2. Weil die Seelenwirkungen der Einbildungen in den mechanischen Maschinen von denen, der wahren äu- ßern Empfindungen dasjenige verlieren, was bey diesen der äußere sinnliche Eindruck in die Nerven zu ihrer Stärke und Vollständigkeit beyträgt, §. 228. 229. dieser Ein- druck aber oft eben die Bewegungen, welche die Seelen- wirkungen der äußern Empfindung sind, zugleich durch seine blos thierische Kraft, §. 6. auch als eine Nervenwir- kung hervorbringt, §. 183. so fällt bey den Seelenwirkun- gen der Einbildungen in den mechanischen Maschinen diese Mitwirkung einer zwoten bewegenden Kraft zu ihren Be- wegungen hinweg, und wenn von dieser besondre Neben- wirkungen in der thierischen Oeconomie abhängen sollten, so fallen auch diese bey den Einbildungen hinweg, wenig- stens hangen sie denn nicht von ihnen ab, sondern wären nur zufälliger Weise damit verbunden. Wenn also gleich eine Einbildung die Merkmale a, b, c, aus einer ehemali- gen totalen äußern Empfindung wiederholet, mit welchen in den mechanischen Maschinen damals gewisse thierische Bewegungen verbunden waren, die aber nicht Seelenwir- kungen von den äußern Empfindungen a, b, c, sondern nur blos thierische Wirkungen (Nervenwirkungen §. 183.) des äußern sinnlichen Eindrucks, der dabey mitwirkte, gewe- sen; so bringt sie doch diese blos thierischen Bewegungen in den Maschinen nicht wieder mit hervor. So würde die Einbildung von einer Speise, die, wenn man sie wirklich äße, ob sie gleich im Magen gar nicht empfunden würde, §. 48. doch durch ihren äußern sinnlichen Eindruck in sei- ne Nerven, (durch eine Nervenwirkung, §. 183.) die Be- wegung der Gedärme reizte, unmöglich diesen Reiz der Gedärme, wenigstens nicht als eine Nervenwirkung, ver- ursachen können, und wenn von diesem Reize, als Ner- venwirkung, eine Nebenwirkung erfolgete, z. E. daß da- von der Urin getrieben würde, so müßte auch diese Neben- wirkung von der Einbildung nicht erfolgen.
§. 234.
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
2. Weil die Seelenwirkungen der Einbildungen in den mechaniſchen Maſchinen von denen, der wahren aͤu- ßern Empfindungen dasjenige verlieren, was bey dieſen der aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven zu ihrer Staͤrke und Vollſtaͤndigkeit beytraͤgt, §. 228. 229. dieſer Ein- druck aber oft eben die Bewegungen, welche die Seelen- wirkungen der aͤußern Empfindung ſind, zugleich durch ſeine blos thieriſche Kraft, §. 6. auch als eine Nervenwir- kung hervorbringt, §. 183. ſo faͤllt bey den Seelenwirkun- gen der Einbildungen in den mechaniſchen Maſchinen dieſe Mitwirkung einer zwoten bewegenden Kraft zu ihren Be- wegungen hinweg, und wenn von dieſer beſondre Neben- wirkungen in der thieriſchen Oeconomie abhaͤngen ſollten, ſo fallen auch dieſe bey den Einbildungen hinweg, wenig- ſtens hangen ſie denn nicht von ihnen ab, ſondern waͤren nur zufaͤlliger Weiſe damit verbunden. Wenn alſo gleich eine Einbildung die Merkmale a, b, c, aus einer ehemali- gen totalen aͤußern Empfindung wiederholet, mit welchen in den mechaniſchen Maſchinen damals gewiſſe thieriſche Bewegungen verbunden waren, die aber nicht Seelenwir- kungen von den aͤußern Empfindungen a, b, c, ſondern nur blos thieriſche Wirkungen (Nervenwirkungen §. 183.) des aͤußern ſinnlichen Eindrucks, der dabey mitwirkte, gewe- ſen; ſo bringt ſie doch dieſe blos thieriſchen Bewegungen in den Maſchinen nicht wieder mit hervor. So wuͤrde die Einbildung von einer Speiſe, die, wenn man ſie wirklich aͤße, ob ſie gleich im Magen gar nicht empfunden wuͤrde, §. 48. doch durch ihren aͤußern ſinnlichen Eindruck in ſei- ne Nerven, (durch eine Nervenwirkung, §. 183.) die Be- wegung der Gedaͤrme reizte, unmoͤglich dieſen Reiz der Gedaͤrme, wenigſtens nicht als eine Nervenwirkung, ver- urſachen koͤnnen, und wenn von dieſem Reize, als Ner- venwirkung, eine Nebenwirkung erfolgete, z. E. daß da- von der Urin getrieben wuͤrde, ſo muͤßte auch dieſe Neben- wirkung von der Einbildung nicht erfolgen.
§. 234.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0238"n="214"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I</hi> Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.</hi></fw><lb/><p>2. Weil die Seelenwirkungen der Einbildungen in<lb/>
den mechaniſchen Maſchinen von denen, der wahren aͤu-<lb/>
ßern Empfindungen dasjenige verlieren, was bey dieſen der<lb/>
aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven zu ihrer Staͤrke<lb/>
und Vollſtaͤndigkeit beytraͤgt, §. 228. 229. dieſer Ein-<lb/>
druck aber oft eben die Bewegungen, welche die Seelen-<lb/>
wirkungen der aͤußern Empfindung ſind, zugleich durch<lb/>ſeine blos thieriſche Kraft, §. 6. auch als eine Nervenwir-<lb/>
kung hervorbringt, §. 183. ſo faͤllt bey den Seelenwirkun-<lb/>
gen der Einbildungen in den mechaniſchen Maſchinen dieſe<lb/>
Mitwirkung einer zwoten bewegenden Kraft zu ihren Be-<lb/>
wegungen hinweg, und wenn von dieſer beſondre Neben-<lb/>
wirkungen in der thieriſchen Oeconomie abhaͤngen ſollten,<lb/>ſo fallen auch dieſe bey den Einbildungen hinweg, wenig-<lb/>ſtens hangen ſie denn nicht von ihnen ab, ſondern waͤren<lb/>
nur zufaͤlliger Weiſe damit verbunden. Wenn alſo gleich<lb/>
eine Einbildung die Merkmale <hirendition="#aq">a, b, c,</hi> aus einer ehemali-<lb/>
gen totalen aͤußern Empfindung wiederholet, mit welchen<lb/>
in den mechaniſchen Maſchinen damals gewiſſe thieriſche<lb/>
Bewegungen verbunden waren, die aber nicht Seelenwir-<lb/>
kungen von den aͤußern Empfindungen <hirendition="#aq">a, b, c,</hi>ſondern nur<lb/>
blos thieriſche Wirkungen (Nervenwirkungen §. 183.) des<lb/>
aͤußern ſinnlichen Eindrucks, der dabey mitwirkte, gewe-<lb/>ſen; ſo bringt ſie doch dieſe blos thieriſchen Bewegungen<lb/>
in den Maſchinen nicht wieder mit hervor. So wuͤrde die<lb/>
Einbildung von einer Speiſe, die, wenn man ſie wirklich<lb/>
aͤße, ob ſie gleich im Magen gar nicht empfunden wuͤrde,<lb/>
§. 48. doch durch ihren aͤußern ſinnlichen Eindruck in ſei-<lb/>
ne Nerven, (durch eine Nervenwirkung, §. 183.) die Be-<lb/>
wegung der Gedaͤrme reizte, unmoͤglich dieſen Reiz der<lb/>
Gedaͤrme, wenigſtens nicht als eine Nervenwirkung, ver-<lb/>
urſachen koͤnnen, und wenn von dieſem Reize, als Ner-<lb/>
venwirkung, eine Nebenwirkung erfolgete, z. E. daß da-<lb/>
von der Urin getrieben wuͤrde, ſo muͤßte auch dieſe Neben-<lb/>
wirkung von der Einbildung nicht erfolgen.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 234.</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[214/0238]
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
2. Weil die Seelenwirkungen der Einbildungen in
den mechaniſchen Maſchinen von denen, der wahren aͤu-
ßern Empfindungen dasjenige verlieren, was bey dieſen der
aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven zu ihrer Staͤrke
und Vollſtaͤndigkeit beytraͤgt, §. 228. 229. dieſer Ein-
druck aber oft eben die Bewegungen, welche die Seelen-
wirkungen der aͤußern Empfindung ſind, zugleich durch
ſeine blos thieriſche Kraft, §. 6. auch als eine Nervenwir-
kung hervorbringt, §. 183. ſo faͤllt bey den Seelenwirkun-
gen der Einbildungen in den mechaniſchen Maſchinen dieſe
Mitwirkung einer zwoten bewegenden Kraft zu ihren Be-
wegungen hinweg, und wenn von dieſer beſondre Neben-
wirkungen in der thieriſchen Oeconomie abhaͤngen ſollten,
ſo fallen auch dieſe bey den Einbildungen hinweg, wenig-
ſtens hangen ſie denn nicht von ihnen ab, ſondern waͤren
nur zufaͤlliger Weiſe damit verbunden. Wenn alſo gleich
eine Einbildung die Merkmale a, b, c, aus einer ehemali-
gen totalen aͤußern Empfindung wiederholet, mit welchen
in den mechaniſchen Maſchinen damals gewiſſe thieriſche
Bewegungen verbunden waren, die aber nicht Seelenwir-
kungen von den aͤußern Empfindungen a, b, c, ſondern nur
blos thieriſche Wirkungen (Nervenwirkungen §. 183.) des
aͤußern ſinnlichen Eindrucks, der dabey mitwirkte, gewe-
ſen; ſo bringt ſie doch dieſe blos thieriſchen Bewegungen
in den Maſchinen nicht wieder mit hervor. So wuͤrde die
Einbildung von einer Speiſe, die, wenn man ſie wirklich
aͤße, ob ſie gleich im Magen gar nicht empfunden wuͤrde,
§. 48. doch durch ihren aͤußern ſinnlichen Eindruck in ſei-
ne Nerven, (durch eine Nervenwirkung, §. 183.) die Be-
wegung der Gedaͤrme reizte, unmoͤglich dieſen Reiz der
Gedaͤrme, wenigſtens nicht als eine Nervenwirkung, ver-
urſachen koͤnnen, und wenn von dieſem Reize, als Ner-
venwirkung, eine Nebenwirkung erfolgete, z. E. daß da-
von der Urin getrieben wuͤrde, ſo muͤßte auch dieſe Neben-
wirkung von der Einbildung nicht erfolgen.
§. 234.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/238>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.