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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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Wirk. d. mat. Jd. durch die Nerv. in den Mechan.
muß. Jn alle Muskeln dringen häufige Nerven hinein,
die sich mit den Blutgefäßen im zelligten Gewebe derselben
vertheilen, vorher aber ihre harte Decke ablegen, weich wer-
den, und sich dem Auge entziehen, noch ehe man ihr äu-
ßerstes Ende erreichen kann. H. P. §. 398. "Die Ner-
"ven, die in die Muskeln häufiger, als in andre Theile des
"Körpers eindringen, verwandeln sich in ihnen in Aeste,
"welche die Blutgefäße begleiten. Sie werden immer zar-
"ter, je weiter sie fortlaufen, vertragen endlich nicht ein-
"mal mehr die Berührung eines Werkzeugs, und man
"kann sie bis zu ihren breyartigen Enden nicht (so, wie an-
"dre Nerven,) verfolgen." H. gr. P. 4 B. S. 314. Man
kann also mit Recht behaupten, daß sich das weiche Ner-
venmark in den Muskelfasern verliere, und sich ihrer Sub-
stanz einverleibe. Monro de Nervis. §. 22. Wenn durch
einen sinnlichen Eindruck in den Nerven ein Muskel, der,
sich selbst gelassen, allezeit von Natur schlaff und weich
bleibt, H. P. §. 418. in Bewegung gesetzet wird, so ziehen
sich seine Fasern und Endungen gegen die Mitte seines
Bauchs zusammen, und der ganze Muskel wird kürzer:
daher zieht er auch die Theile, an welchen er mit seinen
Sehnen befestiget ist, gegen einander. Der zusammenge-
zogene Muskel erhebt sich und wird zugleich hart, und
schwillt im Umfange so zu sagen auf. Die Sehnen ver-
halten sich dabey, wenn er sie an sich zieht, blos leidend,
und sind selbst weder beweglich, noch eines sinnlichen Ein-
drucks fähig. Der Muskel kann entweder ganz, oder nur
zum Theil beweget werden. Wenn das eine Ende dessel-
ben an einem unbeweglichen Theile befestiget ist, so beweget
sich nur derjenige Theil, der mit weichen kann. H. P. §.
405. Die Schlagadern, die in die Muskeln gehen,
werden zwar zu seiner Strucktur, oder, so zu sagen, zu
seiner Gesundheit erfodert, so daß er, ohne sie, zu den thie-
rischen Wirkungen bald unfähig wird, weil er erkranket:
§. 129. N. 4. aber die thierischen Wirkungen selbst hören
nicht unmittelbar mit dem Einflusse des Bluts auf, Monro

de

Wirk. d. mat. Jd. durch die Nerv. in den Mechan.
muß. Jn alle Muskeln dringen haͤufige Nerven hinein,
die ſich mit den Blutgefaͤßen im zelligten Gewebe derſelben
vertheilen, vorher aber ihre harte Decke ablegen, weich wer-
den, und ſich dem Auge entziehen, noch ehe man ihr aͤu-
ßerſtes Ende erreichen kann. H. P. §. 398. „Die Ner-
„ven, die in die Muskeln haͤufiger, als in andre Theile des
„Koͤrpers eindringen, verwandeln ſich in ihnen in Aeſte,
„welche die Blutgefaͤße begleiten. Sie werden immer zar-
„ter, je weiter ſie fortlaufen, vertragen endlich nicht ein-
„mal mehr die Beruͤhrung eines Werkzeugs, und man
„kann ſie bis zu ihren breyartigen Enden nicht (ſo, wie an-
„dre Nerven,) verfolgen.“ H. gr. P. 4 B. S. 314. Man
kann alſo mit Recht behaupten, daß ſich das weiche Ner-
venmark in den Muskelfaſern verliere, und ſich ihrer Sub-
ſtanz einverleibe. Monro de Nervis. §. 22. Wenn durch
einen ſinnlichen Eindruck in den Nerven ein Muskel, der,
ſich ſelbſt gelaſſen, allezeit von Natur ſchlaff und weich
bleibt, H. P. §. 418. in Bewegung geſetzet wird, ſo ziehen
ſich ſeine Faſern und Endungen gegen die Mitte ſeines
Bauchs zuſammen, und der ganze Muskel wird kuͤrzer:
daher zieht er auch die Theile, an welchen er mit ſeinen
Sehnen befeſtiget iſt, gegen einander. Der zuſammenge-
zogene Muskel erhebt ſich und wird zugleich hart, und
ſchwillt im Umfange ſo zu ſagen auf. Die Sehnen ver-
halten ſich dabey, wenn er ſie an ſich zieht, blos leidend,
und ſind ſelbſt weder beweglich, noch eines ſinnlichen Ein-
drucks faͤhig. Der Muskel kann entweder ganz, oder nur
zum Theil beweget werden. Wenn das eine Ende deſſel-
ben an einem unbeweglichen Theile befeſtiget iſt, ſo beweget
ſich nur derjenige Theil, der mit weichen kann. H. P. §.
405. Die Schlagadern, die in die Muskeln gehen,
werden zwar zu ſeiner Strucktur, oder, ſo zu ſagen, zu
ſeiner Geſundheit erfodert, ſo daß er, ohne ſie, zu den thie-
riſchen Wirkungen bald unfaͤhig wird, weil er erkranket:
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[155/0179] Wirk. d. mat. Jd. durch die Nerv. in den Mechan. muß. Jn alle Muskeln dringen haͤufige Nerven hinein, die ſich mit den Blutgefaͤßen im zelligten Gewebe derſelben vertheilen, vorher aber ihre harte Decke ablegen, weich wer- den, und ſich dem Auge entziehen, noch ehe man ihr aͤu- ßerſtes Ende erreichen kann. H. P. §. 398. „Die Ner- „ven, die in die Muskeln haͤufiger, als in andre Theile des „Koͤrpers eindringen, verwandeln ſich in ihnen in Aeſte, „welche die Blutgefaͤße begleiten. Sie werden immer zar- „ter, je weiter ſie fortlaufen, vertragen endlich nicht ein- „mal mehr die Beruͤhrung eines Werkzeugs, und man „kann ſie bis zu ihren breyartigen Enden nicht (ſo, wie an- „dre Nerven,) verfolgen.“ H. gr. P. 4 B. S. 314. Man kann alſo mit Recht behaupten, daß ſich das weiche Ner- venmark in den Muskelfaſern verliere, und ſich ihrer Sub- ſtanz einverleibe. Monro de Nervis. §. 22. Wenn durch einen ſinnlichen Eindruck in den Nerven ein Muskel, der, ſich ſelbſt gelaſſen, allezeit von Natur ſchlaff und weich bleibt, H. P. §. 418. in Bewegung geſetzet wird, ſo ziehen ſich ſeine Faſern und Endungen gegen die Mitte ſeines Bauchs zuſammen, und der ganze Muskel wird kuͤrzer: daher zieht er auch die Theile, an welchen er mit ſeinen Sehnen befeſtiget iſt, gegen einander. Der zuſammenge- zogene Muskel erhebt ſich und wird zugleich hart, und ſchwillt im Umfange ſo zu ſagen auf. Die Sehnen ver- halten ſich dabey, wenn er ſie an ſich zieht, blos leidend, und ſind ſelbſt weder beweglich, noch eines ſinnlichen Ein- drucks faͤhig. Der Muskel kann entweder ganz, oder nur zum Theil beweget werden. Wenn das eine Ende deſſel- ben an einem unbeweglichen Theile befeſtiget iſt, ſo beweget ſich nur derjenige Theil, der mit weichen kann. H. P. §. 405. Die Schlagadern, die in die Muskeln gehen, werden zwar zu ſeiner Strucktur, oder, ſo zu ſagen, zu ſeiner Geſundheit erfodert, ſo daß er, ohne ſie, zu den thie- riſchen Wirkungen bald unfaͤhig wird, weil er erkranket: §. 129. N. 4. aber die thieriſchen Wirkungen ſelbſt hoͤren nicht unmittelbar mit dem Einfluſſe des Bluts auf, Monro de

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/179>, abgerufen am 11.05.2024.