Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

der äußern Empfindungen.
äußern Empfindung einer solchen Haut in andern Theilen
hervorbringen. §. 129. So machet ein Kitzel in der
Schleimhaut der Nase ein Niesen, eine convulsivische Be-
wegung des Zwerchfelles und der Muskeln zum Athemho-
len, deren Nerven mit denen in der Schleimhaut in einem
natürlichen Zusammenhange stehen, und so verursachet
manche äußere Empfindung in der äußern Haut Erschütte-
rungen der durch die Nerven ihr verwandten Muskeln,
welche man ein Schaudern oder Zittern nennet, u. s. w.
Ob aber gleich in den empfindlichen nicht fleischigten Häu-
ten an den gereizten Stellen keine sichtbaren thierischen Be-
wegungen, wie in den Muskeln und Fleischhäuten entste-
hen; so erfolgen doch an denselbigen Stellen, wenn die
Berührung eine Ader, oder ein andres Saftgefäß, oder die
Endungen solcher, oder eine Drüse, oder sonst einen Theil
dieser Häute, der einen Einfluß von Nerven leidet, betrifft,
auch zugleich diejenigen, obgleich dem Auge nicht sichtba-
ren Seelenwirkungen der äußern Empfindung in diesen
Theilen, welche einem jeden seiner Natur nach eigen sind.
§. 168. 172. 207. So verursachet ein Kitzel in der
Schleimhaut der Nase einen Zufluß der Säfte, (Schnu-
pfen,) der eine Seelenwirkung des Kitzels in den kleinsten
Endungen der Gefäße, §. 207. oder in kleinen Drüsen ist;
§. 172 so entzündet sich und schwillt die äußere Haut, aus
gleichem Grunde, §. 207. von einer Schärfe, die sie
schmerzhaft reizet; und so zieht die äußere Empfindung der
Kälte die Schweißlöcher durch eine Seelenwirkung in die
äußersten Spitzen der Schlagadern zusammen und unter-
bricht die Ausdünstung der Haut. §. 168.

Andre nicht fleischigte Häute haben keine Nerven, die
sich innig mit ihnen verbinden, oder sich ihnen auch nur so,
wie den itzt eben erwähnten empfindlichen, einverleiben soll-
ten, sondern es gehen nur einige Nervenzweige hin und
wieder über sie hin, oder durch sie hindurch. Dergleichen
Häute sind, weil nur ein Nerve empfindet, blos an denje-
nigen Stellen empfindlich, wo ein Nerve in ihnen berühret

werden
N 3

der aͤußern Empfindungen.
aͤußern Empfindung einer ſolchen Haut in andern Theilen
hervorbringen. §. 129. So machet ein Kitzel in der
Schleimhaut der Naſe ein Nieſen, eine convulſiviſche Be-
wegung des Zwerchfelles und der Muskeln zum Athemho-
len, deren Nerven mit denen in der Schleimhaut in einem
natuͤrlichen Zuſammenhange ſtehen, und ſo verurſachet
manche aͤußere Empfindung in der aͤußern Haut Erſchuͤtte-
rungen der durch die Nerven ihr verwandten Muskeln,
welche man ein Schaudern oder Zittern nennet, u. ſ. w.
Ob aber gleich in den empfindlichen nicht fleiſchigten Haͤu-
ten an den gereizten Stellen keine ſichtbaren thieriſchen Be-
wegungen, wie in den Muskeln und Fleiſchhaͤuten entſte-
hen; ſo erfolgen doch an denſelbigen Stellen, wenn die
Beruͤhrung eine Ader, oder ein andres Saftgefaͤß, oder die
Endungen ſolcher, oder eine Druͤſe, oder ſonſt einen Theil
dieſer Haͤute, der einen Einfluß von Nerven leidet, betrifft,
auch zugleich diejenigen, obgleich dem Auge nicht ſichtba-
ren Seelenwirkungen der aͤußern Empfindung in dieſen
Theilen, welche einem jeden ſeiner Natur nach eigen ſind.
§. 168. 172. 207. So verurſachet ein Kitzel in der
Schleimhaut der Naſe einen Zufluß der Saͤfte, (Schnu-
pfen,) der eine Seelenwirkung des Kitzels in den kleinſten
Endungen der Gefaͤße, §. 207. oder in kleinen Druͤſen iſt;
§. 172 ſo entzuͤndet ſich und ſchwillt die aͤußere Haut, aus
gleichem Grunde, §. 207. von einer Schaͤrfe, die ſie
ſchmerzhaft reizet; und ſo zieht die aͤußere Empfindung der
Kaͤlte die Schweißloͤcher durch eine Seelenwirkung in die
aͤußerſten Spitzen der Schlagadern zuſammen und unter-
bricht die Ausduͤnſtung der Haut. §. 168.

Andre nicht fleiſchigte Haͤute haben keine Nerven, die
ſich innig mit ihnen verbinden, oder ſich ihnen auch nur ſo,
wie den itzt eben erwaͤhnten empfindlichen, einverleiben ſoll-
ten, ſondern es gehen nur einige Nervenzweige hin und
wieder uͤber ſie hin, oder durch ſie hindurch. Dergleichen
Haͤute ſind, weil nur ein Nerve empfindet, blos an denje-
nigen Stellen empfindlich, wo ein Nerve in ihnen beruͤhret

werden
N 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0221" n="197"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der a&#x0364;ußern Empfindungen.</hi></fw><lb/>
a&#x0364;ußern Empfindung einer &#x017F;olchen Haut in andern Theilen<lb/>
hervorbringen. §. 129. So machet ein Kitzel in der<lb/>
Schleimhaut der Na&#x017F;e ein Nie&#x017F;en, eine convul&#x017F;ivi&#x017F;che Be-<lb/>
wegung des Zwerchfelles und der Muskeln zum Athemho-<lb/>
len, deren Nerven mit denen in der Schleimhaut in einem<lb/>
natu&#x0364;rlichen Zu&#x017F;ammenhange &#x017F;tehen, und &#x017F;o verur&#x017F;achet<lb/>
manche a&#x0364;ußere Empfindung in der a&#x0364;ußern Haut Er&#x017F;chu&#x0364;tte-<lb/>
rungen der durch die Nerven ihr verwandten Muskeln,<lb/>
welche man ein Schaudern oder Zittern nennet, u. &#x017F;. w.<lb/>
Ob aber gleich in den empfindlichen nicht flei&#x017F;chigten Ha&#x0364;u-<lb/>
ten an den gereizten Stellen keine &#x017F;ichtbaren thieri&#x017F;chen Be-<lb/>
wegungen, wie in den Muskeln und Flei&#x017F;chha&#x0364;uten ent&#x017F;te-<lb/>
hen; &#x017F;o erfolgen doch an den&#x017F;elbigen Stellen, wenn die<lb/>
Beru&#x0364;hrung eine Ader, oder ein andres Saftgefa&#x0364;ß, oder die<lb/>
Endungen &#x017F;olcher, oder eine Dru&#x0364;&#x017F;e, oder &#x017F;on&#x017F;t einen Theil<lb/>
die&#x017F;er Ha&#x0364;ute, der einen Einfluß von Nerven leidet, betrifft,<lb/>
auch zugleich diejenigen, obgleich dem Auge nicht &#x017F;ichtba-<lb/>
ren Seelenwirkungen der a&#x0364;ußern Empfindung in die&#x017F;en<lb/>
Theilen, welche einem jeden &#x017F;einer Natur nach eigen &#x017F;ind.<lb/>
§. 168. 172. 207. So verur&#x017F;achet ein Kitzel in der<lb/>
Schleimhaut der Na&#x017F;e einen Zufluß der Sa&#x0364;fte, (Schnu-<lb/>
pfen,) der eine Seelenwirkung des Kitzels in den klein&#x017F;ten<lb/>
Endungen der Gefa&#x0364;ße, §. 207. oder in kleinen Dru&#x0364;&#x017F;en i&#x017F;t;<lb/>
§. 172 &#x017F;o entzu&#x0364;ndet &#x017F;ich und &#x017F;chwillt die a&#x0364;ußere Haut, aus<lb/>
gleichem Grunde, §. 207. von einer Scha&#x0364;rfe, die &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chmerzhaft reizet; und &#x017F;o zieht die a&#x0364;ußere Empfindung der<lb/>
Ka&#x0364;lte die Schweißlo&#x0364;cher durch eine Seelenwirkung in die<lb/>
a&#x0364;ußer&#x017F;ten Spitzen der Schlagadern zu&#x017F;ammen und unter-<lb/>
bricht die Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung der Haut. §. 168.</p><lb/>
              <p>Andre nicht flei&#x017F;chigte Ha&#x0364;ute haben keine Nerven, die<lb/>
&#x017F;ich innig mit ihnen verbinden, oder &#x017F;ich ihnen auch nur &#x017F;o,<lb/>
wie den itzt eben erwa&#x0364;hnten empfindlichen, einverleiben &#x017F;oll-<lb/>
ten, &#x017F;ondern es gehen nur einige Nervenzweige hin und<lb/>
wieder u&#x0364;ber &#x017F;ie hin, oder durch &#x017F;ie hindurch. Dergleichen<lb/>
Ha&#x0364;ute &#x017F;ind, weil nur ein Nerve empfindet, blos an denje-<lb/>
nigen Stellen empfindlich, wo ein Nerve in ihnen beru&#x0364;hret<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 3</fw><fw place="bottom" type="catch">werden</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0221] der aͤußern Empfindungen. aͤußern Empfindung einer ſolchen Haut in andern Theilen hervorbringen. §. 129. So machet ein Kitzel in der Schleimhaut der Naſe ein Nieſen, eine convulſiviſche Be- wegung des Zwerchfelles und der Muskeln zum Athemho- len, deren Nerven mit denen in der Schleimhaut in einem natuͤrlichen Zuſammenhange ſtehen, und ſo verurſachet manche aͤußere Empfindung in der aͤußern Haut Erſchuͤtte- rungen der durch die Nerven ihr verwandten Muskeln, welche man ein Schaudern oder Zittern nennet, u. ſ. w. Ob aber gleich in den empfindlichen nicht fleiſchigten Haͤu- ten an den gereizten Stellen keine ſichtbaren thieriſchen Be- wegungen, wie in den Muskeln und Fleiſchhaͤuten entſte- hen; ſo erfolgen doch an denſelbigen Stellen, wenn die Beruͤhrung eine Ader, oder ein andres Saftgefaͤß, oder die Endungen ſolcher, oder eine Druͤſe, oder ſonſt einen Theil dieſer Haͤute, der einen Einfluß von Nerven leidet, betrifft, auch zugleich diejenigen, obgleich dem Auge nicht ſichtba- ren Seelenwirkungen der aͤußern Empfindung in dieſen Theilen, welche einem jeden ſeiner Natur nach eigen ſind. §. 168. 172. 207. So verurſachet ein Kitzel in der Schleimhaut der Naſe einen Zufluß der Saͤfte, (Schnu- pfen,) der eine Seelenwirkung des Kitzels in den kleinſten Endungen der Gefaͤße, §. 207. oder in kleinen Druͤſen iſt; §. 172 ſo entzuͤndet ſich und ſchwillt die aͤußere Haut, aus gleichem Grunde, §. 207. von einer Schaͤrfe, die ſie ſchmerzhaft reizet; und ſo zieht die aͤußere Empfindung der Kaͤlte die Schweißloͤcher durch eine Seelenwirkung in die aͤußerſten Spitzen der Schlagadern zuſammen und unter- bricht die Ausduͤnſtung der Haut. §. 168. Andre nicht fleiſchigte Haͤute haben keine Nerven, die ſich innig mit ihnen verbinden, oder ſich ihnen auch nur ſo, wie den itzt eben erwaͤhnten empfindlichen, einverleiben ſoll- ten, ſondern es gehen nur einige Nervenzweige hin und wieder uͤber ſie hin, oder durch ſie hindurch. Dergleichen Haͤute ſind, weil nur ein Nerve empfindet, blos an denje- nigen Stellen empfindlich, wo ein Nerve in ihnen beruͤhret werden N 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/221
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/221>, abgerufen am 22.11.2024.