Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Welt-Mann.
gegen Otto seinen Feind und Mitbuhler
umb das Reich/ itzt gleich darinn begriffen
ist/ daß er mit ihm ins Handgemeng kom-
men wil/ siehet er einen Soldaten vor ihn
treten/ der den blutigen Degen noch in der
Hand hat/ und ihn versichert/ daß er gleich
jetzo Otton niedergestossen. Gewiß ists/ daß
das die gröste Ursach zur Freude war/ so
man Galben hätte jemals geben können;
und gleichwohl ließ er nicht mercken/ was
eine Zeitung/ die falsch seyn kunte/ und die
es auch in der That war/ in seinem Hertzen
erwecket hatte/ und vergnügte sich/ daß er
zu diesem Soldaten sagte: Freund/
wer hat dir befohlen ihn nieder zu-
stossen?

Jederman weiß/ wie sich Carolus V. an-
stellete/ damals als er erfuhr/ daß der Pabst
Clemens VII. sein Feind von seiner Armee in
dem Schloß S. Angelo belagert war. Er
ließ nicht allein keine Freude/ sondern viel-
mehr ein Trauren verspüren/ ja er legte die
Trauer an/ und befahl seinem Hofe der-
gleichen zuthun. Er ließ öffentliche Bet-
Stunden halten für die Erledigung deß
Pabsts/ und protestirte, daß er niemals
Ordre gegeben hätte ihn zubelägern. Die-

ser

Welt-Mann.
gegen Otto ſeinen Feind und Mitbuhler
umb das Reich/ itzt gleich darinn begriffen
iſt/ daß er mit ihm ins Handgemeng kom-
men wil/ ſiehet er einen Soldaten vor ihn
treten/ der den blutigen Degen noch in der
Hand hat/ und ihn verſichert/ daß er gleich
jetzo Otton niedergeſtoſſen. Gewiß iſts/ daß
das die groͤſte Urſach zur Freude war/ ſo
man Galben haͤtte jemals geben koͤnnen;
und gleichwohl ließ er nicht mercken/ was
eine Zeitung/ die falſch ſeyn kunte/ und die
es auch in der That war/ in ſeinem Hertzen
erwecket hatte/ und vergnuͤgte ſich/ daß er
zu dieſem Soldaten ſagte: Freund/
wer hat dir befohlen ihn nieder zu-
ſtoſſen?

Jederman weiß/ wie ſich Carolus V. an-
ſtellete/ damals als er erfuhr/ daß der Pabſt
Clemens VII. ſein Feind von ſeiner Armee in
dem Schloß S. Angelo belagert war. Er
ließ nicht allein keine Freude/ ſondern viel-
mehr ein Trauren verſpuͤren/ ja er legte die
Trauer an/ und befahl ſeinem Hofe der-
gleichen zuthun. Er ließ oͤffentliche Bet-
Stunden halten fuͤr die Erledigung deß
Pabſts/ und proteſtirte, daß er niemals
Ordre gegeben haͤtte ihn zubelaͤgern. Die-

ſer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <p><pb facs="#f0079" n="63"/><fw place="top" type="header">Welt-Mann.</fw><lb/>
gegen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Otto</hi></hi> &#x017F;einen Feind und Mitbuhler<lb/>
umb das Reich/ itzt gleich darinn begriffen<lb/>
i&#x017F;t/ daß er mit ihm ins Handgemeng kom-<lb/>
men wil/ &#x017F;iehet er einen Soldaten vor ihn<lb/>
treten/ der den blutigen Degen noch in der<lb/>
Hand hat/ und ihn ver&#x017F;ichert/ daß er gleich<lb/>
jetzo <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Otton</hi></hi> niederge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. Gewiß i&#x017F;ts/ daß<lb/>
das die gro&#x0364;&#x017F;te Ur&#x017F;ach zur Freude war/ &#x017F;o<lb/>
man <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Galben</hi></hi> ha&#x0364;tte jemals geben ko&#x0364;nnen;<lb/>
und gleichwohl ließ er nicht mercken/ was<lb/>
eine Zeitung/ die fal&#x017F;ch &#x017F;eyn kunte/ und die<lb/>
es auch in der That war/ in &#x017F;einem Hertzen<lb/>
erwecket hatte/ und vergnu&#x0364;gte &#x017F;ich/ daß er<lb/>
zu die&#x017F;em Soldaten &#x017F;agte: <hi rendition="#b"><hi rendition="#fr">Freund/<lb/>
wer hat dir befohlen ihn nieder zu-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en?</hi></hi></p><lb/>
        <p>Jederman weiß/ wie &#x017F;ich <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Carolus V.</hi></hi> an-<lb/>
&#x017F;tellete/ damals als er erfuhr/ daß der Pab&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Clemens VII.</hi></hi> &#x017F;ein Feind von &#x017F;einer Armee in<lb/>
dem Schloß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">S. Angelo</hi></hi> belagert war. Er<lb/>
ließ nicht allein keine Freude/ &#x017F;ondern viel-<lb/>
mehr ein Trauren ver&#x017F;pu&#x0364;ren/ ja er legte die<lb/>
Trauer an/ und befahl &#x017F;einem Hofe der-<lb/>
gleichen zuthun. Er ließ o&#x0364;ffentliche Bet-<lb/>
Stunden halten fu&#x0364;r die Erledigung deß<lb/>
Pab&#x017F;ts/ und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">prote&#x017F;tirte,</hi></hi> daß er niemals<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ordre</hi></hi> gegeben ha&#x0364;tte ihn zubela&#x0364;gern. Die-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;er</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0079] Welt-Mann. gegen Otto ſeinen Feind und Mitbuhler umb das Reich/ itzt gleich darinn begriffen iſt/ daß er mit ihm ins Handgemeng kom- men wil/ ſiehet er einen Soldaten vor ihn treten/ der den blutigen Degen noch in der Hand hat/ und ihn verſichert/ daß er gleich jetzo Otton niedergeſtoſſen. Gewiß iſts/ daß das die groͤſte Urſach zur Freude war/ ſo man Galben haͤtte jemals geben koͤnnen; und gleichwohl ließ er nicht mercken/ was eine Zeitung/ die falſch ſeyn kunte/ und die es auch in der That war/ in ſeinem Hertzen erwecket hatte/ und vergnuͤgte ſich/ daß er zu dieſem Soldaten ſagte: Freund/ wer hat dir befohlen ihn nieder zu- ſtoſſen? Jederman weiß/ wie ſich Carolus V. an- ſtellete/ damals als er erfuhr/ daß der Pabſt Clemens VII. ſein Feind von ſeiner Armee in dem Schloß S. Angelo belagert war. Er ließ nicht allein keine Freude/ ſondern viel- mehr ein Trauren verſpuͤren/ ja er legte die Trauer an/ und befahl ſeinem Hofe der- gleichen zuthun. Er ließ oͤffentliche Bet- Stunden halten fuͤr die Erledigung deß Pabſts/ und proteſtirte, daß er niemals Ordre gegeben haͤtte ihn zubelaͤgern. Die- ſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/79
Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/79>, abgerufen am 10.05.2024.