrem Unwerth verbleiben/ betrachtet doch der meiſte Theil der Welt denſelben dermaſſen als ein groſſes Ubel/ daß man leicht den je- nigen verzeihet/ die/ umb ſich vor demſelben _s ſichere zubringen/ nichts vergeſſen von allem/ ſo ſie rechtmaͤſſiger Weiſe und ohne _ re Verkleinerung werckſtellig machen können. So iſt es dann gewiß was ſelt- _ames/ daß ſo wenig Leute dieſer Urſachen halber ihre Lebens-Art wohl einrichten/ und daß es im Gegentheil eine unzehliche Menge der jenigen giebt/ die alle Augen- blick

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/74>, abgerufen am 10.05.2024.