Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
den also nur diejenigen Seelenwirkungen der künftigen Em-
pfindung durch die Nerven in der thierischen Oeconomie
ausgedrücket, welche, ohne den Beystand des äußern sinn-
lichen Eindrucks, von der Seele durch die Anstrengung der
thierischen Seelenkräfte eigenmächtig hervorgebracht oder
stärker ausgedrücket werden können. §. 81. 94.

§. 259.

Die Seelenwirkungen der angenehmen Triebe und Lei-
denschaften, (deren sinnliche Reizungen Lust sind, §. 81.
Freude,) sowohl in den Lebenstheilen, als in den übrigen
mechanischen Maschinen, sind ihrer natürlichen Bestim-
mung gemäß: die hingegen, von unangenehmen, (deren
sinnliche Reizungen Unlust sind, §. 81. Betrübniß,)
widernatürlich. 245. N. 2. §. 252. 253. Durch die der
Natur gemäß veränderten Lebensbewegungen, werden alle
von ihnen abhangende Verrichtungen in der thierischen Oe-
conomie, nämlich der Umlauf, die Abscheidungen aller
Säfte und deren Ausführung durch die Ausdünstung der
Haut, so unterhalten und befördert, wie es der Gesund-
heit gemäß ist: hingegen erfolget das Gegentheil von den
widernatürlich veränderten Lebensbewegungen. Daher
sind überhaupt die angenehmen Triebe und Leidenschaften
(alle Arten der Freude,) der Gesundheit gemäß; die unan-
genehmen aber nicht: obgleich auch die ersten, wegen ihrer
ausschweifenden Heftigkeit, mehrentheils die Gesundheit
verderben, und das Leben verkürzen. §. 256. 252.

§. 260.

Die unmittelbaren Seelenwirkungen der sinnlichen
Triebe und Leidenschaften in die mechanischen Maschinen
außerhalb dem Gehirne entwickeln sich also nach folgenden
Gesetzen: Wie sich die Vorstellungskraft anstrenget, eine
vorhergesehene Empfindung um ihrer sinnlichen Reizungen
willen vollständig hervorzubringen, so erfolgen in den me-
chanischen Maschinen, durch die Nerven, aus den Eindrü-

cken

I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
den alſo nur diejenigen Seelenwirkungen der kuͤnftigen Em-
pfindung durch die Nerven in der thieriſchen Oeconomie
ausgedruͤcket, welche, ohne den Beyſtand des aͤußern ſinn-
lichen Eindrucks, von der Seele durch die Anſtrengung der
thieriſchen Seelenkraͤfte eigenmaͤchtig hervorgebracht oder
ſtaͤrker ausgedruͤcket werden koͤnnen. §. 81. 94.

§. 259.

Die Seelenwirkungen der angenehmen Triebe und Lei-
denſchaften, (deren ſinnliche Reizungen Luſt ſind, §. 81.
Freude,) ſowohl in den Lebenstheilen, als in den uͤbrigen
mechaniſchen Maſchinen, ſind ihrer natuͤrlichen Beſtim-
mung gemaͤß: die hingegen, von unangenehmen, (deren
ſinnliche Reizungen Unluſt ſind, §. 81. Betruͤbniß,)
widernatuͤrlich. 245. N. 2. §. 252. 253. Durch die der
Natur gemaͤß veraͤnderten Lebensbewegungen, werden alle
von ihnen abhangende Verrichtungen in der thieriſchen Oe-
conomie, naͤmlich der Umlauf, die Abſcheidungen aller
Saͤfte und deren Ausfuͤhrung durch die Ausduͤnſtung der
Haut, ſo unterhalten und befoͤrdert, wie es der Geſund-
heit gemaͤß iſt: hingegen erfolget das Gegentheil von den
widernatuͤrlich veraͤnderten Lebensbewegungen. Daher
ſind uͤberhaupt die angenehmen Triebe und Leidenſchaften
(alle Arten der Freude,) der Geſundheit gemaͤß; die unan-
genehmen aber nicht: obgleich auch die erſten, wegen ihrer
ausſchweifenden Heftigkeit, mehrentheils die Geſundheit
verderben, und das Leben verkuͤrzen. §. 256. 252.

§. 260.

Die unmittelbaren Seelenwirkungen der ſinnlichen
Triebe und Leidenſchaften in die mechaniſchen Maſchinen
außerhalb dem Gehirne entwickeln ſich alſo nach folgenden
Geſetzen: Wie ſich die Vorſtellungskraft anſtrenget, eine
vorhergeſehene Empfindung um ihrer ſinnlichen Reizungen
willen vollſtaͤndig hervorzubringen, ſo erfolgen in den me-
chaniſchen Maſchinen, durch die Nerven, aus den Eindruͤ-

cken
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0260" n="236"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I</hi> Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.</hi></fw><lb/>
den al&#x017F;o nur diejenigen Seelenwirkungen der ku&#x0364;nftigen Em-<lb/>
pfindung durch die Nerven in der thieri&#x017F;chen Oeconomie<lb/>
ausgedru&#x0364;cket, welche, ohne den Bey&#x017F;tand des a&#x0364;ußern &#x017F;inn-<lb/>
lichen Eindrucks, von der Seele durch die An&#x017F;trengung der<lb/>
thieri&#x017F;chen Seelenkra&#x0364;fte eigenma&#x0364;chtig hervorgebracht oder<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker ausgedru&#x0364;cket werden ko&#x0364;nnen. §. 81. 94.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 259.</head><lb/>
              <p>Die Seelenwirkungen der angenehmen Triebe und Lei-<lb/>
den&#x017F;chaften, (deren &#x017F;innliche Reizungen Lu&#x017F;t &#x017F;ind, §. 81.<lb/><hi rendition="#fr">Freude,</hi>) &#x017F;owohl in den Lebenstheilen, als in den u&#x0364;brigen<lb/>
mechani&#x017F;chen Ma&#x017F;chinen, &#x017F;ind ihrer natu&#x0364;rlichen Be&#x017F;tim-<lb/>
mung gema&#x0364;ß: die hingegen, von unangenehmen, (deren<lb/>
&#x017F;innliche Reizungen Unlu&#x017F;t &#x017F;ind, §. 81. <hi rendition="#fr">Betru&#x0364;bniß,</hi>)<lb/>
widernatu&#x0364;rlich. 245. <hi rendition="#aq">N.</hi> 2. §. 252. 253. Durch die der<lb/>
Natur gema&#x0364;ß vera&#x0364;nderten Lebensbewegungen, werden alle<lb/>
von ihnen abhangende Verrichtungen in der thieri&#x017F;chen Oe-<lb/>
conomie, na&#x0364;mlich der Umlauf, die Ab&#x017F;cheidungen aller<lb/>
Sa&#x0364;fte und deren Ausfu&#x0364;hrung durch die Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung der<lb/>
Haut, &#x017F;o unterhalten und befo&#x0364;rdert, wie es der Ge&#x017F;und-<lb/>
heit gema&#x0364;ß i&#x017F;t: hingegen erfolget das Gegentheil von den<lb/>
widernatu&#x0364;rlich vera&#x0364;nderten Lebensbewegungen. Daher<lb/>
&#x017F;ind u&#x0364;berhaupt die angenehmen Triebe und Leiden&#x017F;chaften<lb/>
(alle Arten der Freude,) der Ge&#x017F;undheit gema&#x0364;ß; die unan-<lb/>
genehmen aber nicht: obgleich auch die er&#x017F;ten, wegen ihrer<lb/>
aus&#x017F;chweifenden Heftigkeit, mehrentheils die Ge&#x017F;undheit<lb/>
verderben, und das Leben verku&#x0364;rzen. §. 256. 252.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 260.</head><lb/>
              <p>Die unmittelbaren Seelenwirkungen der &#x017F;innlichen<lb/>
Triebe und Leiden&#x017F;chaften in die mechani&#x017F;chen Ma&#x017F;chinen<lb/>
außerhalb dem Gehirne entwickeln &#x017F;ich al&#x017F;o nach folgenden<lb/>
Ge&#x017F;etzen: Wie &#x017F;ich die Vor&#x017F;tellungskraft an&#x017F;trenget, eine<lb/>
vorherge&#x017F;ehene Empfindung um ihrer &#x017F;innlichen Reizungen<lb/>
willen voll&#x017F;ta&#x0364;ndig hervorzubringen, &#x017F;o erfolgen in den me-<lb/>
chani&#x017F;chen Ma&#x017F;chinen, durch die Nerven, aus den Eindru&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">cken</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0260] I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. den alſo nur diejenigen Seelenwirkungen der kuͤnftigen Em- pfindung durch die Nerven in der thieriſchen Oeconomie ausgedruͤcket, welche, ohne den Beyſtand des aͤußern ſinn- lichen Eindrucks, von der Seele durch die Anſtrengung der thieriſchen Seelenkraͤfte eigenmaͤchtig hervorgebracht oder ſtaͤrker ausgedruͤcket werden koͤnnen. §. 81. 94. §. 259. Die Seelenwirkungen der angenehmen Triebe und Lei- denſchaften, (deren ſinnliche Reizungen Luſt ſind, §. 81. Freude,) ſowohl in den Lebenstheilen, als in den uͤbrigen mechaniſchen Maſchinen, ſind ihrer natuͤrlichen Beſtim- mung gemaͤß: die hingegen, von unangenehmen, (deren ſinnliche Reizungen Unluſt ſind, §. 81. Betruͤbniß,) widernatuͤrlich. 245. N. 2. §. 252. 253. Durch die der Natur gemaͤß veraͤnderten Lebensbewegungen, werden alle von ihnen abhangende Verrichtungen in der thieriſchen Oe- conomie, naͤmlich der Umlauf, die Abſcheidungen aller Saͤfte und deren Ausfuͤhrung durch die Ausduͤnſtung der Haut, ſo unterhalten und befoͤrdert, wie es der Geſund- heit gemaͤß iſt: hingegen erfolget das Gegentheil von den widernatuͤrlich veraͤnderten Lebensbewegungen. Daher ſind uͤberhaupt die angenehmen Triebe und Leidenſchaften (alle Arten der Freude,) der Geſundheit gemaͤß; die unan- genehmen aber nicht: obgleich auch die erſten, wegen ihrer ausſchweifenden Heftigkeit, mehrentheils die Geſundheit verderben, und das Leben verkuͤrzen. §. 256. 252. §. 260. Die unmittelbaren Seelenwirkungen der ſinnlichen Triebe und Leidenſchaften in die mechaniſchen Maſchinen außerhalb dem Gehirne entwickeln ſich alſo nach folgenden Geſetzen: Wie ſich die Vorſtellungskraft anſtrenget, eine vorhergeſehene Empfindung um ihrer ſinnlichen Reizungen willen vollſtaͤndig hervorzubringen, ſo erfolgen in den me- chaniſchen Maſchinen, durch die Nerven, aus den Eindruͤ- cken

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/260
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/260>, abgerufen am 22.11.2024.