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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An sich betr.
in Stämmen, worinn sich mehr Zweige versammlen, ja in
gemeinschaftliche Stämme ganz verschiedener Nerven, und
selbst ins Rückenmark dringt, das der allgemeine Stamm
einer großen Menge von Nerven ist, dennoch im Gehirne,
am Orte des Ursprungs des Nerven, der ihn empfangen
hat, unvermischt mit allen andern zugleich geschehenen äu-
ßern sinnlichen Eindrücken, die eben denselben Weg neh-
men, anlanget, und seine besondre materielle Jdee daselbst
erzeuget; §. 39. so gehen auch die sinnlichen Eindrücke
der Vorstellungen,
aus den Oertern des Gehirns, wor-
inn sie entstehen, durch die daraus entspringenden Nerven-
stämme, bis zu den bestimmten Zweigen und Endungen
herab, und pflanzen sich dadurch fort, ohne sich mit den
zugleich geschehenen Eindrücken andrer Vorstellungen ins
Gehirn zu vermischen, ob sie gleich durch einerley Stämme,
ja wenn sie gleich erst durch das Rückenmark in größere
Nervenstämme und von da in kleinere Zweige gemeinschaft-
lich mit einander herabgehen. §. 124. Der Grund von bey-
den Erscheinungen ist einer und eben derselbe. §. 39. Jm
Ursprunge des Nerven sind schon alle seine Faden getheilet,
und laufen so für sich besonders, obgleich als Theile eines
und ebendesselben größern Nerven, bis zu ihrem bestimm-
ten Orte im Körper. §. 13. Jeder ganzer Nerve hat wie-
der seinen besondern Ort des Ursprungs im Gehirne, und
ob sich gleich derselbe unterwegens mit mehrern in große
Stämme, dergleichen z. E. das Rückenmark ist, vereinigt,
und hernach wieder in Zweige zertheilet, so bleibt er doch
immer für sich abgesondert, und geht seinen eignen Weg
bis an seinen bestimmten Ort fort. Es mag also ein sinn-
cher Eindruck im Gehirne einen ganzen Nerven, welchen
er wolle, oder, in einem Ursprunge eines Nerven, einen
seiner Fäden, zugleich rühren, indem zehn andre solche sinn-
liche Eindrücke die Ursprünge andrer Nerven, oder andrer
einzelner Faden in einem und eben demselben Nerven rüh-
ren, so pflanzet sich doch jeder in seinem besondern Nerven,
oder im besondern Faden dessen, den er gerühret hat, beson-

ders

I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
in Staͤmmen, worinn ſich mehr Zweige verſammlen, ja in
gemeinſchaftliche Staͤmme ganz verſchiedener Nerven, und
ſelbſt ins Ruͤckenmark dringt, das der allgemeine Stamm
einer großen Menge von Nerven iſt, dennoch im Gehirne,
am Orte des Urſprungs des Nerven, der ihn empfangen
hat, unvermiſcht mit allen andern zugleich geſchehenen aͤu-
ßern ſinnlichen Eindruͤcken, die eben denſelben Weg neh-
men, anlanget, und ſeine beſondre materielle Jdee daſelbſt
erzeuget; §. 39. ſo gehen auch die ſinnlichen Eindruͤcke
der Vorſtellungen,
aus den Oertern des Gehirns, wor-
inn ſie entſtehen, durch die daraus entſpringenden Nerven-
ſtaͤmme, bis zu den beſtimmten Zweigen und Endungen
herab, und pflanzen ſich dadurch fort, ohne ſich mit den
zugleich geſchehenen Eindruͤcken andrer Vorſtellungen ins
Gehirn zu vermiſchen, ob ſie gleich durch einerley Staͤmme,
ja wenn ſie gleich erſt durch das Ruͤckenmark in groͤßere
Nervenſtaͤmme und von da in kleinere Zweige gemeinſchaft-
lich mit einander herabgehen. §. 124. Der Grund von bey-
den Erſcheinungen iſt einer und eben derſelbe. §. 39. Jm
Urſprunge des Nerven ſind ſchon alle ſeine Faden getheilet,
und laufen ſo fuͤr ſich beſonders, obgleich als Theile eines
und ebendeſſelben groͤßern Nerven, bis zu ihrem beſtimm-
ten Orte im Koͤrper. §. 13. Jeder ganzer Nerve hat wie-
der ſeinen beſondern Ort des Urſprungs im Gehirne, und
ob ſich gleich derſelbe unterwegens mit mehrern in große
Staͤmme, dergleichen z. E. das Ruͤckenmark iſt, vereinigt,
und hernach wieder in Zweige zertheilet, ſo bleibt er doch
immer fuͤr ſich abgeſondert, und geht ſeinen eignen Weg
bis an ſeinen beſtimmten Ort fort. Es mag alſo ein ſinn-
cher Eindruck im Gehirne einen ganzen Nerven, welchen
er wolle, oder, in einem Urſprunge eines Nerven, einen
ſeiner Faͤden, zugleich ruͤhren, indem zehn andre ſolche ſinn-
liche Eindruͤcke die Urſpruͤnge andrer Nerven, oder andrer
einzelner Faden in einem und eben demſelben Nerven ruͤh-
ren, ſo pflanzet ſich doch jeder in ſeinem beſondern Nerven,
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[118/0142] I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr. in Staͤmmen, worinn ſich mehr Zweige verſammlen, ja in gemeinſchaftliche Staͤmme ganz verſchiedener Nerven, und ſelbſt ins Ruͤckenmark dringt, das der allgemeine Stamm einer großen Menge von Nerven iſt, dennoch im Gehirne, am Orte des Urſprungs des Nerven, der ihn empfangen hat, unvermiſcht mit allen andern zugleich geſchehenen aͤu- ßern ſinnlichen Eindruͤcken, die eben denſelben Weg neh- men, anlanget, und ſeine beſondre materielle Jdee daſelbſt erzeuget; §. 39. ſo gehen auch die ſinnlichen Eindruͤcke der Vorſtellungen, aus den Oertern des Gehirns, wor- inn ſie entſtehen, durch die daraus entſpringenden Nerven- ſtaͤmme, bis zu den beſtimmten Zweigen und Endungen herab, und pflanzen ſich dadurch fort, ohne ſich mit den zugleich geſchehenen Eindruͤcken andrer Vorſtellungen ins Gehirn zu vermiſchen, ob ſie gleich durch einerley Staͤmme, ja wenn ſie gleich erſt durch das Ruͤckenmark in groͤßere Nervenſtaͤmme und von da in kleinere Zweige gemeinſchaft- lich mit einander herabgehen. §. 124. Der Grund von bey- den Erſcheinungen iſt einer und eben derſelbe. §. 39. Jm Urſprunge des Nerven ſind ſchon alle ſeine Faden getheilet, und laufen ſo fuͤr ſich beſonders, obgleich als Theile eines und ebendeſſelben groͤßern Nerven, bis zu ihrem beſtimm- ten Orte im Koͤrper. §. 13. Jeder ganzer Nerve hat wie- der ſeinen beſondern Ort des Urſprungs im Gehirne, und ob ſich gleich derſelbe unterwegens mit mehrern in große Staͤmme, dergleichen z. E. das Ruͤckenmark iſt, vereinigt, und hernach wieder in Zweige zertheilet, ſo bleibt er doch immer fuͤr ſich abgeſondert, und geht ſeinen eignen Weg bis an ſeinen beſtimmten Ort fort. Es mag alſo ein ſinn- cher Eindruck im Gehirne einen ganzen Nerven, welchen er wolle, oder, in einem Urſprunge eines Nerven, einen ſeiner Faͤden, zugleich ruͤhren, indem zehn andre ſolche ſinn- liche Eindruͤcke die Urſpruͤnge andrer Nerven, oder andrer einzelner Faden in einem und eben demſelben Nerven ruͤh- ren, ſo pflanzet ſich doch jeder in ſeinem beſondern Nerven, oder im beſondern Faden deſſen, den er geruͤhret hat, beſon- ders

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/142>, abgerufen am 21.11.2024.